Mit dem Namen
'Gotthard' verbindet der Fussvolk Schweizer in der Regel das Bergmassiv, respektive den
Tunnel, der den Norden bergmässig vom Süden trennt oder eben verkehrstechnisch
verbindet. Seit 1992 steht dieser Name aber auch für feinsten Hard Rock, der sich in den
letzten Jahren jedoch zunehmend in die Mainstream-Ecke verlagert hat. Früher noch frisch
und kompromisslos, füllten Gotthard (mit Producer Chris "dö Röhr" von Rohr im
Rücken) das schmerzliche Loch, das Krokus just in jener Zeit hinterlassen hatten. Mit
Steve Lee setzte sich zudem ein neuer Schweizer Sänger mit Weltklasse-Format in Szene,
der mehr als nur aufhorchen liess. Dieses Potenzial blieb bis heute erhalten, obwohl man
sich musikalisch durch das Zurücknehmen einiger, ja eigentlich aller Härtegrade bis auf
massentaugliches "Benissimo"-Niveau für den Rock-Fan regelrecht
zurückentwickelte und "wild" nur noch auf Leo Leoni's Frisur zutraf. Das liess
freilich die Bandkasse in der Heimat ordentlich anschwellen und ein wirklich cooles Album
wie "Defrosted" (1997) hat durchaus seine Berechtigung. Das alles führte aber bislang jedoch (noch) nicht dazu, dass Gotthard über
die Schweizer Grenzen hinaus nachhaltig Erfolg hatten. Inzwischen hat sich jedoch einiges
verändert, worauf an dieser Stelle nicht mehr eingegangen wird, darum wenden wir uns
direkt "Lipservice" zu, dem mittlerweile achten Studio-Album, das Anfangs Juni
das Licht der Welt erblickt hat und sich anschickt, erst mal die heimischen CD-Player zu
blockieren. Dies glückte gleich mit der ersten Single-Auskopplung "Lift u up",
die bis auf Platz 3 kletterte und aktuell hat das Album gar den Schweizer Chart-Thron
bestiegen. Dies erstaunt auf den ersten Blick vielleicht nicht, aber
"Lipservice" ist mehr als ein Lippenbekenntnis, denn die Härteschraube wurde
nach "Human Zoo" (2003) weiter angezogen. Mein Gesprächspartner Marc Lynn, den
ich vor dem ersten der insgesamt vier Showcase-Gigs vor der Album Veröffentlichung im
Luzerner ABCMixx zum Gespräch bat, wollte aber nicht gelten lassen, dass Gotthard
"nicht mehr gerockt" hätten. Lest unten stehend, was der nach seinem schweren
Unfall wieder genesene Bassist sonst noch alles mit klaren Worten zu berichten wusste. (ML
= Marc Lynn)
MF: Gotthard rocken wieder! Warum und weshalb jetzt wieder?
ML: Wir haben immer gerockt, nur ist unsere Definition von Rock einfach breit. Das heisst,
wir sind nicht eine dieser "Engfahnen"-Bands, die sagen, wir machen nur Heavy
Metal oder Black oder Death oder was weiss ich, sondern wir sind "ROCK"...,
(mit) Tradition, klassisch. Wenn du früher schaust, bei den Beatles, auch bei den
Stones..., oder gehen wir mal weiter zu Led Zeppelin oder Deep Purple. Die haben auch
kreuz und quer Sachen gebracht. Queen..., auch so eine Band..., und wir sind jetzt halt
eher in diesem Bereich. Das heisst, wir haben unsere drei ersten Platten, die ziemlich
heavy sind, auch die Soundqualität ist gestiegen. Die zweite ("Dial hard") war
eigentlich die Härteste, dann wurde es etwas dynamischer und dann kam das Akustik-Set.
