Neutral von der Bibel inspiriert.
Die deutschen Wolfsmetaller Powerwolf machen seit dem Start
ihrer Band alles richtig! Neben sechs tollen Alben ziehen sie ihr
Werwolf-Image konsequent auch optisch durch. Konzerte sind bei den
Wölfen nicht nur Konzerte, sondern regelrechte Messen, welche mit
einen Augenzwinkern versehen werden. Der Erfolg gibt ihnen recht!
Das jüngst erschiene Album «Blessed And Possessed» enterte erneut
die Charts und die aktuelle Tour wird mehr als gut besucht. Zu einem
wichtigen Erfolgsfaktor zählt sicher die ehrliche Begeisterung für
den Heavy Metal, welche sämtliche Wölfe den Fans auf und neben der
Bühne vermitteln. Diese war auch während dem Interview mit Gitarrist
Charles Greywolve ständig spürbar.
MF: Ihr startet heute eure Tour. Wie laufen die Vorbereitungen?
Charles: Die laufen ziemlich gut. Natürlich ist am ersten Tag noch
nicht alles perfekt. Die Bands und die Crews müssen sich erst kennen
lernen. Die Abläufe müssen sich erst mal einspielen, und dann ist
noch eine gewisse Anfangsnervosität vorhanden. Aber insgesamt sind
wir ziemlich gut gestartet.
MF: Powerwolf ist eine Band,
welche nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein klares Profil
hat. Was habt ihr euch für diese Tour vorgenommen?
Charles: Wir haben uns überlegt, was wir im Vergleich zur letzten Tour
anders machen oder optimieren können. Wir haben uns aber auch überlegt,
was wir überhaupt machen können. Das Budget gibt auch vor, wie weit du
gehen kannst.
MF: Wie habt ihr die Vorbands ausgesucht? Ich
habe gesehen, dass CIvil War nicht auf der ganzen Tour spielen.
Charles: Das ist im Hinblick auf verschiedene Faktoren geschehen. Wir
haben geschaut, wer überhaupt zusammen passt und ob das überhaupt
geschäftlich zusammen kommt. Wir haben auch Bands ausgesucht, wo wir
gedacht haben, dass das ein starkes Paket ergibt. So ist das Ganze
zu Stande gekommen. Wieso sich Xandria und Civil War die Tour
teilen, weiss ich nicht. Das hat sich so ergeben.
MF: Da spielen auch geschäftliche Belange mit rein?
Charles: Genau.
MF: Ihr habt mir bei einem früheren Interview erzählt, dass ihr
von Konzert zu Konzert gewisse Lieder wechselt. Macht ihr das immer
noch?
Charles: Ja klar, wir halten das immer noch aufrecht. Bei
den Festival war es zwar jetzt weniger der Fall, weil wir da weniger
Zeit hatten. Aber wir schauen immer, wie die Lieder Live wirken und
versuchen dann die Lieder auszuwählen, welche am besten aufs
Publikum wirken. Und manchmal weisst du auch bereits von der Region
wo du hinkommst, dass die langsameren Sachen ein bisschen besser
ankommen, und stellst es so ein bisschen um. An anderen Orten stehen
die Leute eher auf die schnelleren Lieder. Und so versuchen wir auch
bereits im Vorfeld eine gewisse Balance zu finden, wie wir das Set
halt aufbauen.
MF: Wie macht ihr das mit dem Bass? Der kommt
bei euch ab Band, wozu ihr auch steht.
Charles: Ja klar.
MF: Wird da bei jedem Lied der Bass separat gestartet, so dass ihr
flexibel bleibt?
Charles: Ja, die Bassspuren sind auf dem Computer drauf und die können
wir dann abrufen.
MF: Also hört man Powerwolf nie ohne Bass?
Charles: Nein - (lacht) Das gibt es nicht.
Aber das ist ja kein Geheimnis.
MF: Das neue Album war in den
deutschen Charts auf Platz 3. Gratulation dazu. Es war zwar nicht
mehr die Nummer 1, aber immer noch sehr hoch. Wie toll ist das für
euch?
Charles: Das ist absolut geil! Es wäre vermessen zu sagen,
dass das Album es wieder auf Platz 1 schaffen muss. Im Endeffekt ist
uns diese Platzierung auch in Anführungsstrichen „egal“. Wir machen
die Musik, welche wir geil finden. Für uns, für die Fans, und nicht
für irgendwelche Chartplatzierungen. Dass sich das dann wieder
ergibt, ist ein schöner Gradmesser, dass das Ganze gut läuft. Aber es
ist nichts, wonach wir unsere Musik ausrichten, um möglichst einen
kommerziellen Erfolg haben zu können. Das juckt uns im Endeffekt
herzlich wenig.
