Keine Guns n' Roses
Coverband.
The New Roses haben sich mit tollem Hardrock und noch
geileren Shows einen mehr als nur beachtlichen Namen
erspielt. Herausragend dabei, wenn es auch immer eine
Mann-schaftsleistung bleibt, die Stimme von Timmy Rough.
Ein Musiker, der beim Interview nicht nur
Standartantworten gab, sondern auch tief blicken liess.
Weg von "das neue Album ist das Beste", sondern hin zu
den Anfängen eines Musikers, der sich seine Ziele mit
der Zeit immer "anders" legte, um irgendwann zu
bemerken, dass es nur eines gibt auf dieser Welt, das
zählt. Den Moment zu geniessen und dafür zu leben.
MF: Wie kam es zum Bandnamen?
Timmy:
Ich denke, das ist keine besonders spannende Geschichte
(lächelt). Zuerst gings los mit Timmy Rough. Nach ein
paar Besetzungswechseln wussten wir, dass nun die
richtigen Leute zusammen sind, und wir suchten nach einem
richtigen Bandnamen. Zu der Zeit waren die richtig
langen Namen sehr populär. Dies wollten wir aber nicht.
So nach dem Motto..., I keep...
MF: ...my eye on you....
Timmy
(lachend): ...genau, sondern! Wenn die Leute die Truppe
nicht kennen, aber anhand des Namens wissen, das muss
eine Rock'n'Roll Band sein. Wir rechneten nicht damit,
dass sich Guns n' Roses zwei Jahre später reformieren
würden (lacht). So ging die ganze Fragerei los, ob wir
denn eine Guns n' Roses Coverband seien. Das sahen wir so
nicht kommen. Wir dachten nicht, dass The New Roses so
unumstösslich mit einer einzigen Band verbunden werden,
sondern bei der Wahl des Namens eher an Rose Tattoo. Für
mich eine spezielle Geschichte, da ich nicht mal ein
Guns n' Roses Lied kenne (lächelt). Ausser was man so
kennen muss, aber zu Hause liegt keine Platte von denen.
Die Vergleiche haben nur genervt und nichts geholfen.
MF: Ihr wart zusammen mit KISS und den
Scorpions auf Tour. Wie war das für euch?
Timmy: Das war richtig geil. Wir haben uns jahrelang den
Arsch abgespielt. Zu der Zeit war das Angebot an tollen
Rock-Bands, die touren, nicht so gross. 2010 sind wir
mit Molly Hatchet auf Konzert-reise gewesen und tingelten
durch kleine Clubs. So versuchten wir auf uns aufmerksam
zu machen. Es gab damals kaum Rock'n'Roll Bands. Als wir
uns dann endlich auf den Radar und die Bildschirme der
Zeitschriften bringen konnten, wie auch das Radio uns wahr
nahm..., plötzlich ging es los, und wir spielten zusammen
mit Aerosmith am Rock The Ring, oder die Scorpions
nahmen uns mit auf Tour. KISS luden uns auf die KISS
Cruise ein. So rutschten wir bei den letzten Konzerten
rein und konnten mit ihnen zusammen spielen. Wenn du mit
solchen Truppen aufgewachsen und auch Fan bist, ist es
umso grösser, wenn du mit ihnen die Bühne teilen kannst.
Alle waren immer sehr, sehr nett zu uns. Speziell die
Scorpions, eine solche Freundlichkeit habe ich noch nie
erlebt. Diese Professionalität war unglaublich. Wir
hatten immer genügend Zeit für unseren Soundcheck, das
war aussergewöhnlich entgegenkommend und kollegial von
ihnen. Von wegen wir sind die Grossen und ihr seid die
Kleinen, das war überhaupt nicht vorhanden.
MF: Hattet ihr auch Kontakt bei KISS zu
Paul oder Gene?
Timmy: Ich hatte mit
Tommy Thayer gesprochen, da wir den gleichen Verstärker
spielen. Ansonsten ist es unmöglich an den Jungs
vorbei zu laufen. Die werden in voller Montur zum Konzert
gefahren und nach der Show sind die sofort wieder weg.
Überlege ich mir aber, dass ich gerade zwei Stunden
Rock'n'Roll gespielt habe, in dieser Bühnenkluft, dann
will ich auch nur noch meine Ruhe haben (lacht). Überleg
mal, wie alt die Jungs sind. Mich hinsetzen, ein Bier
trinken und noch mit der Vorband quatschen? Bei der Crew
waren jedoch alles ganz, ganz tolle und feine Leute. Da merkt
man auch, dass KISS ihren Jungs weitergeben, dass sie
den Support gut behandeln sollen. Das ist echt cool!
