Die Menschheit hat nichts gelernt.
Mit Mnemocide ist ein neuer Stern am
Firmament des Death Metal-Himmels
aufgegangen. Nach der EP «Debris» von
2017 haben sie mit «Feeding The
Vultures» ein Hammeralbum raus gehauen.
Um einen Einblick in die Mordsgedanken
von Mnemocide zu erhalten, bin ich mit
meinen Fragen bis ins Innerste
vorgedrungen. Was da alles zum Vorschein
gekommen ist…
MF: Ihr seid ja
erst seit 2017 mit MNEMOCIDE unterwegs.
Habt ihr vorher schon in anderen Bands
rum gelärmt?
Mnemocide: Das ist richtig.
Mnemocide sind 2017 aus einem
voraus gegangenen Bandprojekt entstanden.
Einige von uns lärmen inzwischen schon
seit über zwanzig Jahren zusammen. Von daher
sind wir musikalisch wie auch persönlich
ein gut aufeinander eingespieltes Team.
MF: Eure Debüt-EP «Debris», die 2018
erschienen ist, habt ihr in Eigenregie
und nach DIY-Manier veröffentlicht und
vertrieben. Was waren die Beweggründe,
dass ihr euch für «Feeding The Vultures»
ein Label gesucht und gefunden habt?
Mnemocide: Die Ausgangslage
stellt sich bei beiden
Veröffentlichungen ganz anders dar. Bei
«Debris» ging es uns darum, als noch
junge Band möglichst schnell eine
Duftmarke zu setzen. Du willst
Veranstalter und Promoter auf Dich
aufmerksam machen, möglichst schnell
eine Art Visitenkarte vorweisen. Da
möchtest du nicht Zeit verlieren mit
einer langwierigen Bemusterungsphase (da
ziehen locker einige Monate ins Land).
«Debris» war von Anfang als Eigenrelease
geplant, jedoch durch die Promoagentur
Metalmessage begleitet. Mit unserem
Debüt-Album «Feeding the Vultures» wollen
wir ein breiteres Publikum erreichen und
das geht mit einem erfahrenen Label wie
«Czar Of Crickets Production» im Rücken
viel besser.
MF: Mit dem Death Metal, nach
MNEMOCIDE-Art, seid ihr bei eurem Label
Czar Of Cricket zusammen mit Erupdead
allein auf weiter Flur. Ist das ein Vor-
oder Nachteil, wenn man nicht zu den
üblichen Label-Veröffentlichungen passt?
Mnemocide: Relevant ist, ob
dein Label einen seriösen und guten Job
macht und einen guten Ruf geniesst,
beides trifft auf Czar zu. Das Roster
umfasst durchgängig qualitativ
hochstehende Bands. Immerhin stehen
neben uns und Erupdead auch Cremation
als Death Metal Acts unter Vertrag. Czar
ist stilistisch breit abgestützt; wir
sehen darin keinen Nachteil.
MF: Was bedeutet euer Bandname
MNEMOCIDE?
Mnemocide: Mnemocide bedeutet
Gedächtnismord.
MF:
MNEMOCIDE ist nicht gerade ein
einprägsamer Bandname und wird bei
gängigen Suchmaschinen sicher vielmals
fehlerhaft eingegeben. Wäre ein kurzer
und einprägsamer Name nicht die bessere
Wahl gewesen?
Mnemocide: Nein, weil hinter
dem Bandnamen ein ganzes Konzept steht.
Ausserdem, wenn man es tatsächlich
schafft die neun Buchstaben korrekt
einzutippen, kommen praktisch
ausschliesslich Einträge, welche sich
auf unsere Band beziehen.
MF: Der Release von «Feeding The
Vultures» fällt leider noch in die vom
Covid-19 betroffene Zeit. Wäre eine
Verschiebung des Releases keine Option
gewesen?
