Interview: Edguy
By Roger W.
Tinnitus Sanctus heisst das neue Album von Edguy, mit welchem die Fuldaer zur Zeit Europa betouren. In den Startlöchern steht aber bereits das nächste Release: Die Live DVD/CD „Fucking With Fire – Live“ kommt voraussichtlich Mitte April raus. Es gab also viele Gründe, um ein ausführliches Gespräch mit Gitarrist Dirk Sauer und Schlagzeuger Felix Bohnke zu führen. Gelegenheit dazu bot das Gastspiel im legendären Z7 in Pratteln. Dabei erfuhr ich nicht nur viel spannendes über die erwähnten Alben, sondern auch über Dinge, die mit Musik indirekt zu tun haben.

DS = Dirk Sauer, FB = Felix Bohnke

MF: Vielen Dank das ihr euch die Zeit fürs Interview genommen habt und hier seit in Pratteln. Ihr wart ja schon oft im Z7.

DS: Ja, das stimmt. Hallo, hier sitzen jetzt Dirk und Felix von Edguy.

FB: Hallo.

DS: Und machen jetzt ein schönes Interview für die Metal Factory.

FB: Grüezi mitenand.

MF: Oh, du kannst Schweizerdeutsch?

FB: Nein, nicht wirklich. Ich bin in Konstanz aufgewachsen, das ja gleich an der Schweizer Grenze neben Kreuzlingen liegt. Und so ein Bisschen was habe ich da aufgeschnappt.

MF: Kommen wir zu eurem neuen Album. Ich habe mir die Video-Clips der letzten beiden Alben angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, dass der neue Clip ziemlich ernsthaft geworden ist, während derjenige von Superheroes ja eher lustig war. Wolltet ihr bewusst wieder ernsthafter wirken?

DS: Superheroes ist zwar auch ein ernsthafter Song, aber bei Ministry of Souls wäre es wohl völlig fehl am Platz gewesen, wenn wir da ein lustiges Video dazu gemacht hätten. Ich finde, das jetzige Video drückt die Stimmung des Songs gut aus, und passt perfekt dazu.

FB: Ausserdem sind ja immer noch hübsche Mädels dabei. Insofern…

DS: Genau. Also der rote Faden ist da, und das rote Kleid. Also…

MF: Ihr seid euch also treu geblieben?

FB: Ja, sozusagen.

MF: Ebenfalls wieder ernsthafter geworden ist das Album-Cover, wobei der Titel der CD dann wieder dieses leicht ironisch hat.

DS: Das hat aber das Cover auch, wenn man genauer hinschaut. Ich glaube, dass Edguy völlig ohne Humor auch nicht funktionieren. Es war schon so, dass bei der Rocket-Ride einige Personen verunsichert waren, weil es für die vielleicht einfach zu viel war mit diesem thrashigen Comic-Art-Work zusammen mit Songs wie Trinidad. Wobei wir bis jetzt auf jeder Platte solche Songs hatten und haben. Wir mussten nicht wirklich etwas gerade rücken: Aber gewisse Leute hatten glaube ich Bedenken, dass wir zu einer Art Slap-Stik-Band verkommen könnten. Was ja definitiv nicht der Fall ist. Und deswegen dachten wir, dass wir es mit diesem Video wieder in die richtige Bahn kriegen. Und ich denke, dass das damit auch gut funktioniert.

MF: Das neue Album klingt irgendwie ganz anders als Edguy, und trotzdem wieder nach Edguy. Ihr habt es geschafft, etwas Neues zu kreieren und trotzdem nach euch zu klingen.