MF: Schaut man sich von diesen älteren Truppen auch
was ab?
Timmy: Auf jeden Fall! Besonders
ich als Frontmann schaue mir diese Gelassenheit und
diese Ruhe ab. Besonders KISS und die Scorpions, die
sind völlig entspannt auf der Bühne. Wir waren auch mal
mit Y&T auf Tour. Dave Meniketti war dermassen entspannt
und trotzdem eine coole Rampensau voller Energie, das
war für mich ein absolutes Aha-Erlebnis. Der macht nicht
viel, rastet nicht aus und trotzdem fühlst du dich
energetisch bestens unterhalten und mitgenommen. Da
merkte ich, dass ich ein bisschen runter fahren muss
(grinst). Zu der Zeit neigte ich dazu, die Leute ein
bisschen zu überfahren. Ich ging raus auf die Bühne und
schrie das Publikum gleich an (lacht). Weil ich immer
mit dem Kopf durch die Wand wollte. "Wir sind eine
Rock'n'Roll Band, und wir haben es drauf!" Ich merkte
nicht, dass dies alles zu viel war. Zu viel Gitarrensolo
und Gesang. Das sieht man bei den grossen Bands, die es
sich über Jahrzehnte aneigneten, dass alles an seinen
Platz gehört und dorthin gewachsen ist. Nix zu viel oder
zu wenig. Das ist sehr spannend, diese Erfahrung zu
spüren.
MF: Wie hat bei dir alles begonnen? Mit
Gitarre und Gesang oder war es die Blockflöte?
Timmy: Wenn du jetzt den ganzen, kompletten Weg wissen
willst, da muss ich gestehen (lacht), mein erstes
Instrument war die Blockflöte (lacht). Das muss mit
sechs Jahren gewesen sein. War dies aber nicht bei allen
Kindern so? Sportverein und ein Instrument musste sein.
Das ist doch Tradition, dass dich die Eltern so was
machen lassen. Meine Geschwister spielten auch Flöte und
fanden dies total langweilig und scheisse. Die ganze
Nachbarschaft fand die Flöte scheisse und ich fand es
voll geil! Diese Macht zu haben, Töne zu produzieren und
seine Lieblingslieder nachzuspielen, das hat mich
unheimlich fasziniert. Es war mir scheissegal, ob es die
Blockflöte, Klavier oder was auch immer war. Es war
unheimlich faszinierend, aus eigener Vorstellungskraft
Töne zu erzeugen. Mit zwölf Jahren wechselte ich von der
Flöte aufs Saxophon, da ich eine unglaubliche Affinität
zu Frank Sinatra hatte. Keine Ahnung wieso (grinst). Im
Radio hörte ich «New York New York» und dieser Groove
gefiel mir unheimlich gut. Sonst hörten alle nur diese
Kinderlieder von den Backstreet Boys. Plötzlich hörte ich
diesen Groove und diesen Swing von Sinatra, und ich war
völlig begeistert. Ich spielte eine gewisse Zeit auch in
einer Bigband und lernte zu der Zeit sehr viel. Nebenbei
war ich noch in einem Musikverein. Mit dem Gitarristen
gründete ich meine erste eigene Truppe. Da sollte ich
Saxophon spielen und die Lieder von Bill Haley und Jerry
Lee Lewis nachspielen. Das war ein grosser Schritt von
Frank Sinatra zu diesem Fifty-Zeugs, für mich die
Definition von Rock'n'Roll, und da wusste ich noch nichts
von AC/DC. Das kam erst mit fünfzehn oder sechszehn Jahren. Unser
Sänger ging ein Jahr in
die Staaten für einen Schulaustausch. So sang ich im
Probe-raum, da ich nur diese kurzen Saxophon-Einlagen
spielen musste. Die Aufnahme, als ich das erste Mal sang,
habe ich noch zu Hause (lächelt). Das ist dermassen
schief (lacht) und scheisse..., ich hatte dies nicht auf
dem Schirm, dass ich Sänger werde. Als unser Sänger
zurück kam, hatte er keinen Bock mehr mitzumachen. Also
sang ich, bis wir einen neuen Shouter gefunden haben.
