Man mag es ja kaum glauben, aber Tatsache ist, dass es bereits drei
Jahre her ist, seit ich in gleicher Mission in der Kantonshauptstadt
meines Wohnortes, sprich Rock-City Solothurn, für Metal Factory
unterwegs war. Damals hiess der Anlass dazu «Hoodoo» und war das
Comeback-Album der Ur-Formation von Krokus.
Seither sind über 1000 Tage vergangen, zu
denen einige gute Konzerte gehörten. Vor allen der Support-Auftritt für
AC/DC am 8. Juni 2010 im proppenvollen „Stade de Suisse“ in Bern
gehörte trotz zwangsläufig etwas reduzierter Lautstärke zu den
Highlights. Danach wurde es wieder etwas ruhiger, bis die Nachricht die
Runde machte, dass Schlagzeuger Freddy Steady abermals nicht mehr zum
Lineup gehört. Somit wurde der Band-Geschichte eine weitere Episode in
Sachen Drummer angefügt. Doch damit nicht genug, folgte im Vorfeld des
Release der brandneuen Scheibe «Dirty Dynamite» der nächste Kracher,
nämlich die Rückkehr von Gitarrist Mandy Meyer, der kurz vorher noch
bei Unisonic zockte. Damit schufen die Schweizer Rocker die Grundlage,
dass zum ersten Mal überhaupt drei Gitarren in der Band lärmen. Hierzu
und zu weiteren Themen befragte ich Chris „Dö Röhr“ von Rohr wiederum
privat in seinem Wohnzimmer. Eigentlich hätte der „Maltese Falcon“ Marc
Storace auch zugegen sein sollen, doch eine Grippe stoppte den
Frontmann vorübergehend. Das war natürlich schade, aber der gute Chris
sorgte natürlich, wie erwartet, für genug Gesprächsstoff.
MF: Dreissig Jahre nach «Headhunter» steht ein neues Krokus-Album,
notabene das 17. Studio-Werk, kurz vor dem Release. Wie fühlt sich das
an und hattest du jemals Zweifel, zum Beispiel in den 90ern, dass wir
nun deswegen hier und überhaupt jetzt miteinander darüber sprechen?
Chris: Mehr als nur Zweifel und ich hätte
es eigentlich in der verwässerten Krokus-Zeit für fast ausgeschlossen
gehalten, als sich diverse Trittbrettfahrer die Klinke in die Hand
gaben, kamen und wieder gingen. Nicht nur für mich, sondern auch für
die Fans war es nach den vier grossen Alben «Metal Rendez-Vous»,
«Hardware», «One Vice At The Time» und «Headhunter» eine relativ
schwache Geschichte, und dessen sind sich heute alle bewusst. Umso
grösser ist seit 2008 nun die Freude, seit die grosse Reunion
stattgefunden und sich kontinuierlich gesteigert hat. Wenn ich mir nun
das neue Album anschaue, das übrigens auch als Vinyl erscheint, kann
man dieses nun wirklich neben die vier grossen Hinkelsteine stellen und
sagen: „Das ist es nun!“ Wir haben ganz klar den Faden wieder
aufgenommen, den wir nach «Headhunter» verloren hatten. Das werden die
Fans, und da bin ich mir sicher, auf jeden Fall würdigen. Wir haben ja
bereits mit den Vorbestellungen Gold geholt…, anyway…, aber wir wollen
ja Platin, denn „Gold ain’t enough“ für uns!
MF: Der Sound klingt rauer und erdiger als bei «Hoodoo». Eine bewusste
Entscheidung, respektive wer oder was ist dafür verantwortlich?
