Interview: Gurd
By: Marco F.
V.O. PulverSeit einiger Zeit ist "Encounter", die neue Scheibe von Gurd, auf dem Markt und erhielt überall beste Kritiken (bei Metal Factory Platte des Monats vom Mai 2003). Ich nehme mal an, dass dieses Meisterwerk bei den Meisten von Euch den Weg in die CD-Sammlung bereits gefunden hat, ansonsten höchste Kaufpflicht! Viele Schweizer Bands kommen und gehen, Gurd haben sich seit Jahren fest in der europäischen Metal-Szene etabliert, obwohl die musikalischen Highlights nicht automatisch den grossen Geldsegen brachten. Aber deshalb machen Bandleader V.O. und seine Mannschaft auch nicht Musik, vielmehr steht die Leidenschaft und das Feuer für harten Sound im Vordergrund. Höchste Zeit also, mit dem zweifachen Papa V.O. Pulver über Gurd, Business, Family und den FCB ein kurzes Interview zu führen:

MF: Offenbar gab es bei der Veröffentlichung Probleme mit dem Vertrieb in der Schweiz, was war schief gelaufen?

V.O.: Zuerst plante ich eine eigene Plattenfirma zu gründen, musste dann jedoch einsehen, dass ich die notwendige Zeit für ein solches Vorhaben nicht hatte. Seit kurzem betreibe ich ja ein eigenes Studio, arbeite daneben noch und bin mit Gurd unterwegs, deshalb liess ich es vorerst sein. Ein Tag vor dem Release in der Schweiz wurde dann bei der geplanten Vertriebscompany festgestellt, dass sie den Vertrieb für die Schweiz nicht machen werden. Da lief wohl irgendetwas in der Kommunikation intern schief. Schlussendlich wurde die Scheibe dann glücklicherweise von Musikvertrieb AG in der Schweiz vertrieben, jedoch mit Verspätung. Das Ganze ist für mich schwer nachvollziehbar. Ärgerlich ist vor allem, dass die CD-Reviews bei Veröffentlichung bereits eine Weile zurücklagen. Die Fans wollen in der Regel ja die Scheibe kaufen, wenn sie darüber in den Fanzines lesen. Das hat uns sicher eine kleine Verkaufseinbusse eingebrockt!

MF: Wenn du auf die bisherigen Produktionen zurückblickst, ist man im Nachhinein mit sämtlichen Veröffentlichungen zufrieden?

V.O.: Sicheres Highlight ist die erste Gurd-Scheibe, mit einem unverfälschten Thrash-Sound, gefolgt von "Badland". Rückblickend bin ich eigentlich nur mit der Produktion von D-Fect nicht 100%ig zufrieden.

MF: Was mich jeweils interessiert, sind die Verkaufszahlen. In einem deutschen Mag war von insgesamt 50'000 Scheiben die Rede, stimmt das?

V.O.: Ja, wenn nicht sogar mehr als 50'000. Das "D-Fect"-Album, welches ich vorhin erwähnt habe (lacht), verkaufte sich zum Beispiel 15'000 mal. Bis jetzt haben wir ja sechs Platten veröffentlicht, somit kommt die Zahl also etwa hin.

MF: Aber das reicht noch nicht, um von der Musik alleine leben zu können, oder?

V.O.: Leider nicht ganz! Wie üblich werden die ganzen Produktionskosten meistens von der Plattenfirma vorfinanziert. Bis das Ganze dann refinanziert ist, musst du schon einige Platten verkaufen. Was für den Musiker ein wenig Geld abwirft, sind die Urheberrechte, damals so circa 1.80 DM pro Einheit. Zudem fallen oft auch Kosten an, wenn man als Tour-Support mit einem grösseren Act, wie zum Beispiel Life of Agony auf Tour geht.

MF: Gurd sind ja bekannt dafür, viel live unterwegs zu sein. Hast du schon überlegt, wieviele Konzerte du inzwischen gespielt hast? Welche(s) waren die Höhepunkte?

