Ein Händchen und Ohr für Melodien.
GloryHammer zum Zweiten! Was mit dem Album «Tales From The Kingdom
Of Fife» begonnen hat, wird dieses Jahr mit «Space 1992: Rise Of The
Chaos Wizards» weiter geführt: Wahnwitziger Melodic Power Metal,
welcher Klischees nicht ausweicht, sondern zuverlässig ansteuert.
Der Erfolg gibt der Band um Alestorm-Mastermind Christopher Bowes
recht. Und so durfte die noch junge Band auf der aktuellen Tour mit
Stratovarius bereits Co-Headliner-würdige fünfzig Minuten spielen. Mit
dabei ist auch wieder unser Schweizer Barde Thomas Winkler, welcher
sich neben seinem Job als Notar langsam zur Szene-Ikone mausert.
Grund genug, mit Winkler über die aktuelle Lage im GloryHammer-Lager
zu sprechen.
MF: Thomas, in einem früheren gemeinsamen
Interview hast du mir gesagt, dass es cool wäre, einmal mit
GloryHammer auf einer Tour die Vorgruppe von Stratovarius zu sein.
Thomas Winkler: Habe ich damals tatsächlich Stratovarius
gesagt (lacht)?
MF: Ja, ich habe extra nachgeschaut,
und jetzt seid ihr mit Stratovarius auf Tour.
Thomas Winkler: Krass! Ja, ich kann es immer noch fast nicht
glauben, dass das so ist. Ich hatte so als 17-jähriger Teenager eine
Band gehabt, in der wir immer wieder von Stratovarius geredet haben.
Also dass wir so wie Stratovarius sein möchten. Und bei der nächsten
Band, also Emerald dazumal, hatten wir ein riesiges
Stratovarius-Poster im Bandraum. Und jetzt sind wir mit ihnen auf
Tour. Aber ich wusste nicht mehr, dass ich es damals erzählt habe,
das ist noch lustig.
MF: Na ja, du hast wahrscheinlich seither weitere
hundert Interviews gegeben.
Thomas Winkler: Ja, es waren ein paar.
MF: Wie ist es jetzt mit den Stratovarius-Jungs auf
Tour zu sein.
Thomas Winkler: Fast so, als würde man sich gegenseitig
schon sehr lange kennen. Es sind coole umgängliche Typen, aber auch
die ganze Crew ist sehr gut. Von daher hatten wir Glück, auch mit der
Supportband Divine Ascension aus Australien. Das sind alle sehr tolle
Leute. Mit ihnen teilen wir unseren Bus, in dem wir jetzt gerade
sitzen. Also insofern ist es eine sehr angenehme Tour.
MF: Du kennst die Australier ja ein wenig, weil ihr
da mit GloryHammer bereits auf Tour wart.
Thomas Winkler: Ja genau.
MF: Dabei habt
ihr scheinbar in nicht immer in gut ausgerüsteten Clubs spielen müssen.
Thomas Winkler: Dort war es ein bisschen anders. Wir waren
auch mit einer anderen Band unterwegs. Diese becherte jeden Tag vom
Gröbsten. Wir waren damals mit einem kleinen Bus unterwegs. Darin
reisten zehn oder zwölf Personen mit. Die andere Band wechselte während
zweieinhalb Wochen nie ihre Bühnenkleider. Dazu tranken sie auf der
Bühne noch Bier, welches dann über die Bühnenkleider rann. Und so
kannst du dir etwa vorstellen, wie diese Kleider nach zweieinhalb
Wochen gerochen haben. Das war also weniger schick. Aber die
Australier der aktuellen Tour sind sehr angenehme Leute. Also wir
haben zwar auch ab und zu mal eine Party im Bus. Zum Beispiel hatten
wir vorgestern eine Oben-Ohne-Party. Das war wunderbar. Aber es hält
sich in Grenzen.
MF: Wie stark kannst du als Sänger Parties feiern?
