Interview: Sonata Arctica
By Liane P.
Alles was ich bisher erleben durfte war doch Show!? Tarot, Negative und wie sie alle heissen. Das waren Quasselstrippen im Vergleich! So kenne ich die Finnen: Keyboarder Henrik Klingenberg (HK) und Basser Marko Paasikoski (MP) von der Power Metal Truppe Sonata Arctica verkörpern die typischen Eigenschaften eines finnischen Mitbürgers: wortkarg, einen Humor der furtztrocken rüber kommt, dauerbetrunken, partylustig, und limitiert in emotionalen Äusserungen. Das Aftershave mit Duftnote Jägermeister lieferte Beweis, dass die Herren wohl wirklich nichts anderes als „Party machen“ im Kopf haben. Recht zerknittert und trümmelig sassen mir die 2 im Backstage des Z7 gegenüber...

MP: Oh, du hast einen ähnlichen Namen wie ich. Paasila. Wir haben uns noch gewundert wer das wohl ist. Das ist ja ein Finnischer Name!

MF: Ja das stimmt, jedoch muss ich euch enttäuschen. Der finnischen Sprache bin ich nicht so mächtig, ich hoffe ihr seid nicht enttäuscht, wenn wir Englisch sprechen. Was passiert aktuell spannendes auf der laufenden Tour? Ihr seht noch sehr müde aus?

HK: Ach ich weiss nicht wirklich, ich geniesse es „on the road“ zu sein. Wir sind ja jetzt gerade erst vor 1 Stunde aufgestanden. (Der Interviewtermin war um 19:30 h am Abend angesetzt!!) Man hat keine Verantwortungen und kann machen was man will, das ist grossartig. Und ich mache einfach nichts.

MF: Ist das nicht langweilig auf Dauer?

HK: Nein ich finde schon Sachen die ich machen kann.

MF: Ok und das wäre?

HK: Trinken und Party machen, schlafen. Wir machen extrem viel Party.

MP: Na ja es ist wirklich so, dass wir meist erst um 16 Uhr am Nachmittag aufwachen und dann direkt zum Soundcheck gehen.

MF: Versucht ihr euch ein bisschen auf die DVD Produktion vorzubereiten?

MP: Für diese Tour haben wir ein paar Songs ausgesucht, die wir schon lange nicht mehr gespielt haben. Und ja wir konzentrieren uns auf die DVD und schauen dass wir ein cooles Set dafür zusammen bekommen.

HK: Mmh, das könnte jetzt etwas komisch rüber kommen von wegen wir wollen eigentlich keine Shows spielen sondern sind nur am Üben für die DVD. (lacht) So ist es nicht. Aber wir nutzen natürlich die Shows um parat zu sein für den grossen Auftritt.

MF: Filmt ihr auch ein paar Sequenzen, um das dann anzuschauen und zu korrigieren, damit ihr am besagten Tag so zu sagen perfekt parat seid für den Auftritt?

HK: Nein das machen wir nicht wir sehen so scheisse aus, das würde gar nicht helfen. (lacht)

MF: Die Veröffentlichung ist für September 2011 geplant richtig?

HK: Wir planen jetzt mal den September/Oktober ein aber du weisst ja wie das ist. Wir hoffen mal, dass es dann raus kommt. Aber es gibt immer diverse Faktoren die das beeinflussen können, lassen wir uns also überraschen. Die Letzte DVD haben wir 6 Monate später rausgebracht als geplant.

MF: Ursprünglich wolltet ihr das ganze in Mailand aufzeichnen...

HK: Ja wir wollten Pyrotechnik verwenden und man sagte uns, dass es in Mailand klappen würde und dann gab es doch einige Probleme. Wir konnten es uns nicht leisten. Am Ende ist es dann an einer dämliche formellen Sache gescheitert. Es forderte ein Dokument, das wir unterzeichnen sollten, wo recht hohe Kosten involviert gewesen wären. Das wussten wir leider nicht zuvor und das war recht ärgerlich. Wir haben Leute beauftragt und dafür bezahlt, dass die sich um die ganze Scheisse kümmern und die haben echt versagt. Das ist natürlich recht ätzend. Jetzt nehmen wir die Show in Oulu in Finnland auf. Da können wir es nun machen wie wir es uns vorstellen. Die Fans sollen auch eine geile DVD bekommen: die Live Show und ein paar Backstage Sachen, Dokumentation und Video Clips und so.

MF: Wie sieht es mit neuem Material aus?

