Sie sind wieder zurück, stärker und wuchtiger denn
je. Die Power-Thrasher von Heathen, die in ihrer
Startphase mit den beiden Alben «Beaking The Silence»
und «Victims Of Deception» pure Kult-Alben
veröffentlichten und so aus der Masse der Bay Area
herausstachen. Es wurde plötzlich still um die Jungs und
mit Ausnahme von Gitarrist Lee Altus, der mit den Krupps
und Exodus für Aufsehen sorgte, verschwanden die anderen
Musiker von der Bildfläche. Im Frühjahr 2001 starteten
die Jungs ein Comeback, welches mit «Recovered» und
speziell der letzten Veröffentlichung «The Evolution Of
Chaos» seinen weiteren Lauf nahm. Es war an der Zeit Lee
(LA) zu den vergangenen Tagen zu befragen, doch der
Gitarrist schien noch etwas verschlafen zu sein. So
rettete der auskunftsfreudige David White (DW) das
Interview, in dem er auch über seine verborgene Liebe
sprach...
MF: Wie bist du damals zum Metal gekommen?
DW: Schon in der Highschool habe ich in diversen Bands
gespielt. Nachdem ich bei Blind Illusion ausgestiegen
bin, stieg ich bei Heathen ein. So wurde ich zu einem
Teil der Bay-Area-Szene. Ich habe so viele Einflüsse
(lacht). Als ich ein Kind war, habe ich mir die Beatles
und die Rolling Stones angehört. Später kamen Deep
Purple, Black Sabbath und Pink Floyd dazu. Das Ganze hat
sich entwickelt und mit Led Zeppelin, AC/DC, UFO, Thin
Lizzy und Van Halen habe ich meinen Horizont erweitert.
Alles nahm seinen Lauf und logischerweise drehten sich
irgendwann die Scheiben von Iron Maiden auf meinem
Plattenteller. In der Highschool brachte ein Freund eine
Platte von den Scorpions mit. «Hör’ dir diese Scheibe an
und wie der Typ da singt», waren seine Worte. Damals,
mit 16 oder 17 Jahren, fand ich die Stimme von Klaus
schrecklich, heute liebe ich sie (lacht). So hat sich
dieser Prozess entwickelt. Es waren beide Szenen, die
mich geprägt haben. Auf der einen Seite die
Amerikanische und auf der anderen Seite die Europäische.
Begonnen hat bei mir alles mit dem europäischen Sound.
Aber dann kamen einige tolle Truppen aus den Staaten
dazu. Speziell aus der lokalen Szene wucherten plötzlich
explosionsartig interessante Bands hervor. Auch aus dem
Nicht-Metal-Bereich gibt es sehr interessante Truppen zu
hören (grinst). Dabei liebe ich die Klassik ebenso wie
Jazz und Blues. Ausser Country. Obschon ich Shania Twain
mag, die möchte ich gerne mal treffen (lacht)! Wie auch
Faith Hill! Was für eine Frau!!!
MF: Wie würdest du den Verlauf der Karriere von Heathen
beschreiben?
DW: Eine verdammte Achterbahn (lacht)! Aber das ging
nicht nur uns so, dessen bin ich mir bewusst. Das
Business alleine ist eine Achterbahn. Da gibt es zu
viele Höhen und Tiefen, die sich schlagartig ablösen.
Wir hatten eine schwere Zeit und brachen auseinander.
Speziell der Death Metal raubte uns den Boden in Europa
unter den Füssen weg. Nach der Jahretausendwende
spielten wir das «Thrash Of The Titans»-Benefizkonzert
für Chuck Billy von Testament und Chuck Schuldiner von
Death. Dann stand plötzlich Wacken auf den Plan. Nun
haben wir schon 2011. Wir sind mit einem neuen Album und
einer Tour zurück. Schon zum zweiten Mal innerhalb eines
Jahres spielen wir bei euch.
LA: Es war ein gefährliches Unterfangen mit dem
Comeback...
DW: ...aber wir sprangen ins kalte Wasser.