Thomas Winkler: Also man ist schon eingeschränkt. Ich bin
immer der Erste, der Schlafen geht. Von daher bin ich relativ
vernünftig, würde ich sagen. Aber das zahlt sich dann auch auf der
Bühne aus.
MF: Dafür darf Christopher mal Gas geben, da er ja
bei GloryHammer nicht singen muss. Wobei kommt das bei Alestorm
überhaupt drauf an?
Thomas Winkler: Also Alestorm spielen Piraten-Metal. Da
spielt eine angeschlagene Stimme keine Rolle. Er sagt auch von sich
selber, dass er nicht singen könne. Von daher gibt er schon ziemlich
einen durch. Aber das ich auch gut so. Denn einer muss schliesslich
Party für die anderen machen.
MF: Also er macht für alle anderen Party?
Thomas Winkler: Ja, er macht dann für alle mindestens einmal
Party (lacht).
MF: Du bist ja noch Notar in Thun. Wie schaffst du dein
musikalisches und berufliches Engagement unter einen Hut zu bringen?
Thomas Winkler: Ich habe vor Ort in Thun eine Sekretärin,
welche als juristische Mitarbeiterin bei mir angestellt ist. Dann
habe ich einen weiteren Notar, welcher zwar selbstständig arbeitet,
aber im gleichen Büro ist. Dieser kann mich für Beurkundungen
vertreten. Die weiteren Arbeiten bereitet die Sekretärin vor und ich
kontrolliere sie anschliessend. Heute ist es praktisch, da alles mit
dem Internet sehr einfach geht. Insofern funktioniert es, aber es
ist eine organisatorische Frage. Man muss halt viel telefonieren,
viele E-Mails schreiben und so. Es ist schon anstrengend.
MF: Man kann also sagen, dass du tagsüber am
Arbeiten bist.
Thomas Winkler: Ja, das kann man so sagen. Unter dem Tag
arbeite ich immer ein paar Stunden.
MF: Also sogar ein paar Stunden?
Thomas Winkler: Ja, und darum versuche ich auch möglichst früh
wieder ins Bett zu kommen, damit ich dementsprechend wieder früh auf
kann.
MF: Das macht Sinn, wenn du dieses Doppelmandat
durchziehst.
Thomas Winkler: Es ist nicht ganz einfach, aber es geht. Ich
möchte es jetzt nicht zu lange so machen. Sechs Wochen wie jetzt, ist
eigentlich bereits zu lange. Das ist bisher auch unsere längste
Tour. Und allgemein im professionellen Bereich ist diese Länge schon
eher an der oberen Grenze. Die meisten Bands machen heutzutage
Wochenendtouren, wie zum Beispiel Powerwolf und andere. Und unter der Woche
gehen sie vielleicht arbeiten. Am Wochenende haben sie Konzerte und
verdienen so noch Geld, was auch nicht schlecht ist. Aber so wie wir
es machen mit den sechs Wochen am Stück, ist es wohl eher die
Ausnahme heute. Drei Wochen wären gut.
MF: Wie sieht es denn finanziell bei euch aus?
Normalerweise kauft man sich als Vorband in eine Tour ein. Alle
Schweizer Bands sagen dann, dass jedes Bandmitglied dafür einen
gewissen Betrag zahlen muss. Ist es für dich mehr oder weniger ein
Nullsummenspiel?
Thomas Winkler: Also wir zahlen nichts, also wir selber.
Unser Label zahlt uns diese Tour. Ich glaube das waren circa 16'000
Euro, die sie zahlen mussten, doch das ist eigentlich sehr wenig.
Weil die beiden Busse, mit denen wir unterwegs sind, für diese Zeit
zusammen ungefähr 100'000 Euro kosten (lacht).
MF: Und das
nur für diese Tour?
Thomas Winkler: Ja, nur für diese Tour. Das ist sehr teuer.
