Kai Hansen ist eine lebende Legende. Einer, der einen Kultstatus hat
(insbesondere in Japan), der seinesgleichen sucht. Seine ersten
erfolgreichen Schritte tätigte der Hamburger mit Helloween. Alben
wie «Walls Of Jericho» oder die ersten beiden Parts von «Keeper Of
The 7 Keys» prägten den melodischen Speed- und Power-Metal. Nachdem
Kai bei Helloween ausgestiegen war gründete der singende Gitarrist
Gamma Ray, mit denen er noch heute viele Erfolge feiern kann. Die «Hellish
Rock»-Tour Part 2 ist im vollen Gange und während Gamma Ray dabei
erneut mit Helloween die Konzerthallen füllen, hat sich auch der
neuste Streich «Masters Of Confusion» in den CD-Player der Fans
geschlichen. Mister Hansen sass mir gegenüber und plauderte wie
immer mit einer entlarvenden Ehrlichkeit.
MF: Wie kam’s zur neuen EP «Master Of Confusion»?
Kai: Im Prinzip starteten wir mit dem neuen Album. Aus diesen
Ideen und dem Jammen sind fertige Songs entstanden. Allerdings nicht
genügend Material, um ein ganzes Werk zu füllen. Haben wir aber
schon mal die Basics, dann veröffentlichen wir doch gleich mal die
fertigen Tracks. Bevor wir dann «nackt» auf Tour gehen, obschon die
«Skeletons And Majesties»-DVD noch aktuell ist, aber nicht wirklich
was ganz Neues biten, präsentieren wir doch schon mal vorab einen
Vorgeschmack auf die neue Scheibe. So können wir den neusten Streich
auf diesem Vorwege schon bewerben (lacht). Wir suchten die zwei
neuen Songs aus «Empire Of The Undead» und «Masters Of Confusion»,
nahmen noch eine Coverversionen auf «Death Or Glory» und beendeten
endlich «Lost Angels», das wir schon seit... Öh, geraumer Zeit
vorher aufgenommen und nie komplett fertiggestellt hatten (lacht).
Die Live-Songs stammen von der Bochum-Show, die auf der DVD zu sehen
ist. Die Audio-CD ist nur von Pratteln und so hauten wir als
Bonus-Material die Audio-Stücke der «Skeletons And Majesties» noch
obendrauf. Das neue Album wir im Januar 2014 veröffentlicht. Wir
hätten ein früheres Datum angehen können, haben uns aber nicht
getraut. Wir kennen uns und wissen, das eine solche Sache auch immer
seine Zeit braucht, bis man zufrieden ist. Das braucht seinen
Vorlauf, bevor auch ein Album veröffentlicht wird. Zum Beispiel für
die ganze Promo. Im Optimalen benötigt dies zwei Monate. Aus diesem
Grund haben wir uns überlegt, bevor wir jetzt was Dummes sagen,
gehen wir auf Nummer sicher. Das Touren dauert jetzt eine ganze
Zeit, bis wir wieder im Übungsraum sind.
MF: Wieso wurde die neue Scheibe nicht vor Tourstart fertig? Lag das
auch an Unisonic?
Kai: Ganz klar, wir hätten damit nicht früh genug starten
können. Letztes Jahr war ich viel mit Unisonic zusammen auf Tour.
Zwischendurch habe ich meine Batterien aufgeladen und war mit ein
paar Ideen am Start, aber um ein neues Gamma Ray-Album anzugehen...
Das hätte schon Ende Dezember 2012 fertig sein müssen! Das war
unmöglich! Unisonic kann aber nicht gleichbedeutend sein, wie Gamma
Ray. Das ist meine Band, mein Baby, mein Fleisch und Blut. Da kann
eine neue Truppe nicht diesen Stellenwert kriegen. Trotzdem nehme
ich die Sache mit Unisonic ernst. Wenn ich aktiv in einer Truppe
bin, dann bin ich es auch und hänge mich voll rein. Die beiden
Combos muss ich trennen. Momentan denke ich überhaupt nicht über
Unisonic nach. Mit Unisonic wird es weitergehen. Da spricht nichts
dagegen und so ist es auch geplant. Während der Gamma
Ray-Produktionszeit wird sich auch der Speicher für die
Unisonic-Ideen wieder füllen. Was aber musikalisch eine andere
Baustelle ist. Da kann ich mich in einem anderen Bereich bewegen und
das ist auch das Gute daran. Das Lustige ist, dass Michael Kiske
plötzlich wieder damit ankommt, dass ich was ähnliches wie «March Of
Time» schreiben kann. Das war bei der ersten Produktion zu Unisonic
ein absolutes «NO GO». Wir wollten Michi nicht mit dem Metal
überfordern. Das bedeutete Hardrock, Rock, oder Pop war die Devise.
Keine Speed-Songs und der Song «Unisonic» war selber schon die
Oberkante der Gefühle. Michi hat sich aber im Laufe der Zeit
geöffnet und durch den Kontakt mit der Metal-Szene hat er wieder
ganz andere Erfahrungen gemacht.
MF: Du spielst mit Michi zusammen bei Unisonic und bist nun mit
Weiki und Markus Grosskopf wieder zusammen auf Tour. Vereint wieder
mit deinen alten Bandkumpels. Keimt da nicht die Idee auf wieder
zusammen als Helloween auf ein paar Festivals aufzutreten?
Kai: Der Gedanke ist nicht so fern und reizt ungemein!
Andererseits ist dies auch eine komische Geschichte Helloween von
ihrem jetzigen Sein zu trennen. Das wäre für alle anderen Mitglieder
auch echt eine Scheissnummer! Da würde ich mich echt blöd fühlen.