MF: In der Schweiz habt ihr es vom 23. Platz
beim letzten Album jetzt auf den 10. Platz geschafft.
Charles:
Ja, das habe ich gehört. Das ist auch für dieses Land ein schöner
Gradmesser, was den Bekanntheitsgrad der Band anbelangt. Aber was
wirklich zählt, sind die Konzerte. Schaffen wir es, das Publikum
mitzureissen? Schaffen wir es, eine geile Show zu liefern? Und dass
die Leute zufrieden nach Hause gehen. Das ist das, wofür wir stehen.
MF: Für mich selber ist das Wacken Open Air immer ein Gradmesser
für den aktuellen Stand einer Band. Und da habe ich gestaunt, wie
viele Leute ihr bereits beim vorletzten Auftritt vor die Bühne
locken konntet. Das war ja der Wahnsinn, und wenn man die neuen
Fotos ansieht, waren es heuer ja noch mehr.
Charles: Ja schon. Und das obwohl wir dieses Jahr zwei Stunden früher
als damals gespielt haben.
MF: Jetzt, dieses Mal?
Charles: Genau.
MF:
Ihr habt dieses Mal früher gespielt, obwohl ihr damals schon so
viele Leute vor der Bühne hattet?
Charles: Ja, das ist für uns
schon ein Kompliment, dass die Leute dann so früh aus ihren Zelten
kriechen, um sich deine Show anzusehen. Wir sind sehr dankbar dafür,
dass wir solche Fans haben, welche uns dermassen unterstützen. Das
ist schon grossartig.
MF: Bei anderen Konzerten sah es so
aus, als hättet ihr in der Nacht gespielt.
Charles: Ja, das war
auch der Fall.
MF: Waren das dann eher Deadliner-Positionen
oder auf wart ihr dort höher im Billing?
Charles: Nein, das war
meistens die bessere Position. Das war dann entweder Co-Headliner-
oder Headliner-Auftritte. Und das ist zum Beispiel am "Summer Breeze"
oder "Masters Of Rock" auch ordentlich gelaufen. Gerade in Tschechien,
wo wir Headliner waren. Die Plätze waren voll.
MF: Wie fühlt
man sich, wenn man solche Massen vor sich hat? Gibt das extra
Adrenalin?
Charles: Das gibt extra Adrenalin, natürlich. Das ist
schon geil. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir diesen Status
mittlerweile haben und solche Slots spielen. Und wir sind sehr
dankbar, dass das überhaupt geht.
MF: Ihr habt euren eigenen
Musikstil schon seit ein paar Alben gefestigt. Wie schwer ist es für
euch, innerhalb der eigenen definierten Grenzen noch neue Alben zu
schreiben? Oder fliesst das einfach so?
Charles: Das kommt einfach
aus uns raus, würde ich mal sagen. Wir überlegen uns jetzt nicht
gross, dass das jetzt wieder in eine bestimmte Richtung gehen muss.
Sondern wir fangen eigentlich wie immer an. Meistens steht am Anfang
eine Gesangslinie, und darum bauen wir dann die Lieder auf.
Powerwolf kommt halt einfach aus uns raus, weil es kein Konstrukt
oder was Ähnliches ist, sondern wirklich eine Sache, welche wir
leben. Wir überlegen jetzt nicht, dass es in die eine oder andere
Richtung gehen muss. Es fliesst, und von daher fällt es uns relativ
leicht, eine neue Platte zu schreiben.
MF: Gehört das auch
zu dem Phänomen, welches man auf der aktuellen Bonus-CD zum Album
hört? Da spielt ihr zwar Covers, diese klingen aber alle irgendwie
nach Powerwolf.
Charles: Tun sie das?
MF: Ich finde ja.
Charles: Das empfinde ich Kompliment (lacht).
