Nachdem ich Krokus letzten September und Gotthard
unlängst zu ihren aktuellen Alben befragen konnte, lag
es nahe, Nägel mit Köpfen zu machen und mit Shakra die
unbestritten drittstärkste Schweizer Rock-Formation auch
vor das Mikrophon zu zerren, zumal diese mit "Infected"
einen exzellenten neuen Rock-Hammer am Start hat, der
den schwächeren Vorgänger "Fall" deutlich in die
Schranken weist! Die Bestätigung von Mark Fox als
Gesprächspartner verhiess zudem eine interessante
Ausgangslage, weil meine Wenigkeit in der Vergangenheit
ja wiederholt Kritik am Nachfolger von Pete Wiedmer
geäussert hat. Das ging erwartungsgemäss nicht an Mark
Fox vorbei und das sagte er mir auch gleich zu Beginn
des Gesprächs. Er respektiere, ja bewundere die Leistung
von Pete voll und ganz, aber er habe die Chance, die
sich ihm bot, nach reiflicher Überlegung gepackt und
sehe es als Herausforderung. Dass er danach mit Kritik
konfrontiert werde, sei ihm voll bewusst gewesen, aber
er sehe dies als Mittel, um noch besser zu werden.
Dieses ehrliche Statement brach das Eis umgehend und
überhaupt sehe ich Mark Fox, der inzwischen seit drei
Wochen (!) laufend Interviews geben darf/muss, nach
diesem Gespräch klar durch eine andere Brille! Da
konnten auch die mehreren Anläufe, die es brauchte, bis
das Interview zwei Stunden nach dem vereinbarten Termin
unter normalen Bedingungen geführt werden konnte, nichts
mehr daran rütteln! (FM = Fox Mark)
MF: Ich behaupte jetzt mal, dass "Infected" das
bisher beste Werk geworden ist! Wie siehst du das?
FM: Ja, da sind wir auch dieser Meinung! Das ist
eigentlich auch die Meinung der Band. Normalerweise ist
es bei Shakra ja so, dass man zu jeder neuen Scheibe,
die raus kommt sagt "mmhh ok, das wäre noch etwas und
Dieses hätte man noch machen können..., aber bei dieser
Scheibe hat man von den Jungs noch nichts gehört, was
ein gutes Omen darstellt, dass niemand von uns bisher
gesagt hat, es sei etwas nicht gut. Alle sind sehr
enthusiastisch und euphorisch.
MF: Der Vorgänger "Fall" hat nicht allen Fans gleich
gut gefallen. Was habt ihr jetzt anders gemacht und
warum?
FM: Ja..., das ist immer so ein Punkt, der abermals in
den Interviews auftaucht. Ist ja auch normal..., wenn
eine Hardrock Band, die ihrer Linie treu bleibt...,
jahrelang, plötzlich mal so Ausbrüche wagt, dann kommen
so Fragen daher. Also was passiert ist, warum ihr das
nicht tut, so wie ihr es immer gemacht habt. Wir hatten
damals eine Zeit, wo jeder von uns halt hat ausbrechen
wollen aus "seinem Ding". Die Egos waren ziemlich hoch
oben und wir hatten auch Probleme innerhalb der Band...,
und das hört man auch auf dieser Platte. Die Atmosphäre
ist nicht so angenehm..., es ist etwas düsterer als das,
was man von Shakra gewohnt ist. Es hat menschlich nicht
gepasst..., und auf dieser Tour haben wir bemerkt, wie
die Band funktioniert..., und zwar so, wie sie ist,
sonst würde es gar nicht gehen. Nach dieser Tour mit
Stratovarius und HammerFall war dann alles wieder
gut..., wirklich geil und wir haben uns verstanden wie
am Anfang. Es war wirklich genial..., und dann gingen
wir ran an die neue Scheibe und sagten "wow", jetzt
machen wir es wirklich. Ich bekam jeden Tag einen Anruf
von Thomas Muster (g) im Sinne von "ja..., ich habe
wieder einen Song!" Ich kann es fast nicht
beschreiben..., es ist geil gewesen. Ich glaube, man
hört es jetzt auf der neuen Scheibe, dass es eine
fröhliche Sache ist, kompakt und von Leuten, die
einander wieder gefunden haben.
