Im Hinterhof
gestartet.
Der Herbst ist da, die Sonne scheint und Halestorm
kommen ins Dynamo Zürich! Was gibt es da noch Schöneres?
Genau! Ein fröhliches Interview mit Lzzy und Arejay für
Metal Factory.
MF: Hallo zusammen!
Lzzy: Wow, ich mag deine Haarfarbe, ich
glaube, ich muss bald zum Friseur, ich will auch solche
roten Haare!
Arejay: Ja, mach das, ich sag dir
schon lange braun ist langweilig. Ihre Haare sind aber
violett…
Lzzy: Ne, das ist rot.
Arejay:
Violett.
Lzzy: Nein, das ist rot.
Arejay:
VIOLETT!
MF: Also eigentlich nennt man
die Farbe Magenta…
Nach
einer längeren Diskussion über Arejays neue Frisur und
Lzzys neuer Haarfrabe ging es dann zum eigentlichen
Interview.
MF: Wie geht es
euch?
Lzzy: Mir geht es fantastisch! Die
Sonne scheint und wir sind wiedermal in Zürich, eure
Stadt ist so schön!
Arejay: Ein fantastischer Tag
in Zürich!
MF: Ich sah euch das erste Mal 2012, als ihr mit
Shinedown hier wart. Seit da hat sich einiges getan bei
euch…
Lzzy: Absolut. Zu viele Dinge! Wir
leben etwa sechs verschiedene Leben, aber wir geniessen
es.
Arejay: Wir haben ein paar Headliner Tours
hier in Europa gemacht, dann waren wir drei Jahre weg,
jetzt sind wir wieder da und glücklicherweise habt ihr
uns nicht vergessen.
Lzzy: Ja! Das ist so cool!
MF: Hättet ihr vor 10 Jahren gedacht, dass ihr mal
so Erfolg haben werdet?
Lzzy & Arejay
gleichzeitig: Nein, nicht mal ansatzweise!
Lzzy:
Wir schauen aber nie zu weit in die Zukunft und blicken
nie zu weit zurück, wir versuchen so gut es geht im Hier
und Jetzt zu leben.
Arejay: Wir schauen einfach,
dass wir immer weiter gehen und uns vorwärts bewegen. Es
macht uns so mehr Freude zu schauen, wo es uns hin
bringt. Vorausplanen bringt ja auch nichts.
Lzzy:
Natürlich schauen wir zurück und denken an den Anfang,
als wir im Hinterhof unserer Eltern mit musizieren
angefangen haben. Wir würden das auch kleiner und
irgendwo in einem Hinterhof machen. So macht es jedoch
schon mehr Spass. Zu sehen, wohin wir mit unseren
albernen Ideen gekommen sind.
Arejay: Auf deinem
Shirt steht genau unsere Devise: Why not?
MF: Was denkt ihr, ist euer Rezept hinter eurem
Erfolg?
Lzzy: Nie aufhören hungrig zu
sein. Immer hungrig nach dem nächsten Schritt zu sein.
Denn das bedeutet, bessere Musiker zu werden, bessere
Songs zu schreiben, besser auf Tour zu sein und wie wir
untereinander bessere Freunde werden können. All diese
Punkte zu hinterfragen, ist wohl das Geheimnis. Wir mögen
uns sehr, und wir sind ganz eng befreundet. Wir gehen
zusammen aus, zusammen ins Kino, treffen uns bei uns zu
Hause. Wir sehen uns sogar an Weihnachten.
Arejay: Das hilft unglaublich.
Lzzy: Ja, das hilft
definitiv. Im Musikbusiness, vor allem wenn man anfängt
Erfolg zu haben, ist es schwierig. Da muss man genau
schauen, welchen Leuten man trauen kann, und es ist hart
sich nicht allzu einsam zu fühlen. So hilft es eine
Menge, wenn man von Freunden umgeben ist. Ich habe hier
meinen Bruder und meine Brüder von andern Müttern um
mich, und das tut gut.
Arejay: Ich denke das
Beste ist, wenn du eine Band hast und es geniessen
kannst einander zu treffen.
MF: Könnt ihr
euch vorstellen in verschiedenen Bands ohne einander zu
spielen?
Lzzy: Das wäre sehr schräg. Wir
zwei waren noch nie in einer anderen Band. Wir haben
zwar ohne einander an diversen Projekten mitgemacht,
aber das war immer nur kurzzeitig.