DS: Ich denke, dass das auch der Anspruch jedes Musikers sein sollte. Man möchte ja nicht dieselbe Platte wieder und wieder aufnehmen, um sich zu wiederholen. Das heisst man versucht sich musikalische und als Band irgendwie weiter zu entwickeln. Dabei sollte man aber trotzdem nicht vergessen, woher man kommt und es gibt halt so gewisse Trademarks, die Edguy halt haben. Sprich das sind z.B. eingängige und hymnenhafte Refrain-Melodien und die sehr riffigen Gitarren. Solche Elemente kann man auch alle benutzen und trotzdem das Ganze mit einer gewissen Portion frische aufpeppen, damit es halt nicht wie „schon 1000“ mal gehört klingt, sondern irgendwie neu, aber trotzdem auch mit diesem Edguy-Stempel. Und meiner Meinung nach, ist uns das beim neuen Album sehr gut gelungen.

MF: Wie schwierig ist es für euch denn, ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen? Weil Doro hat mir erst kürzlich erzählt, dass es für sie jedes Mal ein Kampf ist, wieder ein neues Album zu kreieren.

FB: Also ein Kampf ist es auf keinen Fall. Ich meine, wir treffen uns irgendwann. Also hauptsächlich dann, wenn Tobi uns sagt, dass er bereits genügend Ideen oder komplett neue Songs hat. Und so war es auch dieses mal. Dann treffen wir uns, fangen an zu proben und an den Ideen zu arbeiten. Aber ein Kampf war das bisher eigentlich noch nie.

DS: Also als Kampf würde ich das jetzt auch nicht bezeichnen. Aber der Druck ist schon relativ hoch. Also je nach dem, wie hoch man die Messlatte im Vorfeld gelegt hat. Und bis jetzt war es immer so, dass wir es geschafft haben, diese relativ hoch zu legen. Aber dann stellt man sich schon die Frage, ob man es hinkriegt, um das noch zu toppen kann? Bis jetzt hat zwar auch das sehr gut funktioniert. Und ich denke, dass ist so ein Prozess der über die Jahre kommt und der entwickelt sich auch ständig weiter, und das obwohl wir schon länger Musik machen. Ich glaube, dass gegen oben noch immer Potential da ist. Das kann man zwar schlecht erklären, weil es ja auch kein Rezept im Stile von „Wie schreibe ich eine Langspielplatte“ gibt. Das ist ein kreativer Prozess, der nur funktioniert, wenn die Band und die Chemie innerhalb der Mitglieder funktioniert. Und wenn da alles gut ist, dann kann man da auch einen grossen Output rausziehen.

BS: Ich denke, dass geht letzten Endes ja auch jeder Band so. Man darf sich davon nicht verrückt machen lassen, oder sich davon bestimmen lassen. Klar, will man immer noch seinen Vorgänger toppen oder mindestens das Qualitätslevel halten. Und uns gelingt das bisher.

DS: Ich glaube, kompliziert wird es erst, wenn man über Psychologen miteinander untereinander kommunizieren muss, in getrennten Bussen reist…

BS: Wenn meinst du denn jetzt?

DS: …den Dressing-Raum des Schlagzeugers möglichst weit vom Dressing-Raum des Gitarristen sein muss.

BS: Das finde ich übrigens auch sehr gut, muss ich sagen. Das hätte ich in Zukunft auch gerne.

DS: Ja, den Schlagzeuger quartieren wir künftig ins Nachbargebäude.

BS: Ja, und so ein paar Duschmädchen dazu. Da plädiere ich seit Jahren dafür. Aber keiner hört auf mich. Das ist fürchterlich… Und auf meine eigene Stretch-Limousine bestehe ich auch.

DS: So jetzt wisst ihr, wieso man den Umkleideraum des Schlagzeugers möglichst weit weg haben sollte.

BS: Ja, weil es da ordentlich ist und nett! So, jetzt haben wir es.

DS: Nein, also ich denke, dass ist so ein Ding, dass wenn man es gut untereinander hat, es definitiv viel einfacher geht. Und das tut es bei uns. Sowohl beim Album-Aufnehmen wie auch auf der Bühne. Es ist gut, oder eher perfekt. Naja, okay, der Basser ist im Moment nicht da, da können wir eigentlich…

Bassist Tobias Exxel erscheint in diesem Moment gerade…

Tobias: Aha, es wird wieder mal gelästert.

