Interview: Avanish
24. März 2001
By Francoise S.

Nach dem Konzert von Avanish im B7 Soundclub in Dürnten hatte ich die Gelegenheit, Gitarrist Mason und Shouter Jörg ins Kreuzverhör zu nehmen. Die beiden gaben mir eingehend Auskunft über ihre Debut-CD, die livehaftige Feuertaufe sowie die gesteckten Ziele. Die beiden Metal-Indianer gaben nicht nur aufschlussreiche Antworten - nein, selbst an einer gehörigen Portion Humor fehlt es den Herren nicht. Aber... lest selbst.



SMF: Lasst uns bei eurem Debut-Album beginnen. Wann und wo habt ihr „Gods of
Destiny“ aufgenommen?


Mason: In unserem bandeigenen Studio - das heisst in unserem Proberaum! Wir haben dann direkt neben dem Proberaum noch ein zusätzliches Zimmer angemietet, in dem wir dann den Regieraum eingerichtet haben. Dann haben wir das Ganze in Eigenregie eingehämmert. Das war im Juli. Im September war die CD dann komplett fertig.

Jörg: (rechnet nach) Also im Ganzen drei Monate...

SMF: „Avanish“ ist indianisch und heisst „Gott der Erde“. Bescheiden seid ihr ja nicht unbedingt?!

Jörg: Bedingt auch nicht! (lacht) Nee, das ist eh nur ein Fantasie-Name. Wir wollten einfach nur einen Namen, der exotisch klingt. Im Prinzip wollten wir etwas, bei dem nicht jeder gleich weiss, was es bedeutet. Der Klang des Wortes war uns auch sehr wichtig. So sind wir dann auf etwas Indianisches
gekommen, weil das auch etwas spirituell ist. Ja, und Avanish klingt geil!

Mason: Aber es war nicht einfach, einen Bandnamen zu finden. Wir haben echt lange gesucht und hatten vor Avanish noch andere Ideen für einen Namen.

SMF: Welche Namen standen noch zur Auswahl?

Jörg: „Sinvasion“.

Mason: Total peinlich!

Jörg: Das ist ein zusammengesetztes Fantasiewort aus „Sin“ und „Invasion“. Also sündige Invasion.

Mason: Das find ich total peinlich! „Segment of Legacy“ war da noch. Aber... Avanish klingt schon besser...
Jörg:... kurz und bündig. Klingt geil, sieht geil aus...

Mason:... und vor allem vom Outfit her, wie soll ich sagen, dieses indianische... Da hast du die Möglichkeit...

Jörg:... ein Konzept reinzubringen, das wir auch live auf der Bühne umsetzen können. Das haben wir im Prinzip gesucht, weil das vielen Bands fehlt. Also kein Piratenkonzept, kein Ritterkonzept sondern ein indianisches Konzept. Das gabs bis jetzt auch noch nicht.

Mason: Und es passt zum Metal.

Jörg: Genau. Indianische Metal-Krieger. Nur hat das noch keiner gemerkt. (lacht)

SMF: Wer von euch ist für das Songwriting zuständig?

Jörg: Eigentlich alle. Aber ich würde sagen, wir haben zwei Hauptsongwriter. Unsere Songs entstehen meistens aus einem Riff und der Gesangsmelodie. Das machen meistens Tino (Rothe, g, Anm. d. Verf.) und ich, und an der Ausarbeitung der Songs sind dann alle beteiligt. Aber so genau kann ich
das nicht sagen. Der Mason ist auch schon mal mit einem Riff angekommen, auf das ich dann gesungen hab.

Mason: Ja, aber das ist dann meistens ein Problem. Immer, wenn ich etwas anschleppe, muss Jörg natürlich eine Gesangslinie drüber legen. Dann müssen wir alles umbauen, weil es sonst nicht passt. Meistens stell ich mir was drunter vor, wenn ich mit einer Idee daherkomme, und am Schluss kommt immer was ganz anderes dabei raus. (lacht)

SMF: Wie stehts mit den Texten? Schreibt ihr die auch alle gemeinsam?

Jörg: Die mach alle ich. Der Jörg macht alle Texte! (Ok, ok, ich habs geschnallt... d. Verf.)

SMF: Erzähl ein wenig darüber. Was sind das für Texte?

Jörg: Hauptsächlich Fantasietexte. Nichts Politisches und keine Weltverbesserungs-texte. Das haben wir schon mal gemacht, das muss nicht sein.

SMF: Was heisst „das haben wir schon mal gemacht“?