Mnemocide: Wir haben dies kurz
diskutiert, uns dann aber mit
Labelinhaber Fredy darauf geeinigt, am
Termin festzuhalten. Der grösste Teil
der Promo läuft heutzutage via Internet
und wurde daher durch Covid-19 nicht
tangiert. Wahrscheinlich war das
Internet während des Lockdowns noch
stärker frequentiert als üblich.
Radiointerviews wurden im Vorfeld via
Skype oder Telefon aufgezeichnet und
später gesendet, aber natürlich besitzen
Livesendungen hier den grösseren Reiz.
Schade ist der Umstand, dass wir die Promo
nicht mit Liveshows flankieren konnten,
aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
MF: Werdet ihr mit der Promo fürs
Album, wenn diese Pandemie und deren
Auswirkungen vorbei sind, nochmals von
vorne anfangen müssen?
Mnemocide: Nein, aber wir können
dann endlich die schmerzlich vermissten
Shows nachholen.
MF: Für
«Feeding The Vultures» habt ihr, zu
Recht und verdienterweise, allerorts
sensationelle Reviews bekommen. Haben
diese Reviews schon etwas bewirkt, wie
zum Beispiel Gig-Anfragen für die
Zukunft?
Mnemocide: Wir sind über die
fast ausschliesslich sehr guten Reviews
erfreut und dankbar. Es bestätigt uns
mit Mnemocide auf dem richtigen Pfad zu
sein. Wenn Du jahrelange kreative Arbeit
in ein Album investierst und solches
Feedback erhältst, dann bist du einfach
nur glücklich. Die Reviews haben
Interviews generiert, ausserdem konnten
wir eine Show klarmachen in Berlin für
2021.
MF: «Feeding The
Vultures» groovt ohne Ende und schreit
förmlich nach einer Darbietung on stage.
Habt ihr schon Gigs oder eine Tour
geplant?
Mnemocide: Wir werden am 10.
Oktober in Basel an einem Festival
spielen, zusammen mit Bands aus der
dortigen Szene. Wir möchten noch keine
Details verraten, aber das Billing wird
Hammer. Ansonsten sind wir in Kontakt
mit Veranstaltern und Bookern, doch leider
hat sich bis jetzt noch wenig Konkretes
ergeben. Noch ist die Situation durch
Covid-19 angespannt. Viele Clubs und
Veranstalter haben noch grosse
Planungsunsicherheiten und mussten viele
Shows verschieben, die ja auch
nachgeholt werden wollen. Wir bleiben
dran und hoffen nach der Sommerpause
Stages zerlegen zu können. Wir freuen
uns extrem drauf ab spätestens Mitte
Juni wieder mit unserem Drummer proben
zu können. Da er aus dem Elsass stammt,
haben wir ihn seit drei Monaten nicht mehr
gesehen!
MF: Die Produktion ist
brachial, druckvoll und sehr gelungen!
Waren die Iguana Studios und der
Produzent Christoph Brandes eure
bevorzugte Wahl in Sachen Produktion?
Mnemocide: Ganz klares ja!!
Christoph ist ein sensationeller
Produzent und dazu ein richtig feiner
Kerl. Er verpasst jeder Band den
optimalen Sound und bringt
Verbesserungsvorschläge ein, die Hand und
Fuss haben. Das Arbeitsklima ist stets
hochkonzentriert und dennoch relaxt. Wir
können JEDER Band raten, sich ihm
anzuvertrauen. Es lohnt sich garantiert!
MF: In Sachen hoffnungsvoller
Metal-Bands ist Basel im Moment der
klare Hotspot in der Schweiz. Wie macht
sich diese lebhafte Szene für euch
bemerkbar?
