Neben Tarja von
Nightwish, ist wohl Liv Kristin, die ehemalige Engelsstimme von Theatre of Tragedy eine
der bekanntesten Damen im Düster-Sektor. Nach dem plötzlichen Ausscheiden bei ToT,
präsentierte uns die Lady mit Atrocity im Gepäck, unter dem Namen Leave's Eye ein sehr
schönes "come back" Gothic Metal-Album. So konnte ich der Verlockung nicht
wiederstehen und habe zugesagt, ein Interview mit der blonden Lorelei durchzuführen.
Bevor nun all unsere männlichen Leser vor Neid zerplatzen muss ich leider gestehen, es
fand bloss per Mail statt. Dennoch gab sie reichlich Antwort auf all meine Fragen,
bezüglich ihrer neuen Band Leave's Eye den Abgang bei ToT.und was sonst noch so ansteht
bei ihr. Doch lest selbst was mir die fleissige Diva und Mama zu antworten wusste.
MF: Hallo Liv, erst mal vielen Dank, dass du ein wenig von deiner Zeit für mich
opferst. Es freut mich sehr, da ich einige Tonträger besitze, welche durch deine Stimme
"verzaubert" werden. Ich habe ein paar Fragen zusammengestellt und hoffe, dass
diese nicht all zu langweilig sind und du sie mir beantworten kannst.
Das Album "Lovelorn" von Leaves' Eyes hat durchs Band positive
Resonanzen in der Fachwelt bekommen. So habe auch ich es zu einer Kaufempfehlung erkoren,
wie zufrieden bist du mit dem Resultat und würdest du noch etwas ändern?
L: Es ist für mich das erste Mal, dass ich zu 100% mit einem Album zufrieden bin. Ich
würde nichts ändern.
MF: Auf "Lovelorn" ertönt deine Stimme facettenreicher, besonders bei
"Ocean way". Wirst du diese "opernhaften Ansätze" beibehalten oder
war es bloss mal ein Versuch?
L: Wie ich meine Stimme einsetze, hängt von der Musik ab. Wir arbeiten bereits am zweiten
Album und ich bin mir sicher, dass ich diese Ansätze beibehalten werde.
MF: "Lovelorn" ist die Vertonung einer Liebesgeschichte. Ist dies eine
norwegische Sage oder haben dich deine Erfahrungen in der Liebe dazu inspiriert?
L: Ich habe mich von meinen eigenen Erfahrungen aus meiner Kindheit und von der Natur
inspirieren lassen. Ein sehr wichtiger Faktor war sicherlich auch die Schwangerschaft.
MF: Ich möchte gerne noch etwas in die Vergangenheit reisen und dich fragen, was
denn da genau zum Bruch mit ToT (Theatre of Tragedy) geführt hat. Ich hörte da einige
Gerüchte... und ich denke dies würde doch noch einige von unseren Lesern interessieren.
L: Wenn ich nur wüsste, warum die Band ohne mich weiter machen wollten...? Seit ich die
Nachricht über das Internet bekam, habe ich nichts von der Band gehört. Ich muss diese
Entscheidung akzeptieren und nach vorne schauen, auch wenn ich es sehr unfair finde, wie
sich mich letztendlich behandelt haben. Ich war schliesslich zehn Jahre in der Band und
wir waren Freunde.
MF: "Lovelorn" lässt mich wieder etwas in der Zeit zurück versetzen
und könnte doch als Nachfolger von ToTs "Velvet darkness they fear" durchgehen.
Da ToT ihren Stil seit diesem Werke doch massiv geändert haben, war es für mich doch
erstaunlich, dass "Lovelorn" wieder in diesem "Old-School Gothic
Metal" Gewand daherkam. Warst du mit der musikalischen Entwicklung von ToT nicht
zufrieden (wie es ja auch einige Fans waren)?
L: Ich mag jede Platte von ToT und kann die Entwicklung sehr gut nachvollziehen. Die Idee
von "Lovelorn" hatte ich schon lange "im Kopf", nur hatte ich keine
Zeit, mich so richtig damit beschäftigen, da ToT an der obersten Stelle in meinem fast
völlig verplanten Terminkalender standen. Das Konzept zu "Lovelorn" habe ich
vor etwa eineinhalb Jahren geschrieben.
MF: Wenn du nun das Songwriting zwischen ToT und Leaves' Eyes vergleichst, wie
sehr bist du jetzt und wurdest damals daran beteiligt?
L: Jetzt sieht es natürlich ganz anders aus, da Leaves' Eyes im eigenen Tonstudio
(Mastersound) arbeiten. Ich bin bei der ganzen Produktion dabei, wie auch die anderen
Mitglieder von Leaves' Eyes. Viele musikalische Ideen kommen von Chris und Tosso, aber wir
entwickeln sie gemeinsam. Bei ToT schrieb ich die Gesangslinien und half beim Textwriting,
ansonsten war jeder für seinen Teil im Studio verantwortlich.
