Mit viel neuer Leidenschaft und
Spass.
Er ist zurück, der einzig wahre Schreihals für Exodus. Die Rede
ist logischerweise von Steve «Zetro» Souza, der zum dritten Mal den
Weg zurück zu den Thrash-Helden gefunden hat. Mit dem neusten Album
«Blood In Blood Out» im Rücken und der Tour, zusammen mit Testament,
stehen die Zeichen bei Exodus wieder auf Sturm. Auch wenn Bandleader
Gary Holt gerade mit Slayer im Studio war und tourt. Speziell ist,
dass Zetro mit seinen ehemaligen Bandkumpels von Testament unterwegs
ist. Damals nannte sich der junge Haufen noch Legacy. Was Zetro zu
seiner Rückkehr sagte, wie er zu Testament steht und was er von den
berühmten «Big 4» in der Thrash-Szene hält, lässt uns der
freundliche Bär im folgenden Interview wissen.
MF: Zetro ist
zurück bei Exodus, wie kams dazu?
Zetro: Es
startete mit einem Anruf ihres Managements. Exodus waren gerade
dabei, die neuen Songs zu proben. Ich stiess dazu, sang und sie
mochten, was sie hörten. Ein Jahr später sitzen wir zwei zusammen
und sprechen über Exodus (grinst).
MF: Der beste Sänger für Exodus ist zurück!
Zetro: Herzlichen Dank! Mental, physisch und von der Stimme her bin
ich absolut bereit und fit wieder für die Band zu singen. Das macht
alles leichter.
MF: Wieso hast du dich zwei Mal von
der Truppe getrennt?
Zetro: Das erste Mal habe ich
mich nicht getrennt, sondern die Band hat sich aufgelöst. Da war ich
schuldlos. Beim zweiten Mal… Da passierten Dinge, dass ich zu diesem
Zeitpunkt keine Musik mehr machen konnte. Heute sind aber alle
Probleme behoben und ich bin zu 100 % bereit für Exodus!
MF: Kam jetzt wieder zusammen, was zusammen gehört?
Zetro: Wenn du das so sagst, dann muss dies wohl stimmen (grinst und
haut mir auf den Oberschenkel), weil viele andere Leute das genau
gleich sehen. Alles braucht seine Zeit. Es fühlt sich grossartig an
wieder diese Songs zu singen und wir haben sehr viel Fun zusammen.
Es macht auch sehr viel Spass all unsere Fans zu sehen und wie sie
unsere Tracks mitbrüllen (grinst).
MF: Was oft vergessen wird, dass Tom Hunting
(Schlagzeug) auch zum dritten Mal wieder bei Exodus ist. Wie wichtig
seid ihr beide für die Combo?
Zetro: Wir beiden
waren sehr früh Mitglieder bei Exodus und haben den Sound zu
wichtigen Momenten mitgeprägt. Auch wenn ich nicht ein
Gründungsmitglied bin, haben wir die erfolgreichste Zeit von
Exodus miterlebt und darum sind wir ein wichtiger Teil in der
Geschichte dieser Band. Es macht einfach Spass, diese Songs zu
singen. Ob die Texte nun von mir oder Gary sind, der übrigens ein
vorzüglicher Textschreiber ist, spielt keine Rolle. Weisst du, ich
schreibe die ganze Zeit neues Material und ich bin schon auf die
nächste Scheibe mit diesen Jungs gespannt. Jeder Sänger, der bei
Exodus war, hatte seine ganz persönliche Art. Auch wenn wir alle bei
dieser einen Band sind oder waren, kannst du uns drei kaum
vergleichen, da jeder Shouter eine sehr starke Persönlichkeit hatte.
Ich versuche meine Stimme den Songs anzupassen, sei es nun ein eher
grooviger Track oder ein brutaler Hass-Bolzen. Ich will auf der
Bühne einfach eine gute Zeit haben.
MF: Wie einfach oder schwierig ist es für dich bei Exodus oder
Hatriot, deiner anderen Band, zu singen?
Zetro: Oh,
ich bin kein Mitglied mehr bei Hatriot, diesen Part hat mein Sohn
übernommen. Sie haben gerade neue Demosongs aufgenommen. Hatriot war
für mich eine grossartige Angelegenheit. Sie haben wir geholfen,
für Exodus bereit zu sein.
MF: Gary ist auf Tour mit Slayer.
Zetro: YES!
MF: Wer ersetzt ihn auf Tour?
Zetro: Das ist Kragen Lum von Heathen.
MF: Habt ihr jemals darüber nachgedacht Rick Hunolt,
euren alten Bandgefährten, wieder in die Band zu holen?
Zetro: Nein, er kann heute seinen Parts nicht mehr spielen. Wir
benötigen einen Gitarristen, der mit der linken und der rechten Hand
viele Dinge machen kann. Rick kann dies heute nicht mehr bewältigen.