Wir hatten fünf bis sechs Auftritte in der Schulaula
und der Dorfkneipe. Zum ersten Mal beschäftigte ich mich
mit diesem Thema. Das war fürchterlich und der Gesang
ganz grauenhaft! Aber es hat mir sehr viel Spass gemacht
und ein weiterer "Aha-Moment" fand statt. Ich konnte nicht
nur Töne mit einem Instrument spielen, sondern auch mit
der Stimme Emotionen vermitteln. Direkt mit den eigenen
Gefühlen verdrahtet, das war ein unheimlich spannender
Moment. Irgendwann sah ich Urban (Berz, Schlagzeuger bei
The New Roses) spielen. In dieser Kneipe, in der ich
immer spielte. Ich sass am Tresen und trank meinen
Jacky-Cola. In der Pause kam ich mit dem Gitarristen
dieser Band ins Gespräch. Wir sind beste Freunde
geworden, bis heute. Das ist jetzt sechzehn oder siebzehn Jahre her.
Mit ihm habe ich die ganze Nacht durchgesoffen und bin
am anderen Morgen in seiner Bude wieder erwacht. Auf dem
Teppich (lacht). Er sagte: "Timmy wach auf, sag mal hast
du Bock auf Rock'n'Roll?". Wir fuhren in den Proberaum,
und dort lernte ich Urban kennen. Wir probten zusammen und
spielten von Led Zeppelin «Rock And Roll» und von den
Rolling Stones «Jumping Jack Flash». Daraufhin haben die
ihren Sänger gefeuert, und ich wurde zum Shouter dieser
Truppe (lacht). Urban ist ein Stück älter als ich und
die anderen waren nochmals eine Ecke älter (grinst). Ich
war gerade achtzehn, und dann gings los mit Gigs, bei denen wir
Gage erhielten. Das war unglaublich, ich musste mich
richtig anstrengen und professionell werden. Ständig
vergass ich meine Texte und bekam immer eins aufs Maul.
Dann stieg der Gitarrist aus. Wir waren der Meinung, dass
wir von der Musik leben können, wenn wir uns richtig
anstrengen. Bevor wir jetzt einen neuen Gitarristen
suchen..., "Timmy, du kannst doch auch G und C spielen?"
Ich konnte gerade mal zwei Akkorde und brauchte dreissig
Minuten, bis ich von dem einen auf den anderen gewechselt
habe (lacht). So kam ich rein und habe zu Beginn auch
mal das Solo weggelassen, weil ich die Akkorde noch
nicht kannte (lacht). Ich merkte, ich hab eine Gitarre
in der Hand, kann mich selber begleiten und kann alleine
spielen. So spielte ich Konzerte alleine und schrieb
meine ersten eigenen Songs. Um es zusammen zu fassen,
ich hatte nie diesen Weg, dass ich dies oder jenes
machen wollte. Alles hat sich entwickelt, dabei wollte
ich weder Sänger noch Gitarrist werden. Schon gar nicht
ein Songwriter. Das hat sich alles von selbst
zusammengefügt, und ich bin gespannt, was noch alles aus
mir wird (lacht).
MF: Vielleicht Musiker?
Timmy (lachend): Genau, vielleicht ein richtiger
Musiker! Mal kucken, vielleicht lerne ich noch was?!
MF: Wie ist es für dich auf Tour? Du
singst, hast eine sehr spezielle und geile Stimme…
Timmy: ...DANKE...
MF: ...kein
Stress, kein Alkohol, keine Drogen, kein Sex, kein gar
nichts?
Timmy: Das ist mal so und mal
so. The New Roses ist keine Truppe, die den Exzess lebt.
Weil wir dafür schlicht und ergreifend einen viel zu
schweren Weg durchlebten. Das bedeutet, dass wir nicht
mehr diese Wildheit..., diese Entdeckungsphase, das haben
wir alles schon ausprobiert und ausgelebt. Damals in
diesen kleinen Kneipen. Da war ich tagelang nicht zu
Hause. Habe irgendwo gepennt oder im Auto. Das war echt
eine krasse Zeit. Man merkt, dass es um alles geht.
Erhielten wir die Möglichkeit als Vorband zu spielen
oder auf einem grossen Festival, nahmen wir dies sehr
ernst. Da wir chancenlos waren, von Beginn weg. Niemand
hat uns die gegeben und alle meinten: "Was ist das für
eine bescheuerte Idee, "American Rock'n'Roll» aus dem
Rheingau zu spielen? Was soll das? Denkt ihr, ihr könnt
es nun mit Bon Jovi aufnehmen?" Alleine aus diesem
Grund oder diesen Vorurteilen nahmen wir die Musik
ernst, dass wir dies auf keinen Fall verkacken wollten.
