Kumpels, die zusammen
Musik machen.
Danny Rexon (Gesang), Joél Cirera (Drums), Jens
Sjöholm (Bass), Chrisse Olsson (Gitarre) und Jens
Lundgren (Gitarre) sind Crazy Lixx. Eine Truppe, die
seit fast zwei Jahrzehnten mit ihrem kernigen Hardrock
den Fans sehr viel Freude bereitet. Vieles wird dabei in
Eigenregie gemacht und mit Blick nach vorne entworfen
und umgesetzt. Die Interviewpartner sind auf dem Boden
geblieben, wissen, dass die Welt nicht mehr zu
revolutionieren ist und machen alles mit viel Spass in
den Backen.
Was in achtzehn Jahren passieren kann,
lassen Danny und Bassist Jens in folgendem Interview
Review passieren. Dabei wird der Bassmann sogar von
seinem Sänger, nach acht Jahren, als neues Bandmitglied
fest in die Truppe aufgenommen. Tja, zu was Metal
Factory alles beitragen kann… Kleiner Tipp am Rande. Wer
Crazy Lixx bis jetzt noch nicht als eine der geilsten
Live-Bands kennengelernt hat, kann dies nachholen und
das ebenso kultige Brienzer Rockfest am 07. August 2020
besuchen, wenn die Schweden, zusammen mit H.E.A.T. und
anderen Combos, die Bühne unsicher machen werden. Neben
einer tollen Bühnenshow werden Crazy Lixx auch mit ihren
knackigen und mitreissenden Songs begeistern!
MF: Achtzehn Jahre Crazy Lixx, aber wie hat alles bei euch
begonnen?
Danny: Das muss im letzten
Jahrtausend gewesen sein (lacht). Nein alles begann
2002. Aus dieser Zeit haben nur Joél und ich überlebt
(grinst). Zum Laufen kam alles, als wir unseren ersten
Plattenvertrag unterschrieben und 2007 das erste Album
(«Lound Minority») veröffentlichten. Wir gingen auf Tour
und erhielten die Möglichkeit, auch ausserhalb von Schweden
aufzutreten. Davor waren Crazy Lixx ein lokaler Akt. 2002
waren wir die Einzigen in Schweden, welche diese Art von
Musik spielten. Death Metal und Gothic Metal war das
grosse Ding und hatte seinen Ursprung in Göteborg.
Power Metal zog wenig später seine Kreise. Wir
versuchten unseren Sound am Leben zu erhalten und
wussten, dass es nicht einfach werden würde. Aber es war
genau die Musik, die wir liebten und spielen wollten.
Crazy Lixx starteten im Süden von Schweden und arbeiteten
sich in den Norden hoch (grinst). Mit Wochenenden-Gigs
konnten wir unseren Namen bekannter machen. So hat alles
vor fast zwei Jahrzehnten begonnen (grinst zufrieden).
Mein erster Auftritt war nicht gerade professionell. Zu
einem Metallica-Track traten wir auf. Bei diesem
Playback-Gig spielten wir in der Schule vor unseren
Eltern, damit wir mit dem Geld einen Ausflug finanzieren
konnten. Ganz ehrlich, das war schlechtere
Standup-Comedy (alle lachen). Wir performten «Ride The
Lightning» (grinst), das Ganze dauerte über sechs
Minuten und wir droschen dabei auf diese elektronischen "Hot
Lixx" Spielzeuggitarren ein. Zehn Jahre später erinnerte
ich mich an diesen Auftritt und nannte meine Truppe
"Crazy Lixx". Erst später sah ich im Internet, dass
meine Erinnerungen an den Namen falsch waren (lacht).
Nicht Crazy Lixx, sondern Hot Lixx hiessen die Dinger
(lacht). Tja, dumm gelaufen, aber der Name hört sich
cool an.
MF: Wie schwierig waren die
Besetzungswechsel für euch?