Chris: Wir wollten einfach weg von dem so
genannten 08/15 verzerrten Gitarrensound, den fast alle Nu Metal oder
Rockbands da schwingen. Wir suchten nach mehr Transparenz, Klarheit und
dass man die Gitarren auch wirklich hört…, eine Gretsch als Gretsch
erkennt, eine Les Paul als Les Paul, eine Fender als Fender…, und eine
Telecaster als Telecaster. Einfach echter und nicht nur mehr verzerren,
Hauptsache alles ist verzerrt. Sondern mehr Personality einbringen und
dazu kommt, dass wir druckvoller und stärker gespielt haben. Wir haben
uns lange Zeit mit den Songs genommen, live gejammt, verändert und
durch verschiedene Phasen gehen lassen. Ich denke, man hört das auch,
dass wir fast eineinhalb Jahre intensiv daran gearbeitet haben. Dies
ergänzend dazu, dass wir, als Sahnehäubchen, noch in den „Abbey Road
Studios“ waren.
MF: Mandy Meyer ist wieder zurück bei Krokus und somit (erstmals) der
dritte Gitarrist der Band. Wer hatte die Idee dazu und wie hat man
Mandy von Unisonic quasi loseisen können?
Chris: Da brauchte es nicht viel
Überzeugungskraft dazu. Er war mit seinem Herz und Feeling an sich
immer einer von Krokus und hat bekanntlich schon zweimal in dieser Band
gespielt. Ursprünglich war es aber Fernandos Idee. Zwar haben wir in
Japan (ohne Fernando) schon mal zusammen mit Mandy gespielt, und das
hatte wirklich sehr gut getönt und auch total gepasst. Wir zeigten das
natürlich Fernando und spielten ihm das vor. Darauf überlegte man etwas
hin und her und dann brachte er die Idee, dass man dies mal probieren
könne. Das Interessante an der Geschichte ist, und ich war zu Beginn
etwas skeptisch, weil ich im Allgemeinen nicht so Fan von drei Gitarren
bin, aber es lief darauf hinaus, dass Fernando mehr als das
ursprüngliche Chuck Berry/Angus Young Ding, diese Solo-Geschichten
macht, während Mandy melancholischer, modern, wehmütig…, mehr so im
Stile des verstorbenen Tommy Kiefer (R.I.P.) daher kommt. Wir haben ja
zwei Arten von Songs…, die so genannten AC/DC lastigen Songs, wofür
Krokus auch bekannt sind dafür, aber dann haben wir ebenso das zweite
andere Gesicht mit «Easy Rocker», «Winning Man», «ScreamingIn The
Night», «Tokyo Nights…, wo eben auch Moll-Akkorde vorkommen. Und Mandy
ist so der Typ…, oder wie «Fire»…, Songs, die ihm perfekt liegen. Damit
bringen wir eine Farbe ein, die uns lange Zeit gefehlt hat.
MF: «Dirty Dynamite» ist der Titel des Albums und gleichzeitig die
erste Single-Auskopplung. Warum wurde dafür ein vergleichsweise
„hüftlahmer Song“ und beispielsweise nicht der Opener («Hallelujah
Rock’n’Roll») ausgewählt?
Chris: Es ist ganz einfach so…, wenn Du so
eine Single raus bringst, wirst du nicht im Radio gespielt…, und das
bringt es ja nicht. Für mich ist «Dirty Dynamite» nicht ein hüftlahmer,
sondern ein grooviger Song. Wir merken das, wenn wir ihn live spielen,
dass dieser irgendwie so wie ein Festhütten-, Festzelt-Song, ähnlich
wie «Hoodoo Woman», klingt. Mit einem grossen Chorus ausgestattet und
der Fun-Faktor wird gross geschrieben. Und wenn du nun eine Single und
ein Video machst und nicht am Radio stattfindest, bringt das einfach
nichts. Wie stiefmütterlich das hiesige Radio mit Rockmusik umgeht, das
wissen wir ja! Kaum dass eine Gitarre aufheult, kann man dies erst nach
22.00 Uhr bringen…, im „Rock-Special“ oder sonst irgendwo. Das war
deshalb ein bewusster Entscheid und, glaube ich, auch richtig. Die
Leute haben querbeet Freude an diesem Song und vom Feeling her…, Mandy,
der den Slide darüber legt…, groovt es eben. Wenn du beispielsweise in
deiner Karre sitzt und der läuft, wirst du, neben dem ganzen
Pop-Gesülze, in gute Stimmung versetzt.