Damit ("Defrosted") haben wir viele Leute dazugewonnen. Dies haben wir nicht der
Leute wegen gemacht, sondern weil wir Spass daran hatten, es zu tun. Nachher wurden
soviele Leute angesprochen, dass wir einfach versucht haben, sie laaangsam im Camp
mitzuziehen. Wenn du mal schaust... "Open", "Homerun", "Human
Zoo"..., es ist immer angestiegen in der Härte und wer sich das wirklich mal zur
Brust genommen hat, sieht eigentlich "Lipservice" jetzt als logische
Schlussfolgerung..., wieder etwas härter. Wenn wir vor zwei, drei, vier Jahren mit diesem
Album gekommen wären, hätte das keinen Sinn gehabt. Rock war dort too much...,
Girlie-Bands oder Girls die singen, beziehungsweise auch Superstars und und und...,
aktuell gewesen.
MF: "Lipservice" ist in der Tat kerniger! Krokus und AC/DC fallen mir da
spontan ein...
ML: ...ja, mir auch, also uns auch!
MF: Jetzt..., wenn man vom Alten zum Neuen geht: Wie stellt man den Sound um?
Einfach andere Gitarren, oder lauter aufnehmen?
ML: Nein, überhaupt nicht! Eigentlich ist die neue Platte nicht anders gespielt, als die
älteren..., sondern wir haben einfach versucht, das wegzulassen, was man weglassen kann.
Zum Beispiel merkt man, dass es weniger Keyboards drauf hat. Die alten Produktionen haben
wir ziemlich zugepflastert mit Keyboards, mit sieben Gitarren und weiss nicht wieviel XYZ.
Nun sind wir zurück und haben gemerkt, dass wir einfach zuviel davon drauf haben und das
minimieren wollen. Denk mal wieder an das alte 24-Spur Recording in diesem Sinne..., tu
nur das drauf, was nötig ist und überlege es dir zwei Mal. Die andere Sache früher war
die: Komm, lass und mal alles aufnehmen und beim Mischen schauen wir, was wir brauchen,
und dann 'brauchst' du nämlich alles! Das heisst, jedes einzelne Instrument hat mehr Raum
zum 'Atmen', das Ganze wird dynamischer, die Platte ist zum Beispiel weniger laut, als die
anderen, wird aber 'powervoller'. Sobald du die Anlage aufdrehst, wird es heavier.
Gitarren-Sounds, Bass-Sounds..., sich nicht gross geändert, weil man immer schaut, was
passt zu welchem Song. Und wie du siehst, haben wir immer noch Balladen drauf, nur haben
wir jetzt wieder eine Nummer wie "Let it rain" oder "Heaven", also
nochmals eine Piano-Ballade, die wir auf der letzten Scheibe hatten, bringen können.
Deshalb haben wir uns, trotz der vorhandenen Balladen, bei der Single bewusst für einen
rockigeren Song entschieden. Sonst hängt es davon ab, wie man den Song interpretiert,
also geradliniger, wie du gesagt hast, etwas mehr AC/DC..., mehr in diese Richtung.
MF: Ich habe mir die CD bereits ein paar Mal angehört. Ich gebe dir nun zu jedem
der Songs ein Kurz-Statement ab, das du nachher kommentieren kannst! "All we
are" >> Killer! - "Dream on" >> geil! - "Lift u up"
>> (zu) kommerziell, wird vom Radio totgespielt...
ML: ...zum Glück! (lacht leise und murmelt: wenn du wüsstest...) >> (was wohl,
hmm... MF)
MF: "Everything I want" >> Def Leppard, nicht Gotthard! -
"Cupid arrow" >> solider Rocker - "I wonder" >> schöne
Melody-Line, aber rhythmisch (Tempo) etwas zu flach - "I'm alive" >> Hallo
Bon Jovi - cool! - "I've seen an angel" >> typisch, bewährt, gut -
"Stay for the night" >> Klasse, lauter! - "Anytime anywhere"
>> Shakra-like, geiler Bass - "Said & done" >> Rock'n'Roll -
"The other side of me" >> harmlos - "Nothing left at all"
>> typisch, bewährt, gut - "And then goodbye" >> Hier ein Filler,
würde sich auf "Defrosted" besser machen.
