Die erste Tour nach 30 Jahren.
Die bayrischen Hammerschmitt gibt es bereits seit dreissig Jahren in
gleicher Besetzung. Die ersten zehn Jahre agierte die Band unter dem
Namen Pierrot, spielte dann aber als Hammerschmitt weiter.
Gewechselt hatte damals auch die Gesangssprache von Englisch auf
Deutsch. Wiederum zwnazig Jahre später stellt das aktuelle Album «Still
On Fire» gleichzeitig eine Rückbesinnung und einen Neuanfang dar.
Geblieben ist der seit zwanzig Jahren gültige Name Hammerschmitt, während
man aber wieder das Englisch für sich entdeckt hat. Wieder gefunden
haben die Bayern aber auch den Spass an der Musik, wie Bassist,
Hans-Dieter Wolf und Schlagzeuger Ralf Deutscher erklären. Wieso die
Band auch sonst erneut Vollgas gibt, wollte ich anlässlich ihres
Konzertstopps im Z7 im Vorprogramm der Power Metaller Serious Black
wissen.
Hans-Dieter: Hans-Dieter Wolf (Bass), Ralf: Ralf
Deutscher (Schlagzeug)
MF: Herzlichen Glückwünsch zum 20- oder
30-jährigen Jubiläum.
Ralf: Danke. Ja, mit dem alten Namen sind es jetzt dreissig
Jahre.
MF: Wie fühlt ihr euch? Immer noch jung und
knusprig?
Ralf: Ja, jung und knusprig, absolut.
Hans-Dieter:
Und wir haben absolut Lust auf den aktuellen Sound, den wir machen.
Wir sind richtig heiss darauf.
MF: Ihr seid ja seit
drei Dekaden in der gleichen Besetzung.
Ralf: Ja, und
das ist, glaube ich, ein Novum in Deutschland.
MF: Das
ist krass.
Hans-Dieter: Ja, das ist krass (lacht).
MF: Vor allem, weil sich die Lebensläufe ja auch verändern.
Ralf: Natürlich. Das ist aber auch wegen der Band. Wir
lieben uns und wir haben Spass.
Hans-Dieter: Die Band ist aus Freundschaft entstanden, in der
Grundschule schon. Wir haben in einem Fussballverein in der Umkleide
angefangen. Also im Fussballverein, in dem wir spielten, haben wir
angefangen, unsere Musik zu machen. Und die Band gibt es eigentlich
nur in DER Besetzung. Wenn einer da raus bricht, dann war es das mit
Hammerschmitt wahrscheinlich, weil wir einfach nicht voneinander
wegzudenken sind. Das merkt man auch live, da spürt man die Dynamik
der Band.
MF: Aber das heisst auch, dass wenn mal
jemand aus der Gegend wegziehen hätte wollen…
Hans-Dieter: …durfte er das nicht! (lacht) Und wenn einer weggezogen
ist, dann sind…. Wenn er weit weggezogen ist, dann hat die Band dort
geprobt, wo der weiteste war.
MF: Wirklich?
Ralf: Ja, das haben wir alles schon gemacht.
MF: In Deutschland sind die Distanzen ja schnell mal sehr gross.
Ralf: Ja, aber das ging schon.
MF: Ihr
habt mit dem neuen Album wieder eine Neuausrichtung gewagt. Das
finde ich sehr mutig.
Ralf: Das ist eigentlich keine
Neuausrichtung. Es ist eigentlich der Sound, mit dem wir
ursprünglich angefangen hatten und den wir lieben. Die ganze
Geschichte ist einfach so entstanden, dass wir vor einiger Zeit
gesagt haben: „Jungs, jetzt geben wir einfach Gas und machen Spass.
Wir machen das, was wir immer gemacht haben.“ Und dann haben wir das
gemacht. Und ja, das ist das Ergebnis, welches wir jetzt haben.
Massacre Records hat es geil gefunden. Wir finden es auch geil, die
nächste Scheibe wird noch geiler und wir geben Vollgas.
Hans-Dieter: Unsere musikalische Ausrichtung hat sich in den letzten
Jahren einfach auch wieder in diese Richtung hinbewegt. Nur
kollidiert das mit den deutsche Lyrics, die wir in den letzten
Jahren gemacht haben. Und deshalb… Ja, wir sind total bei den
Wurzeln. Wir sind absolut da angekommen, wo wir wieder angefangen
haben.