MF: Sind in diesem Fall also drei Gitarrenspuren auf dem Album drauf…
Chris: ..ja…, ja!
MF: …und wo kann man sie (Aufzählung siehe weiter oben!) allenfalls
deutlich voneinander unterscheiden, respektive heraus hören?
Chris: Das kann man schon sagen…, also zum
Beispiel bei «Help», der Ballade, dem Beatles-Cover, den wir neu,
sprich „krokussized“ haben, hört man Mandys Einfluss deutlich, dann bei
«Go Baby Go» kommt Fernando mehr zum Zug. Bei «Dirty Dynamite» eben
Mandys Slide Guitar. Ich denke, man hört es schon, aber das muss man
gar ja nicht immer, hören, sondern es soll sich einfach gut anfühlen
und die Dinge sollen miteinander verwoben werden, nicht sich
gegenseitig konkurrieren.
MF: Gibt es für euch Profis live allenfalls Raum für Improvisationen
oder ist das alles abgesprochen im Sinne von wegen wer spielt wo was?
Chris: Wenn man am Proben ist, kann man
nicht ins Endlose raus jammen, das wollen die Leute heute nicht mehr
sehen. Was die Lead-Geschichte angeht, so machen wir jetzt einen
Schritt nach vorne, weil jeder nun das spielen kann, was ihm gut liegt.
Vielleicht etwas verlängern…, das war bei den alten Songs schon so…,
und daraus kann durchaus der eine oder andere Jam entstehen, ganz
sicher!
MF: Älteren Musikfans wie mir fallen bei den neuen Songs vermehrt
gewisse Ähnlichkeiten zu anderen Bands auf. In meinem Fall: Wie viel
von Rolling Stones‘ «Star Star» steckt in «Hardrockin‘ Man»?
Chris: Oh…, schau…, es ist halt so…, die
kreative Explosion des Rock’n‘Rolls hat in den Sixties stattgefunden.
Danach wurde dies zu einem etablierten Genre..., wie der Blues. Da hast
du die gleichen drei, vier Griffe zur Verfügung. Aber ich denke, wir
haben noch nie einen Plagiats-Vorwurf erhalten…, wenn du das Notenblatt
von «Dirty Dynamite» ausdrucken würdest, sähe man zuerst das andere
Gitarren-Thema (singt die Melodie), dann einen anderen Text sowieso und
auch eine andere Melodieführung. Dass sich zwischendurch gewisse Sachen
halt mal wiederholen, lässt sich nicht umgehen. Du kannst die Musik
nicht neu erfinden…, und auch von den Themen her…, ich meine
Rock’n’Roll dreht sich halt um „lonely nights, hot women“, streunende
Katzen, die verlorene Liebe und was weiss ich noch alles. Das ist
Rock’n’Roll und diejenigen, die immer ankommen und sagen, dass wir mal
was Neues bringen sollen…, denen sagen wir „was heisst Neues?“ Wir
wollen unseren Stil und…, ganz wichtiger Satz…, es kommt auf die
Interpretation an…, auf das „wie“…, wie bringt man es rüber?! Und dass
man am Schluss, wenn man sich die Scheibe anhört, sagt, dass es
eindeutig Krokus ist. Das muss unverkennbar sein, sonst bewegen wir uns
völlig neben der Spur. Und ich denke, das drückt das neue Album aus.
MF: Ist «Dirty Dynamite» nun das Ende der Fahnenstange, the last
farewell?!
Chris: Du weisst ja, wie es ist…, wenn du
den lieben Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen
Plänen! Also wir haben schon noch Pläne, einer davon ist sicher das
ultimative Live-Album von Krokus in der Neuzeit raus zu bringen.