Die Australier zahlen mit rund 45'000 Euro den Grossteil, haben sie
mir gesagt, und insofern machen wir sogar ein bisschen Plus, weil
wir noch ein bisschen Merchandising verkaufen können. Zudem
verdienen wir noch etwas pro Konzert. Also das geht.
MF: Also legst du selber, respektive privat nichts drauf?
Thomas Winkler: Genau! Mir geht es hier nicht ums
Geldverdienen. Das mache ich aus Freude. Wenn es ums Geld verdienen
ginge, würde ich gescheiter arbeiten gehen. Also rein vom
finanziellen Aspekt her.
MF: Eine Frage, die wohl immer wieder gestellt wird,
ist diejenige, wie ihr GloryHammer und Alestorm aneinander vorbei
bringen könnt. Am diesjährigen "Sweden Rock" Festival habt ihr zum
Beispiel nacheinander am selben Tag gespielt.
Thomas Winkler: Ja, das war so. Meistens geht es irgendwie
aneinander vorbei. Wir haben die gleiche Booking-Agentur, welche wir
gerade vor Kurzem gewechselt haben. Die aktuelle ist super. Wir sind
jetzt bei Continental und die stimmen den Tourplan entsprechend so
ab, dass es gerade aufgeht mit Alestorm und GloryHammer. Aber es hat
es auch schon gegeben, dass eine Alestorm-Tour gebucht war und wir
gleichzeitig mit GloryHammer Edguy auf Tour hätten begleiten können.
Das war vor einem Jahr, und da mussten wir absagen, weil Alestorm
bereits Konzerte gebucht hatten. Das ist schade, aber alles kann man
halt nicht haben.
MF: Vom eigenen Büro her bist du
flexibel, wenn du auf Tour gehst?
Thomas Winkler: Ja, da kann ich mich selber einrichten.
MF: Das ist das Tolle, wenn man sein eigener Chef ist.
Thomas Winkler: Das ist sehr cool.
MF: Du
bist also dein eigener grosszügiger Chef?
Thomas Winkler: Das ist wirklich ein riesiger Vorteil. Die
anderen der Band sind zwar nicht selbstständig, aber haben
diesbezüglich ebenfalls viele Freiheiten. Es arbeiten eigentlich die
meisten. Einer ist Bibliothekar und ein anderer ist bei einem Internetshop
angestellt.
MF: Er könnte also ebenfalls aus dem Bus
arbeiten?
Thomas Winkler: Ja, das könnte er. Er hat aber, glaube ich,
unbezahlte Ferien für diese Tour. Es geht also irgendwie.
MF: Zum neuen Album: Du hast mir beim ersten Album
erzählt, dass das mehr oder weniger fertig geschrieben war, als du
zur Band gekommen bist.
Thomas Winkler: Das stimmt.
MF: Wie sieht es beim neuen Album aus?
Thomas Winkler: Beim neuen Album waren wir alle ein wenig
mehr beteiligt. Ich habe bei zwei Liedern mitgeholfen zu schreiben.
Der Bassist hat ebenfalls eines gemacht. Das neue Album
repräsentiert deshalb die Band besser als das erste Album, und
trotzdem konnten wir den gleichen Stil beibehalten, dank Chris,
welcher das Ganze konzipiert hat. Der hat geschaut, dass wenn ich
ein Lied geschrieben habe, es ins Schema passt oder ihn dann
entsprechend so angepasst, dass es mit dem ganzen Konzept
übereinstimmt. Einer muss das machen..., die Leitung
übernehmen, und das macht Chris. Und alle können ihre Ideen trotzdem
einbringen, das ist cool.
MF: Du hast ja selber mal
eine Geschichte geschrieben...
Thomas Winkler: ...das stimmt.
MF: Aber diese
Geschichte ist diejenige von Chris, oder?
Thomas Winkler: Ja, also in erster Linie. Klar, manchmal
gibt es Schnaps- oder Bierideen, welche dann so aufs Album kommen.
Ah, man könnte noch das machen und so. Aber das Grobkonzept macht
Chris. Wir haben ein Konzept über 21 Alben.
