Interview: Flotsam And Jetsam

By Tinu
 
Das Ende vom Chaos.



«The End Of Chaos» hat die Arizona Thrasher von Flotsam & Jetsam wieder dahin zurück katapultiert, wo sie hingehören. An die Spitze des Thrash-/Power-Metal. Was sich mit den letzten Werken «The Cold», «Ugly Noise» und «Flotsam And Jetsam» angedeutet hat, ist nun mit «The End Of Chaos» umgesetzt worden. Ein Meisterwerk mit vielen technischen Finessen und der perfekten Mischung aus vielen Melodien, technischen Meisterwerken und brutaler Härte. Das liegt sicher auch daran, dass der Kern mit Sänger Eric A.K., Bassist Michael Spencer und den beiden Gitarristen Steve Conley und Michael Gilbert durch den neuen Trommler Ken Mary einen Stöcke-Schwinger bekam, der mit seiner erdigeren Spielweise noch einen Tick besser zur Combo passt, als sein kurzzeitiger Vorgänger Jason Bittner, der nun bei Overkill in die Felle haut. Manchmal dauert es einen Moment, dass man über den "offiziellen" Weg an ein Interview gelangt. Erhält man endlich eine Zeit fürs Interview, muss man oftmals davon absehen, da man neben der Musik einen Job hat, mit dem man sein Geld verdient. Es ist immer wieder gut, wenn man Musiker persönlich kennt, und nur dank Ken konnte dieses Interview überhaupt stattfinden und der dann gleich auch noch Eric und Steve im Schlepptau hatte.

MF: Ich denke, ihr seid zufrieden mit dem neuen Album?!

Steve: Hey Martin, es fühlt sich wie eine neue Band an, wir sind frisch und stecken voller Energie und hoffen, dass wir noch viele tolle Alben komponieren und Live-Gigs spielen können!

Ken: Es ist sicherlich eines der besten Alben, das Flotsam jemals veröffentlichten.

MF: War es ein Segen, dass Ken bei euch eingestiegen ist?

Steve: Absolut. Es fühlt sich grossartig an, und wir harmonieren bestens zusammen! Es gibt eine lustige Geschichte dazu, wie wir Ken fanden (grinst).

Ken: Wir kennen uns schon über zehn Jahre. Wir haben die Drums in meinem Studio aufgenommen. Als Jason (Bittner) die Band in Richtung Overkill verliess, liess ich Steve wissen, dass ich die Songs von Flotsam And Jetsam bestens kenne. Er meinte nur: "Ach wirklich, das ist gut zu wissen" (lacht). Es dauerte eine Zeit bis ich sie anrief und meinte: "Ich habe die Antwort auf euer Problem!"» (alle lachen).

Steve: Jason wie auch Ken sind sensationelle Trommler. Trotzdem haben beide eine völlig unterschiedliche Spielweise. Auch wenn es für uns zuerst ein Schock war, Jason an Overkill zu verlieren, haben nun beide Bands den Drummer, den sie benötigen.

Ken: Die erste Probe war sehr komfortabel. Es hat sich sehr easy angefühlt und man merkte, dass wir musikalisch zusammenpassen. Es war für mich sehr einfach als neues Bandmitglied mit den anderen, die schon länger zusammenspielen, klar zu kommen. Grosse Veränderungen gab es höchstens im Musikalischen. In der ganzen Flotsam-Geschichte gab es viele musikalische Erneuerungen. Wichtig war nur, sich daran zu erinnern, wieso die zu Stande kamen. Jeder hat seine Art zu spielen. Darum war es sehr einfach, als wir zusammenfanden. Es harmonierte von Beginn weg, da alle auch eine ähnliche Vergangenheit hatten.

MF: Dann erübrigt sich die Frage nach der Wichtigkeit der Freundschaft innerhalb einer Band…

Eric: …wir hassen uns alle (alle lachen)…

MF: …jeden Tag ein bisschen mehr?!

Eric: Wieso weisst du das? (schallendes Gelächter aller)

Steve: Es ist unbeschreiblich wichtig, wenn du die ganze Zeit im Bus sitzt. Speziell die Sänger sind da immer etwas komisch (schallendes Gelächter). Du stehst eine Stunde auf der Bühne, und die restlichen 23 Stunden verbringst du meistens im Bus oder wenn man sich gemeinsam eine Stadt ansieht.

Ken: Ja, wenn du nicht miteinander klar kommst, wird es die Hölle.