Vielleicht auf das 40. Jubiläum im 2015. Wir werden auf jeden Fall die
Shows, die wir querbeet durch Europa spielen, aufzeichnen und das Set,
das jetzt zusammen gestellt werden kann, mit der neuen Scheibe und all
den alten Perlen…, daraus resultiert schon etwas, das sich gewaschen
hat. Neu mit Mandy und einem frischen Kick-Ass Drummer (Helloween‘s
Dani Loeble springt im Wechsel mit Flavio Mezzodi [FOX] ein) wird das
live eine ganze Ecke anders heraus kommen. Und dieses Feuerwerk („best
oft he best oft he best“) wollen wir natürlich schon festhalten…, mit
einer Live-CD, DVD et cetera. Ich hoffe zudem, dass wir gesund bleiben,
denn das ist das einzige, was uns stoppen kann.
MF: Was, ausser «Help», klingt auf «Dirty Dynamite» nach „Abbey Road“
und wie habt ihr das überhaupt realisieren können?
Chris: Als Produzent musst du zwischendurch
überlegen, wie du deine Leute motivieren kannst. Nur hier bei uns im
Studio, mit Kuhgebimmel in der Umgebung, zu arbeiten, kann es ja nicht
sein. Da sagten wir uns, dass die Bands, die noch Vorschuss von ihrer
Plattenfirma erhalten, den vielleicht auf dem Golfplatz, für
Yogastunden oder was auch immer brauchen. Wir hingegen spenden das Geld
und so fragten wir dort an. Da sie uns kannten, waren wir willkommen
und so sind wir dahin gegangen. Das Flair dort ist speziell und die
Örtlichkeiten nicht zu Tode renoviert, sondern mit echter Patina
versehen. Das ist ein absolut geniales Studio…, da siehst du in einer
Ecke einen Amp von Keith Richards oder Mikros von Ringo Starr und John
Lennon rum stehen. Selbst eine Wasserpfeife von Yoko Ono steht noch da
und das ist Feeling pur. Wenn man da mal drin ist, gibst du automatisch
120%, das ist gar kein Thema. Darum gingen wir nach London und erlebten
den besten Sommer seit Langem. Das war gnadenlos und ich konnte gut mit
Marc dort arbeiten. Das liess uns über uns hinaus wachsen und wir
konnten wirklich bis ans Limit gehen. Das hört man auf der Scheibe und
klingt ein ganzes, nein grosses Stück schärfer als «Hoodoo», ohne es
runter zu machen. Da kommt aber ein Brett auf den Punkt, transparent
und gut.
MF: Was wurde denn genau dort alles gemacht, da man ja in diesem
Zusammenhang ja nur Marc und dich auf den Presse-Fotos sah?
Chris: Na ja… (lacht), wir hatten halt
nicht viel Zeit, um Fotos zu machen. Nun…, Mandy kam noch dazu und
spielte einige Parts ein. Wir wechselten ab, das heisst gewisse Sachen
haben wir in Mark Kohlers und meinem Monte Christo Studio aufgenommen.
Das Schlagzeug wurde ursprünglich im Powerplay Studio eingespielt, und
in London folgte danach quasi der ganze Lead-Stuff und der Gesang von
Marc. Die Fotos alleine sagen da nichts aus, und wir mussten die Zeit
im Studio ausnützen.
MF: Nach den ersten Konzerten in der Schweiz stehen einige Festivals
an, dessen Auftritte, wie gesagt, offiziell mitgeschnitten werden. Ist
dabei geplant, einen einzelnen Killer-Gig als Ganzes zu verwerten oder
sollen einfach die besten Songversionen zusammengestellt werden?
Chris: Geplant ist…, also so wie ich gehört
habe, wird in Zürich ein zweiter Gig im Volkshaus und im Kofmehl ein
drittes Konzert angehängt, da die anderen Shows allesamt total
ausverkauft sind. Darauf spielen wir an drei grossen Sommer-Festivals,
inklusive „Moon & Stars“, zusammen mit ZZ Top. Danach querbeet
durch Europa…, „Sweden Rock“, „Hellfest“, „Loreley“ und und und. Das
Set setzt sich einfach zusammen aus denjenigen Songs, die sich live
durchgesetzt haben, also «Long stick…», «Heatstrokes», «Easy Rocker» et
cetera. Dann nehmen wir, so wie ich das sehe, etwa fünf Songs vom neuen
Album, da sich so viele dafür anbieten.
