„All In“ heisst das zweite Album der Innerschweizer
Hard Rocker Maxxwell. Der Titel ist dabei kein Hinweis
auf eine bisher verheimlichte Poker-Sucht, sondern
wiederspiegelt die musikalische Einstellung der fünf
Jungs. Sie wollen es also wissen. Und genauso hungrig
klingt auch dieses Album. Die beiden Gitarristen Hef und
Cyril gaben sich in der Radiosendung Taktlos Metal die
Ehre, und erzählten übers rumblödeln, versagte Stimmen
und Klischee-Texte. Hef Häfliger (Hef) und Cyril
Montavon (CM)
MF: Maxxwell wurden um 2008/2009 gegründet. Wie ist das
passiert?
Hef: Ja, die Band ist in dieser Besetzung im 08/09
gegründet worden. Ausser, dass wir bisher auch schon
wieder einen Wechsel hatten, wie gewisse vielleicht
mitbekommen haben (den Bass übergab Tom im Frühling 2010
an Markus). Gestartet sind unser Schlagzeuger Oli und
ich aber bereits im 06 mit Maxxwell als ein Projekt und
haben dann den Sänger Nobi dazu geholt. Aber als Band,
wie wir jetzt zusammen sind, war das eigentlich im 08.
CM: Genau, das war um Weihnachten 08. Da haben wir uns
ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht.
MF: Im 2009 habt ihr dann euer erstes Album „Dogz On
Dope“ veröffentlicht. Das hat dann ziemlich
eingeschlagen.
Hef: Vor allem in Japan… (lacht) Nein, nein.
CM: Das Album ist wirklich gut angenommen worden. Wir
hatten Glück, dass wir relativ bald einen Plattenvertrag
unterschreiben konnten. Dadurch war das Album nicht nur
in der Schweiz sondern auch international erhältlich. Es
ist mit unserer Musik ganz klar, dass wir möglichst
schnell auch aus der Schweiz raus müssen, und probieren,
vor allem auch in Deutschland Fuss zu fassen. Das haben
wir bis zu einem gewissen Teil auch gemacht. Wir hatten
gute Reviews und gute Resonanzen. In Zwischenzeit haben
wir in Deutschland und in anderen Ländern auch einige
Konzerte gespielt. Luxembourg und Spanien waren
ebenfalls noch dabei. Bis jetzt sind wir wirklich
zufrieden, wie es gelaufen ist.
MF: Hat sich der Stil den verändert seit 06? Ihr wart
ja vorher bei diversen anderen Bands dabei.
Hef: Der Hard Rock war eigentlich immer die Wurzel von
allem.
CM: Die Wurzel allen Übels.
Hef: Ja, des Grundübels. Oli und ich konnten mal bei
einem Album von Doro Pesch mitarbeiten. Da haben wir ca.
sechs bis sieben Songs eingespielt. Das war bei Warrior
Soul. Und da kamen wir zum ersten Mal wieder auf den
Geschmack, dass wir wieder einmal etwas Eigenes in dem
Bereich machen sollten. Weil das sind wirklich unsere
Wurzeln, und dahin wollten wir wieder zurück. Und es hat
geklappt.
MF: Mit Dogz On Dope wart ich auch mit U.D.O. auf
Tour. Eine Erfahrung die…
CM: Eine strenge Erfahrung. So eine Tour kostet
natürlich einiges an Geld und es ist jetzt nicht so,
dass man in der Schweiz von den Kulturinstitutionen
wahnsinnig unterstützt wird, wenn man Rock-Musik macht.
Und darum mussten wir die ganze Tour eigentlich selber
finanzieren. Ausser die Schweizerische Interpreten
Gesellschaft, das muss man auch mal sagen, die haben uns
Geld gegeben.
Hef: Bravissimo.
CM: Bravissimo. Danke vielmals. Ansonsten haben wir
alles selber finanziert. Wir haben darauf geachtet, dass
wir die Kosten der Tour möglichst tief halten konnten.
Wir mieteten ein Wohnmobil und sind selber diese 7'500
km in den 10 Tagen gefahren. Aber es war die Reise und
der Versuch wert. Die Konzerte wurden sehr gut besucht.
Wir wurden von U.D.O. und der Crew sehr gut behandelt.
Wir haben natürlich das ein oder andere Mal ein Bisschen
ans Blech gehauen. Da haben wir dann aber erst ein paar
Tage später gemerkt, dass wir ein wenig älter und
vielleicht nicht mehr so ganz die jüngsten Burschen
sind. Es war cool. Wir mussten dann leider nach der
ersten Hälfte aufhören, weil der Sänger die Stimme
verloren hat. Aber das kann passieren und dagegen kann
man nicht viel machen.