Jörg: Mit unserer ehemaligen Band. Den Namen muss ich nicht erwähnen - das interessiert kein Schwein! Die Texte damals waren deutschsprachig und alle ziemlich negativ. Darauf habe ich keine Lust mehr. Positiv muss es ein, mit aufbauenden Texten. Natürlich kommen auch bei Avanish Blut und Tod in den Texten vor. „Father’s Eyes“ ist ja eigentlich ein Kriegslied. Das ist der einzige negative Song auf unserem Album.

SMF: Die Texte sind also von A-Z reine Fantasie?

Jörg: Ja... eigentlich schon. In „Devil Beside“ geht’s um einen Spanner, der sich aufgeilt, indem er immer diese Frau beobachtet. Im Prinzip ist das sein Lebensding, weil er nichts anderes hat in seinem Dasein. Dieser Text ist eigentlich auch nur Fantasie, aber diese Story handelt in Wirklichkeit vom Mason; der erzählt mir immer von seinen Spanner-Abenteuern.

Mason: Das ist eine Lüge! Eine Lüge!

Jörg: Ja, das war bloss ein Scherz! Jetzt krieg ich dann einen Hammer zurück. „Jörg ist schwul“ oder so!

Mason: Ja, schreib das! (allgemeines Gelächter)

SMF: Die meisten Bands mögen es nicht, mit anderen Bands verglichen und so in eine Schublade gesteckt zu werden. Ihr nehmt der Presse das jedoch gleich vorweg und stellt die Vergleiche mit Helloween, Pretty Maids und Rhapsody selbst auf.

Jörg: Die Leute, welche die CD kaufen, wollen Vergleiche hören. Die möchten ungefähr wissen, in welche Richtung die Musik geht. Ich sag nicht, dass wir wie Helloween oder Pretty Maids klingen. Es ist eine Mischung aus allem, denn wir sind Avanish und haben unsereren total eigenen Stil. Daran erkennt man uns auch sofort. Trotzdem wollen die Leute Vergleiche hören.

Mason: Viele fragen halt, was wir für Sound machen...

Jörg:... und wenn wir sagen, wir klingen wie Avanish - das interessiert kein Schwein!

Mason: Sich selbst zu beurteilen ist ja eh schwer. Ich mein, wir haben schon ganz andere Sachen gehört.

SMF: Zum Beispiel?

Mason: Dass der Jörg wie Ozzy klingt! Für uns ist das aber nicht nachvollziehbar.

Jörg: Ich kapiers auch nicht! Ich glaube, das liegt eher an den Gesangslinien. Es gibt einige Parts, die vielleicht an Ozzy erinnern, aber das ist nicht meine Stimme sondern nur die Linie.

Mason: Ich glaube, die Schubladen werden erst geöffnet, wenn die Plattenkritiken kommen. Erst dann werden wir in eine Schublade gesteckt - ganz offiziell!

SMF: Wie seid ihr zu eurem Deal mit EboLa Records gekommen?

Mason: Das haben wir wohl unserem Basser zu verdanken.

Jörg: Ja, übers Internet.

Mason: Der Mitch und ich haben überall Bewerbungen hingeschickt. Tja, und Mitch hatte Erfolg.

SMF: Seid ihr mit der Arbeit eures Labels zufrieden?

Jörg: Bis jetzt, ja. Ich glaube, die sind mordsprofessionell. Die geben wirklich Gas!

Mason: Ein definitives Urteil können wir jetzt natürlich noch nicht abgeben, aber ich habe ein gutes Gefühl.

SMF: Wie wichtig ist euch euer Image?

(langes, langes Schweigen)
Mason: Ich denk schon, dass das wichtig ist.

SMF: Was habt ihr denn für ein Image?

Jörg: Noch keins, denn die Leute kennen uns kaum. Die CD ist noch nicht veröffentlicht und wir haben erst jetzt angefangen live zu spielen. Die Leute kennen uns nur übers Internet, deshalb glaube ich nicht, dass wir uns schon ein Image aufbauen konnten.

SMF: Das Image erhält man demnach durch die Leute?

Jörg: Auf jeden Fall!

Mason: Du kannst dir das Image auch selbst basteln.

Jörg: Ja, aber dann ist es künstlich.

Mason: Das Problem ist, wenn du dir das Image selbst aufbaust, dann musst du es durchziehen - bis zum bitteren Ende.

Jörg: (schaut mich fragend an) Ja, meinst du jetzt Konzept oder Image???

SMF: Image!

Jörg: Das ist nämlich ein Unterschied! (Was du nicht sagst! d. Verf.) Das Konzept machen schon wir selbst, aber das Image bekommst du von den Leuten draussen.