MF: Der Feind hört mit.

Tobias: Wenn sie dummes Zeugs reden, muss du einfach auf sie draufschlagen, die wollen das so.

MF: Ich werde dir das Interview anschliessend abspielen, dann kannst du die beiden während dem Konzert verhauen.

DS: Aber wir sind zu zweit.

Tobias: Eben.

MF: Aber Felix sitzt.

FB: So, dass war jetzt der lästige Fan von dahinten.

MF: Jetzt kommen wir wieder…

DS: Genau, zurück zum Thema.

MF: Der Output war nicht ganz so gross wie sonst. Also sprich ihr habt auf eine 20-Minütige Single verzichtet.

DS: Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es am Output lag, sondern es war mehr eine Zeitgeschichte. Wir hatten ein Bisschen Druck die Platte raus zu bringen. Wir waren vorher noch auf US-Tour. Und wenn wir im Vorfeld eine Single raus gebracht hätten, hätte das bedeutet, dass die Single am Ende des Jahres und das Album dann erst im Frühjahr erschienen wäre. Dann wäre die Tour entweder im Spät-Spät-Frühjahr oder vielleicht sogar im Herbst gewesen. Und das wäre für uns alle ein wenig zu spät gewesen. Wir haben uns einfach gesagt, dass es eigentlich das Album ist, was bei einer Band zählt. Ich meine, eine EP ist eine schöne Sache, wenn es die Zeit zulässt und genügend Material da ist. Dann wäre das auch kein Problem. Aber da wir nicht allzu viel Zeit für die ganze Sache hatten, war das der beste Plan, den wir umsetzten konnten.

MF: Was ich cool finde, ist, dass gleichzeitig mit dem neuen Album sämtliche Nuclear-Blast-Singles auf einem Album veröffentlicht wurden. Wer hatte die Idee dazu, das Label?

DS: Ja, das war eine reine Label-Idee. Die wollten das machen, und ich habe diese CD auch noch gar nicht, da ich die einzelnen Singles zu Hause habe. Ich denke, das ist neben den Sammlern auch gut für die Leute, die uns erst nach King Of Fools kennen gelernt haben. Die können sich jetzt einfacher das Material, das ihnen vielleicht noch fehlt.

BS: Und für alle anderen sind da ja auch ein neues Cover und schöne Bilder dabei. Und man kann das ja auch ruhig… na…. Damit die Sammlung komplett ist.

DS: Da sind aber keine Bilder drin.

BS: Was, da sind keine Bilder drin? Oh, also eben, da sind ausnahmsweise mal keine Bilder drin. Man kann sich da selber welche dazu malen. Ich habe die CD noch immer nicht. Deswegen… Aber es lohnt sich auf jeden Fall.

MF: Ja es sind gute Songs drauf.

DS: Eben.

BS: Ja, sowieso.

MF: Also ich würde sie mir kaufen, wenn ich die Singles noch nicht hätte. Und für neue Fans ist das natürlich eine gute Sache. Etwas anderes: Auf der Bonus-CD vom neuen Album habt ihr einen Live-Auftritt drauf. Das ist aber nicht dasselbe Konzert, welches bald als Live-DVD und Doppel-CD erscheinen wird?

Dr: Nein, das auf der Bonus-CD ist ein Auftritt aus Los Angeles von der vorletzten USA-Tour. Also nicht von derjenigen, welche wir gerade absolviert haben, sondern von der vorherigen. Das war glaube ich 2007. Stimmt das?

DS: Ja, das war im Herbst 2007.

Dr: Und kommende DVD ist wiederum ein Auftritt aus Sao Paulo. Das ist also was völlig anderes.

MF: Lassen wir uns nach kurz nach vorne schauen. Was wird neben dem Konzert auf der DVD drauf sein? Viel Bonusmaterial wie auf der Superheroes-DVD?

