Interview: The Iron Maidens

By Tinu
 
Der grosse Bruder als Anfixer.



Man kann über Cover-Bands und deren Berechtigung durchaus diskutieren. Nicht aber, wenn die "Kopie" besser als das Original ist. Gut, The Iron Maidens sind jetzt nicht besser, aber garantiert auch nicht schlechter als Steve Harris und seine Truppe. ABER! The Iron Maidens spielen wenigstens die Lieder, welche ich mir von Original wünsche, aber selten zu hören bekomme, ausser die Briten sind wieder mal mit einer Nostalgie-Tour unterwegs. Musikalisch ist das weibliche Cover-Pack etwas vom Feinsten. Sängerin Kirsten Rosenberg, Bassistin Wanda Ortiz, Drummerin Linda McDonald und die beiden Gitarristinnen Courtney Cox und Nikki Stringfield spielen die alten Klassiker mit einer dermassen hingebungsvollen Authentizität, dass man schon glatt vergessen könnte, dass die Songs von einer anderen Truppe stammen. Kurz vor der Show im Z7 sass mir die komplette Band gegenüber, und ausser einem Lockenwickler und einem sich zu früh von der Flasche lösenden sowie mit einem lauten Knall durch den Backstageraum fliegenden Korken stand diesem Gespräch nichts mehr im Wege. Ausser die abschliessenden Worte der Truppe: "Martin, endlich mal einer der nicht wissen will: Wieso spielt ihr Maiden-Songs?! Danke dafür und die interessanten Fragen".

MF: Wie fing bei euch alles mit der Musik an?

Courtney: Bei mir mit dem Klavier (grinst). Aber mit dreizehn Jahren hatte mich der Virus des Rocks gefangen genommen und ich begann mit dem Gitarrenspiel. Eigentlich war ich zuerst vom Sport fasziniert, bis ich diesen Scheiss-Autounfall hatte. Somit war meine Karriere als Sportlerin am Arsch. Was sich zuerst als grosse Scheisse anfühlte, war für mich dann der Startschuss zur Musik. Ich spielte in letzter Zeit auch mit Femme Fatale und arbeite gerade auch an meiner ersten Soloscheibe.

Linda: Mit dreizehn? Ich war sechs, als ich mich ans Klavier setzte. Meine Eltern unterstützten mich immer. Als ich dann zum Schlagzeug wechselte, halfen sie mir immer das Auto zu be- und entladen. Es spielte keine Rolle, ob dies abends oder am Morgen früh war. Sie waren immer zur Stelle. Ich trommelte einige Zeit bei Phantom Blue (grinst).

Nikki: Ich war vierzehn, als ich die Gitarre in die Hand nahm. Wie bei dir, hatte ich auch immer die Unterstützung meiner Eltern, speziell die meines Vaters.

Kirsten: Ich nahm meinem ersten Gitarrenunterricht, als ich sehr jung war. Ich war schrecklich (alle lachen). So wechselte ich zum französischen Horn und wechselte dann zum Singen. Ja, selbst als ich meine Black und Death Metal Shirts trug, standen mir meine Eltern immer bei (lacht). Ich spielte in vielen Cover-Bands.

Wanda: Ich war neun, als ich die Doublebass Drum trat. Zwei Jahre später wechselte ich zum Bass. Meine Eltern hatten nicht so viel Geld, und so musste ich mir meine Kohle immer selber verdienen, um mir Equipment zu kaufen. Ich spiele noch bei einem Symphonie-Orchester mit.

MF: Was fasziniert euch denn an den Iron Maiden Songs?

Linda: Mein Bruder hörte immer Iron Maiden. «Maiden Japan» hat mein Leben auf eine gewisse Art und Weise verändert.

Kirsten: Ich kann nicht sagen, dass Maiden meine erste grosse Liebe waren, aber man kam an der Band nicht vorbei. Zumindest habe ich im Badezimmer, mit dem Lockenwickler als Mikrofon, die Songs mitgeschrien (singt eine Textzeile von «Revelations», unterbrochen von lautem Gelächter ihrer Bandmitglieder-innen).

Wanda: Als Bassistin kommst du an dieser Truppe nicht vorbei! Viele Freunde meinten, dass ich Maiden hören muss, wenn ich Bass spiele.

Courtney: Für mich war die Band der Einstieg in die Metal-Szene. Mein älterer Bruder hatte all die Scheiben, und so erklang immer Maiden bei uns zu Hause. Frag mich aber nicht nach meinem Lieblingsalbum… Das müsste «Somewhere In Time» sein und als Track «Sea Of Madness».

