Nachruf für Gary Moore (04. April 1952 - 06. Februar 2011)
By Rocknrolla (Rockstation) 10.02.2011
...whenever I was in the dressing room on my own, I'd start playing blues to myself. One night, Bob Aisley, the bass player, came in and said: ,You know, Gary, you should make a blues album next. It might be the biggest thing you ever did.' I laughed, you know. He laughed, too. But I did, and he was right, and it was.“ (Antwort aus einem Interview mit Gary Moore, erschienen im All Out Guitar-Magazin am 17. Juli 2007, zur Frage, wie es zum Album «Still Got The Blues» kam)

War er jetzt ein Rocker, der ein paar Jahre und einige Rock-Alben brauchte, um doch zu ,seinen' Blueswurzeln zu finden? Oder ein Blueser, der nach seinen ersten musikalischen Gehversuchen auf den Rock-Zug aufsprang, diesen aber wieder verliess, als der harte Sound nicht mehr so gefragt war?

Zum ersten mal kam ich Anfangs der 1980-er Jahre mit Gary Moore in Berührung, als mir ein Kumpel das «G-Force»-Album unter die Nase hielt. Was für ein (gewöhnungsbedürftiger) Sound, aber was für ein Gitarrenspiel! Ich blieb dran und die nachfolgenden Alben «Corridors Of Power» und «Victims Of The Future» brachten mit amtlichem Hard-Rock die Nadel meines Plattenspielers regelmässig zum Glühen. Und natürlich mussten wir uns das auch live reinziehen: Wann immer es sich einrichten liess waren wir vor der Bühne, um dem Meister zu huldigen.

Persönlich getroffen habe ich Gary im Mai 1987 auf der Loreley in Deutschland während der "Wild Frontier"-Tournee. Eine Leserin von POP/ Rocky gewann ein Treffen mit ihm (heute würde man wohl «Meet'n'Greet» sagen) und ich (als Redakteur) und mein Fotograf waren mit dabei. Gary entpuppte sich als zurückhaltender, fast schon scheuer aber charmanter Gastgeber. Wohltuend im Vergleich zu anderen so genannten 'Stars'! Dieser Eindruck verstärkte sich am Abend im Hotel, wo man sich in der Bar zu einem oder zwei (...) Bierchen traf. Als die Bar schloss, gab es in der Hotel-Lobby eine spontane halbstündige Blues-Session: Gary am Piano - und eine der Mammas aus dem Background-Chor von Prince erfreute uns mit ihren Sangesqualitäten. Unbeschreiblich, unvergesslich!

Seinem definitiven Ausflug ins Blues-Fach, na ja, dem wollte ich dann aber doch nicht folgen. «Still Got The Blues» war zu Anfang ja noch nett anzuhören, aber spätestens als 'alle' Sender das Lied rauf und runter nudelten, mochte ich es nicht mehr hören. Ich gestehe: ich zeigte ihm von da an die kalte Schulter. Von seinem Flirt mit Hip Hop/ Drum'n Bass-Sounds bekam ich erst recht nichts mit. Ich erinnerte mich jedoch wieder kurz an ihn, als Nightwish «Over The Hills And Far Away» gecovert haben.

2009 erklärte Gary Moore in einem Interview, dass er nur noch ein Blues- Album aufnehmen werde, um damit die Verpflichtungen gegenüber seiner Plattenfirma zu erfüllen. Danach sollte ein Rock-Album im Stil von «Wild Frontier» folgen. Das hatte mich wieder aufhorchen lassen. Und war sein Auftritt am «Sweden Rock Festival» 2010 nicht ein weiteres Indiz dafür, dass er wieder einen härteren Gang einlegen wollte? Die Frage wird - obwohl er angeblich schon ein paar neue Songs geschrieben hatte - im Moment unbeantwortet bleiben, denn der irische Ausnahme-Gitarrist wurde am 6. Februar 2011 tot in einem Hotelzimmer im spanischen Estepona aufgefunden (nach derzeitigem Erkenntnisstand wohl auf Grund eines Herzinfarktes im Schlaf).

Rückblickend könnte man seine Karriere an drei Bereichen festmachen: Die 'Orientierungsphase' (Skid Row, Gary Moore Band, Thin Lizzy zum ersten mal, Colosseum II), dann die härtere Zeit, mit der Rückkehr zu Thin Lizzy und seinen Hardrock-Soloalben, und eben die Blues-Phase, die mit «Still Got The Blues» 1990 eine zwanzigjährige Reise in (musikalisch) ruhigere Gefilde startete. Auf eine ausführliche Discographie verzichte ich hier, das würde den Rahmen sprengen. Welche Alben er insgesamt rausbrachte und wo er überall mitwirkte, kann man im Internet nachlesen.

Für mich blieb und war Gary Moore in erster Linie ein Rocker. Und so werde ich ihn in Erinnerung behalten. R.I.P. Gary!

Links:
www.gary-moore.com
http://de.wikipedia.org/wiki/Gary_Moore;