MF: Lag das auch daran, dass der Sänger sonst nicht
jeden Tag ein Konzert singt?
CM: Das war sicher auch ein Teil des Grundes. Er kam
aber bereits angeschlagen auf die Tour. Du hast als
Vorband einen ziemlichen Stress. Wir mussten immer
gleich unmittelbar nach dem Konzert unser Material
abbauen, weil es immer vor dem Material von U.D.O.
gestanden hat. Und zum Teil mussten wir dann in die
Kälte raus. Und auch wenn wir in Spanien im Dezember
waren, war es dann trotzdem nicht mehr ganz so warm. Und
das hat ihm vermutlich den Rest gegeben. Leider. Aber er
hat sich sehr gut erholt. Und er ist besser denn je.
MF: Mir ist aufgefallen, dass ihr von den Songtiteln
her eine ziemliche Klischee-Schiene fahrt. War das so
beabsichtigt?
Hef: Das ist sehr beabsichtigt. Weil wenn man diese
Musik macht, dann kann man nicht vom Blumenpflücken und
vom Sonnenblumenjagen erzählen.
CM: Also ich habe jetzt gerade einen Songtitel
geschrieben, bei dem ich beschreibe, wie ich das
Dornrösschen in seinen Schlaf singe. Aber der kommt erst
auf die dritte CD.
Hef: Ja, der kommt dann auf die dritte Scheibe. Aber das
ist halt so in diesem Genre. Das verlangt dieses
Klischee schon fast.
MF: Das heisst, dass ihr euch daraus auch einen Spass
gemacht habt?
Hef: Ja, es geht noch. Wie soll ich das sagen. Es ist
halt einfach Genre-typisch. Und da muss man halt mit
solchen Klischee-Titeln und Klischee-Texten auffahren,
sonst wird man plötzlich auch nicht mehr ernst genommen.
Sonst heisst es: „Oh, die machen das ja gar nicht so.
Das kann nicht gut sein!“
CM: Das hat auch mit Autentizität zu tun. Und ich
glaube… Hef ist bei uns vor allem für die Texte
verantwortlich. Und die schreibt er meist zwischen zwei
und fünf Uhr morgens und da tun sich dann die
menschlichen Abgründe auf (lacht). Aber das muss man so
nehmen. Es gehört einfach dazu. Und natürlich wollen wir
auch ganz klar die Leute abholen, die diese Musik hören
und sie dementsprechend auch damit bedienen. Sie sollen
wissen, was sie von uns erwarten können. Und es würde zu
uns auch nicht passen, ein Lied übers
Sonnenblumen-Pflücken zu schreiben. Das ist nicht unsere
Welt.
Hef: Rock’n’Roll sollte meiner Meinung nach auch nicht
zu fest politisch sein. Oder gar zu intellektuell.
CM: Nein, für das gibt es andere Bands.
Hef: Hm… ja… oder Zeitungen… (lacht)
MF: In eine ähnliche Richtung gehen auch die Fotos,
die ihr für dieses Album gemacht habt. Die sind auch
herrlich Klischeemässig und sehen für mich nach einem
halben Tag Dauerspass aus.
CM: Das waren nur zwei Stunden. Wir waren relativ
schnell fertig.
Hef: Ja, danach waren wir zu fertig und konnten
nicht mehr (lacht).
CM: Die Fotosession für die erste CD ging länger. Dort
waren wir extrem ernst. Und dieses Mal dachten wir:
„Scheiss drauf. Lass es uns so tun, wie wir sind.“ Und
das ist dann dabei rausgekommen. Der ein oder andere
hatte auch noch einen Kater vom Vorabend und das hat es
vielleicht noch ein Bisschen verstärkt, dass es noch ein
weniger dreckiger wurde. Aber wir haben ebenfalls Freude
an diesen Klischee-Fotos.
MF: Das heisst die Leute sollten euch auch nicht so
bitter ernst nehmen? Wobei, ernst nehmen ja schon
irgendwie…
CM: Ich glaube „ernst nehmen“ muss man das, was wir
machen… Wir nehmen unsere Musik und das Produkt Maxxwell
, die CDs und die Songs die wir schreiben sehr ernst.
Uns selber als Personen aber eigentlich gar nicht. Bei
uns geht es wirklich um die Freude an der Musik, und
darum, dass auch rüberzubringen. Und das ist eigentlich
der Sinn von Maxxwell. Also Musik zu machen und damit
Emotionen zu transportieren. Und den Leuten, die diese
Musik kaufen, eine Freude zu machen. Es geht da nicht um
einzelne Personen. Wir nehmen uns selber persönlich
eigentlich nicht wirklich ernst und sind eigentlich für
jeden Schabernack zu haben.