MF: Ich habe die Demos von eurer Webseite
runtergeladen und gemerkt, dass einzelne Lieder auf dem neuen Album
bereits aus den 80er-Jahren stammen.
Ralf: Ja genau.
Hans-Dieter: So ist es.
MF: Diese wurden zum
Teil leicht umarrangiert.
Ralf: Genau, und wir haben
noch viele Schätze in unserem Kämmerlein.
MF: Es gibt
also noch viele Aufnahmen von damals?
Ralf: Es gibt
noch viele richtige Kassettenaufnahmen.
Hans-Dieter: Und dem
geht einher, dass die neuen Songs jetzt natürlich voll in diesem
Flow drin sind. Also «Metalheadz» zum Beispiel, ist komplett neu. Und
wir werden noch viel zum Erzählen haben.
MF: Wie
stark ist diese Neu- oder Altausrichtung ein Neuanfang für euch?
Ralf: Ein Neuanfang ist es insofern, dass wir seit
einigen Jahren wieder einmal einen Deal unterschrieben haben - bei
Massacre. Und ein Neuanfang ist es, dass wir jetzt auf Tour gehen,
und das ist für uns etwas komplett Neues. Aber wir haben einen
riesen Spass und geben jeden Abend immer 120 Prozent. Und bis dato
läuft es super.
MF: Was macht ihr live, werdet ihr
da noch deutsche Lieder singen?
Ralf: Nein.
MF: Hammerschmitt gibt es jetzt also nur noch auf englisch?
Hans-Dieter: Wenn wir jetzt in der Heimat ein Konzert mit eineinhalb
Stunden spielen, fehlt uns noch ein bisschen Material. Wir werden in
den Zugaben immer irgendwelche Songs aus der deutschsprachigen Zeit
spielen. Das Hauptprogramm aber, wird mit dem zweiten Album, welches
dann hoffentlich im nächsten Jahr kommt, komplett auf dieser
Schiene reiten. Wir sind dann ganz weg vom Deutschen.
MF: Auf dem neuen Album habt ihr zwei Covers drauf. Unter
anderem «Zombie» von den Cranberries. Das fand ich sehr spannend, weil es ein
Mann singt. Wieso gerade dieser Song?
Hans-Dieter:
Das ist wahrscheinlich meine Schuld.
Ralf: Ja!
Hans-Dieter: (lacht) Ich wollte den mal unbedingt live spielen, und
dann ist der unglaublich gut angekommen. Zudem wollte ich ihn mal von
einem Mann singen hören, und es ist passiert. Dann haben wir ihn in
einer Warteschlaufe gehabt, aber er ist jetzt doch aufs Album
gekommen. Der passt und fühlt sich gut an.
Ralf: Das ist ein
Zuckerl. Also einfach ein Zuckerl, und bei der anderen Cover-Version
«Killed By Death» ist es einfach so, dass wir es vor zwei, drei
Jahren im Proberaum zum Gaudi in dieser ruhigen Version gespielt
haben. Es hat uns dann so gut gefallen, dass wir gesagt haben, dass
wir das jetzt einfach aufnehmen. Und als es fertig war, ist der
Lemmy gestorben.
MF: In meiner Naivität habe ich
erst gar nicht gemerkt, dass das Motörhead sein soll. Ich fand den
Song aus so recht geil.
Hans-Dieter: Das ist cool.
(lacht)
MF: Es gibt ja viele Titel, die von
verschiedensten Bands für verschiedene Songs verwendet werden.
Hans-Dieter: Das ist aus einer Übungsraumsession
entstanden und hat dann diesen eigenen Flow bekommen. Das bietet
sich so an mit dieser Linienführung von Lemmy. Also von der
Melodieführung vom Gesang her. Und auf einmal hat sich das sehr gut
angefühlt.
MF: Wie seid ihr auf diese Tour gekommen.
Durch den Mario (Lochert, Serious Black)?
Ralf: Ja.
Hans-Dieter: Ja, durch den Mario.
MF: War das so
zu sagen eine Sache unter Münchnern?
Hans-Dieter: Also der
Gernot (Gitarrist) hatte die Idee und die erste, auslösende
Connection, kann man sagen.
Ralf: Genau.
Hans-Dieter: Und Mario hat auch den neuen
Mix und das neue Mastering von unserem «Still On Fire»-Album gemacht.
