Interview: Battalion
By Kissi


Als wäre es gestern gewesen erinnere ich mich daran, wie ich eines schönen Tages ein Päckchen von Scheffe Roxx mit neuem CD-Reviews-Material darin erhielt. Ungeduldig riss ich den luftgepolsterten Schutzumschlag auf. Neben Power- und Melodic-Metal-Scherben von Dream Evil, Falconer und Rhapsody Of Fire, wie ich sie mir damals reihenweise reinzog, blickte mich von einer anderen Scheibe ein grimmiger Cyborg an, der gerade dabei war, seine menschliche Maske vom chromstählernen Gesicht zu reissen. Die Urheber der Demo-Scheibe mit dem unfehlbaren Titel „The Fight For Metal“: Battalion.


2006 war das und Battalion noch blutjunge Newcomer. Viel ist seither passiert im Camp der Zürcher. Unzählige Shows wurden gespielt, 2010 veröffentlichte man in Eigenregie das starke, vom Thrash-Metal der Sorte Metallica, Megadeth und Co. durchtränkte Debüt „Underdogs“. Dann der Schicksalsschlag: Nur einige Monate später verübte Cyril Etzensperger, Gitarrist und Bruder von Fronter Silvan, Selbstmord. Wie es der Wunsch Cyrils gewesen wäre machten Battalion jedoch weiter und erarbeiteten sich dem einen oder anderen weiteren Line-up-Wechsel zum Trotz nach und nach eine treue Fan-Base. „Set The Phantom Afire“, so nennt sich das neuste Machwerk des Quartetts, welches am Samstag, 29. September mit einer stilechten Release-Show im Zürcher Dynamo der Welt zum Ohrenfrass vorgesetzt wurde. Zu diesem zweiten Thrash-Angriff, zum immer noch präsenten Cyborg und über die ewigen Nörgler befragte Metal Factory Fronter Silvan Etzensperger und Drummer Samy Riedener.

Metal Factory: Ende Monat erscheint euer zweites Album „Set The Phantom Afire“. Wie geht es euch momentan und was macht ihr dieser Tage?

Silvan Etzensperger: Wir stecken mitten in den Vorbereitungen und Proben für die Plattentaufe, welche am 29. September 2012 im Dynamo Zürich stattfindet.

Samy Riedener: Mit der Band läuft‘s gut… Es geht vorwärts.

MF: Das erste was auffällt, wenn man euer neues Album in die Finger kriegt, ist das Cover. Wie schon auf dem Vorgänger „Underdogs“ von 2010 und eurem Demo „The Fight For Metal“ von 2006 wird man von einem Cyborg-Monster angeglotzt. Wer ist das? Ist das eure Version von Maidens Eddie oder Megadeths Vic Rattlehead?

Silvan: Das ist Underdog, unser Maskottchen. Wir haben das erste Cover im Internet gefunden und nicht in Auftrag gegeben. Wir wollten den so beibehalten, in einer anderen Umgebung. Deswegen haben wir das zweite Cover wie schon das von „Uderdogs“ von Paul Raymond Gregory (u.a. Saxon, Dio, Blind Guardian, Molly Hatchet – Anm.d.Red.) so gestalten lassen.

MF: Nicht nur das Cover, sondern auch der Titel ruft Assoziationen hervor. „Set The Phantom Afire“ erinnert an „Set The World Afire“ der Kanadier Annihilator. Zufall oder was hat es damit auf sich?

Silvan: Ich kenn das Album nicht, dafür andere Dinge mit „Phantom“. Man kann das Rad nicht neu erfinden im Heavy Metal. Haben wir auch keinen Bock darauf. Es wird immer irgend ein Wort geben dass schon gibt.

Samy: Annihilator kennen wir schon, aber das Album sagt uns nichts…

Silvan: Wenn du jetzt „Phantom Lord“ von Metallica oder „Phantom Of The Opera“ von Iron Maiden gesagt hättest… Wahrscheinlich sind wir eher von dort beeinflusst aber nicht von Annihilator.

MF: Also Zufall. Was sind denn eurer Meinung nach die grössten Unterschiede zwischen „Set The Phantom Afire“ und eurem Debüt „Underdogs“ von 2010?

Samy: Songwriting-technisch ist alles viel ausgereifter, egal welches Instrument. Es ist alles grösser und besser. Das ganze Album hat schnellere Songs, es hat langsamere Songs. Alles ist viel bunter, abwechslungsreicher. Dazu ist „Set The Phantom Afire“ rauher, old-schooliger aufgenommen als „Underdogs“.

MF: Viel ist passiert in den zwei Jahren zwischen „Underdogs“ und „Set The Phantom Afire“. Das einschneidenste Ereignis war sicherlich der Suizid eures Gitarristen, Freundes und Bruders Cyril 2010. Wie hat sich das auf die Band ausgewirkt? Wie auf das Album?

Samy: Die Band hat nach einer kurzen Pause weiter gemacht. Das wollte Cyril auch so. Battalion ist unser Leben.

Silvan: Auch musikalisch gesehen waren wir natürlich gefordert. Das schwierigste war die neue Scheibe, was auch mit ihm schwierig geworden wäre. Aber wir haben uns den Arsch aufgerissen und ja, das neue Album ist besser geworden.