Danny: Ich denke, aus unterschiedlichen Gründen hatten
wir einige Veränder-ungen. Dabei feuerten nicht wir ein
Bandmitglied, sondern die Jungs verliessen uns aus
anderen Beweg-gründen. Es ist nicht einfach sich von der
Musik zu ernähren. Schon gar nicht, wenn eine Familie
ins Spiel kommt. Wir waren keine Feinde, die zusammen
auf die Bühne gingen und sonst nicht miteinander
sprachen, wie dies bei vielen Truppen in den achtziger,
oder neunziger Jahren üblich war. Dazu verdienten wir
viel zu wenig Geld (grinst). Crazy Lixx bestehen aus
Kumpels, die zusammen musizieren wollen. Vic Zino
verliess uns und stieg bei Hardcore Superstar ein. Zwei
völlig unterschiedliche Truppen. Ich kann Vics
Entscheidung absolut nachvollziehen. Es ist nicht
einfach, wenn du eine Combo gründest, auf Tourneen gehen
willst, die aus unterschiedlichen Gründen aber abgesagt
werden. Das aktuelle Line-up ist seit vier Jahren
zusammen und hat zwei Alben veröffentlicht. Es
funktioniert alles bestens, und ich denke, dass wir noch
lange zusammenbleiben werden.
MF: Jens, wie einfach oder wie schwierig
war es für dich 2012 bei Crazy Lixx einzusteigen?
Jens: Eigentlich sehr einfach. Zu der Zeit
spielte ich in einer anderen Band. Crazy Lixx suchten
einen neuen Bassisten und luden mich zu einer Probe ein.
Es war aber kein Vorspielen nach dem Motto: "Okay spiel
mal, passt, du hast den Job!" Wir verabredeten uns
nochmals und übten ein paar weitere Tracks zusammen. Zu
Hause lernte ich all die Lieder und so blieb ich bei
Crazy Lixx.
Danny: Beim ersten Konzert hattest
du Probleme mit deinem Bass (grinst), aber das war nicht
deine Schuld! Nach diesem Gig war klar, dass Jens bei
uns bleiben wird. Aber wir haben… OKAY, machen wir es
nun offiziell? Du bist der Bassist von Crazy Lixx
(lacht).
Jens: Endlich (lautes Lachen)
MF: Als ihr mit der Musik begonnen habt,
stand sicher der Spass im Zentrum. Als das Geschäft dazu
kam, hat sich für euch etwas verändert?
Danny: Je älter du wirst, desto mehr veränderst du dich.
Was damals wichtig war, ist es heute nicht mehr.
Natürlich hat sich auch abseits der Band vieles in
meinem Leben verändert. Ich bin nun seit fast zwanzig Jahren
mit dieser Truppe unterwegs. Logisch wollten wir die
Welt dominieren und beherrschen, dabei in unseren jungen
Jahren alles erobern. Je länger du ein Teil dieser Szene
bist, desto mehr wirst du aber merken, dass die "world
domination" nicht mehr möglich ist (lächelt). Wir
versuchten mit der Zeit die Dinge zu tun, welche alle
glücklich machen und wir mehr geniessen können. Die
Idee, was die Band sein will oder verkörpern wollte,
hat sich über die Jahre verändert. Heute leben und
geniessen wir mehr den Moment. Klar wollen wir mit Crazy
Lixx grösser und erfolgreicher werden. Aber wir
verfallen nicht mehr in Panik, wenn wir keinen neuen
Welthit schreiben (lacht). Das ist mit unserem Sound
auch nicht möglich. Rock-Musik ist nicht mehr
"Mainstream". Wir erinnern uns gerne an eine Zeit, in
der Rockmusik, die Charts, die TV-Stationen und Radios
dominierten. Heute hat sich zu viel verändert. Eine
kleinere, aber loyale Fangemeinde ist dabei wichtiger,
als 100'000 Leute, die dich heute cool finden und sich
morgen von dir abwenden. Von unseren Grundgedanken
damals, dass wir die Welt und dann das Universum
einnehmen wollten, sind wir heute ziemlich weit weg
(grinst). Der Realität ins Auge blicken und dabei das
Mögliche umsetzen steht bei uns im Fokus.
