Interview: Obituary

By Oliver H.
 
Death Metal für Generationen.



Obituary – die Death Metal Legenden aus dem Sunshine-State Florida, haben im Rahmen ihrer Europa-Tournee auch Halt in der Schweiz gemacht. Dies war die Gelegenheit, um vor ihrem Auftritt ein bisschen über ihr neues Erfolgsalbum „Obituary“ zu plaudern. Trevor Peres empfing mich im Dachstock des Dynamo in Zürich, um mir Rede und Antwort zu stehen. Locker und entspannt sprachen wir über die neue Platte, das Touren und die bald dreissig Jahre im Metal-Business. Im Anschluss an das Interview lernte ich noch die Tardy-Brüder John und Donald kennen und Trevor versuchte vergeblich, mir die Regeln des American Football bei einem Spiel der Miami Dolphins am Laptop zu erklären. Später sah ich mir dann noch ihre Show an, die zwar etwas kurz ausfiel aber auf ganzer Linie überzeugte.

MF: Guten Abend Trevor. Euer brandneues Album mit dem schlichten Titel „Obituary“ ist seit dem 17. März in den Läden. Was denkst du persönlich über euer zehntes Album und wie war die Reaktion der Fans?

Trevor Peres: Ich bin natürlich sehr glücklich damit. Das Songwriting ging ganz natürlich von statten ohne grossen Druck von aussen. Es war wie eine Flut die uns überkam und auch mit der ganzen Produktion sind wir sehr zufrieden. Wir lieben auch das simple Cover. Bei der Produktion zu „Inked In Blood“ hatten wir ja dieses Wahnsinnscover aber diesmal wollten wir einfach etwas Schlichtes haben. Zugegeben, das Cover entstand schon bei der „Inked In Blood“-Session aber wir dachten, dass wir es vielleicht für eine DVD oder ähnliches verwenden. Wir haben es aber bis dahin nie gebraucht und bei den Aufnahmen zu „Obituary“ war allen schnell klar, welches Cover in Frage kommt. Und so wurde es einfach „Obituary“. Den Fans gefällt das Album sehr gut. Wir haben jetzt doch schon einige Konzerte gespielt und die Resonanz auf unser Album ist sehr hoch. „Inked In Blood“ kam bei den Fans auch schon gut an aber ich habe das Gefühl, „Obituary“ noch etwas mehr. Es klingt einfach gut.

MF: Da gebe ich dir absolut Recht. Es ist eine sehr gute Platte.

Trevor Peres: Ja, vielen Dank!

MF: Die zwei Songs des Albums „Turned To Stone“ und „Sentence Day“ wurden ja im Vorfeld mit einer Art Collage-Video speziell beworben. Wessen Idee war das?

Trevor Peres: Oh, ich glaube das war ein Typ von „Relapse“ (Obituarys Label). Der bastelte schnell etwas zusammen bei „Sentence Day“ und es sah cool aus mit den Fotos. Ich weiss nicht mehr wie er heisst aber anyway. Wir machten ja zuerst dieses Cartoon-Video zu „Ten thousend ways…“ für die EP aber das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig. So entstand dann ebenfalls die Idee etwas Ähnliches zu machen aber auch das war wieder so ein „Relapse“-Ding. Also machten wir die Fotos und Videos dazu.

MF: Gab es etwas, dass ihr anders gemacht habt als beim Vorgänger „Inked In Blood“ oder habt ihr nach 28 Jahren im Business einen festen Ablauf, wenn ihr an neuem Material arbeitet?

Trevor Peres: Ja weisst du, Musik zu komponieren hat schon in etwa immer denselben Ablauf. Ich komme mit einigen Gitarrenriffs und spiele sie den Jungs im Übungsraum vor. Donald kommt dann mit einem Beat dazu und wenn wir das Gefühl haben, dass es krank genug ist, schreiben wir es auf und schauen, ob sich daraus ein Song machen lässt. Vieles nehmen wir als Demo auf und geben es John, damit er damit weiterarbeiten kann und vielleicht die ersten Lyrics dazu schreibt. So geht es dann immer und immer wieder, bis die ersten Songs fertig sind.

MF: Welchen Teil magst du mehr? Die Arbeit an einer neuen Platte im Studio oder auf Tour zu sein?

Trevor Peres: (lacht) Puh, das Studio ist der schlechteste Teil von allem. Du spielst und hörst dieselben Songs immer und immer wieder und dann beim Mix alles nochmal. Von den Fans kommt etwas zurück. Sie hören sich deinen Sound an und du merkst, dass es ihnen gefällt. Wir sind bei jedem Konzert 100% Obituary und legen all unsere Energie in die Gigs, zumindest die Energie, die wir mit bald 50 Jahren noch haben (lacht). Nein, ohne Scheiss! Es ist definitiv besser live zu spielen.