Dr: Also das Hauptaugenmerk liegt auf jeden Fall auf dem Konzert. Aber ein wenig Bonusmaterial wird auf jeden Fall wieder dabei sein.

DS: Was es dazu gibt, ist das ganze nochmals als Audio-Version. Ich meine, die Bildvariante ist schön in 5.1. Aber ich denke es gibt nach wie vor sehr viele, die das ganze auch gerne in Stereo geniessen. So wie ich zum Beispiel. Also ich höre mir so was auch gerne an. Und bevor ich mich hinsetze und das ganze auf Stereo runterrechne, weil man es sonst im Auto oder wo auch immer nicht hören kann, kommt das ganze noch als Doppel-Audio-Edition raus. Natürlich gibt es auch ein kleines Roadmovie dazu. Vielleicht noch den ein oder anderen Video-Clip. Lasst euch überraschen, es wird nicht mehr allzu lange dauern.

MF: Gut, dann haben wir das Interview dazu bereits vorgezogen. Also zwei in einem. Ihr werdet wohl sowieso nicht viel Zeit für spezifische DVD-Interviews haben, weil ihr das ganze Jahr auf Tour sein werdet?

DS: Also nein. Wir sind jetzt bis Mitte März unterwegs.

Dr: Und dann kommen noch die Festivals.

DS: Aber die sind ja noch nicht im März.

Dr: Nein, aber so im Laufe des Jahres.

DS: Ich weiss auch noch gar nicht, wann die DVD rauskommt. Ich kenne den fixen Termin noch nicht. Ich glaube im April oder Mai sollte sie rauskommen, oder so Ende April…

MF: Also Nuclear Blast schreibt was von Mitte April.

DS: Das kann sein. Aber es ist gerade noch alles in der Mache. Wir sind gerade so am Ende der Vorbereitungen. Aber das wird alles gut.

MF: Das heisst, die ist momentan noch nicht fertig?

Dr: Nicht wirklich.

DS: Also nicht final. Aber wir lassen gerade daran arbeiten. (lacht)

MF: Ihr habt also Angestellte. Schön.

DS: Ich kann das mit dem Video-Schnitt nicht (lacht).

Dr: Oder zumindest nicht so, wie wir das gerne hätten.

DS: Nein, also das ist einfach zu kompliziert. Der Mix ist gemacht, aber jetzt diese ganzen Autoren-Geschichten (Drehbuch) fertig sind, das kann man schlecht zu Hause machen. Also es gibt schon Leute, die das können, aber ich kann keine 12 Kameras parallel auf meinem Notebook laufen lassen und dann die Bilder auswählen und zusammen schneiden.

Dr: Die einzelnen Bilder werden dann ja auch sehr klein.

DS: Und dann muss synchron dazu der 5.1 Ton laufen. Das sollte man doch die Profis machen lassen.

Dr: Was, das kann dein Laptop nicht?

DS: Doch bestimmt. Aber ich habe es noch nicht ausprobiert.

Dr: hay hay hay… Das kann ja sogar mein Handy.

MF: Ja, die Handys können heute ja sowieso alles.

Dr: Eben.

DS: Vielleicht sollte man das ganze einfach als Handy-Video raus bringen.

Dr: Auf jeden Fall, ja bitte (ist entsetzt).

MF: Ja, als Livestream.

Dr: Für die Schulhofgeneration.

DS: Nein, nein.

Dr: Nein, das machen wir nicht.

MF: Dirk, du hast letztes Jahr dein Studium abgeschlossen. Stimmt das?

DS: Wo hast du denn das wieder gelesen?

MF: Das habe ich irgendwo im Internet gelesen. Im Internet findet man alles.

DS: Ja, stimmt.

MF: Ich habe aber nicht raus gefunden, was du genau abgeschlossen hast.

DS: Ja, das würdest du jetzt gerne wissen.

MF: Genau.