Der Weg war immer sehr, sehr schwierig. Wir mussten die
Arschbacken zusammenkneifen, hatten keine Kohle und
mussten alles selber machen. Selbst den Auf- und Abbau
und das Fahren. Das war nicht so, wie man es von früher
kannte. Eine junge Combo bekommt eine Million Dollar von
der Plattenfirma, steigt in den Tourbus ein und der
Tourmanager regelt alles. Die Band säuft, fickt und
kokst sich die Birne weg und irgendwann kommt der
Tourmanager und schreit dich an, dass du auf die Bühne
musst und danach ist wieder drei Tage Party angesagt. So
funktionierte dies bei uns nicht. Wir haben teilweise
120 Konzerte im Jahr gespielt und alles selber gefahren.
Da hast du nach dem Konzert nicht mehr die Power vier
bis fünf Stunden zu saufen. Jetzt kommt der zweite Teil,
dass ich tatsächlich bemerkte, das die Songs, die ich
singe und die Art wie ich singe, sehr fordernd ist. Ich
bin kein Johnny Cash oder Bob Dylan, bei denen es nicht
um den Stil und die Aussage geht. Ich muss mich
konzentrieren und körperlich fit sein, um abliefern zu
können. Dies "night after night". Ich weiss, dass dies
zusammen mit dem Rauchen nicht funktioniert. Jahrelang
habe ich Tag für Tag zwei Päckchen Camel weggedrückt.
Das geht irgendwann nicht mehr. Ich muss zusehen, dass
ich alles in den Griff krieg. So liess ich es mit den
Zigaretten. Zudem bin ich kein Schnapssäufer. Aber ich
liebe es in guter Gesellschaft etwas zu trinken und ein
bisschen die Sau raus zulassen. Das ist kein Thema. Das
mache ich nicht auf Tour, sondern privat, wenn ich
weiss, dass ich zu dem Moment die Band nicht
repräsentiere. Das hängt auch alles irgendwie zusammen.
Heute kannst nicht mehr in den Backstageraum pissen und
kommst ungeschoren davon. Wenn ich jetzt in die Ecke
kacke, dann habe ich hier das letzte Mal gespielt. In
den achtziger Jahren war das okay, aber das ist heute,
zu recht, nicht mehr angesagt. Ich höre immer wieder,
dass die einen Kollegen aus dem Schwabenländle noch
richtig traditionell unterwegs sind. Den grössten
Respekt davor, wie die das schaffen (grinst). Der Hannes
(Sänger) ist da nicht so voll dabei. Der muss auf seine
Stimme aufpassen und das ist der Fluch des Sängers. Ein
falsch gespielter Akkord ist nicht so schlimm, wie eine
kaputte Stimme. Aber ich bin mir sicher, dass wir als
The New Roses nichts verpassen. Wenn wir wissen, es ist
eine geile Party, wir haben nichts zu verlieren (lacht),
dann lassen wir die Leinen los und dann knallts auch
(lacht).
MF: Was hebt euch von anderen, jüngeren
Bands heraus, und was macht euch erfolgreicher als
andere? Schliesslich konntet ihr auch schon einige
Chart-Platzierungen für euch verbuchen.
Timmy: Ich kann nicht über alle jungen Truppen sprechen.
Jede hat eine andere Geschichte. Wenn ich auf anhin
spontan was sage, was uns unterscheidet..., es fällt mir
oft auf, dass wir eine sehr traditionelle Band sind und
keine Laptops auf der Bühne haben (grinst). Wir
verzichten auf Konfetti und Feuerwerk, sondern wir
kommen aus dieser Bryan Adams- und Bruce
Springsteen-Ecke. Wir besteigen die Bühne und spielen
unsere Lieder. Gut gelaunt, wir verkleiden uns nicht und
geben den Leuten, was und wie wir sind. Ungeschminkt und
unverfälscht. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass
wir uns in diesem Haus von Rock'n'Roll und Southern Rock
richtig gut auskennen. Wir sind kein Rock-Projekt,
schauen uns ein YouTube-Video an und wissen, wie zum
Beispiel Lynyrd Skynyrd funktionieren. Wir haben extrem
viel Vorarbeit geleistet, in den ganzen Bars und Clubs
in denen wir aufgetreten sind und von ABBA bis Zappa
alles runter gezockt haben. Noch heute könnte ich dir
auf die Bühne stehen und hundert Tracks von den Beatles bis
zu Elvis spielen. Auf diesem Fundament bauen The New
Roses auf. Kenntnis und Authentizität. Vielleicht ist
das heute etwas, das verständlicherweise..., da will ich
niemanden runter buttern. In Zeiten von
Highspeed-Internet, alles ist erreichbar und
funktioniert sehr schnell. Ich denke, dass die Geduld
fehlt sein Instrument richtig zu lernen. Ich beschäftige
mich intensiv mit meinem Stil und meinen Möglichkeiten.
