Interview: Exodus
By Maiya
Mit ihrem aktuellen Release "The Atrocity Exhibition (Exhibit A)" sind Exodus unbestritten Anwärter für das Album des Jahres! Die im Februar 2008 zu erwartende Fortsetzung (Exhibit B) dürfte nicht weniger überwältigend werden. Aus diesem Grund liess ich es mir nicht nehmen, dem Kopf der Band ein paar Fragen zu stellen. Mein Telefon klingelte pünktlich, und am anderen Ende der Leitung meldete sich ein ausgesprochen gut gelaunter Gary Holt (GH). Irgendwo in der Leitung zwischen San Francisco und der Schweiz war aber der Wurm drin, da wir immer wieder unterbrochen wurden. Nachdem Gary zum fünften Mal die Wahlwiederholungstaste drücken musste, meinte er nur noch resigniert: "Weisst du was? Schick mir die Fragen am besten per E-Mail!" Gerne hätte ich manche Themen etwas vertieft, aber ich hab einfach mal das beste aus dem vorhandenen Material gemacht. Hier also Zusammenschnitte der schriftlichen Antworten und der telefonischen Statements, welche leider etwas kurz ausgefallen sind.

GH: Hallo? Spreche ich mit Maiya?

MF: Ja, hier ist Maiya. Hallo Gary!

GH: Ah, sehr gut! Wie geht es dir?

MF: Oh? Danke, mir geht es gut! Bei dir auch alles klar?

GH: Ja, ich fühl mich gut! (lacht fröhlich)

MF: Zuerst einmal möchte ich euch Wonderboys zum neuen Album gratulieren! Es tritt kräftig in Ärsche!

GH: Hey, das ist echt nett! Vielen Dank! Es ist schon erstaunlich, wie gut das Album überall ankommt!

MF: Das wirft natürlich die Frage auf, wie lange ihr das Schmuckstück vorbereitet habt!

GH: Mit dem Schreiben haben wir im Januar begonnen. Wir hatten verschiedene Riffs und so Zeug, aber erst nach unseren Ferien wurde es richtig ernst.

MF: Und wieviel Zeit nahm die Produktion denn in Anspruch?

GH: Eigentlich schon fast lächerlich wenig Zeit. Wir haben das gesamte Album und sogar noch vier Songs des nächsten Albums innert 19 Tagen aufgenommen. Manchmal dauerte so ein Aufnahmetag 14 Stunden, das war echt brutal! Aber das Resultat ist es wert! Ich denke mir, dass das schnelle und harte Arbeiten dem Album sicher ein raues Feeling verpasst hat.

MF: Absolut! Die Message des Albums scheint sich einmal mehr in erster Linie gegen organisierte Religion zu richten. Wie lautet der Leitspruch denn diesmal?

GH: Einfach nur ein grosses "Fuck You" an die organisierte Religion, haha! Also um präzise zu sein, die Message richtet sich vor allem gegen die Heuchelei im Christentum.

MF: Aber nicht nur gegen das Christentum, oder? Beim Text zu meinem persönlichen Lieblingssong "Children Of A Worthless God" geht es doch gegen den radikalen Islam? Ein grossartiger Song übrigens!

GH: Du machst mich verlegen, haha! Dafür musst du dich bei Rob bedanken. Bei dem Song hat er brillante Arbeit geleistet! Irgendwie wurde es uns zu einfach, gegen organisiertes Christentum Musik zu machen. Wir fühlen alle, dass der radikale Islam sowas wie einen Freipass hat, während das Christentum eher auf regulärer Basis fertig gemacht wird. Die Leute scheinen Angst zu haben, dieses Thema zu berühren. Du weisst schon, Missbrauch der Religion für Terror und so. Wir haben nun mal unsere Meinung dazu und haben uns entschlossen, etwas daraus zu machen.

MF: Gerade bei diesem Song kommt der sehr melodische Backgroundgesang sehr gut zur Geltung. Das ist ein musikalisches Element, welches ich bei Exodus etwas vermisst habe. Es ist bemerkenswert, dass ihr sowas nun wieder macht. Dazu möchte ich euch gratulieren, denn es klingt hervorragend! Nicht viele Bands haben die Eier dazu, ihr sicheres Terrain zu verlassen und wieder mal was anderes zu machen.