MF: Ich zielte eigentlich darauf ab, ob das beste Konzert der Tour als
Ganzes verwendet wird…
Chris: …, ahhh, ah sooo…, also es ist schon
so angedacht, dass wir ein Ding nehmen werden, ein Set, wo das Feeling
einfach stimmt. Kein Puzzle-Werk, denn das würde ganz anders tönen.
Unser Rockslave mit Chris von Rohr
>
MF: Die TV-Panne von 1982 (im Hallenstadion) ist legendär wie
schmerzlich zugleich. Wurde in diesem Zusammenhang der hammermässige
Reunion-Gig von Bern 2008 nicht komplett mitgeschnitten?!!
Chris: Nein! Heute, also 2013, bewerten wir
beide Auftritte aufgrund unserer Massstäbe und rein von der Performance
her als guten Durchschnitt. Ein Teil von Bern ist ja schon auf der DVD
(im «Hoodoo»-Digipak – MF) zu finden und das reicht, mehr braucht es
nicht. Dort sind die Höhepunkte drauf und nein, weil wir jetzt nach
Neuem Ausschau halten müssen. Das ist, obwohl eine Reunion-Band, eine
neue Truppe und wie viel ein Schlagzeuger bewirken kann, siehst du bei
alten Bands wie Ozzy, Whitesnake oder zum Beispiel den Scorpions, als
James Kottak (Ex-Kingdom Come) auf Herman Rarebell folgte. Da kommt nun
(mit Dani Loeble von Helloween – MF) eine neue Dampfwalze. Wenn da
eines Tages mal Aufnahmen vom Hallenstadion auftauchen sollten, dann
sage ich „nicht kaufen“, weil das nicht seriös gemacht wurde! Man hatte
damals sehr wohl einen Remix gemacht, das TV verpennte das aber total
und verstaute das Material einfach. Das wurde nicht etwa gelöscht und
liegt irgendwo noch rum! Doch es kommt dann wohl sicher noch mit einer
mit einer Kamera-Aufnahme daher, stellt sie aufs Netz und verkündet
„The famous Hallenstadion-Gig“! Wie gesagt…, Finger weg davon!
MF: Das Reunion-Konzert von Bern (2008) wurde also definitiv nicht als
Ganzes aufgezeichnet?
Chris: Nein! Man hat es quasi „en passant“
mitgeschnitten, dass die Leute sehen konnten, was gerade auf der Bühne
läuft…, aber Bern wurde nicht seriös aufgenommen…, das war eher eine
Piratenaufnahme.
MF: Du hast ja selber eine TV-Vergangenheit als „Musicstar-Juror“…
Chris: …erinnere mich bitte nicht an
„Musicstar“! Das war mehr dazu, dass ich die Rechnungen bezahlen
konnte, und auf das bin ich nun wirklich nicht besonders stolz.
MF: Hast du „The Voice Of Switzerland“ in irgendeiner Form wahr
genommen und wenn ja, was hältst du davon?
Chris: Nein…, nicht. Ich habe in der
letzten Zeit keine Möglichkeit gefunden, mir das anschauen zu können.
Sagen wir es mal so…, zu Casting-Shows kann ich nur anmerken, dass die
gut fürs Fernsehen sind. Ein geeignetes Format dafür, aber es ist
ziemlich selten, mit dem in der realen Welt Fuss fassen zu können. Von
den Radios und Medien hast du danach den Casting-Stempel am Rücken und
wirst eher gemieden. Zudem hat das mit echt verkauften CDs und
Konzerttickets nichts zu tun. Vor allem als Band ist das kein Thema.