DS: Also ja, das habe ich wirklich getan, und zwar bin ich Diplom-Kaufmann. So nennt sich das jetzt. Früher war das auch als Diplom-Betriebswirt bekannt. Aber auf Grund einer Änderung des Studienganges bin ich jetzt Diplom-Kaufmann. Das ist ein klassischen Betriebswirtschats-Studium mit Schwerpunkt Marketing.

MF: Das heisst, dass du künftig besser beim Marketing von Edguy mitreden kannst. Weil du weist, um was es geht, wenn dir jemand etwas vorlegt?

DS: Ja, aber das lernt man auch mit dem Leben. Dazu muss man jetzt nicht unbedingt studieren. Es gibt ein paar Sachen, die mit Sicherheit nützlich sind. Aber da die Entscheidungen sowieso immer auf dem Platz und nicht auf dem Papier fallen, kommt man auch mit gesundem Menschenverstand weiter. Es ist gut, die Theorie zu kennen. Ich war irgendwann an einem Punkt, wo ich zuviel gemacht hatte, um es einfach auf eine Halde zu werfen. Und dann dachte ich halt, dass ich mich nochmals hinsetzen sollte und es einfach fertig machen sollte. Jetzt liegt das Diplom im Regal und es ist gut, es zu haben. Vielleicht kann es ja mal nützlich für mich sein. Ich weiss es nicht.

MF: Hattet ihr dank Avantasia diese Pause, wo du dich drum kümmern konntest?

DS: Nein. Also eigentlich habe ich es während der Rocket Ride-Tour fertig gemacht. Da gab es kurze Zeitfenster. Ich musste auch viel dafür tun, das gebe ich zu und hatte in der Zeit auch wirklich stress, weil ich wirklich von morgens bis abends was gemacht habe. Aber wenn es ging, habe ich was gemacht und dann war ich froh, dass es irgendwann vorbei war.

MF: Nun zu Felix Es gibt ja auf der Mandrake dieser Space-Bunny-Song (Save Us Now mit dem Alien Drum Bunny), welches dich meint. Ist das immer noch aktuell, oder war das nur zu Mandrake-Zeiten?

FB: Das war eher zu Mandrake Zeiten. (lacht) Denke ich doch. Mittlerweile haben die Jungs bereits andere Spitznamen für mich und…

MF: Die wären?

FB: …da entwickelt man sich mit den Jahren ja auch weiter. Aber hm…

DS: Also ich schweige wie ein Grab.

FB: Ja?

DS: Also, sofern der Dauerauftrag weiterläuft.

FB: Wie? (lacht) Also die Alien Drum Bunny-Ära ist eigentlich hinter uns.

MF: Aber du interessierst dich immer noch für Star Trek?

FB: Ja, das natürlich schon. Also Star Trek, Star Wars und überhaupt Science Fiction-Sachen auf jeden Fall.

MF: Vor zehn Jahren habt ihr die Savage Poetry neu aufgenommen und neu arrangiert. Wie sieht es diesbezüglich mit älteren Alben wie Evil Minded, Children Of Steel oder Kingdom Of Madness aus? Gibt es da Pläne oder wollt ihr euch lieber auf neues Material konzentrieren?

DS: Ich denke mal, dass es eher auf neues Material hinauslaufen wird. Da wir uns in den letzten zehn Jahren doch mehr entwickelt haben als damals von der ursprünglichen Savage Poetry zur Theatre Of Salvation. Es ist eine nette Sache, ein Album neu aufzunehmen. Vielleicht werden wir das noch einmal machen. Oder bei künftigen Platten ein, zwei alte Songs ausgraben und die umarrangieren und neu zusammenbasteln, und das mehr so als Bonusvariante dazu packen. Aber ich denke mal nicht, dass wir ein Album nochmals neu einspielen werden. Weil das auch nicht mehr ganz so die Musik ist, die wir heute machen. Also es ist schon ein Bisschen bis sehr anders.

FB: Ja, doch. Es ist heute schon sehr anders.

MF: Ihr seid insgesamt vielfältiger geworden.

DS: Ja.

FB: Auf jeden Fall.