MF: Das neue Album klingt ja sehr mächtig. Mit
Liedern wie „Bad To The Bone“ seid ihr aber auch schon
auf eurer Debut-Scheibe ziemlich druckvoll ans Werk
gegangen.
CM: „Bad To The Bone“ ist immer so der Rausschmeisser
bei den Konzerten. Es ist immer der, den wir ganz am
Schluss spielen, wenn wir eigentlich schon nicht mehr
können. Also dann, wenn wir all unsere Reserven zusammen
reissen müssen.
MF: Heisst das, dass ihr irgendwann während der
Konzerte die Möglichkeit habt, eure Reserven wieder
aufzutanken?
CM: Nein, also eigentlich laden wir die immer vor dem
Konzert. Aber sie sind meist relativ bald schon
verbraucht und dann musst du den Gig einfach
durchseuchen. Dann geht es.
MF: Grundsätzlich spielt ihr ja Fadengerade. Auf der
neuen Scheibe hat es jetzt aber durchaus auch ruhigere
Klänge.
CM: Wir haben bewusst versucht, das ganze etwas
abwechslungsreicher zu gestalten. Wir wollten diesmal
mehr mit Dynamik arbeiten. Das ist etwas, was wir
künftig noch mehr versuchen werden, auch auf der dritten
Scheibe, an der wir bereits wieder arbeiten. Aber
Dynamik ist sicher etwas sehr wichtiges. Du kannst nicht
90 Minuten lang einem Konzertbesucher das volle Brett um
den Hals knallen, weil du dann irgendwann müde wirst und
es nicht mehr hören magst. Du hast dann einfach keine
Erholungsphasen für deine Ohren. Das ist vor allem Live
entscheidend. Zurzeit setzen wir gerade das Set
zusammen. Dabei werden wir darauf achten, dass wir
künftig mehr Dynamik bei den Auftritten haben. Heft:
Auch von den Tempi her ist das sehr wichtig. Auf der
ersten Scheibe hatten wir vielleicht ein wenig zu viele
Midtempo-Lieder. Auf der neun gibt es jetzt das breitere
Spektrum von langsam bis sehr schnell. Und das werden
wir auch in Zukunft noch verstärkt probieren.
MF: Aufgenommen habt ihr „All In“ zu Hause in
Dagmersellen und in Luzern.
Hef: Ja, genau.
MF: War das ganz zu Hause oder war das öffentlich.
CM: Das ging von ganz zu Hause bis öffentlich. Wir
hatten die glückliche Situation, dass wir das Schlagzeug
in der Schüür aufnehmen konnten, was für den Raumklang
sehr wichtig war.
Hef: Die Rhythmus-Gitarren und den Bass haben wir
ebenfalls in der Schüür aufgenommen. Den Gesang nahmen
wir im Proberaum auf. Gewisse Gitarren habe ich zuhause
über den Computer aufgenommen. Und was taten wir noch….?
CM: Rumblödeln…
Hef: Ja, rumblödeln (lacht).
MF: Nach dem Aufnehmen und Mischen habt ihr das Ganze
für das Mastering nach Seattle geschickt. Ihr habt das
ganze also auf eine Festplatte im Internet geladen und
gesagt: „Da mach“.
Hef: So war es nicht ganz. Der Rob Viso, der auch unser
Mischer ist und diesmal mit uns das Schlagzeug und die
anderen Sachen in der Schüür aufgenommen hat, der kannte
diesen Mann in Seattle. Wir hatten vorher noch eine
andere Option geprüft, die aber nicht funktioniert hat.
Das war in Los Angeles mit einem guten Mann. Aber da war
das Resultat nicht so gut, wie wir das gerne haben
wollten. Und dann hatten wir noch die Möglichkeit mit
der Person aus Seattle. Die Wahl geschah aber natürlich
immer in Beratung mit Rob. Damit konnten wir uns
absichern, dass nicht einfach etwas gemacht wird. Das
war nicht einfach irgendeine Adresse im Internet.
CM: Es fand auch ein Austausch statt. Wir mussten zum
Schluss auch noch ein, zwei Feinjustierungen machen,
weil gewisse Sachen für unsere Ohren noch nicht ganz so
geklungen hatten, wie wir das gerne wollten.
Hef: Und da wir ja nicht mehr gut hören…
CM: …ging das ein Bisschen länger.