MF:
Genau. Das ist ja die grosse Schlagzeile: GloryHammer planen bereits
heute 21 Alben.
Thomas Winkler: Genau, das ist tatsächlich so. Es bestehen
schon Ideen für was weiss ich nicht was.
MF: Also existiert das
Grobkonzept über diese 21 Alben tatsächlich schon?
Thomas Winkler: Das gibt es offenbar, wobei ich auch nicht
alle Details kenne. Und manchmal ändern diese auch wieder. Je nach
dem, wenn man sich nach einem halben Jahr wieder trifft, heisst es
dann: Oh, wir machen jetzt das, statt das. Aber für das kommende
dritte Album weiss ich, dass es da in eine andere Dimension gehen
wird, in welcher Dinosaurier mit Laseraugen vorkommen. Es wird also
auch wieder relativ lustig.
MF: In diesem Zusammenhang die Frage: Wie ernst
nehmt ich euch selber? Weil gerade zum neuen Album habe ich
Interviewzitate von euch gelesen wie: „Wir parodieren Metal“.
Thomas Winkler: Es ist eine Mischung aus Parodie und
Hommage. Also auf der einen Seite mögen wir sehr gerne Metal, also
alle Stile zusammen und insbesondere den Power Metal. Und deshalb
würden wir auch nie eine böse Verarschung auf dieses Genre machen.
Wir meinen es immer im guten Sinn. Gleichwohl wissen wir aber auch,
dass es in diesem Genre viele Bands gibt, die das ernst nehmen, und
diese können wir wiederum nicht so ernst nehmen. Und darum machen
wir uns über das ein wenig lustig. Ich glaube zudem, dass es uns die
meisten nicht übel nehmen.
MF: Ich empfinde gerade
beim neuen Album, dass ihr sehr frisch klingt. Wogegen diejenigen,
welche es ernst meinen, musikalisch daran scheitern, dass sie es zu
ernst meinen. Wenn es gross sein muss, muss es bei euch noch grösser
sein. Ihr getraut euch das irgendwie...
Thomas Winkler: ...ja und das ist wahrscheinlich wieder der
Verdienst von Chris. Er ist ein musikalisches Genie, wenn es um gute
Refrains und so geht. Da hat er das Händchen oder Ohr dafür. Also
einfach für Sachen, welche einem nachlaufen, und das haben viele
Bands nicht. Ich glaube, viele probieren einfach zu kompliziertes
Zeugs zu machen. Welches zwar sicher anspruchsvoll zum Spielen und
dann auch entsprechend zum Anhören ist. Aber für den
durchschnittlichen Hörer, und zu denen zähle ich mich auch, ist es
dann einfach zu mühsam zum Anhören. Ich persönlich liebe zwar
progressiven Metal sehr, aber längerfristig bleibt man dann doch
eher bei den lustigen und eingängigen Liedern hängen.
MF: Die Extreme ausgelotet habt ihr auch bei «Universe On Fire».
Wie viele Diskussionen gab es intern zu diesem Popsong, und wie viel Mut
brauchte es für dessen Veröffentlichung?
Thomas Winkler: Ich hätte gesagt, dass wir den nicht machen.
Da würden wir zu viele Leute damit verärgern. Und Chris war so:
Nein, den bringen wir jetzt umso mehr extra als Single raus. Und
dann war es effektiv das erste Lied, das erschienen ist und die
Reaktionen waren effektiv gespalten. Aber tatsächlich hat die
Mehrheit positiv reagiert. Darüber war ich erstaunt, weil Metalheads
meistens nicht gerade bekannt für Offenheit und Toleranz sind. Da
ist man ein wenig in seiner eigenen Welt eingeschränkt. Ich bin
selber ja auch so. Insofern war ich erstaunt.
MF: Ich
nehme an, ihr spielt den Song auch live?