Linda: Ich liebe alle, aber die ersten drei sind mir am wichtigsten. Lieblingssong… Hey, ich bin eine Frau, ich kann mich nicht entscheiden (alle lachen), und der Track ändert sich täglich (grinst).

Nikki: Für mich ganz klar «Powerslave».

Kirsten: Oh mein Gott, was für eine Frage. Ich nenne dir meine Top-3, «Powerslave», «7th Son Of A 7th Son» und «Brave New World» (ganz leise).

Wanda: Ach, es gibt so viele gute Maiden-Songs, aber das Lieblingsalbum ist «Piece Of Mind», weil es mein erstes Werk von Maiden war, das ich hörte.

MF: Habt ihr die Musiker von Iron Maiden schon mal getroffen?

Courtney: Ich habe alle schon getroffen, mit Ausnahme von Bruce.

Linda: Ich auch, sogar Clive Burr.

Kirsten: Bei mir waren es Nicko und Paul.

MF: Was war für euch früher wichtig, und was ist es heute?

Linda: Wow, was für eine spannende Frage…

Courtney: …Schlaf (alle lachen).

Linda: Wenn du jung bist, willst du in einer Truppe spielen und ganz schnell sehr berühmt werden. Wenn du dann in einer Cover-Band spielst, tust du dies, um glücklich zu sein. Du bist froh, wenn du am Auftrittsort eine warme Dusche vorfindest und gutes Essen (lacht). Ja, und Schlaf findest, wie auch eine gute Internetverbindung (grinst).

Wanda: Ich fand es immer wichtig zu lernen und sich selber weiter zu bringen. Zu lesen und aufmerksam zu sein.

Kirsten: Was für mich immer wichtig war und es immer sein wird, sind Tiere. Sie sind immer in meinem Herzen. Aber auch meine Mädels, mit denen ich auf Tour bin, und wenn ich älter werde… Die Gesundheit!

MF: Was macht ihr jeweils in der Freizeit, um eure Batterien zu laden?

Kirsten: Freizeit, was ist das (mit einem unschuldigen Blick)…

Courtney (lachend): …noch immer schlafen (lacht) oder ich mache meine täglichen Übungen, um fit zu bleiben. Speziell wenn ich auf Tour bin (grinst).

Nikki: Es bleibt wirklich nicht viel Zeit neben der Musik. Ich bin aber gerne am Meer und mit Tieren zusammen. Auch wenn es komisch klingt, aber ich bin auch gerne einfach nur zu Hause.

Kirsten: Ich versuche jede freie Minute mit meinen Tieren zu verbringen. Dazu plane ich die Eröffnung eines "Cat Cafes". Dann wird eine neue CD von uns erscheinen, die Erste in dieser Besetzung.

MF: Genau, was ist wichtig, wenn ihr eine Musikerin ersetzen müsst? Persönlichkeit? Talent? Performance…

Linda: …von allem etwas!

Wanda: Sie sollte Humor haben…

Linda: …am schwierigsten ist es, eine Sängerin zu finden.

Courtney: Eine Musikerin zu finden ist eigentlich relativ einfach! Es ist aber schwierig eine Person zu finden, die auch zu uns passt…

Linda: …und es mit uns aushält (grinst).

Kirsten: Wir sind jetzt sieben Jahre in dieser Zusammensetzung. Das Schwierigste ist immer, eine neue Person ins das bestehende Gefüge zu integrieren.

Courtney: Es sind viele kleine Dinge, die es nicht immer einfach machen zusammen auf Tour zu gehen. Es sind Prozesse und Menschen, die sich finden müssen.

Linda: Genau, aber mittlerweile kennen wir die Macken untereinander (lacht).

MF: Habt ihr denn noch Träume oder Wünsche, die ihr gerne mit der Musik erfüllen möchtet?

Courtney: Es macht Spass auf Tour zu sein und das wollte ich immer.

Linda: Ich bin froh, wenn ich gesund und glücklich bin. Alles andere ist eine schöne Zugabe (lächelt).

Nikki: Genau, was bringt es dir die Welt zu erobern, aber du kannst es nicht geniessen, weil es dir nicht gut geht?

Kirsten: Ich lebe den Traum schon, was will ich mehr?

Wanda: Was immer du willst, es verliert an Bedeutung wenn du zum Beispiel Krebs hast.

MF: Ein wahres Schlusswort. Ich danke euch für das Interview!

Alle zusammen: Danke dir für dieses andere wie spannende Gespräch.