Mit Eluveitie bringt die Metalszene Schweiz eine
weltweit erfolgreiche Band hervor, die mit ihrer eigenen
Art von 'extremer Musik' immer mehr Fans dazu gewinnen
kann. Ein Abbruch ist noch nicht mal annähernd in
Sichweite, denn mit dem neuen Album "Everything Remains"
gab es Charterfolge in ganz Europa und auch in Übersee.
Es ist schon eine Weile her, seit Schweizer Künstler
solch einen Erfolg für sich verbuchen konnten. Für Metal
Factory ein wichtiger Grund, um mit sänger Chrigel
Glanzmann (CG) über grosse Labels, Videoclips und Indien
zu reden.
MF: Nach "Arcane Order" ist jetzt mit "Everything
Remains" wieder ein 'härteres' Album von euch
rausgekommen. Wie sind die Reaktionen der Fans?
CG: Eigentlich sehr gut, hat uns gefreut. Es hat sich
herausgestellt, dass es auch sehr gute Livesongs sind
und es macht Spass, sie zu spielen. Das haben wir auf
der letzten Tour bemerkt. Die Reaktionen waren sehr
erfreulich.
MF: Die Freude schlägt sich auch in den Schweizer
Album-Charts nieder. "Arcane Order" auf Platz 20, und
nun "Everything Remains" auf Platz 8. Hättest du jemals
gedacht, dass du es mit deiner Arbeit in die Top Ten
schaffst?
CG: Schwierig zu sagen... Also ich muss jetzt wirklich
sagen, dass wir überrascht waren. Aber dass du es mit
'extremer Musik' dahin schaffst, ist schon nicht
alltäglich. Aber wie ich es in diversen Interviews schon
gesagt habe: Wir arbeiten seit Tag 1 viel und hart und
wollen vorwärts kommen. Sehr überrascht hat es uns, dass
wir auch in anderen Ländern so weit nach vorne gekommen
sind: in Frankreich, Finnland, Österreich, Kanada und
den USA in die Billboard Charts, ebenso in die
gesamteuropäischen Billboardcharts. Das haben wir nun
echt nicht erwartet, das muss ich wirklich sagen.
MF: Das ist doch schon... nicht?
CG: Ja, das ist wirklich schon.
MF: Man hört ja oftmals Vorwürfe von Fans an euer
Label Nuclear Blast, dass sie euch reinreden würden. Ich
kann mir aber nicht vorstellen, dass Markus Staiger euch
reinredet, so wie ich ihn einschätze.
CG: Muss ehrlich sagen, dass ich Markus Staiger nur ein
einziges Mal bisher gesehen habe. Das einzige Mal als
wir miteinander geredet haben, war er stinkhagelvoll und
total verschwitzt vom Abbangen nach einem Konzert, wobei
er seinen verschwitzten Körper an mich gedrückt hat.
Also ich muss wirklich sagen, dass uns echt niemand
reinredet. Bisher war es bei jedem Album so, dass jemand
von Nuclear Blast erst dann reinhören konnte, als alles
schon gepresst war. Und damit meine ich auch so Sachen
wie Artwork und so, also sie reden wirklich nirgendwo
rein. Sie vertrauen uns, und das ist wirklich sehr
schön.
MF: Mit dieser Aussage können wir also hiermit vielen
leute das Maul stopfen.
CG: Mir ist es an und für sich egal. Ich weiss, dass
viele Schauermärchen über grössere Labels kursieren.
Vieles davon stimmt leider. Ich kenne das ganz üble
Storys. Wenn mein Label das mit mir machen würde, dann
würde ich sofort einen Anwalt einschalten. Aber es ist
nicht immer so, es gibt auch viele gute Leute bei den
grossen Labels.
MF: Warum hat man aus dem Song "Thousandfold" einen
Clip gemacht und nicht zum Beispiel aus "Quoth the
Ravenqueen"?
CG: "Quoth the Ravenqueen" stand also auch zur Debatte.
Grundsätzlich ist es so, dass wir am liebsten fünf Songs
zu Videoclips gemacht hätten. Der Punkt, warum wir das
nicht gemacht haben, ist, weil wir uns das nicht leisten
konnten. Das kostet ja auch was. Wenn wir zum Beispiel
eine CD machen, dann können wir die Kosten in den
nächsten 2 oder 3 Jahren wieder
einspielen, warscheinlich nie so viel, wie wir dafür
ausgegeben haben, aber es kommt wenigstens etwas Geld
rein. Aber ein Videoclip kannst du nirgendwo wieder
einspielen. Er ist sozusagen ein Geschenk oder ein Bonus
auf der CD. Somit sind das Zusatzausgaben, die du tragen
musst. So gerne wir auch mehr Clips hätten machen
wollen, wir konnten es uns schlichtweg nicht leisten.
Warum ausgerechnet "Thousandfold"... Weiss nicht, wir
hatten ein paar Songs als Favoriten, und wir haben uns
dann einfach für "Thousandfold" entschieden. Warum es
nicht "Quoth the Ravenqueen" ist... Nun, wir hatten da
ganz geile Script-Ideen, aber das war finanziell einfach
nicht umsetzbar.
MF: Ihr wart ja jetzt schon ein paar Mal in den USA
auf Tournee. Deren Kultur ist ja bei weitem nicht so alt
wie unsere - begreifen die da drüben überhaupt, über was
ihr singt oder finden sie euch 'just cool'?
CG: Schwer zu sagen... Also grundsätzlich verstehen sie
es sehr wohl. Im Sinne von, dass sie sich bewusst sind,
um was es geht, und sie machen sich ihre Gedanken drum.
Handkehrum muss ich ganz klar sagen, dass man zwar nicht
alle Amerikaner in einen Topf stecken kann, aber wie es
ein durchschnittlicher Amerikaner auffasst und wie es
ihn bewegt, das unterscheidet sich sicher bei einem
europäischen Fan. Aber ich kann deren Gedankengänge auch
nicht immer nachvollziehen.
MF: Kürzlich habt ihr ja in Indien gespielt. Hab
sogar extra auf einer Landkarte geschaut, das war ja
ganz im Nordosten, nicht weit von der Grenze zu Bhutan
entfernt. Wie seid ihr denn an diesen Auftritt gekommen?
CG: Mit einer Email. Das ist so ein alljährliches
Festival von 3 oder 4 Tagen, und an jedem Tag ist ein
andere Musikstil auf dem Programm. Und am dritten tag
war eben Metal auf dem Programm, und da brauchten sie
noch einen Headliner. Unsere Bookingagentur hat ihnen
geschrieben, und sie haben uns geabucht. Das war es dann
auch schon gewesen.
MF: Hast du noch eine Message an die Metal
Factory-Leser?
CG: Herzlichen Dank für das grosse Interesse an
Eluveitie, und man sieht sich hoffentlich bald irgendwo!
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