SMF: Wenn ihr euch ein Image aussuchen könntet, wie würde das aussehen?

(einmal mehr laaaanges Schweigen)
Mason: Die kann Fragen stellen! (Ich weiss! d. Verf.)

Jörg: Das ist schwer. Kann ich nicht sagen.

Mason: Wir wollen schon positiv rüberkommen.

Jörg: Auf jeden Fall kein Manowar-Image, auf keinen Fall! Nicht sowas, darauf habe ich keinen Bock! Die Zeiten sind sowieso vorbei. Das kannst du machen, wenn du eine Kultband bist, sonst wirst du nicht ernstgenommen. Wir wollen auf jeden Fall Professionalität ausstrahlen.

SMF: Der Metalmarkt ist derzeit mit Newcomerbands völlig überflutet. Warum sollen die Fans gerade euer Produkt kaufen?

Jörg: Weil... hmm...

Mason: Das muss der Käufer entscheiden. Ich kann unsere CD sowieso nicht beurteilen. Ich kann nicht sagen, ob sie gut oder schlecht ist.

SMF: Trotzdem müsst ihr doch von euch überzeugt sein!

Mason: Ja, natürlich! Wir selber finden ja schon geil, was wir machen. Aber ob andere das auch geil finden, das kann ich schlecht sagen.

Jörg: Was uns auf jeden Fall auszeichnet, sind die vielen Keyboards, die wir einsetzen, was im Metal nicht unbedingt normal ist. Aber ich denke, dass das ein Pluspunkt für uns ist, weil man das nicht unbedingt kennt. Das Keyboard ist auch nicht aufdringlich sondern total passend, weil es einfach eine gewisse Atmosphäre in die Songs bringt. Das ist etwas, was bei anderen Bands nicht so extrem ist.

Mason: Wir machen einfach den Sound, den wir geil finden. Bleibt nur zu hoffen, dass das Publikum das auch so empfindet. Jedenfalls machen wir nicht mehr denselben Fehler wie mit der alten Band. Das war eher so ein Experiment, sag ich mal. Wir wollten da was Bestimmtes machen...

Jörg:...wir wollten auf einen fahrenden Zug aufspringen. Hardrock mit deutschen Texten war zu der Zeit grad „in“.

Mason: Genau das wollen wier jetzt nicht mehr machen - wir machen nur noch das, was uns Spass macht und wir voll dahinter stehen.

SMF: Welche Ziele wollt ihr erreichen?

Jörg: 10 Millionen CD’s verkaufen! Mehr nicht, das würde schon reichen... (lacht)

Mason: Im Metal muss man realistisch sein. Es gibt nur sehr wenige Bands, die von der Musik leben können. Wenn das klappen würde, wäre das schön. Aber damit zu rechnen wäre schon unrealistisch.

Jörg: Ich möchte einen kleinen Erfolg sehen.

SMF: Ihr habt heute euer allererstes Konzert mit Avanish absolviert. Wie fühlt ihr euch?

Jörg: Ich hätte vor dem Konzert mehr Liegestütze machen sollen! Mein letztes Konzert ist schon zwei Jahre her. Es war schon recht anstrengend... Ach, nee, schreib das nicht - schreib ich bin ´ne Sportskanone! (lacht) Nee, also für das erste Konzert wars ok.

Mason: Ich war auf jeden Fall noch nie so ruhig vor einem Konzert! Es hat nur der krönende Abschluss noch gefehlt...

Jörg:...leider ist zum Schluss der Strom ausgefallen!

Mason: Aber ob es wirklich gut war, kann ich erst sagen, wenn ich unseren Videomitschnitt gesehen habe.

SMF: Für Alex, euren Keyboarder, war das heute sein erstes, einziges und letztes Konzert mit Avanish. Was ist der Grund für seinen Ausstieg?

Mason: Er macht ´ne Kreuzfahrt! Alex hat studiert, ist jetzt fertig und hat eben einen Job auf einem Kreuzfahrtschiff gekriegt.

Jörg: Im Moment ist ihm das eben wichtiger, und das akzeptieren wir auch. Wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir so schnell wie möglich einen guten Ersatz finden. Das Keyboard ist halt schon wichtig in unserer Musik.

SMF: Was steht in der nächsten Zeit auf eurem Plan?

Mason: Das nächste, was geplant ist, ist eine kleine Tour im September/Oktober 2001 im Vorprogramm von Subway. Und natürlich wird Ende Mai 2001 unser Album veröffentlicht.

SMF: Möchtet ihr noch etwas anfügen?

Jörg: Ich sauf‘ jetzt noch ein Bier...!

CHEERS!