Arejay: Wir
wurden ja schon einzeln zu Projekten eingeladen. Es war
für mich jedes Mal schräg. Man muss da ganz anders
denken, wenn man mit „Fremden“ Musik macht. Wir machen
schon so lange zusammen Musik, da können wir ganz anders
an eine Sache rangehen. Wenn ich mit Anderen Musik
mache, muss ich mich immer sehr konzentrieren und viel
mehr Aufmerksamkeit einbringen. Da lebe ich ein zweites
Leben. Das ist dann nicht das Gleiche.
Lzzy: Ich
habe ja diese Doppelshow mit dem Trans Siberian Orchestra
gemacht. Hier bin ich ja quasi der Mittelpunkt. Bei
denen, mit all ihren backing Vocals, zwei Schlagzeugern,
drei Gitarristen und all dem Zeugs... - Ich stand da und
dachte die ganze Zeit: Wooooow… Hier spiele ich mit
meinem kleinen Bruder. Da muss ich eigentlich gar nichts
überlegen. Ich weiss genau wie er es meint, wenn er
seine Cymbals schlägt, sogar wenn er improvisiert.
Arejay denkt auch so. (Arejay nickt energisch) Wir sind
zusammen wie das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Deshalb
ist es für uns so merkwürdig, wenn wir mit fremden
Musikern zusammenarbeiten.
Arejay: Ich bin mich ja gar nichts anderes gewohnt, als
mit meiner Schwester zusammen auf der Bühne zu stehen.
Ich kenne ihren Gesang, sie kennt mein Schlagzeugspiel,
sogar während dem Improvisieren wissen wir, um was es
bei dem jeweiligen Andern geht. Ich durfte ja auch schon
mit Dave Mustaine oder Gary Holt spielen. Das sind
Legenden! Dann gab es dazu mich an den Drums, und ich
musste diese Legenden führen. Kannst du dir vorstellen,
was für ein Druck das war? Das war soooo ein Druck, und
ich hatte solche Angst, das Ganze zu versauen. Aber die
waren alle supercool. Die wussten, wie man eine geile
Show mit einem glücklichen Ende über die Bühne bringt.
MF: Habt ihr manchmal auch diese
typischen Bruder/Schwester Streitereien?
Lzzy: Ja, ähhh…
Arejay: (schaut Lzzy verdutzt an)
Haben wir?
Lzzy: Wir haben so unsere Momente. Ich
ärgere ihn manchmal, weil ich dann die Mama raushängen
lasse. Was soll ich machen? Er ist mein kleiner Bruder.
Arejay: Aber Streit? Wir haben keinen Streit! Wir
setzen uns zusammen und sitzen es zusammen aus. Wir
denken beide, das Leben ist zu kurz um sich zu streiten.
Lzzy: Wir haben diese strikte „no bullshit“ Regel.
Derjenige von uns, der in der jeweiligen Situation
gerade frischer ist, nimmt den Anderen an die Seite, und
dann regeln wir das. Und warten auf den neuen Tag.
Arejay: Wir waren so lange zu zweit…
Lzzy:
Wir haben keine anderen Geschwister…
Arejay: Wir
hatten uns immer im Rücken und schauen schon seit wir
klein waren aufeinander.
Lzzy: Wenn wir noch
einen Bruder oder eine Schwester hätten… uhhhh….
Arejay: Ja, diese Person hätte es dann wahrscheinlich
sehr schwer gehabt mit uns.
Lzzy: Ohhhh, das
wäre hart für ihn oder sie…
Arejay: die arme Sau…
Danke Mama und Papa.
MF: Denkt ihr, eure
gemeinsame Liebe zur Musik hat euch von Anfang an
zusammen geschweisst?
Lzzy: Ganz klar
ja. Wir haben ja bei uns zu Hause im Hinterhof
angefangen, damals war unser Papa noch am Bass. Arejay
am Drum, ich am Piano und haben sinnlose Songs
geschrieben. Erinnerst du dich noch an diesen begehbaren
Kleiderschrank?
Arejay: Ohhhhh ja (lacht) damals
haben wir im Schrank gejammt!
MF: So, dann lasst uns noch etwas über
das neue Album sprechen, wie lief der Songwriting
Prozess ab?
Lzzy: Auf diesem Album haben
wir mal etwas Neues versucht und das ganze Album
zusammen geschrieben.
Arejay: Erst im Studio!