Das Geschrei, dass da nun wieder die wahren Helloween auftreten,
möchte ich gar nicht hören. Man muss bedenken, dass die neue
Formation schon länger zusammen ist, als Kiske und ich in der Band
waren! Helloween haben ihr Ding und haben sich auch wieder
hochgeackert. Das ist ein fester Verein und da darf man nicht
trennen was zusammengehört. Meine Vorstellung tendiert in eine Art
Big-Band-Charakter. Dass man alle Beteiligten, die damit zu tun
haben auch ins Boot holt. Dann auch mit zweieinhalb oder fast drei
Sängern, inklusive mir (grinst) einen Set zu spielen, der locker
drei Stunden dauert und somit die komplette Bandbreite abdeckt. Mal
kucken, was irgendwann in der Zukunft passieren wird. Es ist noch
nichts Konkretes geplant, logisch gibt es ein paar Visionen und
Fantasien. Aber! Immer schön locker bleiben.
MF: War es geplant, dass die letzte Live-DVD/CD so lange auf sich
warten liess?
Kai: Natürlich war das so nicht geplant! Ist bei uns aber schon
fast normal. Da lagen tausend Widrigkeiten dazwischen (lacht) warum
es nicht weitergegangen ist. Die Videofirma hat auf uns gewartet und
wir haben dann auf die Videofirma gewartet. Das war ein ganz schönes
Knudelmudel. Durch meinen Einsatz bei Unisonic war ich auch
abgelenkt, dass ich nicht diesen Drive hatte mich wirklich voll
reinzuknien.
MF: Wie kam es dazu, dass euch Daniel Zimmermann verlassen hat?
Kai: Daniel hat uns im Januar 2012 eröffnet, dass er ausgebrannt
ist und kein Feuer mehr hat. Man hat das auch gemerkt, dass er nicht
mehr mit vollem Einsatz und Enthusiasmus hinter der Sache steht. Das
Touren behagte ihm nicht mehr so. Generell war Japan für ihn zum «NO
GO» geworden, bedingt durch die Strahlungsnummer. Dann kam dazu,
dass er sich zum Proben, Schreiben von Songs und Aufnehmen, nach
Hamburg bewegen musste. War somit auch wieder von zu Hause weg. 700
Kilometer sind auch kein Pappenstil. Mit seinen Ambitionen sesshaft
zu werden, liess sich dies nicht mehr vereinbaren! Ansonsten gab es
auch ein paar bandinterne Kleinigkeiten. Nichts Dramatisches, aber
Dinge, die Daniel genervt haben. Zum Beispiel Thema Alkohol (schaut
dabei auf sein Weinglas), Sachen, die ihm nicht so behagt haben. Es
kamen eine Menge Faktoren zusammen. Aus diesen Gründen hat er den
Ausstieg konsequent durchgezogen.
MF: Wie war das für dich einen langjährigen Mitstreiter zu
verlieren?
Kai: Das war ganz, ganz furchtbar und ich war ziemlich
aufgelöst, als er mir das gesagt hat. Damals habe ich mich immer mit
der Hoffnung getragen, dass sich das wieder einrenkt, oder wir ihn
überzeugen könnten, zurück zu kommen. Aus diesem Grund sind wir
zuerst nicht gross aktiv geworden, einen neuen Mann zu suchen. Wir
hatten vier Gigs, die wir spielen wollten und haben Daniel gefragt,
ob er sich nicht noch einmal hinter das Schlagzeug setzen möchte.
«Ne, wenn er schon einen Cut macht, dann komplett!» Das haben wir
dann auch verstanden und so fragten wir Michael Ehré. Er ist ein
Trommler, der in der Lage ist schnell Sachen zu lernen. Zudem hat er
schon öfters ausgeholfen und er war örtlich gesehen, näher bei
Hamburg dran. Mit Michael haben wir die vier Gigs gespielt, ohne
auch nur den Gedanken zu haben, ihn als neuen Mann einzustellen.
Dieser Gedanke hat sich irgendwann eingeschlichen und es hat sich
ergeben, weil es sich zusammen mit ihm super gut angefühlt hat. Er
brachte einen frischen Wind und eine leicht andere Spielweise mit.
Das hat uns allen gut getan. Irgendwann haben wir ihn einfach
gefragt, ob er bei uns einsteigen möchte. Bedingt dadurch, dass er
auch Songwriter ist, bestärkte er uns in der Meinung, dass er der
richtige Mann ist. Alleine seine Love.Might.Kill-Sachen, dafür
gebührt ihm Respekt. Das ist super geil geworden. Für die neue
Scheibe hat er schon mal zwei Ideen abgeliefert, die sehr gut
klingen und bestens zu Gamma Ray passen. Daniel hat tolle Sachen
geschrieben und es hat immer Spass gemacht mit ihm zusammen zu
arbeiten. Daniel spielte keine Gitarre, hat dadurch seine Ideen
immer sehr einfach auf Computerbasis umgesetzt. Ich konnte mir aber
immer sehr gut etwas darunter vorstellen. So bin ich mit ihm
hingesessen und wir sind den Gesang durchgegangen. Da ist immer
etwas Schönes dabei rausgekommen. Michael spielt Gitarre und kann
das Ganze breitfächiger angehen. Bei «Masters Of Confusion» hat er
auch Teile beigesteuert, als wir uns festgefahren haben und
steckengeblieben sind. Da kam Mister Ehré mit einem Part an, den wir
sofort einbauen und umsetzen konnten.
MF: Besten Dank für das interessante Gespräch!
Kai: Danke dir, immer wieder gerne, es macht immer Spass mit dir
zu plaudern.
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