Interview: Testament

By Tinu
 
Zurück zu den Wurzeln.



Testament gehört zu den Gründern des Bay Area Thrash und hat mit ihren technischen Finessen diese Art des Metals nachhaltig beeinflusst. Interessant war damals auch der Sängerwechsel. Verliess doch Steve Souza Testament, die damals noch Legacy hiessen, in Richtung Exodus und beerbte dort Paul Baloff. Sei Ersatz war und ist Chuck Billy. Fast 40 Jahre später treffen sich beide Truppe wieder und gehen zusammen mit Death Angel auf Tour. «The Bay Strikes Back» hielt was sie versprach und die drei Combos räumten jeden Abend gnadenlos ab, hinterliessen zufriedene Gesichter und zeigten eindrücklich, dass der US-Trash-Metal noch lange nicht tot ist, sondern lebendiger denn je.

Im Zentrum des Gesprächs sollte das neue Album «Titans Of Creation» stehen. Allerdings schien es Gitarrist Eric Peterson eher schwer zu fallen, über den neusten Streich zu sprechen. Zumindest, was die Lieder anging. Trotzdem entpuppte sich der Musiker als netter Gesprächspartner, der mit dem nötigen Schalk, die Fragen beantwortete.

MF: Eric, was gibt es über die neuen Song von «Titans Of Creation» zu sagen?

Eric: Gut, es sind neue Lieder…

MF: …und natürlich das beste Album…

Eric (grinsend): …klar ist es das Beste! Wir haben sehr hart dafür gearbeitet (grinst noch immer). Aber abgesehen davon, denke ich, dass die Produktion ein bisschen besser geworden ist, als bei den Vorgängeralben. Was soll ich auf diese Frage sagen? Es ist alles noch neu und frisch. Ein neues Album in Angriff zu nehmen ist sehr aufregend. Am Ende ist es doch immer dieses Klischee, dass das neue Werk das Beste ist und man dafür sehr, sehr hart gearbeitet hat (grinst). Das tut doch jede Band bei jedem Album. Was sich ändert ist die Tatsache, wie ein Album, und unter welchen Umständen, zu Stande kommt. Ich hoffe, dass es das tollste ist, was wir jemals kreiert haben. Jede Scheibe ist was Aufregendes. Wir werden älter und ich merke, wie sich der Prozess für meine Wahrnehmung verändert.

MF: Wer sind die «Titans Of Creation»?

Eric (lachend): Auf eine Art und Weise sind wir es, die Neues kreieren (grinst). Wir alle lieben die Tolkien-Bücher. Davon beeinflusst befassen sich diese Titanen mit unserer Version von Genesis (1. Buch Moses). Diese Halbgötter, oder mystischen Wesen, welche für die Erschaffung verantwortlich waren. Das Cover zeigt genau diese Dinge, welche wir mit den Songs beschreiben. Es ist Fantasy, basierend auf dem Reellen, was wir wissen aus der biblischen Erzählung. Es bleibt aber unsere Version (grinst). Viele Dinge davon haben wir schon bei früheren Songs aufgegriffen. Nun kommt alles eine Portion aktueller um die Ecke. Dabei gehen wir zurück in die mittelalterliche Zeit. Dinge, die damals passierten und sich heute auf eine andere Art und Weise wiederholen.

MF: Wie hat dich die Herkunft deiner Mutter beeinflusst, die aus Mexiko stammt?

Eric: Mexiko ist voll mit Metal (grinst). Die ganze Latino-Musik hat dort seine Wurzeln. Mein Vater, der aus Schweden stammt, hat mir die technische Seite vererbt.

MF: Wie wichtig ist für dich die «The Bay Strikes Back»-Tour?

Eric: Das ist eine tolle Geschichte und bringt uns zurück zu den Anfängen, der Gründung des amerikanischen Thrash-Metals. «The titans of Thrash creation» (grinst). Alles geht irgendwie wieder zurück zu den Wurzeln. Es kommt ein neues Album von uns, das als Vinyl erscheinen wird. Auch wenn heute die Leute kaum mehr Tonträger kaufen und alles nur «streamen», so gibt es eine verschworene Gemeinschaft von Leuten, die sich noch immer eine CD oder die Platte zulegen.

MF: Zu Beginn eurer Karriere, war in der Szene Konkurrenz oder Freundschaft an der Tagesordnung?