ML: Ich weiss, was du meinst... (auf den Filler angesprochen). Sagen wir es mal so..., das
ist deine Meinung und mit dem Meisten bin ich einverstanden. Beginnen wir am Schluss:
"And then goodbye" war ein Wunsch von Leo, er hat das Lied alleine geschrieben
und wie schon auf der "G." mit "One life one soul", einem unserer
Top-Songs, war "G." eine harte Platte. Zu Gotthard gehören Balladen und damit
auch Akustik-Balladen, das war immer schon so. Klar, die einen werden jetzt schreien
"oh, es ist mir noch zu wenig hart" und die anderen "sie sind härter
geworden"..., wieso, warum? Letztendlich sind wir eine Band, die immer das gemacht
hat, was sie wollte. Ich muss dir nun sagen..., wir haben..., von vierzehn Songs gefallen
mir dreizehn. Ich sage dir jetzt nicht, welcher mir nicht gefällt, da jeder sein
persönliches Feeling dazu hat und deshalb einen anderen nicht schätzen würde. Aber ich
finde, wir haben dreizehn Hammer-Songs und wie du schon gesagt hast: Killer, Hammer und so
weiter..., du hast uns verglichen mit Bon Jovi und Def Leppard. Das sind früher Grössen
'on Top' gewesen, genial. Bon Jovi ist heute noch eine Grösse und Def Leppard sind leider
nicht mehr so aktuell, weil sie auch nicht mehr so viel bringen regelmässig. Vier
(unserer) Songs wurden mit einem Co-Writer Team aus Schweden erarbeitet. Das war
erstaunlich..., Steve und Leo sind über ein Wochenende rauf (nach Schweden) und mit vier
Songs wieder zurück gekommen, die einfach geil geklungen haben. "Lift u up"
gehörte unter anderem auch dazu..., ziemlich kommerzieller Song, stimmt..., aber wer
spielt die sonst? Sie kamen damit an und wir alle sagten: "Das ist einfach ein mega
Song"! Scheissegal, ob er kommerziell ist..., weil..., jetzt haben wir ein Problem:
Was ist kommerziell? Kommerziell trifft dann zu, wenn du verkaufst..., sorry, ich will
verkaufen, sonst bin ich morgen nicht mehr da! Sonst habe ich morgen keine Platte mehr und
dann dümple ich umher wie die anderen Bands, die du zum Teil auch genannt hast, bei denen
es irgendwie nie weiter geht. Also..., kommerziell heisst verkaufen..., morgen, wenn der
Radio Rock spielt, sind wir bereits heute kommerziell gewesen. Ich finde "Lift u
up" einen geilen Song, einen Sommer-Party-Song..., den man einlegt und dann geht die
Party ab. "Lift u up" heisst ja auch: "Lass dich mitreissen und hör auf,
mit diesem Gesicht rumzulaufen, es geht uns doch eigentlich gut..., also hopp..., fertig
griesgrämig sein! Die meisten Songs sind aber auch anders geworden als früher, weil nun
Freddy (Scherer) mit dabei ist. Er hat gegenüber Mandy und Leo, der früher viel alleine
schrieb, neue Inputs beigesteuert. Das macht natürlich auch aus, dass man sagt ok, man
hat von vierzehn Songs nicht vierzehn Hits, aber ich würde sagen, so zehn oder neun sind
Hammer-Songs, wo man sagt "wow, das geht ab" und dieses Feeling war das
Wichtigste.
MF: Ein paar Worte zum Titel und Cover: Was steckt da dahinter und wessen Idee war
das?
ML: "Lipservice" war die Idee eines Kollegen, einem Engländer. Er arbeitet bei
uns und "Lipservice"..., wir waren ja immer schon etwas zweideutig. Denk mal an
den Schriftzug mit dem umgedrehten "T" oder "G." (eine Platte, die wir
machen mussten) - wir haben das schon immer geliebt..., das leichte Schmunzeln im
Hintergrund und bei "Lipservice" denkt natürlich jeder an einen Blowjob...,
ganz klar! Also: "Lippenservice". Es hat auch damit zu tun..., mit dem
"Lippenservice"..., aber nicht mit etwas Sexuellem, sondern dem Schönreden von
irgend etwas. Also wenn einer schleimen kommt und es nicht stimmt. Wir haben das in den
letzten Jahren auf der einen Seite viel erlebt und auf der anderen Seite erlebt man das
tagtäglich. Nimm mal so unbrauchbare Ware aus dem TV-Shop oder wenn ein Politiker vor die
Leute tritt und sagt, dass alles gut sei, vorher es aber anders geheissen hat. Das ist
reiner "Lipservice", oder wenn dir ein Kollege auf die Schulter klopft und sagt
"hey, du bist ein cooler Typ" und hintenrum spricht er anders über dich.