MF: Wie gross ist die Erwartungshaltung von Shakra an
sich selber (als Band), wenn Krokus und Gotthard auch
gerade neue CDs am Start haben?
FM: Die Erwartungshaltung in diesem Moment ist dann so,
dass man es irgendwo noch überbieten könnte. Das ist
natürlich nicht möglich..., das wissen wir auch selber.
Wir sind da sehr realistisch! Wir wollen einfach am Ball
bleiben..., es ist ja von der Presse schon schön, wenn
man uns ein "drittes Plätzchen" gibt, das es seit Jahren
nie gegeben hat. Seit Langem gibt es sonst nur Gotthard
und Krokus..., und jetzt, seit ein, zwei, drei Jahren
nennt jeder, der bei der Presse arbeitet, nach Gotthard
und Krokus eben auch Shakra. Das ist so wunderschön...,
und wir wollen dem gerecht werden, dass wir einen guten,
dritten Platz machen..., wenn wir jetzt von den
Verkaufszahlen ausgehen. Alles andere liegt nicht in
unseren Händen, sondern bei den Fans..., denen, die
diese Musik mögen.
MF: Nebst dem guten Songwriting wirkt auch der Gesang
überzeugend..., eigentlich so gut wie noch nie! Hast du
eingehender daran gearbeitet?
FM: (lacht) - Nein..., habe ich nicht! Ähmm..., ja...,
was soll ich sagen? Weisst du..., ich singe so, wie ich
mich fühle..., wie es mir in diesem Moment gerade geht.
Das ist wirklich die Motivation und alles Drum und Dran
muss stimmen. Ich bin nicht unter Druck gewesen..., man
kann sagen..., beim ersten Album..., bei "Rising" war
ich dahingehend unter Druck, dass ich etwas machen
musste, was gleichwertig ist, wie das von meinem
Vorgänger. Bei der zweiten Platte war ich unter Druck,
weil wir Probleme hatten und jetzt beim dritten Album,
das ich eingesungen habe, bin ich eigentlich wirklich
ohne Druck an die Sache heran gegangen. Das ist die
Hauptsache, das es ausmacht.
MF: Es ist hinlänglich bekannt, dass Rockbands die
schönsten Balladen schreiben. "Love Will Find A Way" ist
auch so eine. Wer oder was hat zum Song inspiriert?
FM: (schmunzelt hörbar) - Das musst du schon den Muster
fragen, wer zur Musik inspiriert hat..., ich glaube, das
geht auf seine Freundin zurück, die er hat.. (lacht) -
seither geht es ihm wunderprächtig habe ich so das
Gefühl. Was den Text inspiriert (hat), ist natürlich
etwas anderes. Wenn du ihn dir anhörst, geht es eher um
eine tragische Geschichte. Er handelt von einem
Menschen, der eine Krankheit hat..., das kommt zwar
nicht so hervor, aber das ist die Geschichte, die
dahinter steckt. Eine Krankheit, die unheilbar ist...,
er wird sterben daran und die Liebe einen Weg finden. Es
ist etwas komisch ausgedrückt..., dieser Gefühlsausbruch
in dem Moment..., es ist nicht so, dass nach dem Tode
nichts mehr kommt. Die Liebe wird einen Ausweg finden
irgendwie..., etwas romantisch ausgedrückt.
MF: Der Video-Dreh fand ja in einer Kirche statt. Wie
hast du dich da grundsätzlich gefühlt und an was hast du
gedacht, als du vorne beim Altar auf den Knien warst?
FM: (lacht) - Das ist eine gute Frage! Ähmm..., ich habe
nichts gegen die Kirche weisst du..., weil eine Kirche
ist ein schönes Gebäude. Ich liebe Kirchen über
alles..., ich habe nichts gegen den christlichen
Glauben. Nur etwas gegen das, was das Christentum daraus
gemacht hat..., eigentlich eine Sklaverei. Aber es hat
nichts damit zu tun, darum fühle ich mich in einer
Kirche ziemlich wohl, da habe ich kein Problem damit...,
dass eben gewisse Dinge geschehen sind im ganzen
Christentum. Ich war einfach dort und habe für mich
gedacht, was diese Geschichte von diesem Video-Clip
aussagt. Vor einem Gebäude habe ich keine Angst.
MF: Du hast nicht allenfalls daran gedacht, was du am
Abend essen wirst oder so, sondern du warst voll
dabei..., auch spirituell?!