Mnemocide: Basel hat sehr viele
Metalbands, die teilweise schon seit
Jahrzehnten zu Gange sind. Die Szene hat
sich aus dieser Perspektive nicht gross
verändert. Natürlich haben Bands wie
Zeal & Ardor und Schammasch völlig
zurecht internationale Aufmerksamkeit
erlangt und Basel etwas ins Zentrum
rücken lassen. Im Februar haben Total
Annihilation eine Hammerscheibe via Czar
Of Crickets veröffentlicht; ColdCell und
Poltergeist (Massacre Records) stehen
auch wieder in den Startlöchern. Wir
sind klar der Meinung, dass Fredy Rotter
mit seinem Label und Engagement einen
wichtigen Teil dazu beiträgt, der Basler
Szene Gehör zu verschaffen und vergessen
wir nicht sein eigenes Hauptbandprojekt
Zatokrev.
MF: Eure Texte
drehen sich um Bomben, Waffen, Krieg und
Endzeit-Theorien. Wie wichtig ist euch
die Message?
Mnemocide: Die Message ist uns
sehr wichtig. Wie weiter oben erwähnt
bedeutet Mnemocide Gedächtnismord. Das
Konzept dahinter ist, dass die
Menschheit aus vergangenen Tragödien und
Gräueln nichts lernt, unfähig aus den
Fehlern der Vergangenheit die richtigen
Konsequenzen zu ziehen. Offenbar
erlischt das Geschichtsgedächtnis immer
wieder aufs Neue, das ist mit Mnemocide
gemeint. Dieser Mnemocide führt die
Menschheit immer wieder in die
dunkelsten Abgründe.
MF:
Mit der Pandemie haben eure
Endzeit-Texte auf einen Schlag eine
brisante Aktualität erlangt. Was haltet
ihr von Verschwörungstheorien?
Mnemocide: Grundsätzlich ist es
ratsam, jeglicher Berichterstattung
kritisch zu begegnen, egal wessen
Ursprung sie hat. (Mainstream /
Alternativ) Zentral scheinen mir
Quellenprüfung und die Klärung der
Frage, welche Machtinteressen stehen
hinter einem Medium. Was mir zu denken
gibt, sind Leute, die ALLES glauben, was
aus der alternativen Ecke kommt.
Spannend finde ich folgenden Aspekt: Die
alternativen Medien verkaufen nicht nur
"die Wahrheit", sie liefern dir
Exklusivität, das heisst sie machen dich zu
einem Mitglied eines kleinen aber
erlauchten Kreises, welcher den
Durchblick hat und sich damit erheben
kann über "das Heer der schlafenden
Schafe", was für eine narzisstische
Verführung! Oft wird davon der
vermeintlich kritische Geist geblendet.
MF: Inwiefern hat diese Pandemie
euren Bandalltag durcheinander gebracht?
Mnemocide: Natürlich mussten
wir Shows absagen, beziehungsweise haben die
geplanten gar nicht erst kommuniziert,
da es sich abzeichnete, dass sie
ausfallen werden. Gemeinsames Proben
haben wir in der Anfangsphase des
Shutdowns unterlassen, das Gefühl der
Bedrohung durch Covid-19 schien
allgegenwärtig. Seit ein paar Wochen
treffen wir uns wieder, mit Ausnahme
unseres Drummers, der noch nicht aus
Frankreich einreisen darf.
MF: Wo bekommt man euer
sensationelles Album «Feeding The
Vultures», und wo findet man die letzten
News von MNEMOCIDE?
Mnemocide: Infos bekommt Ihr
via www.mnemocide.com oder
www.facebook.com/Mnemocide. Unsere CD
könnt Ihr via plastichead.com oder auch
über CeDe.ch beziehen, um mal zwei
Möglichkeiten zu nennen oder kommt
einfach zu unserer nächsten Show. Wer es
lieber digital mag:
http://mnemocide.bandcamp.com
MF: Gibt es noch
irgendetwas, dass ihr unbedingt los
werden müsst?
Mnemocide: Wir möchten uns bei
dir und dem ganzen Metal Factory Team
für Euer Interesse und den Support bedanken
und wünschen all den Headbangern da draussen
viel Spass beim Entdecken unserer Musik.
Stay heavy and healthy.
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