V.O.: Also, wenn ich auch noch die Konzerte von früher, zum Beispiel mit Poltergeist rechne, werden es wohl an die 1000 Gigs sein. Absolut geil war natürlich das Konzert damals am Dynamo-Festival!

MF: Vor einigen Jahren war ja zu lesen, dass deine absolute Lieblingsgitarre während der Tour geklaut wurde. Kam die eigentlich wieder zum Vorschein?

V.O.: Leider nicht, es war eine absolute Super-Gitarre, handgemacht, welche mir sehr am Herzen lag. Leider nützte auch der Aufruf in den Medien nichts, sie blieb verschwunden. Zum Glück war das Teil versichert und ich konnte mir einen ebenbürtigen Ersatz, eine Les Paul, leisten.

MF: Bei Gurd gab es immer wieder Wechsel im Line-Up. Wie kam es dazu?

V.O.: Für mich geht es in erster Linie immer noch um die Musik selber, dafür gebe ich mein Herzblut. Leider gibt es auch Leute, die das Gefühl haben, schnell Kohle zu machen und als Rockstar in der Gegend herumlaufen zu können. Dem ist leider nicht so. Anderseits wurde mir auch schon vorgeworfen, dass ich die Band diktatorisch führe. Aber inzwischen wurden diese Sachen aus dem Weg geräumt, ich habe mit allen guten Kontakt!

MF: Und deine Kids, hören die schon Metal?

V.O. Na klar, beim Sound von Destruction wird schon fleissig gemosht!!!

MF: Dann hört deine Frau bestimmt auch lieber Metal-Sound, als das übliche Radio-Gesülze?

V.O.: Genau. Zur Zeit arbeite ich mit meiner Frau zusammen an einem Doom-Projekt, da übernimmt sie den Gesang. Mal schauen, was sich daraus entwickelt.

MF: Das Aufnahme Studio, befindet es sich bei euch in der Nähe?

V.O.: Ja, bei uns im Keller. Nicht gerade das Grösste und Komfortabelste, aber mit dem Sound bin ich sehr zufrieden. Im Moment arbeite ich gerade mit Destruction an deren neustem Werk. Tönt wirklich geil, ganz im Stil wie etwa "Reign in blood" von Slayer!

MF: Oha..., auf die neue Destruction-Scheibe bin ich ja mega gespannt. Noch kurz zu den Songtexten, auch hier nehme ich an, dass da viel Herzblut von dir drinsteckt?

V.O.: Genau, zum Teil sind es ganz persönliche Sachen, wie zum Beispiel "Older but wiser". Dazu kommen ab und zu auch politische Themen wie der 11. September 2001, der wohl die Welt verändert hat. Schlussendlich steht aber der Spass an der Musik im Vordergrund. Ich sehe mich jedoch schon als Pazifist, obwohl ich bei den Volksabstimmungen meistens auf der Verliererseite stehe.

MF: Gehe ich richtig in der Annahme, dass du als Basler auch ein grosser Fan des FCB bist?

V.O.: Oh ja, absolut. Mit meinem Vater war ich schon früher, so Ende der 70er, anfangs 80er-Jahre an den Spielen des FC Basel, selbst als der Club untendurch musste. Der Rückhalt dieses Vereins in der Region ist unglaublich und auch das neue Stadion ist eine gelungene Investition. Wenn ich Zeit habe, gehe ich auch heute noch gerne in den St. Jakob Park und die Kids werden sicher auch mal treue Anhänger der Blau-Roten!

MF: Soo..., letzte Frage: Bald stehen ja die Metal-Dayz im Z7 in Pratteln vor der Türe, sicher ein spezielles Konzert für euch, nicht?

V.O.: Ja sicher, fast eine Art Heimspiel und eine meiner Lieblingsbands, Slayer, sind ja auch dort. Das werden bestimmt drei unvergessliche Tage und eine fette Party. Also liebe Metaller: auf an die Metal-Dayz 2003!