Thomas Winkler: Ja, den spielen wir heute auch live. Den
haben wir bisher auf der ganzen Tour gebracht, und es ist eines der
Lieder, welches am besten ankommt. Ich sehe das immer an den
Reaktionen des Publikums. Da wird effektiv mitgetanzt und so.
MF: Das Lied hat diese Eingängigkeit und diesen
Groove, den man vor allem von Sabaton her kennt, und Powerwolf haben
jetzt auch so einen.
Thomas Winkler: Ja, das stimmt, und Amaranth haben
ebenfalls einen ähnlichen Song. Offenbar kommt das im Moment
also ziemlich gut an.
MF: Das passt ja genau zu eurer Einstellung des
Auslotens von Extremen. Also wenn schon ein Popsong, dann so einen.
Thomas Winkler: Ja, das ist schon so. Er muss einfach so
klingen. Das Thema ist auch Outerspace und insofern waren wir
diesbezüglich frei bei der Instrumentenwahl. Man hätte natürlich
auch Keyboards reinbringen können. Aber so passt es toll, doch zu
viele von solchen Songs werden wir auch künftig nicht machen. Es
wird sicher eine Ausnahme bleiben. Auch auf dem Album ist es so. Es
ist einer von zehn, und ich bin nicht unglücklich darüber, Weil ich
diese epischen, heroischen Lieder selber lieber habe.
MF: Zum Epischen gehört auch euer Auftreten. Du hast
eine neue Rüstung erhalten...
Thomas Winkler: ...ja, genau!
MF: Sie ist ebenso klischeehaft wie die erste,
einfach ein weniger spaciger.
Thomas Winkler: Ja, diese neue Rüstung kann ich heute nicht
anziehen, also eigentlich auf der ganzen Tour nicht. Weil die zu
gross ist, um sie zu transportieren. Dazu bräuchte ich drei riesige
Koffer, und das ist ein bisschen mühsam, vor allem wenn man mal mit
dem Flugzeug unterwegs ist. Aber ich habe trotzdem eine neue
Rüstung und sie ist vom gleichen Hersteller wie die erste. Hat aber
zusätzlich noch LED-Schnürsenkel drin. Und dann trage ich noch eine
coole Sonnenbrille aus Amerika, welche ich gesponsert erhalten habe.
Von einem Hersteller, welcher mir jetzt sechs Sonnenbrillen
geschickt hat. Und das macht das Ganze dann auch wieder ein wenig
spaciger.
MF: Aber das heisst, dass die Rüstung extra für dich
angefertigt wurde?
Thomas Winkler: Also die Sonnenbrille jetzt nicht.
MF: Aber die Rüstung wurde für dich massgefertigt?!
Thomas Winkler: Genau. Diese ist sogar ein Unikat, welche
man auch nicht mehr bestellen kann, soweit ich informiert bin. Aber
der Hersteller macht das regelmässig. Sprich, er hat einen Webshop,
wo man auch ähnliche Rüstungen bestellen kann. Und jetzt hat er eine
Rüstung ins Programm aufgenommen, welche "Angus McFife-Rüstung"
heisst.
MF: Du wirst also künftig Leute im Publikum mit
dieser Rüstung sehen?
Thomas Winkler: (lacht) Genau, ich bin gespannt.
MF: Also in etwa so, wie man mittlerweile an Sabaton-Konzerten
Doubles von Sänger Joakim Broden entdeckt.
Thomas Winkler: Die gibt es? Die Rüstung ist halt einfach
extrem teuer. Für diese Lederrüstung zahlt man über 1000 Franken.
MF: Also man würde sich eher das GloryHammer-Logo
tätowieren lassen, als die Rüstung kaufen.
Thomas Winkler: Ja, das kommt glaube ich günstiger.
MF: Du hast mir zum ersten Videoclip erzählt, dass ihr ihn in
Deutschland draussen aufgenommen und dabei ordentlich gefroren habt. Der neue
Videoclip wurde nun vollständig in einem Studio aufgenommen.