Er hat uns gefragt, ob wir mitmöchten, und dann haben wir "Ja" gesagt.
(lacht)
MF: Das ist jetzt eure erste Tour überhaupt?
Hans-Dieter: Ja, das ist absolut die erste Tour.
Deswegen sind wir zu allem fähig, da wir sowas noch nie gemacht haben.
Wir sind noch nie auf Tour gegangen, und deswegen ist es auch ein
Neuanfang. Wir machen alles, was wir vorher nicht gemacht haben. Wir
haben früher an vielen Motorrad-Treffen gespielt.
MF:
Dort habt ihr euch auch einen gewissen Namen erarbeitet.
Hans-Dieter: Richtig. In der Bikerszene haben wir einen
sehr, sehr guten Namen. Aber die Kreativität stirbt dann irgendwann
einmal, und wir haben immer gerne eigene Songs gemacht. Und jetzt
ist es soweit. Jetzt gehen wir auch keinen Schritt mehr zurück.
MF: An den Bikertreffen habt ihr also vor allem
Covers gespielt oder auch eigene Lieder?
Hans-Dieter: Viele Covers, sehr viele Covers.
Ralf: Also wir
haben neunzig Prozent Covers gespielt und circa zehn Prozent eigene.
Hans-Dieter: Da hatte so ein Set vierzig Lieder, und was haben wir davon
Eigenes gespielt?
Ralf: Fünf bis sechs.
MF:
Das sind ja drei bis vier Stunden Gesamtspielzeit! Ihr habt das
durchgehalten?!
Hans-Dieter: Ja.
Ralf: Und
auch der Schlagzeuger, also ich.
Hans-Dieter: Also in den
letzten Jahren waren die Programme drei Stunden lang.
Ralf:
Oder zweieinhalb Stunden in den letzten zwei, drei Jahren. Da haben wir
gesagt, wir können nicht mehr. Also wir wollen nicht mehr so lange,
wir machen uns kaputt. Und das kann auch kein Mensch mehr bezahlen.
Hans-Dieter: Genau. Dazu kommt die Bandbreite. Wir haben immer alles
gespielt. Also Guns n' Roses, Motörhead, Metallica, verschiedenste
Stile. Und das ist auch für den Sänger eine grosse Herausforderung.
Auf jeden Fall war für uns das Wichtigste, dass wir wieder Spass
haben. Das ist auch wirklich die wahre Essenz, warum wir eigentlich
mit der Band angefangen hatten. Dann haben wir die alten Kassetten
von unseren uralten Songs im Übungsraum gefunden, und so ist es
abgegangen. Und jetzt haben wir wieder Spass. Wir arbeiten auch
schon wieder an neuen Songs. Also diese Richtung wird beibehalten.
MF: Wie fühlt sich denn jetzt diese kurze
Auftrittszeit an? Ist das komisch für euch?
Ralf: Es
ist komisch, aber… Ich würde manchmal - also eigentlich immer -
gerne länger spielen. Aber es ist auch gut, weil wir die erste Tour
haben und wir jetzt wissen, worauf es ankommt. Und wir geben halt in
dieser halben Stunde 120 Prozent, alle fünf. Und wir sind nach diesen
dreissig Minuten so nass wie nach zwei Stunden Bikertreffen.
MF: Das heisst, ihr müsst euch nicht mehr schonen.
Ralf: Nein. Wir schonen uns gar nicht mehr, und ich habe
mich bei Bikertreffen als Schlagzeuger wirklich zwischen den Songs
schonen müssen. Und jetzt gebe ich halt dreissig Minuten Vollgas, immer
120 Prozent. Jeder von uns macht das.
Hans-Dieter: Es ist
halt jeweils gleich schon wieder vorbei. Man ist gerade so warm
geworden (lacht), aber es ist okay. Wir haben jede Menge Spass, und
die Tour läuft sehr gut. Die Bands verstehen sich, und wir sind sehr
dankbar für die aktuelle Situation.
MF: Dann wünsche
ich euch noch viel Spass auf dieser Tour. Sie dauert ja nur noch
vier Tage.
Ralf: Ja, und morgen haben wir ein
Heimspiel. Da freuen wir uns natürlich drauf.
MF:
Dann seht ihr eure Familien wieder einmal?
Ralf: Ja,
und nicht nur unsere Familien, sondern auch viele Fans. Also ich
glaube, es wird uns etwas Grosses erwarten.
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