Selbst ist der Bassist
Mr. Big verbindet man mit zwei Songs. Einerseits
liebt die breite Masse «To Be With You» und anderseits
ist es «Wild World», welches noch als bekanntestes Stück
der Amis durchgeht. Dass die Jungs aber auch verdammt
viele andere tolle Tracks geschrieben haben, scheint das
Mainstream-Publikum nicht mitbekommen zu haben, schade.
Die Supergruppe mit Sänger Eric Martin, Gitarrist Paul
Gilbert, Bassist Billy Sheehan und Trommler Pat Torpey
hat aber nicht nur glorreiche Zeiten erlebt, sondern
die Truppe löste sich zwischen 2002 und 2009 auf. Über die
Gründe schweigt Billy im Interview. Auch bezüglich des
neuen Albums scheint der Bassist nicht viel Spannendes
berichten zu wollen, sei es doch einfach ein weiteres
Album mit zehn Songs, bei denen die Fans sie mögen oder
doch lieber die Vorgängerscheibe auflegen. Einzig über
die Parkinson-Krankheit von Pat und dem damit
verbundenen Neuzugang von Matt Starr scheint bei Mister
Sheehan den Redeschwall wenigstens ein bisschen anzutreiben.
Ansonsten war dieses Interview von kurzen Antworten
geprägt…
MF: Wann hattest du zum ersten Mal einen
Bass in deinen Händen?
Billy: Heute?
Vor einer Stunde. Ich war 12 oder 13 Jahre alt, als ich mit
dem Bassspiel begann. Ich war sehr jung. Der Grund, wieso
ich Bass spielte? Weil ich einer Band spielen und
Mädchen treffen wollte.
MF: Hattest du
jemals Unterricht?
Billy: Nein, ich habe
mir alles selber beigebracht. Ich nahm meinen Bass,
hörte mir ein Album an und spielte. Wie jetzt zum
Beispiel, auch wenn es Jazz ist. Ich spielte die Parts
des Bass, des Saxophons oder des Pianos nach. All diese
unterschiedlichen Teile wollte ich auf meinem Instrument
spielen können. Dann war ich plötzlich in einer Truppe
und spielte jeden Abend.
MF: Ist dir die Technik oder das Feeling wichtiger?
Billy: Ich will nur den Song spielen. Dies
vor Leuten, das macht Spass. Es spielt keine Rolle, wie
technisch ein Lied ist. Es geht um das Stück, dass du
spielst. Die meisten der Musiker meiner Generation
hatten nie eine sogenannte klassische Ausbildung. Weder
die Beatles noch Jimi Hendrix.
MF: Was wollt ihr mit dem Titel «Defying
Gravity» sagen?
Billy: Das ist der Titel
eines Songs. Einer der neuen Stücke. Er klingt gut, und
so haben wir ihn als Titelsong ausgewählt.
MF: Hast du selber jemals "der
Schwerkraft getrotzt"?
Billy: Ich war in
Höhen und bin in Flugzeugen geflogen, so habe ich die
"defying gravity" erlebt.
MF: Wie gross
war der Anteil von Pat am neuen Album?
Billy: Er hat alle Drumparts erstellt und hat dem
Schlagzeug den Ton gegeben. Leider konnte er die Parts
nicht einspielen. Da hat Matt einen wundervollen Job
abgeliefert. Das, was Pat kreierte, hat Matt umgesetzt.
Ich kenne keinen anderen Schlagzeuger, der dies so
perfekt hätte umsetzen können, was Pat schrieb. Matt hat
die Seele von Pat gespielt. Das Talent und die
Persönlichkeit von Pat spiegeln sich im Spiel von Matt.
MF: Wie geht es Pat?
Billy: Es geht ihm gut. Es ist eine gute Therapie für
ihn, jeden Abend auf Tour auf die Bühne zu gehen und uns
zu unterstützen. Er singt und spielt Percussion. Wir
sind sehr stolz auf ihn, da er tausende von Leuten
inspiriert, ihnen Mut macht und wir täglich Mails erhalten.
Leute, die auch Parkinson haben oder andere
Krankheiten, fassen neuen Mut, durch das, was Pat noch
immer leistet. Er treibt die Leute an, nicht aufzugeben,
sondern zu kämpfen.
MF: Hat die Krankheit von Pat dein Leben verändert?
Billy: Klar, alle die ihm nahe stehen,
leiden mit ihm. Er ist wie ein Bruder für mich. Wir
haben ein ziemlich ähnliches Leben geführt. Auch wenn
wir in unterschiedlichen Teilen der Staaten aufgewachsen
sind, haben wir die gleichen Dinge erlebt. Wir stehen
uns sehr nahe und sind wirklich gute Freunde. Er hat es
verdient, dass es ihm gut geht. Er ist ein wundervoller
Ehemann und ein fantastischer Vater.
MF: Was war für dich in der
Vergangenheit wichtig, und was ist es heute?
Billy: Es gibt keine Vergangenheit, die existiert nicht.
Heute ist hier, aber wichtig ist morgen.
MF: Hast du Pläne für die Zukunft?
Billy: Es gibt viele Dinge, die ich tun könnte. Schauen
wir, was sich ergibt. Musik, Songschreiben, neue Technik
bei den Instrumenten und organisieren.
MF: Auch wenn du sagst, dass es keine
Vergangenheit gibt, aber ist sie nicht sehr wichtig für
das Morgen und das Heute?
Billy
(überlegt lange): Nein. Es ist gut über viele Dinge
Bescheid zu wissen. Lernen in der Vergangenheit ja, aber
wichtig ist, dass du es jetzt nicht vergessen hast…
MF: …und in der Vergangenheit Fehler zu machen und
davon zu lernen…
Billy: …Fehler sind
fantastisch und bringen dich zu Lösungen. Ich mache
jeden Abend Fehler auf der Bühne.
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