MF: Auf Chris von Rohr folgte Marc Tanner. Was gibt es da im Umfeld von
"Lipservice" dazu zu sagen?
ML: Nach Marc Tanner haben wir bemerkt, dass er eine tolle Produktion gemacht hat, aber
für uns zu amerikanisch. Heute ist die Welt getrennt zwischen Amerika, Europa..., sogar
Schweiz und Deutschland..., mit den Stars, mit den Hits, mit dem Touren. Wir wollten uns
ganz klar auf europäischen Sound ausrichten. Leo hatte sich schon lange dort
herangetastet..., ich meine, Chris (von Rohr) war ja schon bei "Homerun" nur
noch zur Hälfte für die Produktion verantwortlich und darum fragten wir Leo, ob er das
für das neue Album übernehmen will. Er hat es gemacht, zusammen mit dem Co-Produzenten
Ronald Prent (Simple Minds, Megadeth, Rammstein, Kelly Family, u.a.m.), also sehr breit
gefächert. Er ist aber ein sehr guter Typ..., sehr..., wie wir, einfach umgänglich und
am Boden geblieben. Er strahlt Wärme aus und hat ein ganz tolles Album gemacht, übrigens
noch im 5.1-Remix der "Special Edition". Ich habe sehr gerne mit ihm gearbeitet.
MF: Ihr habt ja einen neuen Deal mit Nuclear Blast (in Deutschland) und das kam
doch eher überraschend, wenn man weiss, wen die da so alles unter ihren Fittichen
haben... (Marc lacht) - Wie wird sich das auf die kommenden Alben auswirken? Wird es einen
Einfluss geben?
ML: Mal eine Gegenfrage: "Bei wem hätten wir sonst unterschreiben sollen?". Wir
haben ja Offerten von allen Majors erhalten. In der heutigen Zeit hast du die Chance bei
einem Major zu unterschreiben und bist dann die Band Nr. 265, ausser in deinem Land oder
Deutschland..., dort, wo es abgeht. Da kommste nie an die Reihe und darauf hatten wir
einfach keinen Bock. Nuclear Blast..., und wir wollten schon von Anfang an zu einem
Indie-Label..., haben uns das richtige Angebot gemacht und zwar in dem Sinne, dass auch
sie ihren Horizont erweitern wollen. Es gibt zwei Ansichten dazu: Erstens, was will man
bei so einem Heavy-Label oder zweitens man fragt NB, was sie denn mit so einer Rock Band
wollen? Es geht darum, eine neue Partnerschaft einzugehen, einen Punkt für die Zukunft zu
setzen. Weil bevor der Heavy Metal wiederkehrt, kommt sicher der Rock zurück. Unsere
Platte kommt nun in 44 Ländern voll raus, das heisst sie wird nicht nur in den Laden
gestellt (das könnte sich so ein kleines Label gar nicht leisten!), sondern das muss
rentieren. Jetzt ist gerade noch ganz Südamerika dazu gekommen und wir stehen nun unter
einem brutalen Zeitdruck. Ganz Europa will, dass wir spielen kommen und Amerika haben wir
jetzt auf den November verschoben. Weil die Platte kommt 100%ig raus und dann wollen wir
gleich die Promo dazu machen. Ich glaube, es geht nicht darum, ob ein Label heavy ist oder
nicht, sondern ob sie für dich und mit dir arbeiten wollen, das ist viel wichtiger. Ich
habe lieber einen im Team, der es noch nicht so kann, dafür will, als umgekehrt!
MF: Ihr werdet aktuell (von der deutschen Major-Journaille) als
"Rock-Giganten" bezeichnet. Wie seht ihr das als Band, die in erster Linie
national erfolgreich ist, wie kommt das an?