Jens:
Ich denke, wir haben uns eine gute und stabile Basis
aufgebaut. Dabei können wir von einer soliden Fanbasis
leben, uns mehr auf die Musik konzentrieren, Geld
verdienen und ich meinen Job in den Hintergrund stellen.
Es ist ein stetiges Wachsen.
MF: Wenn du die Möglichkeit dazu hättest, was
würdest du bezüglich der letzten achtzehn Jahre ändern?
Danny: Ich denke…
Jens: …den Sänger (lachend)…
MF: …oder doch noch den Bassisten (alle
lachen)…
Danny: …genau, hey, er war fünf
Minuten lang festes Mitglied, das sollte doch reichen
(lautes Lachen aller). Im Ernst, wir haben in all den
Jahren sehr viel gelernt. Aber ich wäre froh gewesen,
dass ich die Erfahrungen als Produzent oder als besserer
Songwriter früher gemacht hätte. Das hätte der Band viel
Positives eingebracht. Aber alles braucht seine Zeit, um
das Gelernte auch umsetzen zu können. Macht man die
schlechten Erfahrungen nicht, lernt man nicht und kann
sich nicht verbessern. Alles unterliegt einem Prozess
und brauchte einen Moment. Heute können wir uns auf das
konzentrieren, was uns allen wichtig ist. Früher hatten
zu viele Leute das Gefühl, sich einbringen zu müssen und
uns zu sagen, was richtig und falsch ist. Heute
produzieren wir uns selber und sind auch für das
Merchandising verantwortlich. All diese damit
verbundenen Kompetenzen mussten wir zuerst lernen. Ich
würde einer jüngeren Version von mir sagen, lass dich
nicht immer durch alle und alles stressen (lacht). Such
dir genau die Leute aus, die heute in der Band spielen
und lass die anderen aussen vor (lautes Lachen). Aber
auch die anderen Jungs mussten zu der Zeit ihre
Erfahrungen sammeln und lernen, was für sie richtig oder
falsch ist…
Jens: …ich bin noch mittendrin
(lautes Lachen)…
Danny (lachend): …das ist ein
Altersproblem! Ich bin mir nicht sicher, ob ich was
ändern möchte?! Mit dem, was im Moment ist und was mir
machen, bin ich sehr zufrieden. Die Lieder heute so
schreiben zu können, im Vergleich zu den Anfangstagen,
zeigt mir die Entwicklung auf. Das ist cool und beweist,
dass wir im Stande sind bessere Alben zu komponieren.
MF: Dann ist «Forever Wild» für dich
sicherlich das beste Album ever?
Danny:
Mit jedem Werk verbinden mich spezielle Gefühle und
Erinnerungen. Klar gibt es Tracks, die ich mir mehr
anhöre als andere. Ich bin mir sicher, dass es drei
sehr wichtige Scheiben gibt. Auch weil die Fans diese
Werke am meisten mögen. Unser Ziel ist immer, ein "Best
Of"-Set zu spielen. Die Lieder, welche auf YouTube oder
Spotify die meisten Zuhörer haben. Darum hat sich «New
Religion» aus dem Jahre 2010 als Favorit heraus gestellt.
Dieses Werk hat uns den Weg zur internationalen Szene
geöffnet, und zum ersten Mal konnten wir mehr Einheiten
ausserhalb von Schweden verkaufen, speziell auch in
Japan. Ich mag die beiden letzten, «Ruff Justice» und
«Forever Wild». Einerseits, weil es die beiden mit dem
aktuellen Line-up sind und ich andererseits in die
Produktion involviert war.
MF: Ist «Forever Wild» nur ein Albumtitel oder
die beiden Wörter, welche die Band am besten beschreiben?