MF: Du hast vorhin James Kottak erwähnt. Dazu eine Frage, die mich
schon lange interessiert, weil sich das bisher nicht gesichert
recherchieren liess: Wer sass beim „Loud Park-Festival“ 2011 hinter den
Kesseln…, der gute James oder doch Kosta Zafiriou von Pink Cream 69 /
Unisonic?
Chris: Ja…, das war Kosta!
Aktuelles Album "Dirty Dynamite"
>>>
MF: Die neue Scheibe wird auch als Vinyl erscheinen, «Hoodoo» leider
nicht mehr. Wie stehst du zum momentanen Vinyl-Revival? Grundsätzlich
eine tolle Sache oder bloss ein Mittel, um mit den Fans noch ein paar
Franken mehr zu generieren?
Chris: Gut…, ich bin natürlich in der
Vinyl-Zeit aufgewachsen und der wärmere Klang des Vinyls…, darum habe
ich da ja auch eine Music-Box, gefällt mir besser, das ist ganz klar.
Fakt ist, die CD wird langsam aber sicher von der Bildfläche
verschwinden und wird das genau gleiche Nachtschatten-Dasein fristen,
wie das Vinyl. Was hier aber geil ist, ist, dass das Artwork besser zur
Geltung kommt, und ich freue mich, dass «Dirty Dynamite» auch in diesem
Format erscheint!
MF: Gibt es davon einen speziellen Vinyl-Mix oder ist es bloss eine
CD-Master Kopie?
Chris: Die Frau aus Holland, die auch die
CD gemastert und gute Arbeit abgeliefert hat, passte die Aufnahme etwas
für das Vinyl an…, ja.
MF: Und weisst du, dass einige der alten Platten von euch in schönem
farbigem 180 gr. Vinyl wiederveröffentlicht wurden?
Chris: Also von „Back To Black“…, so
heisst, glaube ich (richtig ist „Back On Black“ – MF), die Firma aus
London…, das ist super! Ich habe die alle auch erhalten…, die sind
genial! Und so wird auch die neue sein..., mit Klapp-Cover…, wirklich
schön.
MF: Was steht bei dir an, wenn Krokus dereinst mal Geschichte sein
werden? Weiterhin Musik oder was ganz anderes?
Chris: Puh…, nein, ich glaube das ist schon
die Hauptsache…, ich brauche die Musik als Therapie. Ich muss pro Tag,
ob ich jetzt auf der Bühne stehe oder nicht, für mindestens eine oder
zwei Stunden ein Instrument in den Fingern haben…, sei das nun ein
Bass, das Klavier oder eine Gitarre. Hier steht das ja alles rum…,
nein…, ich meine, es gibt nichts anderes. Doch es gibt die zweite Seite
und das ist das Schreiben von Büchern. Ich habe drei Bücher geschrieben
und alle sind Bestseller geworden. Viele Leute teilen mir mit, dass
hier am meisten Chris von Rohr überhaupt drin steckt. Du kannst dich an
einem Bass nie so verwirklichen wie in einem Buch. Wenn es so um
Seelensachen, Visionen und darum geht, wie du die Welt siehst. Ich
werde ganz sicher weiter schreiben, das ist klar. Es wird einmal sicher
noch eine grössere Biographie folgen, die alles zusammen fasst,
inklusive dieser Reunion. Ich habe auch so noch ein paar Pläne
bezüglich des Schreibens…, ein zweites Kolumnenbuch ist unter anderem
im Anmarsch! Also das wird es sein…, dann einfach leben, eine Gitarre
unter den Arm nehmen und auf Reisen gehen. That’s it!
MF: Super! Vielen Dank Chris…
Chris: …, hey…, ich kann abschliessend nur
sagen, dass in der Verfassung, in der wir uns mit der Band, menschliche
Pipifax-Probleme verarbeitet, momentan gerade befinden und gut fühlen,
wenn wir zusammen spielen, lässt uns mit einem ganz geilen Gefühl in
den Sonnenuntergang des Rock’n’Rolls reiten. Ein Geschenk und ein
Nachtisch, den wir so nicht erwartet haben…, das ist cool!
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