MP: Toni hat schon ein paar Songs geschrieben. Das macht er auf Tour. Ich glaube er hat so um die 10-12 Songs fertig.

HK: Wir arbeiten dran und so wie es aussieht nehmen wir im Herbst auf. Es kommt also bald neues Material.

MF: Was könnt ihr mir dann über den Song erzählen, den wohl Toni gerade schreibt und der von einem Mädchen handelt und deren „Luna Lust“?

HK: Huch, wo hast du denn das her? Toni hat wohl noch keine Texte fertig. Wenn er Songs schreibt, dann ist das letzte was er schreibt die Texte. Ich glaube nicht, dass er schon Texte fertig hat. Daher weiss ich nicht was es mit diesem Luna Lust auf sich hat.

MF: Könnt ihr etwas zu dem Text zu „The Worlds Forgotten, The Words Forbitten“ vom Album „Unia“ sagen? Ich fand die Message noch recht interessant und auch aktuell passend. Es geht wohl darum, dass die Welt die Kontrolle verloren hat...

HK: Du, ich hab keinen blassen Schimmer!

MP: Ich glaube ich habe den Text ein mal gelesen aber ich kann mich nicht erinnern. Aber Toni erzählt uns nichts über seine Texte. Wir reden nicht darüber. Jeder sollte seine eigene Meinung darüber bilden. Wir wollen das nicht zerstören. Jeder sollte die Texte selbst für sich interpretieren.

MF: Ich möchte gerne noch über die aussergewöhnliche Atmosphäre beim letzten Gig den ich gesehen habe sprechen. Das war im Volkshaus Zürich. Die Halle war noch nicht mal halb voll und die Stimmung war grossartig. Als wäre man im Stadion.

HK: Weisst du, es ist uns nicht so wichtig wie viele Leute da sind. Wir spielen gerne. Nun sicher ist es so, dass es uns viel mehr Kraft kostet wenn wir eine grosse Halle spielen welche nur halb gefüllt ist . Aber wir leben davon. Es sollte keine Rolle spielen. Es sollte grundsätzlich nichts ausmachen wie viel Leute im Publikum sind, es muss einfach passen. Jeden Abend. Jede Show.

MP: Es ist für uns einer der schönste Augenblicke wenn wir auf Tour sind und auf der Bühne stehen, daher geben wir alles. Auf der Bühne zu sein ist das beste an dem Job überhaupt.

HK: Seit ca. 2 Jahren sind wir nun schon unterwegs und haben dann bis zu 180 Shows hinter uns. Das ist grossartig. Die Südamerikaner sind verrückt, die flippen völlig aus. (lacht)


Das Konzert vom 08.03.2011 im Z7 Pratteln:

Das Niveau hinter der Bühne lag in keinem Vergleich zu den Impressionen vor der Bühne. Vielleicht waren die Jungs auch tatsächlich einfach noch viel zu schlapp, um in die Gänge zu kommen. Schliesslich wissen wir ja alle wie es sich anfühlt, wenn nur noch Alkohol anstatt Blut durch die Venen läuft.

Es sei ihnen verziehen, denn die Show war wie gewohnt von höchster Professionalität und die Stimmung perfekt. Besonders hervorzuheben ist natürlich die theatralische Performance vom charismatischen Frontmann Toni Kakko der mal freudestrahlend von der rechten Bühnenhälfte zur linken Seite fegte oder am Ende des Songs „Juliet“ sich auf die Knie warf und sein Gesicht in die Hände vergrub, als würde er jeden Augenblick anfangen hemmungslos zu weinen. Er erzählte zwischendurch viele lustige Geschichten aus seinem Leben und schlug hervorragende Überleitungen zu den Songs in dem er zum Beispiel von seiner Unterwäsche erzählte und damit den nächsten Song „Victoria`s Secret“ einleitete. Toni strahlt auf der Bühne eine Sympathie aus, man möchte ihn einfach nur da runter holen und stundenlang herzen. Auch die Präsentation der Bühne und die Lichtshow waren in der ersten Reihe wie auch in der letzen Reihe ein optisches „Schmankerl“. Keyboarder Henrik nahm immer wieder neue Positionen ein, in dem er zwischen seinem Keyboard und dem mobilen Keytar hin und her wechselte. Selbstverständlich durfte auch der Kracher “Paid In Full“ nicht fehlen. Mal wieder ein gelungener Abend im legendären Z7. Hoffen wir, dass diese Band noch lange durchhalten wird.