Eric: Es gab beides. Wir spielten alle die gleiche Musik, kamen aus einer ähnlichen Gegend und waren alle vom europäischen Metal geprägt. Death Angel und Legacy, die heute sich heute Testament nennen (grinst), Forbidden, Violence oder Exodus spielten alle in den gleichen, legendären Clubs in der Bay Area. Jedes Wochenende war was los und man besuchte sich gegenseitig. Nach den Shows hing man zusammen ab. Es ist richtig geil, 35 Jahre später mit diesen beiden Bands auf Tour zu gehen. Es hat sich viel verändert. Death Angel ist nominiert für einen Grammy. Gary hat lange bei den mächtigen Slayer gespielt. Da hat Exodus einen zusätzlichen Push gegeben. Wir spielen vor mehr Leuten, als in der Vergangenheit und hatten auf den letzten Tourneen immer die Headliner-Position. Es ist wirklich cool, dass wir noch immer da sind und den Leuten mit unserer Musik den Hintern versohlen können (grinst). Viele Bands, die mit uns starteten, gibt es nicht mehr, aber Testament sind noch immer da, stärker denn je (grinst).

MF: Du hast es erwähnt, ihr habt als Legacy gestartet. Wieso musste eine Namensänderung zu Testament sein?

Eric: Oh, es gab eine andere Truppe, die sich so nannte. Das war eine amerikanische Country-Combo (lacht). Wir waren jung und hatten das Geld nicht, um unseren Namen zu kämpfen. So änderten wir ihn, nannten uns Testament und das Debütwerk «The Legacy». Die Songs stammten von der Band Legacy (grinst). Ich bin mir sicher, dass Testament der bessere Name ist und sich auch mehr aus dem Logo machen liess.

MF: Wie schwer war es, nachdem Steve «Zetro» Souza bei euch aus-, und bei Exodus einstieg und ihr einen neuen Sänger suchen musstet? Oder wie schwer war es für Chuck, Zetro zu ersetzen?

Eric: Das war eine schwierige Transmission. Die Songs waren auf die Art des Singens von Zetro abgestimmt. Er hatte eine spezielle Stimme, aber am Ende des Tages war es besser für uns, da wir mit Chuck unterschiedlichere Facetten ausloten konnten. Ich denke für beide Bands war es die passende und richtige Entscheidung und hat Testament, wie auch Exodus weitergebracht mit ihrer Musik.

MF: Welches war für dich die schwierigste Zeit mit Testament?

Eric: Ich denke, das war die Zeit zwischen «The Ritual» und «Low». Grunge kam aus dem Nichts und über Nacht war Metal plötzlich ein Schimpfwort. Das war eine sehr seltsame Zeit. Das Schöne ist, dass heute niemand mehr über Grunge spricht, keine Band überlebte und Testament und die anderen Truppen aus der Bay Area noch immer rocken!

MF: Wie wichtig ist Freundschaft in einer Band?

Eric: Es erleichtert sehr vieles, wenn du mit Freunden zusammen arbeiten kannst. Auch bei unterschiedlichen Kulturen (grinst). Es ist wichtig, respektvoll miteinander umzugehen. Bei Testament ist dies definitiv der Fall.

MF: Gibt es etwas, das du ändern würdest, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Eric: Mit dem Wissen von heute? Ich sollte mehr Sport treiben und Millionär sein (lacht). Du lernst aus deinen Fehlern. Könnte ich zurückgehen, dann würde ich versuchen gewisse Menschen zu ändern. Aber wer weiss, was sich dann wie verändert hätte (grinst)? Wir waren Kindern, als wir mit der Musik starteten. Dieser Album-Tour-Album-Rhythmus mergelte uns aus. Wir waren die netten Jungs des Thrash-Metals und wurden nach dem Ausstieg von Alex (Skolnick, Gitarrist, der zu Savatage wechselte) böser. «Low», «The Gathering» und der Hassbrocken «Demonic» zeigten Testament von einer noch aggressiveren Seite. Erst als wir uns reformierten und mit «The Formation Of Damnation» zurückkehrten, schlugen wir wieder den Weg des traditionellen Testament-Sounds ein. Dazwischen hatte ich meine Projekte, in welchen in meine ganz harte Vorliebe ausleben konnte. Das Schöne ist, dass wir heute wieder an die Erfolge von damals anknüpfen können.

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Eric: «To be titans and be creative! And life is hard, but Testament is harder!» (grinst). Weisst du, wir müssen nicht touren, wir verkaufen mehr Alben, als in der Vergangenheit und werden oft im Radio gespielt. Auf Tour zu gehen, das ist purer Spass für uns!

MF: Somit seid ihr Millionäre?

Eric: Nein, Billionäre (lautes Lachen).

MF: Was für ein schönes Schlusswort. Danke für die Zeit und das Interview.

Eric: Das hat echt Spass gemacht, danke dir.