FM: Auf jeden Fall..., ja! Bin ich sowieso bei allen
Dingen, die ich tue...,einfach mit dem Gefühl dabei
sein. Wenn das nicht funktioniert, dann kommt es auch
nicht rüber. Oder hat dich gedünkt, dass es nicht gut
ankommt?
MF: Doch doch! Ich habe mir das Video angeschaut und
es gut gefunden..., nebst dem, dass auch der Song sehr
gut ist.
FM: Mhhh..., danke vielmals!
MF: Bitte schön... - Krokus und Gotthard haben ja
schon mal als Headliner im Hallenstadion gespielt: Wann
seid ihr dran?
FM: Ich weiss es nicht..., also wir hatten ein geiles
Erlebnis, als wir letztes Jahr das erste Mal im
Hallenstadion aufgetreten sind..., als Vorgruppe von
Guns n' Roses. Ich finde das für mich persönlich schon
mal überwältigend, dort jemals zu spielen. Der Drang
danach, dort als Headliner zu spielen, ist natürlich da,
aber es wird wohl schon noch eine ganze Weile dauern.
Ich glaube nicht, dass wir das (Hallenstadion) so
schnell füllen werden... (lacht) - aber es wäre
natürlich geil..., und die Schweiz würde noch mehr
Solidarität zeigen als damals mit Guns n' Roses. Das war
wirklich genial!
MF: Ihr spielt diesen Sommer an einigen nationalen
und weiteren, kleineren Festivals. Was ist mit den
grossen Events in Deutschland, Schweden oder Dänemark?
FM: Nun..., dieses Jahr wird nicht viel aus diesen
Sachen..., wir sind bereits in Verhandlungen für
nächstes Jahr, weil ja auch der Release (von "Infected")
ziemlich spät erfolgte und die Leute warten jetzt noch
darauf, wie es mit der Scheibe weiter geht. Wir sind
aber zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr am BYH!!!
oder beim Sweden Rock wieder spielen werden, und auch
die grossen Anlässe, die es noch gibt..., Wacken
vielleicht einmal. Wir können nichts sicher sagen, aber
die Verhandlungen gedeihen bisher gut.
MF: Wie würde sich dein Leben gestalten, wenn du
nicht Sänger bei Shakra wärst?
FM: (kichert) - das ist eine ganz schwierige Frage...,
ähmm, ich bin bei Shakra! Wie soll ich das
beantworten..., mein Leben hat sich so gestaltet, dass
ich eigentlich mit 16 oder 17 Jahren mal einen Punkt
gesetzt und mir gesagt habe: Ich will Musik machen, und
ich glaube nicht, dass sich mein Leben anders gestaltet
hätte, wenn Shakra nicht gekommen wären. Es wäre auch
Musik..., irgend etwas anderes..., eine andere Gruppe
oder was anderes..., es wäre jedoch Musik! Weil, es gibt
nicht anderes für mich!
MF: Du hast auch mal was Solo gemacht.
Bleibt es dabei oder hast du weitere Pläne für ein
nächstes Album?
FM: Ja..., diese Pläne..., die drehen sich lang lang in
meinem Kopf herum und irgend einmal kommt das dann
wieder hervor. Im Moment habe ich schon ein paar Ideen,
die man machen könnte, aber mir fehlt die Zeit dafür.
Wenn es mich dünkt, dass ich jetzt wieder einen
kreativen Output von meinen eigenen Sachen brauche, dann
muss ich es tun. Aber ich weiss noch nicht genau, wann
das sein wird, aber es wird garantiert wieder einmal
passieren.
MF: Gibt es dieses Jahr noch eine ausgedehnte "Infected"-Tour
2007/2008 und wenn ja, mit wem würdet ihr gerne zusammen
unterwegs sein?
FM: Nun..., das ist eine Frage, die immer wieder
gestellt wird. Wird würden eigentlich gerne..., alleine
auf Tour gehen! Im Moment findet aber die Diskussion
statt..., wir wollen ja im Herbst eigentlich eine "Infected"-Tour
spielen..., die europaweit geht auf jeden Fall. Wir
wissen (noch) nicht, ob wir das jetzt wagen wollen, eine
Headliner-Tour zu bestreiten. Wir würden gerne mal unser
ganzes Programm spielen..., nicht nur eine halbe
Stunde..., auf der anderen Seite müssen wir auch
schauen, ob wir mit jemandem mitgehen könnten, wo wir
nur eine Stunde spielen dürfen, dafür aber neue Fans
dazu gewinnen zu können. Wir wissen noch nicht genau,
was wichtiger davon wäre, aber wir werden das in den
nächsten paar Wochen entscheiden und es wird garantiert
eine Tour geben..., hoffentlich eine Headliner-Tour!