MF: Ich habe
mich noch gewundert, weil ihr im Booklet extra schreibt, dass ihr
die Lieder nicht speziell umgeschrieben habt. Aber diese Trademarks…
Charles: Ja gut, dafür sorgt halt diese Kirchenorgel, welche wir
natürlich auch unterbringen. Aber vom Arrangement her haben wir
eigentlich nur ein einziges Lied ein wenig geändert. Das ist diese
«Out In The Fields»-Nummer, welche im Proberaum halt einfach so
entstanden ist, dass wir diesen typischen Wolfs-Rhythmus darunter
gebaut haben. Die anderen Lieder sind eigentlich ganz normale
Cover-Versionen, die natürlich durch Attilas Gesang und Falk Marias
Kirchenorgel diesen sakralen Geist versprühen. Ich nehme an, dass
das davon kommt, dass das dann nach Powerwolf klingt.
MF:
Das bedeutet aber auch, dass ihr tatsächlich über einen eigenen
Sound verfügt. Wobei den hattet ihr eigentlich bereits ab dem ersten
Album.
Charles: Ja, der ist aber auch über die Platten gewachsen.
Am Anfang haben wir noch oft mit Hammond-Orgeln gearbeitet, was dann
später zur Kirchenorgel wurde. Ich denke schon, dass man uns unter
1000 Bands eindeutig raus hört.
MF: Gibt es bei diesem Album
Themen, die ihr von den Texten unbedingt rein bringen wolltet?
Charles: Dafür müsstest du meinen Bruder fragen, der kümmert sich um
die Texte. Aber es ist schon hauptsächlich so, dass wir uns zum
Grossteil Themen aus der Bibel vornehmen, um darüber zu berichten.
Es ist jetzt nicht pro oder kontra Religion, das liegt uns fern.
Sondern es ist einfach, weil die Bibel schöne Geschichten hergibt.
So wie sich zum Beispiel Sabaton am Krieg orientieren, so
orientieren wir uns an der Bibel. Und das gibt einfach sehr, sehr
viel her. Und das ohne jetzt dazu Partei für irgendeine Religion
ergreifen zu müssen. Das liegt uns total fern.
MF: Das
Spannende ist dabei, dass ihr, wie Sabaton, ein klares Konzept habt
und beide zur Zeit sehr gut ankommen. Ist dieses klare Konzept eines
der Erfolgsgeheimnisse von Powerwolf?
Charles: Das mag sein. Dieses Konzept haben wir bereits seit Anfang
an. Mittlerweile sind es bereits elf Jahre, dass wir den Leuten eben
eine Show bieten wollen. Wir haben es früher als Kids selber geliebt
zu Iron Maiden zu gehen und die grosse Show zu geniessen. Und das
versuchen wir mit unseren Mitteln unseren Fans auch zu geben. Weil
es einfach interessanter ist. Du hast dadurch ein schönes Bühnenbild,
mit dem eine Show als Gegensatz zu einer Band zelebriert wird, welche
nur in Jeans und T-Shirt dasteht, um ihre Songs runter zu spielen.
MF: Eine
ganz andere Frage: Im Booklet zum neuen Album erwähnt ihr fünf
She-Wolves. Sind das eure Frauen und Freundinnen?
Charles: Ja, richtig.
MF: Das hatte ich mir gedacht.
Ihr erwähnt ebenfalls euren ehemaligen Schlagzeuger Stephan Funebre.
Ihr seid also immer noch in Kontakt mit ihm?
Charles: Ja. Er ist im Hintergrund immer noch Teil des Rudels. Wir
sind immer noch sehr gute Freunde. Wir sehen uns auch regelmässig.
Da gibt es kein böses Blut oder so was. Er ist im Endeffekt immer
noch Teil des Wolfes.
MF: Das
spricht auch für eure Loyalität unter einander.
Charles: Wir
kennen uns alle bereits unser halbes Leben lang. Wir sind alle die
besten Freunde. Das ist halt so. Und nur weil er jetzt nicht mehr
bei uns Schlagzeug spielt, ist er immer noch unser Freund, welcher,
wenn irgendwas ist, hilft, anpackt und macht. Letztes Jahr bei
der 10 Jahres-Show hat er auch bei ein paar Liedern mitgespielt. Das
gehört für uns dazu. Wir sind Freunde.
MF: Wie stark wurde
diese Freundschaft bei der Auswahl der Lieder für die Cover-CD auf
die Probe gestellt?
Charles: Eigentlich gar nicht. Weil jeder sich
zwei Lieder aussuchen konnte. Jeder hat sich natürlich mehr als nur
zwei Lieder ausgesucht. Wir sind dann zusammen gesessen und
haben die Lieder durchdiskutiert und sind so auf diese zehn Lieder
gekommen. Jeder hat sich die Lieder rausgesucht, welche ihm sehr
viel bedeuten, respektive welche ihm halt sehr viel am Herzen liegen.