Die Geduld fehlt etwas aufzubauen. Zudem sind die
Anforderungen sehr hoch und schnell, das sich junge
Truppen nicht mehr die Zeit nehmen können, alles in Ruhe
auszuarbeiten. Das könnte der Unterschied zu uns sein.
MF: Wurden alle deine Erwartungen,
Hoffnungen und Wünsche mit der Musik erfüllt oder
vielleicht schon übertroffen?
Timmy:
Träume verändern sich mit dir. Auch wenn der Abstand zu
ihnen immer gleich bleibt. Je näher du zu ihnen kommst,
desto gleichbleibend sind sie von dir entfernt. Das
bedeutet, dass du nie da bist, wo du ankommen willst.
Das lernte ich früh, dass wenn du gar nichts hast, du
nur ein bisschen willst. Du willst einmal in einer
grossen Konzerthalle spielen. Nur einmal! Es passiert.
Einmal in Amerika auftreten. Es fand statt. Einmal
zusammen mit KISS in einem Stadion spielen. Es
geschieht. Du merkst immer wenn du ankommst, macht es
ZACK und das neue Ziel oder der neue Traum steht vor
der Türe. Es ist mühsam, gewissen Dingen nachzurennen.
Darum bin ich mir sicher, dass es alles wert ist, sich
darüber zu freuen. Ab diesem Moment haben sich meine
Träume verändert, und sie waren nicht mehr so
ambitioniert. Ich träume nicht davon etwas zu sein oder
mehr zu haben, sondern ich habe mich von diesem
Erfolgstraum weggelöst. Das macht mir extrem viel Spass,
muss ich sagen (grinst zufrieden). Lange Auto- oder
Busfahrten kann ich verträumen. Was wäre, wenn ich ein
Vogel wär (lacht). Diese Art von Träumen bringt mir
mehr, als wenn ich an Reichtum denke. Dieses besser,
mehr oder grösser Ding habe ich hinter mir gelassen.
Ich geniesse im Hier und Jetzt meine Show. Ansonsten ist
dein Leben wie ein Wartezimmer auf den grossen Teddybär.
Verstehst du, was ich meine? Diese Türe, bei der du
hoffst irgendwann aufgerufen zu werden und durch zu gehen.
Was im Wartezimmer passiert, ist scheissegal und zählt
nicht. Dabei verpasst du aber die besten Dinge in deinem
Leben. Geht diese Türe auf, stehst du im nächsten
Wartezimmer, vor der nächsten Tür und kommst nie an. So
schiss ich irgendwann darauf und freue mich auf meine
Show und hoffe, dass die Leute Spass haben dabei. Habe
ich, wie jetzt, ein tolles Interview, dann bin ich voll
in diesem Moment drin. Diese Einstellung darfst du aber
nicht verwechseln, dass mir alles scheissegal ist. Ich
arbeite hart an meiner Stimme und bin motiviert. Aber
ich löste mich von diesem selbstauferlegten
Erfolgsdruck, bei dem ich alles erreichen muss. Vor zehn
Jahren habe ich Songs in kleinen Kneipen gespielt, die
keinen interessiert haben. "Sag mal, kannst du leise
machen, wir wollen das Fussballspiel sehen!" (lacht).
Heute stehe ich auf der Bühne und die Leute sagen: "Ach
Gott ist das schön!" Der gleiche Song hat früher nichts
bedeutet, und heute bewegt er. Es bringt nichts Dinge
aufzuladen und zu sagen was Erfolg ist und was nicht.
Aus diesem Grund habe ich die Kristallkugel wieder
eingepackt.
MF: Besten Dank für das Interview!
Timmy: Ich danke dir für das Interesse.
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