ML: Ich meine, was heisst 'nationaler Erfolg'? Wenn wir in Deutschland 60'000 Platten
verkaufen und in Japan an die 30'000 Stück, dann ist das schon fast international. Wir
haben natürlich überall getourt, aber das Business wird immer nationaler. Schau mal
Bands wie Shakra oder andere an, die gute Musik machen..., es ist auch schwierig für
diese, sie kommen fast keinen Schritt weiter. Wir haben jetzt nicht mehr die 80er-Jahre
wie mit Krokus damals, als es noch zehn Bands gab, die sich konkurrenzierten. Heute sind
es tausende von Bands, deshalb ist es sehr sehr schwer. International geht es jetzt (mit
Gotthard) sicher einen riesen Schritt voran. Wir wären diesen gerne schon früher
gegangen, nur hatten wir da keinen Support der Plattenfirma im Ausland. Es hat keinen
Wert, irgendwo zu spielen, wo die Scheibe nicht draussen ist. Deshalb, was haben wir
gemacht? Wir haben uns zurück gezogen und sagten, wir machen das, was wir können,
bestreiten zwei, drei Auslandskonzerte um zu zeigen, dass es uns noch gibt und warten, bis
der (alte) Deal abgelaufen ist. Auf der anderen Seite haben wir uns brutal ausgebaut. Die
Verkäufe sind von Platte zu Platte angestiegen, und zwar in der Gesamtmasse, nicht nur in
der Schweiz! Hier ging es von der "Homerun" zur "Human Zoo" sogar
etwas bergab, aber wenig im Vergleich dazu, wie der Rest abgebaut hat. Das immer etwas
kompliziert..., dieses Business. Wichtig ist für mich nicht, wieviel ich im eigenen Land
verkaufe, sondern dass es im Ausland etwas vorwärts geht..., mehr als bis jetzt. Wir
haben tolle Erfolge gefeiert..., vor AC/DC in Turin gespielt, Support für Bon Jovi,
eigene Tour seit der zweiten Platte in Deutschland, in Japan, auch in Österreich..., wir
spielen auch noch in Holland, in Frankreich waren wir mit Deep Purple auf Tournee. Wir
sind umher gekommen..., auch in England waren wir und in Schweden. Nur sind wir nicht eine
Band, die das immer grad an die grosse Glocke hängt. Entweder du gehst auf unsere
Homepage, um zu sehen, wo wir spielen oder sonst lässt du es bleiben. Das Prestige nach
aussen geht uns, brutal gesagt, am Arsch vorbei!
MF: Also wenn ihr das lest..., von wegen Rock-Giganten..., als das bezeichnet
werdet...
ML: Ja gut..., wir sind Rock-Giganten (Marc ereifert sich ein wenig)..., ich meine, für
viele in der Schweiz sind wir Idole, das ist klar..., auch in Deutschland übrigens. Wenn
dort eine Heavy-Band gut verkauft, sind es vielleicht 5'000 Stück, wenn es gut läuft
oder gar 10'000, wenn es megamässig kommt. Aber wenn du natürlich 40'000 - 60'000
verkaufst, gehörst du zur Top-Liga in der heutigen Zeit. Und in der Schweiz..., du weisst
ja selber, wieviel wir verkaufen..., da ist es natürlich schwieriger. Es gibt nationale
Stars, die uns toppen, aber die sind nicht so lange da und machen keine englische Musik in
diesem Sinne. Das Ganze ist sehr erfolgreich und wenn man uns darum Rock-Giganten nennt,
so ist das eine Ehre, aber es ist jetzt nicht so, dass ich mit erhobener Brust und dem
Heft unter dem Arm in meine Stammkneipe gehe und mitteile, was sie da über uns schreiben.
Schlussendlich machen wir das nicht des Prestiges wegen, sondern weil wir Spass haben...,
wir haben ein mega Team und jeder hat seine eigene Herausforderung mit sich selber.
MF: Als Ersatz für Mandy Meyer kam dein ehemaliger Kumpel Freddy Scherer aus
China Zeiten in die Band (Marc lacht) - Wieviel hat es gebraucht, bis er zugesagt hat?