Und daraus haben wir dann das Album draus gemacht.
MF: Drei Lieder waren ja bereits auf einer exklusiven
Rock Hard-CD zu hören. Oder waren es zwei?
Charles: Es waren zwei, genau.
MF: Sind
das die gleichen Aufnahmen oder habt ihr die nochmals neu
aufgenommen?
Charles: Das sind die gleichen Aufnahmen. Die haben wir nochmals
mitgenommen.
MF: Ihr habt es bei allen möglichen
Metal-Magazinen auf das Frontcover als Titelgeschichte geschafft.
Ist das eine weitere Bestätigung für euren aktuellen Status?
Charles: Ja, das ist natürlich auch wieder ein Zeichen für die steigende
Popularität der Band. Dass man halt diese Wertschätzung auch von den
Magazinen bekommt. Das macht einem schon sehr stolz. Auf der anderen
Seite ist es auch die Ernte einer harten Arbeit, welche wir hier in
den letzten elf, zwölf Jahren reingesteckt haben.
MF:
Macht ihr den Powerwolf mittlerweile als Vollzeitjob, also ohne weitere
Anstellungen daneben?
Charles: Ja, das würde anders auch nicht gehen. Es ist ein mehr als
Vollzeitjob (lacht).
MF: Ihr habt bisher kein offizielles Live-Album
veröffentlicht. Natürlich gibt es ein paar Live-Sachen als
Bonusmaterial. Aber gibt es Pläne für ein offizielles Live-Release?
Charles: Ja, der Plan ist, im nächsten Jahr eine DVD rauszubringen.
Wir haben bereits ein paar Konzerte gefilmt. Und da wird jetzt
ausgewählt, was es denn wird. Ich denke im nächsten Jahr kann man
damit rechnen, dass die dann endlich auf den Markt kommt.
MF: Den Wolf live also?
Charles: Genau. Das, was wir live rüber bringen wollen, sollte halt auch schon
eingefangen worden sein, damit wir das überhaupt machen. Eine
halbgare Sache machen wir nicht, nur um überhaupt etwas raus gebracht
zu haben.
MF: Spielt ihr die Lieder live schneller als auf
CD oder ist das aufgrund des vorprogrammierten Basses gleich?
Charles: Genau. Also das sind vom Tempo her eins zu eins die gleichen
Sachen wie auf dem Album. Ein paar Lieder sind ein wenig angepasst.
Bei ein paar haben wir Unterbrechungen drin, wo Publikumsanimation
vorgesehen ist. Das ist ein ziemlich ausgeklügeltes System, damit
man trotzdem flexibel bleibt.
MF: Die aktuelle Tour geht zwei
Monate lang. Was sind die Pläne für danach? Erstmals eine kurze
Pause?
Charles: Ja, erstmals eine kurze Pause. Und dann weiter
touren (lacht).
MF: Weitere Daten sind ja noch nicht bekannt.
Das heisst, eure Booking-Agentur ist…
Charles: …zurzeit ziemlich
gefordert. Die sind fleissig am Arbeiten. Dann wird bei uns mit der
DVD noch viel Arbeit auf uns zukommen, die du halt nicht machen
kannst, wenn du unterwegs bist. Die Schnitte müssen ja abgesegnet
werden. Du musst ins Studio um den Sound zu mischen, etc. - Das nimmt
ja auch viel Zeit in Anspruch.
MF: Werdet ihr nächstes Jahr
nochmals an den Festivals spielen oder fängt ihr dann bereits wieder
mit dem Schreiben des nächsten Albums an?
Charles: Ach, an das
nächste Album denken wir im Moment noch gar nicht (lacht). Aber
natürlich werden wir im nächsten Jahr wieder an vielen Festivals
spielen. Es wird Tourneen geben, aber da ist bis jetzt noch nichts
spruchreif. Aber es wird im nächsten Jahr eine tolle Live-Saison
geben.
MF: Ihr wollt das aktuelle Album jetzt also erstmals
sicher ein Jahr lang promoten?
Charles: Ja, klar.
MF: Wir sind
fast am Ende des Interviews. Gibt es etwas, was ihr euren Fans hier
noch sagen möchtet?
Charles: Wir möchten uns für die Unterstützung über all die Jahre
bedanken. Und freuen uns darauf, euch alle auf
unseren Konzerten zu sehen.
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