MF: Das klingt ja gut...
FM: Ja...
MF: ...könnte man sich vorstellen, dass ihr davon
allenfalls eine weitere DVD mitschneiden würdet?
FM: Ähmm..., buh..., das weiss ich nicht. Das müsste man
dann entscheiden, wenn der Fall eintrifft, dass wir
wirklich eine Headliner-Tour machen. Dann könnte man das
sicher in Betracht ziehen, so etwas zu machen, aber es
sind da auch finanzielle Dinge, die das bedingen. Man
muss immer überlegen wer das zahlt, wen man mitnehmen
muss..., müssen wir alles noch anschauen. Wir sind
sicher nicht abgeneigt, so etwas zu machen. Die letzte
DVD ("My Life - My World") ist ja ziemlich gut
geworden..., würde ich mal sagen..., und die nächste
wird noch besser!
MF: Wenn man sich die Unterlagen eures Vertriebes
(Musikvertrieb) anschaut, dann ist stellt man erstaunt
fest, dass das Digipak von "Infected" bereits
ausverkauft sein soll. Hast du das auch schon
mitbekommen?
FM: Ähh..., nein! Das habe ich noch nicht mitbekommen...
(lacht) - aber das ist gut zu hören! Das ist ein gutes
Gefühl, sowas vor dem Release zu vernehmen. Das finde
ich geil!
MF: Die weite Welt des Internets nützt und schadet
zugleich. Wie schätzt ihr das Potenzial von MySpace.com
ein?
FM: Ja..., ich hatte ja hohe Erwartungen an MySpace
gestellt..., wir haben bis vor eine Woche 6000 Friends
gehabt! Ähmm..., eben..., bis vor einer Woche..., und
plötzlich war "dieser MySpace" weg! Gelöscht..., weg und
fertig!
MF: Ah ja?!!
FM: Wir wissen nicht, wohin "er" ist..., keine Ahnung,
was passiert ist. Wir haben ja nicht irgendwie gegen die
Regeln verstossen, die es gibt..., es ist einfach alles
weg!
MF: Das ist aber nicht wahr..., oder?
FM: Nach der Anfrage ans Support-Team kam zur Antwort,
wie man genau einen Account löscht. Wenn das eine
seriöse Sache wäre, dann würden sie sagen "ok..., sorry,
dass wir "ihn" gelöscht haben und schalten "ihn" wieder
auf. Das ist aber nicht passiert..., und einfach
schade..., eine Woche vor dem Release..., klingt etwas
nach getürkt..., aber vielleicht hat ja auch jemand das
Passwort herausgefunden und den Account gelöscht. Man
weiss es nicht..., es ist einfach schade. Über ein
halbes Jahr lang haben wir die Friends gesammelt und
jetzt ist alles weg. Wir haben jetzt einen neuen Space
angelegt. Ich weiss nicht, was ich im Moment davon
halten soll, wenn so etwas passiert, vor allem, wenn ich
vom Support so eine Antwort erhalte..., so ein
08/15-Ding..., eine Anleitung, wie man einen Account
löscht. Auf meine Frage "was ist hier passiert...,
hallo?!!" - gute Antwort! Da muss ich sagen: "Vielen
Dank auch!"
MF: Zum Schluss: Wie lautet dein Werbespruch zu "Infected"
und welche Message möchtest du unseren Lesern und den
Schweizer Fans überbringen?
FM: Nun..., es gibt eine Message..., die ist ganz kurz
und du kannst es megagross schreiben..., kriegst du das
hin?
MF: Auf jeden Fall!
FM: "GET INFECTED"!!!
MF: Kurz und bündig...
FM: ...genau! (lacht)
MF: Trotz ein paar Anläufen hat es geklappt...
FM: ...weisst du, ich bin schon den ganzen Tag
unterwegs!
MF: Besten Dank für die Zeit, die du dir (für uns)
genommen hast...
FM: ...ich danke dir!
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