GH: Hey, vielen Dank! Auch dafür gebührt Rob der Dank. Er wollte es versuchen, und ich sagte "Okay, mach es!" Ich meine, wenn es nicht gut geworden wäre, dann hätten wir es ja einfach weglassen können. Aber als er es dann wirklich umgesetzt hat, da klang es einfach perfekt für den Track. Andy und ich dachten nur noch, dass es Gold wert sei! Wir haben ja früher schon mal etwas ähnliches gemacht bei Songs wie "Chemikill", "Seeds Of Hate" und so. Dazu kommen Sachen, die wir früher nicht so gemacht hätten. Wir haben uns nicht mal darum gekümmert, wie lang die Songs werden.

MF: Können wir zu einem der Songs ein Video erwarten?

GH: Wir haben vor etwa einem Monat mit John Schnepp ein Video zu "Riot Act" gedreht. Er ist einer der Produzenten der TV Show "Metalacolypse". Es war echt cool! Eine Menge wilder audiovisueller Sachen und so Zeug gibts darin zu sehen. Alles ein wenig anders als gewohnt, und gleichzeitig auch irgendwie verrückt. Ich denke, dass die Leute es mögen werden.

MF: Wir sind gespannt! Hey, das aktuelle Line Up ist wirklich erstaunlich! Wie kommt ihr Jungs miteinander zurecht?

GH: Wir hassen einander, haha! Ernsthaft: Wir sind eine grosse, glückliche Familie und machen einander nicht krank, oder so.

MF: Da dies euer erstes Interview für unser Magazin ist, wirst du mir leider eine Standardfrage beantworten müssen...

GH: Haha, kein Problem!

MF: Sag mir bitte, welche Bands dich beeinflusst haben.

GH: Also ganz am Anfang AC/DC, Ted Nugent, Nazareth, Black Sabbath, Rainbow, Thin Lizzy... Danach Iron Maiden und Judas Priest... Yeah, und anschliessend ganz ganze New Wave Of British Heavy Metal - Ding. Venom, Angelwitch, Diamond Head, Sweet Savage... Die ersten beiden Alben von Def Leppard waren grossartig!

MF: Die Metalfans hier würden gerne wissen, wie der aktuelle Status der legendären Bay Area Szene ist.

GH: Ich weiss nicht, ob es immer noch so etwas wie eine Szene gibt. Zwar gibt es echt gute Bands dort, wie Testament, Death Angel, Machine Head und sowas. Aber eine wirkliche Szene existiert nicht mehr. Mittlerweile wohne ich drei Stunden von der Bay Area entfernt, was es mir natürlich etwas schwer macht, mir dort Konzerte anzusehen. Ich habe mir letztens Finntroll angeschaut und erst letzte Woche Enslaved. Beide Shows waren hervorragend und die lange Fahrt wirklich wert!

MF: Sobald in der Schweiz über Exodus diskutiert wird, folgt automatisch die Frage, wann ihr wieder hier spielen werdet. Eure letzten beiden Shows wurden ja leider abgesagt. Gibt es Neuigkeiten betreffend anstehender Konzerte in Europa?

GH: Wir haben einen neuen Agenten, deshalb werden wir wohl nicht mehr an Flughäfen festsitzen in Zukunft. Wir arbeiten an Europa, aber festgelegt ist noch nichts.

MF: Was möchtest du euren Fans in der Schweiz mitteilen?

GH: Ich liebe die Schweiz und hatte immer eine tolle Zeit, wenn wir dort gespielt haben! Danke für eure Treue und ich verspreche euch, dass wir zurück kehren werden - ohne Scheiss!

MF: Gary, danke für dieses Interview und viel Erfolg bei der Produktion der Fortsetzung "Exhibit B"!

GH: Danke sehr! Es tut mir wirklich leid wegen dem verdammten Telefon-Problem! Du warst sehr freundlich und verständnisvoll!