Interview: Sinner

By Tinu
 
Böse Verträge.



Mat Sinner und seine Band Sinner geistern nun schon seit 35 Jahren im hart rockenden Bereich herum. Was früher seine einzig wahre, musikalische Liebe war, hat sich heute zu einer Band gemausert, die «just for fun» musiziert. Will nicht bedeuten, dass die Truppe keine Qualität mehr abliefert, sondern dass Mister Sinner sein Hauptaugenmerk eher auf Primal Fear und Rock Meets Classic legt und zum Spass und zur Freude mit Sinner kräftig losrockt. Mit «Tequila Suicide» steht das achtzehnte Studiowerk in den Startlöchern, ebenso wie ein Tour, welche die Band am 12. Mai 2017 ins «Hall Of Fame» in Wetzikon treiben wird. Dass Mat nicht nur am neuen Sinner-Album arbeitete, war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Neben den anstehenden «Rock Meets Classic»-Konzerten gibt es aber auch einige andere sehr interessante Dinge, welche der singende Bassist im Köcher hat.

MF: Wer spielt nun alles bei Sinner mit?

Mat: Die beiden Gitarristen Tom Naumann und Alex Scholpp, Schlagzeuger Francesco Jovino und ich. Die klassische Viererbesetzung.

MF: Somit hat dich dein langjähriger Begleiter Alex Beyrodt verlassen?

Mat: Es ging um die musikalische Vision. Alex ist super beschäftigt und braucht sehr viel Zeit neben seiner Band Voodoo Circle für Primal Fear und auch «Rock Meets Classic». Ich will nichts erzwingen. Alex hatte andere Vorstellung betreffend der Ausrichtung von Sinner, wie ich. Kann ich alle paar Jahre mit Sinner eine Platte veröffentlichen, sollte dies ein Ausgleich und wie ein kleiner Urlaub sein und nicht unbedingt in eine Diskussionsrunde ausarten. Alex und ich kommen noch immer sehr gut miteinander aus und spielen noch in vielen anderen Projekten zusammen. Soeben haben wir Videos gedreht und eine neue Platte zusammen mit Jorn Lande aufgenommen. Das passt alles und mach viel Spass. Bei Sinner musste aber was passieren und ich suchte Leute, die Riesenbock hatten, diese Lieder mit mir aufzunehmen. Das Ganze sollte sich richtig oldschool anhören. Dabei wollte ich mit den anderen Musikern zusammen im Studio stehen und die Songs gemeinsam aufnehmen. Das hat super geklappt. Die Vision, die mir vorschwebte und das Endergebnis sind super geworden.

MF: Wie bist du auf den Albumtitel «Tequila Suicide» gekommen?

Mat: Das war letztes Jahr bei «Rock Meets Classic» in Regensburg. Beim vorletzten Gig der Tournee wurden richtig dicke Freundschaften geschlossen. Zum Beispiel zwischen Ricky Warwick (Black Star Riders), Midge Ure und Peter Lincoln (The Sweet). Nach einem super Konzert kamen wir im Hotel an. Ricky trank jeden Abend an der Hotelbar noch einen White Russian. In Regensburg konnte der Barkeeper keinen White Russian mixen. Ins Bett wollten wir noch nicht und Ricky entdeckt eine Pulle Tequila. Hochwertigsten Tequila! Die haben wir getrunken und am nächsten Morgen trafen wir uns am Bus um zur letzten Show nach Nürnberg zu fahren. Peter sah Ricky und meinte zu ihm: «Oh, this was a tequila suicide». Ich dachte nur: «Leck mich am Arsch, was für ein geiler Titel!» Ich nahm den Titel, schrieb einen Song und die beiden mussten mir versprechen, dass sie auf den Track mitsingen. Das haben wir so umgesetzt (grinst). Wie auch Gus G von Firewind und Ozzy, der ein Solo bei «Why» spielte.

MF: Wie oder wo siehst du das neue Album in der Historie von Sinner?

Mat: Das kann ich dir nicht beantworten. Ich habe ein Album geschrieben, auf das ich Bock hatte. Zudem bin ich sehr froh, nach einem hektischen 2016, dass ich dieses Werk realisieren konnte. Ich bin echt Stolz darauf und dass ich die Band am Leben erhalten kann, ohne eine «Best Of». Die Platte klingt frisch, hat einen super Sound und ich mag die Songs.

MF: Du hast soeben «Best Of» erwähnt. Beim letzten Interview hast du mir gesagt, dass du «Touch Of Sin 2» gemacht hast, weil du nicht an die Masterbändern deiner alten Platten gekommen bist. Kaum war dieses Album draussen, veröffentlicht deine alte Plattenfirma Noise eine «Best Of»…

Mat: …das war damals alles völlig unklar. Wie das nun wieder entstanden ist… Keine Ahnung. Es ist müssig darüber zu diskutieren. Die haben aus bestehenden CDs eine «Best Of» zusammen gebastelt. Unterschrieb man Mitte oder Ende der achtziger Jahre irgendwelche Verträge, braucht man sich nicht zu wundern, dass deine Lieder zu x-ten Mal irgendwie verwurstet werden. Ich hoffe, ich bekomme eine Abrechnung.