ML: Mhh..., eigentlich ging das ganz kurz. Freddy stand schon zur Auswahl, als wir uns um
Mandy bemüht haben. Er war damals aber besetzt mit seinen Bands. Als Mandy uns verlassen
hat, ging ich eines Abends ins AlpenRock Kaffee und QL präsentierten eine Platte. Da sah
ich Freddy und dachte "wow, wieso nicht?" Da habe ich mir überlegt wer und wie
und was und bat Freddy um seine Nummer. Dann ging ich zurück zu meiner Band erzählte
ihnen davon. Und sie reagierten gleich mit "ja genial! Hast du ihn gleich angerufen,
dass er kommen soll?!!" Und ich antwortete "nein, ich wollte es zuerst mit euch
besprechen". Da hat ihm Leo gleich angerufen..., nun ist es so (kein Witz), dass
Freddy ja auch lange in verschiedenen Bands spielte, umher kam, es probierte und es
irgendwie nicht ging. Drei Wochen vor dieser Anfrage sagte er sich wirklich: "Jetzt
ist es vorbei, fertig, Ende, aus!" und stellte seine Gitarre in eine Ecke, zumal er
einen Mega-Job hatte. Dann kochte ihm quasi das Blut und er fragte sich, was er denn jetzt
tun solle. Eigentlich habe er einen Mega-Job, aber sein Traum sei es schon, Musiker zu
werden. Aber wenn er schon ein Chance kriege, dann nur mit Gotthard und niemand anderem.
Der Rest war dann eigentlich keine grosse Sache mehr, da ich Freddy ja von früher her
schon kannte.
MF: Du hast es bereits erwähnt, in welche Richtung sich Gotthard in den nächsten
Jahren bewegen wollen. Die Grundlagen dazu habt ihr jetzt gelegt...
ML: ...wir haben natürlich viel gemacht..., unter anderem ein neues Management. Von der
alten Garde ist eigentlich niemand mehr übrig geblieben. Das heisst nicht im bösen
Sinne, sondern..., zum Beispiel hat uns lange Dani Saner gemischt. Das ist ein sehr guter
Mann..., auch heute noch, aber wir wollten mal eine andere 'Farbe". Das hat nichts
mit seinem Job zu tun. So kam es, dass wir von der Crew bis zum Management, der
Plattenfirma..., alles ausgewechselt haben. Letzten Frühling liefen unsere alten
Verträge aus..., Management- und Plattenvertrag gerade gleichzeitig. Darauf sassen wir
zusammen und schauten, was wir haben und was nicht. Klar hat dann die Presse etwas über
uns gelästert, aber da musste man einfach cool bleiben, nicht reagieren. Wir zeig(t)en es
(wie schon immer) mit der Musik.
MF: Letzte Frage: Ich war letztes Jahr auch in Balingen und habe euer Konzert
gesehen. Ich persönlich fand es schade, dass gegen Schluss des Konzertes mit einem
Cover-Medley quasi ein eigener, viel besserer Song damit vorenthalten wurde. Wie kam das?
ML: Das hat zwei Gründe, also erstens hätten wir danach noch einen Song spielen sollen,
hatten jedoch technische Probleme und kamen deshalb zu spät auf die Bühne. Da dachten
wir, dass wir die Pausen zwischendrin kürzen, sodass es am Ende doch noch aufgeht, alles
zu spielen, aber es reichte nicht und da hiess es vor der Bühne 'Aus und Ende'! Zweitens
bekamen wir eine mega Response von allen deutschen Top-Magazinen..., vom Metal Hammer bis
zum Metal Heart. Deshalb ist es auch eine persönliche Sache von dir, dass dir der Schluss
nicht ganz gepasst hat. Wir selber haben uns auch einen gigantischeren Schluss
vorgestellt, aber die ganze Vorstellung ist bei den Magazinen und den Leuten perfekt
angekommen. Nicht ultraperfekt, denn wir wollen ja immer das Beste geben. Es kam nicht
ganz so, wie wir es geplant hatten, aber es kam trotzdem gut und das ist das Wichtigste!
MF: Ok..., gut...
ML: Super!
MF: Vielen Dank...
ML: ...gern geschehen!
Marc Lynn mit Rockslave >>>>>>
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