DS: Das ist auch gut so. Denn letztendlich ist so eine Platte auch ein Zeitdokument. Damals war es einfach so, weil wir für diese Platte (Savage Poetry) noch nicht einmal einen Vertrag hatten. Letztendlich war es eine Demo-LP. Es haben damals wirklich viele Leute explizit nach dieser Platte gefragt, ob wir diese nicht noch einmal machen wollten. Und dann haben wir uns zusammen mit AFM-Records dazu entschieden. Aber letztendlich sollte Musik auch eine Art Zeitdokument sein. Und das war vor zehn Jahren. Das war auch gut und okay. Und heute ist Tinnitus Sanctus. Was in zwei oder drei Jahren ist, weis ich nicht genau. Da haben wir uns bis jetzt auch keine Gedanken darüber gemacht, über den Plattentitel. Also weder über die Musik noch über den Titel.

FB: Dazu wäre es jetzt noch ein Bisschen zu früh.

DS: Wir machen jetzt mal zuerst die Tour fertig.

MF: Welche Erwartungen habt ihr denn ans Jahr 2009? Einfach weiter touren?

FB: Wir werden jetzt erstmals die Tour erfolgreich hinter uns bringen. Mein aktuelles persönliches Ziel ist es, jetzt endlich diese blöde Grippe los zu werden. Dann werden wir mit Sicherheit einige Festivals spielen. Wir arbeiten sicher weiterhin konstant daran, dass es möglichst aufwärts geht. Also faul sein werden wir dieses Jahr auf keinen Fall. Wir werden mit Sicherheit dieses Jahr mehr zu tun haben, als im nächsten Jahr.

DS: Das denke ich auch. Der Musikmarkt ist ja in einer schwierigen Situation im Moment. Dazu kommt wahrscheinlich auch noch die weltweite Wirtschaftssituation oder Finanzkrise. Im Moment läuft es gut, und ich denke, dass das auch ein gutes Zeichen ist. Zumal viele Bands heute das Problem haben, überhaupt das Level zu halten. Bis jetzt war die Tour sehr erfolgreich. Gerade die ersten beiden Deutschlandshows die wir hatten, waren besser besucht als auf der letzten Tour. Ich glaube, hier im Z7 ist es gleich geblieben. Ich weiss nicht mehr genau, wie viele letztes Mal hier waren, aber ich glaube es war ziemlich ausverkauft. Und das ist heute auch wieder der Fall. Von daher haben wir eine ganz gute Position, was wiederum bedeutet, dass die Leute das Album mögen. Und ich denke, das zeigt, dass wir fast alles richtig gemacht haben. Hoffe ich.

MF: Ja, und ihr seit zusätzlich auch eine gute Live-Band.

FB: Doch, das sehe ich auch so.

MF: Wir sind am Ende des Interviews. Habt ihr noch wichtige Botschaften an eure Fans, die ihr gerne loswerden möchtet?

FB: Ja, also erstmals natürlich danke schön für die Unterstützung. Es macht uns nach wie vor einen Heidenspass zu Touren und Live zu spielen. Und dank unseren Fans werden wir das hoffentlich auch noch sehr lange weitermachen dürfen.

DS: Besonders in der Schweiz. Das einzige Manko hier ist der Zoll.

FB: (lacht) Genau, denn solltet ihr abschaffen.

DS: Es ist immer anstrengend in die Schweiz zu fahren, weil man da alles aufschreiben muss, was man dabei hat. Das Merchandise muss verzollt werden. Und das macht leider nur die Schweiz. Ansonsten ist Europa echt easy geworden.

FB: Ja fast. Also die Italiener stellen sich zum Teil auch komisch an.

DS: Das neutrale Bergvolk bleibt eisern und autark.

FB: Aber das geht in Ordnung. So lange noch weiter gute Schokolade von hier kommt und öh…

DS: Ich glaube ja ganz ehrlich, ihr macht das richtig.

FB: Ja doch, ich glaube hier läuft einiges besser.