Es kann sehr gut möglich sein, dass wir noch weitere Shows mit oder
ohne Gary spielen werden. Ist er mit Slayer beschäftigt, werden wir
mit Kragen unterwegs sein. Gary wird aber Exodus niemals für Slayer
aufgeben. Exodus, das ist DIE Truppe von Gary, das ist sein Baby. Er
ist der Leader. Ist er nicht mit uns auf Konzertreise, dann teilen
wir uns die Parts innerhalb der Band auf. Anhand unsere Charakteren
und unserer Alpha-Tiere. Alles was wir tun, machen wir gut.
MF: Wie in einer guten Familie?
Zetro: Absolut!
Wie wichtig ist Exodus für die Welt? Die Truppe ist ein Brand, ein
Lifestyle, ein Markenzeichen im Metal und ein Teil des Lebens, wenn
du Heavy Metal magst. Bist du ein Thrash-Fan, ist Exodus die
Religion dazu. Wir haben diese Szene nachhaltig mitgeprägt und ich
war ein Teil davon, als alles begann. Da sprach noch niemand von
Metallica oder Megadeth. Anthrax… Ich liebe die Band, aber als sie
starteten klang alles eher nach… «Fistful Of Metal» war kein
reinrassiges Thrash-Werk. Das war eher Power-Metal, aber ich liebte
diese Scheibe. Exodus war immer ein räudiger Hund des Thrash und wir
haben die Szene nachhaltig geprägt.
MF: Du hast die ersten Demos von Testament
eingesungen, damals noch unter dem Namen Legacy. Wie wichtig ist es
für dich heute, mit Testament zu touren?
Zetro: Ich
denke, das ist speziell für die Fans etwas Grossartiges. Sie sehen
zwei legendäre Bay Area Thrash-Bands. Alle kennen diese spezielle
Art des Bay Area Sounds. Keine Ahnung, wieso gerade diese Gegend den
Thrash dermassen geprägt hat. Vielleicht liegt es am Meer (lacht).
Ich habe wirklich keine Ahnung. Eins ist sicher, dass sich damals
alle für diesen Sound aufgeopfert haben. Alle haben von Exodus
gelernt, wie sich diese Musik anfühlen muss. Alles hat sich
verändert, von uns zu Possessed bis zu Mordred. Es gab viele Bands,
die qualitativ unglaublich gut waren und alle waren immer eine
grosse Familie. Heute vielleicht noch mehr als damals. Testament und
auch Exodus waren in den Anfangstagen schon bekannt und hatten dabei
noch nicht einmal einen Tonträger veröffentlicht. Als die ersten
Platten veröffentlicht wurden, waren die Namen der Gruppen schon
über die Landesgrenze bekannt. Als Chuck Billy meinen Part bei
Legacy übernahm, habe ich ihn bei den ersten Proben unterstützt und
gezeigt, wie ich die Lieder gesungen habe.
MF: Auch wenn du die Szene lobst, Exodus haben auch
mal eine Scheibe wie «Force Of Habit» veröffentlicht, die bei den
Fans total unter ging.
Zetro: Ich liebe und hasse
diese Scheibe. Das ist das einzige Album, bei dem diese Gefühle
hochkommen. Das Problem lag beim Label. Capitol war eine grosse
Nummer und sie wollten uns in eine kommerziellere Richtung treiben.
Irgendwann haben wir den Kampf aufgegeben. Die damaligen Demosongs
klangen toll, bevor sie zu dem wurden, was jeder auf «Force Of Habit»
hören konnte. Das hat sich aber schon bei «Impact Is Imminent»
abgezeichnet. Das Label hatte nicht mehr die gleichen Angestellten.
Die kamen und gingen. Unser damaliger Betreuer fand «Impact»
scheusslich. Wir mussten alles in den Liedern eliminieren, was nach
zu viel Metal klang. Exodus hatten keine Wahl, konnten nicht aus dem
Vertrag raus und wir mussten tun, was von uns verlangt wurde, um nicht
vom Label verklagt zu werden. 1991 ging alles den Bach runter dank
der ganzen Seattle-Scheisse. Wollten wir keinen Arschtritt bekommen,
mussten wir tun, was von uns verlangt wurde. Wir hatten keinen
blassen Schimmer, wie die Szene zwei Jahre später aussehen würde.
Grunge killte den Metal. Aber! Wichtig war, dass Exodus zwölf Jahre
später mit «Tempo Of The Damned» zurück kamen. Genau dieses Werk hat
allen gezeigt, was Exodus wirklich ist. «Shovel Headed Kill
Machine», «The Atrocity Exhibition – Exhibit A», «Exhibit B – The
Human Condition» und «Blood In Blood Out» bewiesen, dass diese Band
immer brutal zu Werke ging.
MF: War der Major-Recorddeal mehr ein Fluch oder ein Segen?