MF: Der Backbone von Leaves' Eyes sind die Mannen von Atrocity, welche auch erst
kürzlich "Atlantis" veröffentlicht haben. Sind die Jungs Workaholics oder ist
es ihnen zu langweilig?
L: Absolute WORKAHOLICS! - insbesondere mein Mann Alex!
MF: Waren Atrocity nur eine "Notlösung" oder werden sie auch in Zukunft
fest für Leaves' Eyes arbeiten?
L: Mit den Jungs von Atrocity, die auch meine besten Freunde sind und zu
"Familie" gehören, habe ich eine Band mit festen Mitgliedern gegründet.
MF: Ich habe gesehen, dass Leaves' Eyes auf ein paar Festivals spielen. Werdet ihr
auch auf Europa-Tour gehen und auch uns Eidgenossen die Ehre erweisen?
L: Die Europa-Tour findet im Oktober/November statt. Nächstes Jahr, etwa im Februar
März, touren wir durch Süd-Amerika.
MF: Du hast Cradle of Filth für den Titelsong ihres neuen Outputs die Stimme
geliehen. Wurdest du da gebissen oder bist du mit einem Kranz Knoblauch im Studio
aufgetaucht?
L: He he..., ich wurde plötzlich angerufen, und wir nahmen zwei Tage später meine Vocals
im Mastersound Studio auf. Ich finde das Lied klasse!
MF: Wie ich auf deiner Homepage erfahren habe, arbeitest du auch wieder an einem
Solo-Album. Dieses wird wohl eher etwas ruhiger von statten gehen, so wie ich es den
mp3-Samples nach beurteilen kann?
L: Wir haben schon acht Songs fertig, aber das kann sich auch ändern. Ich lasse mir mit
der zweiten Solo-Platte etwas Zeit.
MF: Auf "Deus ex machina", deinem ersten Solo-Album, hatte Nick Holmes
seine Stimme für "3 am" beigesteuert. Hat sich da nichts weiterentwickelt,
sprich zukünftigem Gastauftritt bei einem Paradise Lost Album?
L: Hm..., wäre schon, aber wir haben noch nicht darüber gesprochen. Ich treffe Nick ab
und zu auf Festivals und freue mich immer, ihn zu sehen.
MF: Zurück zu Leaves' Eyes: Da hat dein Gemahl ja auf drei Songs seine Stimme
ertönen lassen..., wieso nur auf drei? Hat er auch privat, in eurer Ehe, nicht so viel zu
melden ?!!
L: Im Studio ist er der Chef, zu Hause bin ich die Chefin ;-)
MF: Die Arbeiten an einem Nachfolger zu "Lovelorn" haben bereits
begonnen. Wann dürfen wir mit einer Veröffentlichung rechnen und wird sich da
musikalisch gross etwas ändern?
L: Wir werden einige neue Elemente "ausprobieren", aber die musikalische
Richtung wird die Gleiche sein.
MF: Während den Recordings zu "Lovelorn" warst du ja schwanger, ging
da(s) alles mühelos?
L: Ja, ich hatte eine fantastische Schwangerschaft, ohne Probleme! Leon Alexander kam ein
paar Stunden, nachdem ich den letzten Ton auf "Lovelorn" eingesungen hatte zur
Welt. Perfektes Timing von einem Baby, kann man sagen!
MF: Habt ihr denn bei all eurer Arbeit genügend Zeit für den kleinen Sohnemann?
L: Natürlich! Ein Baby zu bekommen ist das Schönste, was ich jemals erlebt habe! Leon
ist überall mit dabei. Im Tonstudio haben wir eine Wohnung und alles babyfreundlich
(ausser das Piranja-Becken) eingerichtet. Er fühlt sich sehr wohl hier mit den ganzen
Musikern und ist ein sehr ausgeglichenes und zufriedenes Baby!
MF: Nun bekommst du ja auch "Konkurrenz" aus eigenen Reihen. Deine
Schwester ist mit ihrer Band Midnattsol an den Aufnahmen zu einem Album beschäftigt. Wie
ist euer Verhältnis untereinander und wird man dich da auch zu hören bekommen?
L: Meine Schwester ist vor zwei Jahren zu mir gezogen und sie ist meine beste Freundin.
Wenn sie möchte, dass ich bei Midnattsol mitsinge, ist das selbstverständlich. Sie hat
ja auch Backing-Vocals für "Into your light" eingesungen. Midnattsol nehmen im
Herbst ihre Platte im Mastersound Studio auf.
MF: Und zum Schluss: Gibt es da noch etwas, was du deinen Schweizer Fans gerne
mitteilen möchtest?
L: Ich hoffe wir sehen uns im Oktober/November und vielen Dank für die schönen
Gästebucheinträge aus der Schweiz!
MF: Vielen Dank Liv für deine Antworten! Ich wünsche dir und deiner Familie
alles Gute für die Zukunft und hoffe natürlich auf einige weitere Werke mit deiner
Stimme.
L: Auch alles Gute und bis dann! - Liv
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