LA: Es war diese eine Show. Keiner konnte ahnen was
dabei abgehen würde. Der Spass war grösser als der
Enthusiasmus die Truppe wieder zu reaktivieren. Aber das
Wacken-Festival hat uns allen gezeigt, dass die Fans
noch immer da sind. Wir sahen uns an und fragten uns,
wieso wir es nicht nochmals versuchen sollten.
MF: Ihr habt immer sehr gute Kritiken bekommen und
trotzdem blieb der Erfolg aus, ist das nicht
frustrierend für euch?
DW: Ein bisschen. Um Erfolg zu haben braucht es Zeit.
Mit dem Downloaden sind die Zeiten der grossen Verkäufe
und des unglaublichen Erfolgs vorbei. Auch wenn die
Leute das neue Werk mögen, sind die Zahlen der Käufe
rückläufig. Somit verdienen wir weniger Geld.
MF: Hat sich die Freundschaft unter diesem Aspekt
zwischen den Bands verändert?
DW: In der Bay Area war der Zusammenhalt immer sehr gut.
Diese Gegend war ausserhalb von San Francisco eine sehr
prägende Szene für die Musikwelt. Wir wurden inspiriert
von Metallica und Exodus. Nach ihnen kamen viel starke
Truppen aus dieser Gegend. Die sind noch immer aktiv.
Teils stärker als früher. Weil wir da leben, gehört San
Francisco auch zur wichtigsten Stadt für den
Thrash-Metal (lacht). Natürlich sind wir auch Stolz
darauf, einen wichtigen Teil dieser Szene auszumachen
und vielleicht auch die Thrash-Szene mitbeeinflusst zu
haben. Metallica haben in den gleichen Clubs gespielt
wie wir und sind heute eine der einflussreichsten und
grössten Truppen dieses Planeten.
LA: Ich bin sehr stolz darauf. Keiner von uns hatte
damals einen Plan wohin uns dies alles führen, oder wie
gross dies alles werden würde. Alle diese Partys, die
wir feierten und die kleinen Clubs in denen wir spielten
waren wichtig für diese Entwicklung.
MF: Wie wichtig ist Heathen für euch heute noch?
DW: Wie wichtig...
LA: ...das ist eine interessante Frage...
DW: ...noch immer sehr wichtig. Wir mögen es zusammen
auf der Bühne zu stehen und neue Songs zu komponieren.
Die Metal-Welt hat sich verändert, aber wir wollen noch
immer ein Teil davon sein...
LA: ...sie ist so wichtig, wie sie für die Fans einen
Stellenwert hat. Haben die Leute da draussen keine Lust
mehr auf Heathen, dann würden wir nur noch alleine für
uns auf der Bühne stehen.
DW: Stimmt, so würde dies keinen Sinn mehr ergeben.
LA: Darum wollen wir auch weitere Alben aufnehmen und
den Leuten nach wie vor den Sound von uns um die Ohren
schlagen (lacht). Jeder von uns mag die Songs, aber es
gibt auch ein Leben neben der Musik. Da besuchen wir
unsere Eltern oder kümmern uns selber um unsere
Familien. Dann üben wir sieben Tage in der Woche für
neue Riffs und neue Lieder...
DW: ...du bist auch ein Sklaventreiber (lacht). Du hast
uns nicht einmal einen freien Tag nach Weihnachten
gegönnt. Darum sind wir auch so müde (lachend)!
MF: Welches sind die Unterschiede zwischen Heathen und
Exodus?
LA: Exodus ist eine dieser typischen
Bay-Area-Thrash-Metal-Bands. Typischer «good friendly
violent fun»! Heathen lässt mehr Melodien und Harmonien
in die Tracks einfliessen. Alles ist musikalischer.
Exodus ist brutale Gewalt. Da töten sich die Songs
gegenseitig. Das Riff wird nie langweilig und ich habe
nie etwas Heavieres gehört als Exodus.
MF: Danke euch, dass ihr so kurz noch Zeit gefunden habt
vor eurer Show für dieses Gespräch.
DW: Danke dir für
die Unterstützung.
LA: Yeah, besten Dank, dass du dir
die Zeit genommen hast.
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