Samy: Wir haben uns wirklich den Arsch aufgerissen. Wir haben jeden Samstag und Sonntag jeweils neun Stunden im Proberaum verbracht und haben gespielt, analysiert und verbessert. Wir haben enorm viel Zeit investiert in diese Scheibe. Wie gesagt: Battalion ist unser Leben.

MF: Was gibt es sonst noch über die Entstehung von „Set The Phantom Afire“ zu berichten? Ihr habt das Album selbst produziert (und danach von V.O. Pulver mastern lassen). Was waren die Gründe für diese Entscheidung?

Silvan: Wir haben uns CDs von verschiedenen Studios gekauft und diese miteinander verglichen. Die Arbeit von V.O. haben wir schlicht als die für uns geeignetste empfunden. Dazu kennen wir ihn als angenehmen und sympathischen Typen. Deshalb haben wir uns für ihn entschieden. So simpel ist das.

MF: Schaut man sich die Songlängen von „Set The Phantom Afire“ an, dann fällt auf, dass mit „Buried Nation“ (5:52min), „Set The Phantom Afire“ (8:55min) und „Underdogs“ (5:36min) zuerst drei längere Nummern kommen und danach tendenziell kürzere. Warum?

Silvan: Das hat sich einfach so ergeben, da steckt keine wirkliche Überlegung dahinter.

MF: Battalion sind Thrash Metal, keinen Zweifel. Was erwidert ihr aber Kritikern, welche euch vorwerfen, dass ihr einfach den Sound von vor 30 Jahren, von Metallica, Exodus und Megadeth kopiert?

Samy: Das ist der Sound den wir hören… Deshalb machen wir auch solchen Sound.

Silvan: Ich höre diesen Vorwurf immer wieder, bei jeder neuen Band. Du wirst immer mit alten Bands verglichen! Unser Ziel ist es nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern wir wollen in erster Linie Sound machen, der uns gefällt. Wenn er andern auch gefällt, dann ist das super. Und allen denen es nicht gefällt, die sollen doch Metallica und Slayer hören.

Samy: Ich versteh diese Kritiker nicht, die sagen, wir wären eine Kopie von Metallica und Slayer, diese Bands aber gleichzeitig gut finden. Dann müssten sie unseren Sound ja auch gut finden.

Silvan: Die Leute machen sich zu viele Gedanken. Wenn sie’s gut finden, dann sollen sie’s hören… Und sonst sollen sie halt etwas anderes machen.

MF: Eure Top 5 Thrash Metal Scheiben aller Zeiten?

Samy: Ich denke, das deckt sich bei uns beiden ziemlich…

Silvan: „Justice For All“ und „Master Of Puppets” von Metallica und Megadeth’s “Rust In Peace”.

Samy: Ich finde Exodus' „Pleasures Of The Flesh“ und Sepultura’s „Arise“ noch geil.

MF: Ihr seid ja nicht die einzige junge Band, die den Thrash Metal wieder aufleben lässt. Welches sind für euch eure besten Mitkonkurrenten? Eure Lieblinge unter den neuen Thrash Bands?

Samy: Zu der Frage möchte ich kurz eine Anmerkung machen. Bevor „Underdogs“ veröffentlicht wurde sind wir noch nicht wirklich in der Metalszene verkehrt, sondern haben unsere Freizeit eingesperrt in unseren Zimmern verbracht, um Musik zu machen… Wir haben all diese neuen Thrash-Bands wie Gama Bomb, Bonded By Blood etc. gar nicht gekannt damals und wollten dementsprechen auch nicht auf diese Welle aufspringen. Wir machen ja auch nicht nur puren Thrash Metal…

Silvan: Wir machen einen Mix zwischen Heavy Metal und Thrash Metal. Wir haben extreme NWOBHM-Einflüsse.

Samy: Aber ja, zurück zur Frage… Sicher Evile.

Silvan: Ja, Evile. Die erste Scheibe von Bonded By Blood finde ich aber auch gut.

MF: Diesen Sommer habt ihr am Bloodstock Open Air in England gespielt. Wie ist das zustande gekommen und wie war das?

Silvan: Wir haben ihnen unsere CD geschickt und die hat den Organisatoren gefallen… Wir haben dann auf der Sophie Lancaster Stage vor etwa 1500 Leuten gespielt, für uns der grösste Gig überhaupt bis jetzt. Zwar nur eine halbe Stunde aber es war trotzdem sehr geil. Ich habe bisher noch nie an einem so professionellen Festival gespielt… Alles war top organisiert und wir wurden mit Respekt behandelt, was als Underground-Band nicht selbstverständlich ist. Es war für uns eine ganz tolle Erfahrung.

Samy: Wir sind das erste Mal mit dem Flugzeug irgendwo hin geflogen um zu spielen. Eine ganz neue Erfahrung für uns und schon ziemlich cool.

MF: Was sind eure Pläne für die nächste Zeit?

Silvan: Nach der Plattentaufe spielen wir noch eine Festivalshow und im November und Dezember dann diverse Clubshows in der ganzen Schweiz. Im nächsten Frühling soll es dann wieder ins Ausland gehen. Längerfristig gesehen möchten wir so viele Shows wie möglich spielen und neue Alben aufnehmen, wie man das als Band halt so macht.

Samy: Ja, genau! So wie bisher: CD aufnehmen, Shows spielen, CD aufnehmen, Shows spielen und so weiter. It’s a long way to the top if you wanna rock n‘ roll.