MF: Gibt es Bands oder Alben, die euch nach all den Jahren noch musikalisch inspirieren?

Trevor Peres: Ja absolut! Da gibt es viele Metalbands wie Slayer oder Metallica’s alte Sachen, Possessed oder auch eine Band aus der Schweiz, Celtic Frost. Die waren Meister ihres Genres und auch Hellhammer hatte einen grossen Einfluss auf mich, zumindest was den Gitarrensound betrifft. Auch Bands aus Florida, wie Nasty Savage oder Savatage. Es ist nicht unbedingt, dass ich ihre Musik höre, mehr ihr Konzept zu lernen wie man in einer Band spielt. Sie sind wie unsere Mentoren.

MF: Jetzt zu was anderem. Wie war eigentlich die „Decibel-Tour“ mit Kreator, Midnight und Horrendous im März und April?

Trevor Peres: Oh, das war grossartig! Wir werden versuchen mehr solche Konzerte zu spielen. Auch ein paar kleinere Bands zu finden und dann daraus ein Tour-Package zu machen ist immer wieder inspirierend. Es war natürlich cool, eine Headlinertour mit Kreator und uns zu haben. Jeder Gig war ausgebucht und die Shows waren wirklich sehr gut.

MF: Freut mich zu hören. Trevor, viele Bands von eurer Generation wie Obituary selbst, Morbid Angel, Deicide oder Cannibal Corpse spielen schon seit 30 Jahren Death Metal. Was treibt euch nach all den Jahren eigentlich noch an?

Trevor Peres: Ich glaube, dass ist in erster Linie noch immer die Musik. Die anderen Bands, wie auch wir lieben es zu spielen und wir tun, was wir schon unser ganzes Leben getan haben. Was soll man sonst tun? Ist doch besser als kochen in einem Restaurant. Und dann sind da auch die Fans, die unsere Musik lieben. Mittlerweile sehen wir die Kinder oder möglicherweise schon die Grosskinder unserer „alten“ Fans, die an unseren Konzerten abgehen. Es macht Spass zu sehen, wie unsere Musik vorwärts geht und von Generation zu Generation weiterlebt.

MF: Das kann ich gut verstehen. Dies als Musiker zu erleben ist eine grosse Ehre.

Trevor Peres: Richtig. Du sagst es.

MF: Trevor, was können die Schweizer-Fans von der Obituary-Show erwarten?

Trevor Peres: Pures Chaos, Whiskey trinken (lacht) Death Metal auf der Bühne und ein bisschen von jedem Album etwas oder zumindest fast von jedem, denn wir haben zu viele. Sicher spielen wir viele Klassiker und auch ein paar neue Sachen. Metal Mayhem eben.

MF: Hast du irgendwelche Erinnerungen an eine Show in der Schweiz?

Trevor Peres: Ja klar. Auf einer unserer letzten Touren haben wir mit Exodus in der Schweiz gespielt. In der Schweiz zu spielen ist immer gut. Seit 1990, damals mit Morgoth und Hellhammer, kommen wir immer wieder einmal in der Schweiz vorbei und geniessen es hier sein zu dürfen.

MF: Das zu hören freut mich und viele andere mit Sicherheit auch. Was sind denn die Zukunftspläne bei Obituary?

Trevor Peres: Wir starten nächsten Monat mit Exodus, Power Trip und Dust Bolt eine Nordamerika-Tour. Vielleicht sind auch ein paar Daten in Kanada dabei aber das ist eher ein kleiner Markt. Sicher werden Shows in New York City dabei sein aber alles in allem werden wir 25 Shows spielen. Wir arbeiten momentan auch noch an einer Südamerika-Tour während November und Dezember und anfangs 2018, so im Februar denke ich, möchten wir nochmals für eine Headline-Tour nach Europa kommen. Ab März geht es dann wieder los mit den Festivals.

MF: Macht ihr noch einmal Halt in der Schweiz?

Trevor Peres: Das weiss ich zurzeit noch nicht aber wir haben vor, an die 25 Shows zu spielen und da stehen die Chancen sicher nicht schlecht. Im Anschluss möchten wir gerne noch ein paar Asien-Konzerte spielen. Das wäre cool.

MF: Trevor, das war’s auch schon. Danke für deine Zeit, es war mir eine Ehre dich zu treffen und mit dir zu plaudern.

Trevor Peres: Ich danke dir. Geniess die Show.