Thomas Winkler: Also eigentlich waren wir dafür ja extra im
Weltraum, wie man ja im Video sieht (lacht). Nein, es war schon alles
in einer Halle.
MF: Wie kalt war es denn im Weltraum?
Thomas Winkler: Also im Weltraum weiss ich es nicht, aber in
den Hallen war es sehr angenehm. Der Videoclip wurde sehr
professionell gemacht. Wir waren in Belgrad und die haben dort ca. eine
Tonne Sand ausgestreut, damit es ein wenig realistischer aussieht.
Und dann hatten sie einen Tänzer, den sie acht Stunden lang mit
Latex zugekleistert haben. Das war dann eines dieser Viecher, das
man im Video sieht.
MF: Die haben also einen gemacht,
und ihn dann vervielfacht.
Thomas Winkler: Ja, die haben ihn dupliziert und der Rest
sind mehr oder weniger einfach wir vor dem Bluescreen.
MF: Ich staune, denn ich dachte, dass die ganze
Figur animiert ist.
Thomas Winkler: Nein, das war ein echter.
MF: Auf deiner Facebook-Seite sieht man, dass du
gegen einen echten kämpfst.
Thomas Winkler: Stimmt. Ja, der wurde acht Stunden lang
zugekleistert und der musste in dieser Zeit einfach so dastehen. Er
tat mir fast ein wenig leid, aber das ist halt sein Job.
MF: Wie geht es bei euch weiter, also generell? Ihr
seid jetzt ja im Jahr 1992 angekommen.
Thomas Winkler: Genau, also zuerst spielen wir diese Tour
fertig und danach… Also meinst du jetzt geschichtlich?
MF: Eigentlich für nach der Tour.
Thomas Winkler: Nach der Tour werden wir diverse Festivals
spielen, von welchen bereits einige bekannt sind. Wacken wird sicher
dabei sein.
MF: Ihr macht dann also die Festivals?
Thomas Winkler: Ein bisschen weniger. Wir waren dieses Jahr
am ja am "Sweden Rock" und in Deutschland am "Summer Breeze". Und dann war
sonst noch was. Ach ja, das mit Sabaton. Aber im nächsten Jahr haben
wir definitiv mehr Festivals, weil wir jetzt eine neue
Booking-Agentur haben. Also Wacken ist bestätigt, dann die "Full
Metal Cruise". Dann Metal Mountain und Metal Days oder so. Was ist
noch? Rock Hartz. Es wird sicher das eine oder andere dazu kommen.
Aber es sind diejenigen, welche ich gerade weiss.
MF:
Es wird also nochmals intensiv?
Thomas Winkler: Ja, also festivalmässig wird sicher etwas
los sein, und anschliessend versuchen wir wieder neue Songs für das
nächste Album zu schreiben. Das wird parallel zum nächsten
Alestorm-Album geschehen. Der Chris ist da ja bereits dran.
MF: Stimmt, das wäre auch bald wieder aktuell.
Thomas Winkler: Ja, der hat es streng. Er muss jetzt quasi
im Jahrestakt ein neues Album raus bringen. Also für jede Band alle
zwei Jahre eines.
MF: Für dich reicht es im Moment mit Beruf,
GloryHammer, Freundin?
Thomas Winkler: Ja schon.
MF: Du möchtest
also nicht noch andere Nebenprojekte durchziehen?
Thomas Winkler: Uh, tja… ich habe nichts vor (lacht). Es
reicht mir. Also ich werde immer wieder für Backing-Vocals von anderen
Bands angefragt. Die meisten lehne ich ab, und eigentlich wäre ich
auch von Napalm Records verpflichtet, abzulehnen. Weil dazu dürften
es nur Bands von Napalm sein.
MF: Also spielen da auch Vertragsgeschichten mit
rein?
Thomas Winkler: Ja ja, aber ich glaube, dass das Ganze nicht
so heiss gegessen wird.
MF: Dadurch könnte die Band über deinen Namen auch
wieder bekannter werden?!