MF: Wie seid ihr denn auf Troy Glessner gekommen.
Seine aufgeführten Referenzen im Internet sagen mir gar
nichts…
CM: Das ist ein Mastering-Studio in Seattle. Troy hat
schon mit unserem Mischer der CD zusammengearbeitet. Der
hat auch schon andere Bands bei ihm mastern lassen. Ich
glaube das waren eine Burrell- und eine
Kandlbauer-Scheibe. Der hat ansonsten aber vor allem
amerikanische Bands gemastert. Aber wir kannten ihn
vorher auch nicht. Das war ein Tipp von unserem Mischer,
und das hat ganz gut gepasst.
MF: Ihr habt ein Video zum Song „Outlaw“ aufgenommen.
Wo war das?
CM: Das war in der Ostschweiz. Ich weiss nicht mal
mehr wo das war.
Hef: Ich weiss es auch nicht mehr.
CM: Das war zum Teil an verschiedenen Orten. Also
eigentlich alles an einem Ort in einer Halle, wo wir das
an verschiedenen Standorten gefilmt haben, weil wir da
eine Geschichte erzählen. Das hat aber alles unser
Videofilmer Jörg geleitet und gemacht. Wir machten
eigentlich nur das, was er uns gesagt hat. Also: Steh
dort hin, spiel Gitarre, wirf dich in Pose, lass dir
eines ins Maul hauen, rauche, rauche nicht, trink ein
Bisschen mehr und spiel ein Bisschen härter Schlagzeug,
usw.… Es wird sicher ein cooles Video. Wir haben es
selber noch nicht gesehen. Wir sind massiv gespannt und
werden es wohl in den nächsten Tag zum ersten Mal sehen
können. Wir hoffen, dass es gut ist. Sonst müssen wir
nochmals von vorne anfangen.
Hef: Dann müssten wir noch mal eines drehen, in der
Schüür (lacht).
CM: Ja genau (lacht).
MF: Die Schüür ist auch sonst ein gutes Stichwort. Ihr
habt eure Plattentaufe dort.
CM: Ja, am 18. Februar 2011 werden wir euch zum ersten
Mal das ganze neue Programm spielen. Dort wird auch der
Video-Clip uraufgeführt. Das ist dann auch so der
Startschuss für unsere Konzerttournee durch die
Schweizerlande.
Hef: All In-clusive.
MF: Ein Auftritt mit Shakra ist ebenfalls bereits
bestätigt.
CM: Das freut uns sehr. Wir konnten auf der letzten Tour
bereits zwei bis drei Konzerte mit ihnen zusammen
spielen. Auf dieser Tour sind bis jetzt zwei gemeinsame
Gigs vorgesehen. Es ist immer wieder schön mit Shakra zu
spielen. Die sind auch privat gute Kollegen von uns, die
wir schon lange kennen und zum Teil auch privat zusammen
unterwegs sind. Umso schöner ist es natürlich, wenn wir
zusammen Konzerte spielen können. Uns verbindet auch
sehr viel. Wir haben die gleichen Wurzeln, die gleichen
musikalischen Vorlieben, die gleichen Vorstellungen, wie
man Musik macht und sie auch versucht zu leben. Und von
daher freuen wir uns riesig darauf.
MF: Tournee-mässig ist bisher noch nichts bestätigt.
Hef: Ja, da gibt es bis jetzt auch nichts Grosses. Wir
überlegen uns gerade, ob wir im Hebst wieder auf Tour
gehen wollen. Wobei wir eigentlich sicher gehen werden.
Aber da gibt es noch nichts Konkretes.
CM: Im Moment ist eigentlich zu wenig da. Wir wollten
eigentlich um die Osterzeit zwei bis drei Wochen auf
Tournee gehen. Aber wir gehen nicht auf Teufel komm raus
auf Tournee und investieren viele tausend Franken, wenn
es keinen Sinn macht. Es muss schon stilistisch eine
Band sein, die passt. Mit U.D.O. hat das letztes Mal
sehr gut gepasst. Und im Moment finden wir einfach
nichts, was für uns Sinn macht. Und darum überlegen wir
uns gerade, ob wir das Ganze nicht in den Herbst
verlegen möchten. Wir spielen jetzt im Frühling eine
kurze Tour in der Schweiz und in Süddeutschland. Wir
wollen unbedingt wieder auf Tournee. Wir gehen auch,
aber wir wissen zurzeit noch nicht genau wann. Und wir
wissen auch noch nicht genau mit wem.
Unser Roger W. (mitte) mit
Cyril Montavon und Hef Häfliger >>>
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