Lzzy: Wir haben in Tennessee in einer Blockhütte
aufgenommen. Da mussten wir jeden Tag durch den Wald zum
Studio laufen. Unser Produzent hat sich dann hingesetzt
und gefragt: Wer hat eine Idee? Einer von uns hat sich
dann gemeldet, wir haben zu dieser Idee gejammt und
Jeder hat seine Idee(n) dazu gebracht. Der Produzent hat
von morgens bis abends alles aufgenommen, und aus dem
Material haben wir die Songs ausgesucht und
zusammengestellt.
Arejay: Wir haben uns wie
damals gefühlt, als wir angefangen haben. Einfach mal
drauf los und schauen, was dabei rauskommt. Ok damals
waren wir im Hinterhof, jetzt in einem tollen Studio in
den Wäldern von Tennessee. Es war toll für uns. Wir
machten unser Ding mit einem Coach von ausserhalb. Der
hat uns dann richtig toll in die richtige Richtung
gelenkt. Es klingt nun zwar nicht so, aber es war ein
sehr organisierter und strukturierter Prozess.
MF: Wie würdet ihr euer Album beschreiben?
Arejay: Bööööööööse!
Lzzy: Bööööööööseeeeeeee!
(lacht) ja klingt komisch, ist aber genau das Wort, wie
wir es beschreiben.
Arejay: Von dem Moment an,
als wir den Song „Vicious“ hatten, wussten wir, dass das
das Motto des neuen Albums sein wird.
Lzzy: Mit
diesem Album denke ich, haben wir einen gewaltigen
Schritt nach vorne gemacht, obwohl wir vermehrt zum
Anfang vor 20 Jahren zurück gekehrt sind. Wir haben uns
dieses Mal wirklich auch darauf bedacht, ein Album zu
machen, bei dem Jeder von uns sich so einbringen konnte,
indem er das Beste, was er kann machen konnte. Wir
wollten das rüber bringen, was die Zuschauer live von
uns kriegen. Wir sind ja zu 90% eine Liveband und wir
wollten unser Live-Ich auch auf dem Album zur Geltung
bringen. Live zu spielen ist unsere grosse Liebe, nur,
wie bringt man die Energie der Bühne auf eine CD ohne
ein Livealbum zu machen? Ich denke, wir haben das mit
„Vicious“ sehr gut hin gekriegt.
Arejay: Es war
auch bei den andern Alben cool, einen Song nach dem
andern zu machen, aber dieses Album hat uns allen sehr
viel Spass gemacht.
Lzzy: Ich wollte auch
gesanglich dieses Mal etwas verändern und nicht alle
Songs „mit Blümchen“ verzieren, sondern die Texte gerade
heraus schreiben. Wie zum Beispiel bei „I miss the
misery“ oder „Apocalyptic“, da wollte ich meine Gedanken
noch etwas verschönern. Alle Songs sind auf meiner
Geschichte aufgebaut, und ich wollte sie universell
schreiben, damit sich Jeder damit identifizieren kann.
Bei diesem Album habe ich mich dazu entschieden, meine
Wahrheit zu erzählen. Alle Songs auf «Vicious» sind
autobiografisch. Ich erinnere mich, dass ich anfangs
sehr nervös war, ob das auch gut kommt und ob die Fans
das akzeptieren. Ich sage ja quasi „F*** it“ und mache
mein Ding…. Aber… Sie haben es angenommen und ich bin
sehr glücklich damit.
MF: Gibt es einen
Lieblingssong?
Lzzy: Oh, das wechselt
täglich. Gerade im Moment stehe ich total auf «Skulls».
Wir beginnen den Song live acapella.
MF:
Ich mag «Amen»…
Lzzy: Och, wie süss!
Arejay: Jetzt, wo du es gerade ansprichst, ich mag
den Song auch sehr gerne, vor allem live spiele ich den
gerne, der ist sooo toll live!
Lzzy: Ja, auf
dieser Tour improvisieren wir jeweils den Schluss, der
wird jeden Abend anders gespielt.
MF: Ich
habe nur zehn Minuten für das Interview gekriegt und muss
nun aufhören. Gibt es noch etwas, was ihr mir gerne
sagen wollt?
Lzzy: Ganz ehrlich, ja ich
will mich bei euch allen in der Schweiz bedanken, dass
ihr uns nicht vergessen habt und wir nach drei Jahren zu
euch zurückkommen dürfen. Ich danke dir und den Andern,
dass ihr uns seit 2012 treu seid.
MF:
Darf ich das nächste Mal wieder zum Interview kommen?
Arejay: Absolut!
Lzzy: Natürlich, ist gebucht, wir haben ein Date!
MF: Fortsetzung folgt hier auf Metal
Factory
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