Thomas Winkler: Genau. Schlussendlich haben sie auch etwas
davon. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich auch nicht an zu vielen
Orten mitmachen möchte, weil man sonst fast ein wenig eine Art
Bandhure wird.
MF: Von denen gibt es ja genug.
Thomas Winkler: Ja, von denen gibt es bereits genug. Ich
mache jetzt auch nur noch die Projekte von denen ich finde, dass sie
prestigeträchtig sind.
MF: Also solche, welche dir etwas bringen.
Thomas Winkler: Genau, welche mir etwas bringen.
MF: Ob jetzt auf persönlicher oder prestige Ebene.
Thomas Winkler: Genau und wo ich auch musikalisch sagen
kann, dass ich da dahinter stehe.
MF: Zum
Schluss möchte ich nochmals auf den Album-Titel eingehen, bei dem ihr
1992 erwähnt. Ich finde es unglaublich, dass die Geschichte zwar in
der Zukunft spielt, aber 1992 angesiedelt ist. Ich weiss zwar, dass
es einen Zusammenhang mit der Geschichte gibt, doch gleichzeitig
geht ihr da ja wieder zurück. Was war 1992 so cool?
Thomas Winkler: Was war damals cool? Ich war damals sieben Jahre
alt und die Turtles gab es damals natürlich und all die Trickfilme wie
He-Man.
MF: Knight Rider!
Thomas Winkler: Genau und weitere solch ähnlichen Geschichten. Ich
muss dazu auch sagen, dass He-Man sehr ähnlich wie unser Hootsman
(Bassist) aussieht.
MF: Ihr habt sogar ein
Spezial-Cover zum neuen Album im He-Man-Stil.
Thomas Winkler: Ja, stimmt und ja, das kommt von da. Oder auch
Total Recall
MF: Conan der Barbar.
Thomas Winkler: Genau, und das Zeug ist natürlich schon in
das Ganze eingeflossen. Und 1992 gab halt auch eine Band ihr Debüt
raus, welches Chris sehr mag. Wie heissen sie schon wieder. Belphegor
(?). Mit ganz verrückten Titeln mit zwanzig Wörtern darin. Und der
Einfluss kommt auch von dieser Seite her. Besonders das mit der
tiefen Stimme, also der Erzählstimme. Diese ist typisch Belphegor.
Und die veröffentlichten damals ihr Debütalbum. Und darum meinte
Chris, dass die neue CD 1992 angesiedelt werden muss.
MF: 1992 gilt ja mittlerweile wieder als cool.
Thomas Winkler: Ja, das ist jetzt wieder retro.
MF: Es gibt wieder Turtles- und Knight
Rider-T-Shirts zu kaufen?!
Thomas Winkler: Ja, das habe ich auch gesehen.
MF: Wir hatten es von Jahreszahlen. Thomas, du wirst
im November 30 Jahre alt.
Thomas Winkler: Ja, eben bereits.
MF: Ich wünsche dir, wenn es soweit ist, alles Gute.
Thomas Winkler: Danke vielmals.
MF: Die Knochen werden älter und die Beschwerden
nehmen zu.
Thomas Winkler: Ja, das geht allen so.
MF: Die
Stimme nimmt ab.
Thomas Winkler: Das hoffe ich nicht. Ich versuche mich
möglichst gesund zu ernähren, sprich also möglichst wenig Alkohol zu
trinken, nicht zu rauchen und so weiter sowie entsprechend viel zu schlafen.
Das ist für mich wichtig, um richtig singen zu können. Das merke ich
meistens. Und der Rest des Körpers muss aber auch mitspielen. Das
ist klar. Wenn du irgendwas hast, wie zum Beispiel einen Unfall, dann ist das
halt so.
MF: Kann man in einem Tourbus wirklich schlafen? Die
Kojen sind ja meistens ziemlich eng.