Danny: Gut (grinst), wir sind nicht mehr so
wild, wie wir es mal waren (grinst)…
Jens:
…«Forever Mild» (lachend)…
Danny: …genau
(grinst). Ich denke, der Titel basiert auf einem Song
wie «21 'til I Die». Es geht darum, dass du älter wirst,
eine Familie hast und einen Job. Ein stabiles Leben.
Aber ich denke, wenn du mit Rock-Musik aufgewachsen
bist… Wie ich, als ich Playback zu Metallica sang
(grinst), wirst du nie dieses Feeling von Freiheit
verlieren. Du bist "forever wild" und bleibst «21 'til I
Die». Wird das Rock-Publikum älter, bleibt es trotzdem
im Herzen und den Gedanken für immer jung und wild. Auch
wenn sie oder wir Familien haben, bleibt dieses Gefühl
in uns, das uns nie verlassen wird.
MF: Video-Clips scheinen für euch sehr
wichtig zu sein…
Danny: …nicht mehr so wichtig, wie damals in den
achtziger Jahren (grinst). Aber heute findet man alles
auf YouTube. So hast du als Band zumindest die
Möglichkeit, die Leute auf dich aufmerk-sam zu machen.
Jens: Zudem kann man als Band vieles selber
machen, und das macht unglaublichen Spass. Ein Teil eines
Sets zu sein oder der Video-Crew, des Make-Ups… Wir
machen alles selber. Dabei versuchen wir in die Stories
eine gehörige Portion Humor zu verpacken (grinst). Es
macht viel Spass, auch wenn die Arbeit bei der
Herstellung unzählige Nächte verschlingt.
Danny:
Das ist sicher auch ein grosser Unterschied zu früher,
als du "nur" Darsteller einer Story warst, die sich
jemand für dich ausdachte. Du stehst an diesem Set und
bekommst ein Video vor den Latz geknallt, mit dem du
vielleicht gar nicht glücklich bist. Ich habs schon
erwähnt, wir machen vieles in Eigenregie, so auch die
Videos. Wir haben viel Spass dabei und sind aber immer
Herr und Meister dessen was wir tun und müssen uns nicht
etwas aufs Auge drücken lassen.
Jens: Ich bin
mir sicher, dass es für die Leute wichtig ist, heute
auch eine visuelle Umsetzung eines Songs zu erhalten…
Danny: …viele dieser Dinge aus den Videos können
wir später in unsere Bühnenshow integrieren und somit
erhält der Zuschauer einen perfekten Bezug zum Video
und zu uns. Einen visuellen Aufhänger. Sei dies eine
Dekoration oder die Bühnenklamotten. Ich denke, Videos
sind eine gute Plattform für die heutige Zeit, haben
aber sicher nicht mehr diese Bedeutung, wie damals in
den achtziger Jahren.
MF: Ihr seid sicher grosse «Top
Gun»-Fans, wenn man sich das Video zu «Silent Thunder»
anschaut.
Danny (lachend): Findet du?
Ja, kann sein (grinst). Wir lieben Action-Filme aus den
späten Achtzigern und frühen Neunzigern. Wir waren alle
noch sehr klein damals… Warst du schon geboren?
Jens: 1991…
Danny (grinsend): …siehst du! Filme
wie «Top Gun» passen bestens zur Rockmusik. Aus diesem
Grund wollten wir für «Silent Thunder» etwas Ähnliches
kreieren. Wir verwendeten diese gefaketen Szenen, das
sind Ausschnitte aus anderen Clips und schnitten sie
zusammen. Ja, das Endresultat sieht aus wie ein Film
aus den achtziger Jahren (grinst zufrieden).
MF: Dabei wünsche ich euch weiterhin viel Spass und
bedanke mich für das coole Interview!
Jens: Ich danke dir, nun bin ich endlich ein festes
Bandmitglied (lacht).
Danny (lachend): Wir danken
dir für das Interesse an Crazy Lixx.
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