Interview: Helix

By Tinu
 
Gute Tipps von Paul Stanley.



Die kanadischen Helix waren in den 80er-Jahren auf dem Sprung zu den ganz Grossen zu gehören. MTV sei Dank liefen ihre Clips zu «Gimme Good Lovin'», «Rock You», «Heavy Metal Love» und «Deep Cuts The Knife» in Dauerrotation. Was 1979 Fahrt aufnahm, zwischen 1983 und 1987 kaum zu überholen war, wurde nach den Alben «Long Way To Heaven» und «Wild In The Streets» stark ausgebremst. Von diesem Moment an wurde vieles zu einem Kampf für die Truppe. Dies hat sich bis heute nicht verändert. Ebenso wenig die tollen Live-Konzerte, welche Helix noch immer zu einer der besten Hardrock-Gangs machEN, die es zu bestaunen gibt. Der mittlerweile 62-jährige Sänger Brian Vollmer turnt heute sicher nicht mehr so wild über die Bühne, wie noch in den wilden 80-ern. Aber von seinem Charisma auf der Bühne hat der Rocker nichts verloren. Vor dem Gig am "Sweden Rock" nahm sich Brian Zeit und gewährte uns einen Einblick in seine Zeit als Frontmann der Kanadier. Ganz am Schluss des Gesprächs lud mich Mister Vollmer noch in die Garderobe von Helix ein, wo die Jungs spontan eine kleine Jam-Session für mich spielten und dabei «Feel The Fire» erklingen liessen. So was bekommt man auch nicht alle Tage serviert!

MF: Schön mit einem meiner Jugendhelden sprechen zu können…

Brian: …schön bist du da, das freut mich sehr…

MF: …wie geht’s dir?

Brian: Danke bestens! Es ist sehr schön hier in Schweden zu sein. Wir lieben das Land, und es macht Spass am "Sweden Rock"-Festival zu spielen.

MF: Du bist 62 Jahre jung. Wie lange willst du noch auf Bühnen steigen?

Brian: So lange wie ich singen kann. Es scheint, dass ich dies noch eine Zeit lang tun kann, zumindest bereitet es mir keine Mühe (grinst zufrieden). Ich liebe, was ich tue. Ich bin überzeugt davon, dass wenn du liebst was du tust, du auch genügend Energie hast es zu tun.

MF: Hast du dich über all die Jahre verändert?

Brian: Grundsätzlich habe ich mich nicht gross verändert (grinst verschmitzt). Drogen sind für mich kein Thema mehr, und auch mit dem Trinken gehe ich bewusster um. Oh mein Gott… Das ist wirklich eine interessante und gute Frage (grinst). Ich bin verheiratet, manage die Band und ich gebe Singstunden wenn ich zu Hause bin. Aber es ist wirklich so, dass ich grundsätzlich noch immer die gleiche Person bin, wie damals in den Siebzigern. Ganz wichtig ist dabei die Ausgeglichenheit zwischen Musik und Privatem. Bist du nicht glücklich, wird sich dies auch auf deine Performance oder das Schreiben neuer Lieder auswirken. Bin ich glücklich, kann ich beides unter einen Hut bringen. Glücklicherweise hat die Musik noch immer einen sehr grossen Platz und Stellenwert in meinem Leben. Meine Frau arbeitet im "Hardrock Cafe" in England. Sie kennt all die grossen Leute wie die Beatles, Kiss oder Tony Curtis. Grundsätzlich ist Helix ein sieben Tage Job in der Woche. 24 Stunden pro Tag. Die Musikindustrie ist völlig am Absaufen. Wenn du vieles nicht selber in die Hand nimmst, passiert gar nichts mehr. Frühmorgens stehe ich auch, schalte meinen Computer ein und checke all meine E-Mails, beantworte sie und auf Facebook meine Fananfragen. Es braucht seine Zeit, all die Kommentare und Anfragen zu beantworten. Nachmittags verbringe ich meine Zeit um Leuten das Singen beizubringen. Buche Konzerte für uns, schaue nach unserer Webseite und versuche Helix weiterhin bekannter zu machen. Aber am Wochenende versuche ich die Zeit mit meiner Frau zu verbringen, was nicht immer klappt (grinst). So versuche ich die Balance zu halten. Bedeutend mehr, als noch in den 8Oer-Jahren. Da waren wir sechs Monate ohne Pause auf Tour. Wir sahen kaum unser Zuhause. Das hat nicht gerade dazu beigetragen, ein gesundes Familienleben aufzubauen (grinst).

MF: Du warst immer die treibende Kraft hinter der Band. Hat dich das Business nie angepisst?

Brian: Well… Ich war immer angepisst über das Business (lacht). Das ist der Deal, den du eingehst. Du kannst dies auch nicht ändern, sondern musst lernen mit den Gegebenheiten umzugehen. Ich buche heute die Band für Konzerte. Wir nehmen neue Platten auf und veröffentlichen neue Videos. Ich liebe all diese Dinge.