MF: Kommst du dir bei einer solchen Aktion nicht ziemlich verarscht vor?

Mat (überlegt): Verarscht… Das ist die falsche Einstellung. Wenn man in grauer Vorzeit Dinge unterschrieb, von denen man keine Ahnung hat, darf man sich später nicht wundern. Da muss ich mir nicht verarscht vorkommen, ich hab' den Wisch ja unterzeichnet. Gott im Himmel, das war damals so. «Learning by doing». Ich habe keinen Bock mich da aufzuregen. Wenn die das Recht haben das haben zu tun, dann bringt das gar nichts. Was soll ich mich da aufregen. Wenn ich mir da nur gewisse Prozente aushandle… Ich war stolz meine erste Scheibe auf Noise Records zu veröffentlichen. Das lief damals auch ganz gut für Sinner an. Dass die vertraglichen Inhalte, aus heutiger Sicht, bedenklich waren, das ist ebenso und dann muss ich mich nicht ärgern. Ich war noch nicht erfahren genug, oder hatte die falschen Berater. Ich darf das nicht bereuen. Bekomme ich heute für ein paar tausend verkaufte CDs nur ein paar Cents, muss ich mich an meine eigene Nase fassen, weil ich diesen Vertrag damals unterschrieben habe.

MF: Ist zum 35-jährigen Jubiläum etwas geplant bei Sinner?

Mat: Nö, wir spielen unser Shows im Mai und freuen uns darauf. Das Set wir aus einige neuen Nummern und den bewährten Klassiker bestehen. Dann geht's schon wieder weiter, da mein Zeitplan nicht mehr zulässt.

MF: Wie wär's denn mit einer Live-DVD und einer schönen Sinner-Dokumentation?

Mat (lachend): Ja, wenn du die Zeit dazu hast, sehr gerne! Aber im Moment lerne ich gerade «Hotel California» (für die anstehenden «Rock Meets Classic»-Shows), was auch nicht schlecht ist (lacht).

MF: Bei all den Bands und Projekten, die du am Start hast, managst du dich selber, oder hast du ein Team, das dies für dich erledigt?

Mat: Nun ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten. «Rock Meets Classic» besteht aus einem Team mit sechs bis sieben Leuten in einer bestimmten Hierarchie. Alle arbeiten Jahr für Jahr hart für dieses Thema. Dies könnte eine Person alleine niemals bewerkstelligen. Bei Sinner brauche ich nicht viel zu managen, da habe ich einen Agenten und den Rest mache ich selber. Primal Fear läuft über eine weltweite Vernetzung. Das funktioniert wunderbar.

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Mat: Jetzt stehen die Shows mit «Rock Meets Classic» an. Dann folgen die Sinner-Shows und die Primal Fear-Sommertournee. Das werden 15 – 16 Konzerte sein. Am 2. Juni feiere ich zwei Releases an einem Tag (grinst). Da erscheinen die Primal Fear-Live-CD/DVD («Angel Of Mercy») und die neue Scheibe von Jorn Lande («Live On The Death Road»). Parallel arbeiten wir an einer neuen Voodoo Circle Platte. Die Songs sind geschrieben, aber Alex hat einen strengen und fetten Zeitplan. Nach «Rock Meets Classic» muss er die Gitarren aufnehmen. So wird es wohl gegen Ende des Jahres eine neue Voodoo Circle-CD geben. Dann sehen wir weiter. Für Primal Fear haben wir schon drei neue Stücke aufgenommen, die in einer sehr, sehr, sehr speziellen «Best Of» enden werden. Wenn die releast wird? Keine Ahnung. Zudem habe ich noch eine deutschsprachige Band produziert, die sich nulldB nennt. Die haben bei Sony einen Major-Vertrag erhalten. Es ist viel los und dann planen wir schon «Rock Meets Classic 2018» und schauen, dass wir ein tolles Line-Up zusammenstellen können. Irgendwann denken wir daran, neue Lieder für Primal Fear zu schreiben.

MF: Dass ihr mit Jorn Lande auf Tour geht, diese Möglichkeit besteht?

Mat: Das kommt immer darauf an, um was es geht. Man kann über alles reden. Die Platte ist die Bombe schlechthin geworden und ich glaube, das Beste was Jorn seit langer, langer Zeit geschrieben hat. Wenn es zu realisieren ist, die gleiche Mannschaft auf die Bühne zu bringen, wie sie im Studio stand, dann sage ich nicht nein (grinst).

MF: Mat herzlichen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast.

Mat: Sehr gerne! Danke dir, wir sehen uns bei Sinner.

MF: Mit Sicherheit!