Eric: Ab und an muss man schon seine Eier zusammenkneifen, aber oftmals liegt dies nicht an den anderen, sondern an dir selber.

MF: Wer oder was ist «The End Of Chaos»?

Eric: Das ist das Ende der Probleme, welche die Band in der Vergangenheit hatte. Das Chaos mit Labels, Managern, Agenturen und Besetzungs-wechseln. Alles ist vorbei und somit das Ende des Chaos. Ab jetzt startet ein neues Chaos (grinst).

Steve: Das Chaos geht weiter (lacht).

MF: Wie denkst du über das Covermotiv und das Monster?

Eric: Seit dem ersten Album habe ich mir immer wieder Gedanken gemacht, wie ich das Tier zurück bringen kann. Ähnlich wie Eddie bei Iron Maiden. Keine Ahnung, ob er beim nächsten Album wieder auftauchen wird, aber im Hier und Jetzt ist das Monster wieder da.

Ken: Ich bin mir sicher, dass die Fans das Cover mögen, weil sie dieses Vieh seit dem ersten Werk mit der Band in Verbindung bringen. Nicht nur als mögliches Bandmaskottchen, sondern auch als Merchandising-Motiv gibt es viel her.

MF: «Prepare For Chaos», ein unglaubliches Beispiel, wie man Melodie und Härte miteinander verbinden kann. Besser geht nicht?!

Eric (überlegt lange): Ehmm… Dieser Song zeigt, wie stark die Band wieder zusammengewachsen ist. Wir sind nicht aufzuhalten. Nichts ist mit dieser Truppe vergleichbar, und es zeigt auf eindrückliche Art und Weise, zu was diese Konstellation in der Lage ist, musikalisch umzusetzen.

Steve: Ja, vielleicht ist «The End Of Chaos», nach den beiden ersten Werken, das Beste…

Eric: …ja, es fühlt sich an, wie die ersten drei Scheiben von Flotsam And Jetsam.

Ken: Spielt es eine Rolle (lächelt)? Wichtig ist doch, dass wir als Band und die Fans mit den Alben sehr zufrieden sind.

Eric: Es gab keinen Masterplan für die neuen Tracks. Wir hatten zwischen 40 und 45 Ideen, aus denen wir das neue Material zusammenstellten. Hier eine Melodie, da ein Riff und so kam zusammen, was zusammen gehört. Einiges wurde natürlich noch weiter ausgearbeitet. Als Ken seine Parts einbrachte, schien es, dass alles vollendet wurde.

MF: Eric, kann es sein, dass du ein bisschen anders singst, als auf den anderen Alben?

Eric: Vielleicht (lacht). Ich denke, je älter ich werde, desto besser wird auch meine Stimme. Wer weiss, wenn ich 90 Jahre alt bin, singe ich vielleicht am besten (lacht).

MF: Heute Abend spielt ihr ein kurzes Set. Gibt es Pläne für eine Headliner-Tour?

Eric: Wir würden es lieben, aber alles hängt von den Fans ab, ob sie uns als Headliner sehen wollen. Kriegen wir nicht genügend Besucher zusammen, welche die Tour zu einem kleinen Erfolg machen, wird es schwierig. Aber glaub mir (grinst), wir würden es lieben, bei euch als Headliner auftreten zu können.

MF: Wie wichtig ist die Balance zwischen Privatleben und der Musik?

Eric: Keine Ahnung, ich habe kein Privat-leben (lacht).

Ken: Es ist sehr wichtig. Wenn du auf Tour bist, verrichtest du einen 24-Stunden Job. Du bist weit weg von deiner Familie und deinen Freunden. Es ist sehr unterschiedlich und beides sehr wichtig.

Jason: Ja, es ist sehr wichtig, auch um sich wieder zu erden.

Ken: Würde ich mit meiner Familie gleich reden wie mit der Band, würde sie mich verlassen (lacht).

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Eric: Wir werden an neuen Songs arbeiten und jede Tour spielen, die Sinn macht. Das Beste für die Band raus holen.

MF: Dann wünsche ich euch alles Gute für die Zukunft und hoffe euch bald wieder hier in der Schweiz als Headliner begrüssen zu können.

Steve: Martin, danke dir für deine Unterstützung und alles Gute!

Eric: Hey man, es war wie immer ein Vergnügen mit dir zu sprechen.

Ken: Ich bin froh, dass am Ende doch noch alles klappte. Danke für deine Unterstützung und deine Geduld (grinst). Alles Gute, wir sehen uns!