MF: Welches war der schwierigste Moment in der Karriere von Helix?

Brian: Als Paul (Hackman), unser Gitarrist, 1992 starb. Es war eine schwere Zeit, plötzlich ohne einen langjährigen Freund weiter zu machen. Viele Leute gingen davon aus, dass wir daran zerbrechen würden. Er war mein Geschäftspartner, und wir haben viele Songs zusammen komponiert. Er war mein Freund und glaub es oder nicht, einige Jahre zuvor hatten wir ein Meeting. Dabei entschieden wir, was immer passieren würde, die Band immer am Leben bleiben wird. Alleine aus diesem Grund stellte sich für uns nie die Frage, ob wir Helix zu Grabe tragen wollen.

MF: Welches ist in deinen Augen, der beste Song, den du jemals geschrieben hast?

Brian (lacht): Den habe ich bis heute noch nicht geschrieben. Es gibt so viele Stücke, die ich komponierte und die wichtig waren in meinem Leben. Es gab aber auch einige, die im Nachhinein völlig abkackten. «Heavy Metal Love» ist ein völlig simpler Song, aber er war extrem wichtig für uns und den Erfolg der Band. Bald erscheint mein neues Soloalbum mit dem Namen «Get Your Hands Dirty». Darauf bin ich sehr Stolz. Nicht vergessen darf man das tolle Material auf den letzten Helix-Scheiben «Bastards Of The Blues» (2014) und «Vagabond Bones» (2009). Auf dem neuen Soloalbum werden sieben Coversongs und nur zwei eigene Tracks zu hören sein. Einer dieser Tracks stammt von «Vagabond Bones» und in einer komplett anderen Version. Es hat unglaublichen Spass gemacht, diese Soloscheibe zu machen. Es fällt mir heute leichter neue Lieder zu schreiben, als in der Vergangenheit. Früher sassen wir zusammen und waren sehr darauf fokussiert, neue Hitsingles zu kreieren. Heute weiss ich, dass damals ein viel zu grosser Druck auf uns lag und kann nun völlig ohne Zwänge Neues schreiben. Ich geniesse diesen Songwritingprozess mehr als früher, und mit einer völlig anderen Attitüde. Wenn du stressfrei komponieren kannst, fliessen die Ideen viel leichter aus dir heraus. Die Kreativität fühlt sich wie ein Blitzableiter an (grinst).

MF: Was war für dich früher wichtig, und was ist es heute?

Brian: Ich denke, was früher wichtig war, ist es auch heute noch. Geniesse was du tust! Versuch dabei immer das Beste zu geben, was möglich ist. Beim Singen, beim Performen oder wenn du neue Lieder schreibst. Für mich stand nie an erster Stelle mit der Musik Geld zu verdienen. Ich wollte kreativ sein und Neues designen. Wenn du damit die Leute ebenso begeisterst, wird das Geld automatisch vom Himmel fallen (lacht).

MF: Wie war die Zeit, als ihr zusammen mit Kiss auf deren «Lick It Up»-Tour 1983 unterwegs wart?

Brian: Es war eine seltsame Reise mit der Band. Wir spielten am Abend und schliefen durch den Tag in einem viel zu kleinen und viel zu kalten Bus. Als der kaputt ging, nahmen uns Kiss in ihrem Tourbus auf. Es war cool, wenn wir Soundcheck hatten und Paul Stanley von Kiss uns dabei zusah und Tipps gab. Wir haben mit Gene Simmons über den Tod seines Grossvaters in Auschwitz gesprochen. Allerdings haben wir nie mit Vinnie Vincent gesprochen.

MF: Konntet ihr zur damaligen Zeit den Erfolg geniessen?

Brian: Welchen Erfolg? Wenn du pro Woche 100 Dollar verdienst? Nicht wirklich (lacht). Wir haben damals wirklich die Zeit auf Tour genossen, aber es war eine verdammt harte Zeit! Das ist das Leben. Harte Zeiten machen dich stärker.

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Brian: Neue Lieder komponieren und weiterhin zu touren. Spass haben und damit Geld verdienen (grinst). Ich trage für meine Jungs eine gewisse Verantwortung. Greg «Fritz» Hinz (Schlagzeug) und Daryl Gray (Bass) begleiten mich schon seit Jahrzehnten. Genauer gesagt seit dreissig Jahren. Als ich mit Helix startete, verdiente ich vierzig Dollar pro Woche. Es brauchte seine Zeit, bis wir hundert Dollar bekamen. Bei all den Tourneen war es unser Ziel, unsere Familien mit dem Geld zu ernähren und zu unterstützen. Das war nicht immer einfach und hat viele Ehen und Beziehungen zerstört. Es war eine zähe Zeit. Es waren grossartige und schlechte Zeiten zur gleichen Zeit (lacht).

MF: Brian, herzlichen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Brian: Ich danke dir Martin, herzlichen Dank für dein Interesse an Helix.