Zetro: Ein verdammter Fluch (grossen Augen). Alle berühmten Rockstars
waren bei Capitol Records. Steve Miller oder Bob Seger. Garth Brooks
ist auf fucking Capitol. Bei diesem Sound wissen die Leute des
Labels genau, was zu tun ist. Weisst du, als ich diesen verdammten
Capitol Vertrag unterschrieb, das war 1989, sah ich mich als den
nächsten Millionär. Es war ein unglaublicher Vertrag und wir
Grünschnäbel waren alle nur begeistert. Nach zwei Alben war die Band
aber tot!
MF: Ein Pakt mit dem Teufel?
Zetro: Besser kann man es nicht beschreiben!
MF: Wie waren für dich die ersten Konzerte zusammen
mit Exodus? Immerhin musstest du Paul Baloff ersetzen.
Zetro: Trouble! Die Fans haben mit Bierbechern nach mir geworfen und
alle wollten damit Baloff zurück holen (lacht). Das muss ein Gig in
San Francisco gewesen sein, um 1986. Meine Gedanken auf der Bühne
waren nur: «Oh shit! I made a mistake for quitting Legacy!» Das
kommt dabei raus, wenn man dem Ruf der Power folgt. Man sieht, was
dabei raus kommt (grinst). Aber es war niemals ein Fehler, Legacy für
Exodus zu verlassen. Die Musik ist sehr unterschiedlich und ich
liebe den Sound von Exodus. Zu mir passt dieser Sound bedeutend
besser, als jener von Testament. Er ist brutal, böse, gefährlich und
energisch.
MF: Testament haftet das Label von «thrash with
class» an…
Zetro: …oh Gott ja (lacht). Ja ich
erinnere mich, das haben wir uns selber verliehen, diese Kennmarke.
Aber verdammt, es beschreibt den Sound perfekt. Mit all diesen
Spitzenkönnern an den Instrumenten wie Gene Hoglan, Steve DiGiorgio
oder Alex Skolnik. Das sind drei der besten Musiker, die jemals
Heavy Metal gespielt haben. Aber ich bin eher für die brutale Welle
(grinst).
MF: The big four…
Zetro: Oh mein
Gott, hör mir mit diesem Scheiss auf! Der grösste Fehler und Betrug!
Alle glauben diese Lüge (Zetro kommt in Fahrt!)!!! «The big one and
the other three!» Wo bleiben da Death Angel, Overkill,
Destruction, Kreator und Sodom? Oder Forbidden und Vio-Lence? Es
kann sich doch nicht alles nur um diese vier Truppen wie Metallica,
Slayer, Megadeth und Anthrax drehen! Nur weil diese Combos in den
achtziger Jahren die meisten Platten verkauften? Aber sind die
Erfolgreichsten auch diejenigen, welche die Szene am meisten geprägt
haben? Klar, Metallica haben die meisten Scheiben verkauft, an
zweiter Stelle kommen definitiv Slayer, an dritter Stelle… Ja,
vielleicht Megadeth und dann wirklich Anthrax? Als wir mit Anthrax
in den Achtzigern getourt haben..., wer hat da wen beeinflusst? Lass
mich das an einem anderen Beispiel erklären. Green Day ist eine
grosse Band! The Ramones ist ihr grösster Einfluss. Sind nun The
Ramones grösser als Green Day? Die Wenigsten kennen The Ramones und
Green Day sind Millionäre. Aber! Wer hat hier wen beeinflusst? Nicht
immer bekommen die das Geld, welche auch den Kredit dafür
beanspruchen.
MF: Lag es auch daran, dass ihr euch
zwischenzeitlich aufgelöst habt, dass ihr nicht zu den grossen Vier
gezählt werdet?
Zetro: Es gab keinen Grund, uns
damals zu verabschieden. Aber niemand wollte mehr etwas von Exodus
hören. Thrash Metal bekam nicht mehr diese Aufmerksamkeit, wie noch
einige Jahre zuvor. Wir entwickelten uns alle weiter, sind Väter
geworden. Dies machte aus uns andere Menschen als damals, als wir
noch sechzehn Jahre jung waren. Wir hatten in den jungen Jahren nur eines
im Kopf: EXODUS. Spielten unsere Shows und wollten neue Lieder
schreiben. Alles Drumherum hat uns kaum interessiert.
MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?
Zetro: Metal zu spielen, bis mir mein Kopf runter fällt! Ich werde
für immer bei Exodus bleiben und nie mehr aussteigen!
MF: Das hoffe ich!
Zetro: Ich hoffe es nicht,
ich weiss es!!!
MF: Dann danke ich dem besten Sänger
von Exodus für das Interview und wünsche ihm alles Gute für die
Zukunft.
Zetro: Danke dir Mann, das ist sehr nett
und auch dir alles Gute.
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