Thomas Winkler: Es ist schon manchmal beängstigend, wenn man
mitten in der Nacht aufwachtund merkt, dass man irgendwie
eingeklemmt oder eingeschlossen ist. Ich hatte diesbezüglich ein
paarmal Albträume. Da habe ich scheinbar während dem Schlafen umher
geschrien und an die Wände gepoltert.
MF: Das ist die beste Vorbereitung für die Zeit nach
dem Leben im Sarg.
Thomas Winkler: Ja, das ist tatsächlich wie in einem Sarg.
Wir haben aber Luken. Wenn du diese zu hast, ist es tatsächlich wie
in einem Sarg. Aber wenn du sie offen hast, dann geht es. Dann merkt
man schnell mal, dass man nicht ganz eingeengt oder eingeschlossen
ist. Aber…
MF: Gewöhnt man sich mit der Zeit daran?
Thomas Winkler: Nein. Ich hatte das (die Albträume) jetzt
schon ein paar Mal in diesem Bus. Vorher hatte ich das noch nie. In
den anderen Tourbussen ging es. Aber hier ist es… keine Ahnung… Die
Decke ist schräg und so. Das macht sicher etwas aus.
MF: Auf was freust du dich am meisten, wenn du in
circa zwei Wochen wieder nach Hause kommst?
Thomas Winkler: Auf die Ruhe! Die Ruhe ist etwas, was auf
der Tour etwas fehlt. Man ist immer mit irgendwelchem Lärm
konfrontiert. Sei es in Form von Musik, welche ja schöner Lärm ist.
Oder in Form vom Motorengeräusch vom Bus, welcher weniger schön ist.
Insofern wird es eine Erholung für die Ohren sein. Und das ist es,
was ich glaube ich, hier am meisten vermisse.
MF: Bist du zurück bist, wird es ja Winter sein und
gerade in Thun wirst du es besonders merken.
Thomas Winkler: Ja, genau. Und was natürlich auch gut ist,
sind die warmen und angenehmen Duschen. Welche man nicht mit je zehn
anderen teilen muss (lacht).
MF: Sind sie manchmal
kalt, bis du an der Reihe bist?
Thomas Winkler: Ja, das hat es auch bereits gegeben. Je nach
Land, sind sie nicht wahnsinnig fortschrittlich, dass sie für zehn Leute
warmes Wasser haben.
MF: Gibt es noch etwas, was du den hiesigen
GloryHammer-Fans sagen möchtest? Ich sehe, dass diese immer
zahlreicher werden.
Thomas Winkler: Ja, das freut mich natürlich sehr. Gerade
auch in Spanien, wo wir jetzt zum ersten Mal waren, und sehr viele
neue Fans gewinnen konnten. Das ist es, was mich am meisten freut.
Und zu denjenigen, die immer noch Fans von uns sind, nach zwei
Alben, muss ich Chapeau sagen. Das freut mich ebenfalls sehr. Bleibt
dabei und ihr werdet es nicht bereuen, weil wir noch neunzehn weitere
Alben aufnehmen werden. Und prinzipiell kann ich sagen, dass
GloryHammer für mich persönlich ein sehr guter Schritt sind. Weil
alles professionell ist und Spass macht. Die Musik gefällt mir, und
ich hoffe dass wir die 21 Alben durchziehen können.
MF: Was hältst du davon, wenn man sagen würde, dass Thomas Winkler
eines der Aushängeschilder des Schweizer Heavy Metals wird?
Thomas Winkler: Dazu würde ich grundsätzlich nicht nein
sagen, ich stehe dazu. Metal ist für mich eine Lebenseinstellung und
für mich etwas Wichtiges. Insofern ist es für mich ein Kompliment,
wenn das gesagt wird. Wenn ich diesbezüglich auf die Stimme
reduziert werde, ist das auch nichts Schlechtes. Weil ich Freude
habe, dass ich eine solche Stimme besitze und hoffe, dass ich sie noch
länger halten kann, als eben gerade nur bis dreissig.
|
|