Mal ans berühmte
Sweden Rock Festival zu gehn, was für ein Traum! Ich hab mir das immer recht kompliziert
und teuer vorgestellt. Doch als ich das diesjährige Billing sah, da konnte ich nicht
anders, als mich gründlich über die Gesamtkosten und den bequemsten Reiseweg zu
erkundigen. Es stellte sich als sehr günstig und einfach heraus. Wir haben alles genau
für euch ausgekundschaftet, und wer weiss, vielleicht seid ihr ja nächstes Jahr dabei!
Wie Daniela und ich Schweden erlebt haben könnt ihr hier lesen!
Wir hatten schon viele Gerüchte über Schweden gehört, das Land wo die Gitarrenklänge
noch leben, wo in tollen Metal-Clubs so richtig abgefeiert wird, wo die Menschen
freundlich und offen sein sollen. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir uns selber mal
davonüberzeugen wollten. So setzten wir uns an jenem schicksalhaften Donnerstag Morgen
ins Flugzeug. Nach einem angenehmen Flug mit der Swiss (240Fr. pro Person) sahen wir zu
unserer Linken Kopenhagen, und zu unserer Rechten die Oeresund-Brücke und Schweden.
Weiter gings zwei Stunden lang mit der Bahn (ca. 60Fr. pro Nase) bis Kristianstad, wo auch
schon unser Mietauto auf uns wartete (ca. 400Fr für drei volle Tage). Die Mitarbeiter von
Avis waren so freundlich, die letzte Sitzreihe aus dem Minibus zu entfernen, somit konnten
wir uns gemütlich mit unseren Schlafsäcken einquartieren. Da wir zwei Mädels allein
unterwegs waren, achteten wir sehr auf unsere Sicherheit. Wagen nachts verschliessen und
denn ist das gut so! Nach etwa 40 Minuten Fahrt erreichten wir das Festivalgelände,
holten unsere Pressebändel ab und richteten uns erst mal auf dem Caravan Camping-Gelände
ein.
Anschliessend gingen wir uns Anthrax anschauen, was für mich persönlich ein monumentales
Ereignis war, da ich die Jungs bisher noch nie mit Joey Belladonna live sah. Wie erwartet
war ich überwältigt, besonders weil Mr.Belladonna immer noch so ausschaut wie vor 15
Jahren. Danach holten wir uns erst mal was zu Trinken an der Backstage Bar, welche
gemütlich zwischen verhältnismässig vielen Bäumen errichtet worden war. Doch sobald
wir die ersten Klänge von Megadeth hörten, speedeten wir gleich zur Festival Stage, um
den Rotschopf Dave Mustaine und seine Kollegen zu sehn. Wie wir da so relaxed auf der
Wiese sassen und die wärmende Sonne genossen, da konnten wir uns einfach nicht satt sehen
an all diesen wundervollen Leuten! Viele Festivalbesucher hatten sich so richtig
herausgeputzt, wie zum Beispiel zwei Stockholmer Sleazerocker, die mich wegen meinem
Poison-Shirt ansprachen. Das Shirt bescherte mir noch viele tolle Gespräche und
Erlebnisse.
Nun waren wir aber heftig in die Zwickmühle geraten, weil wir uns nicht zwischen Saxon
und Within Temptation entscheiden konnten. So schauten wir uns beide Bands nur zur Hälfte
an. Dafür genossen wir dann Styx von der ersten bis zur letzten Minute, denn die Jungs
gaben alles! Besonders Lawrence Gowan fiel mit seinem drehbaren Keyboard auf! Den
Abschluss machten dann Motörhead, Nazareth und Accept.
Freitag: Der Tag begann damit, dass wir gemütlich in unserem Minibus hockten und lasen,
als plötzlich ein ankommendes Auto unser Interesse weckte. Unsere neuen Camping-Nachbarn
waren doch tatsächlich die Jungs von Behemoth! Eilig richteten sie ihre Unterkunft her,
um sich dann an die Arbeit hinter und auf der Bühne zu begeben. Für uns begann der Tag
um halbzwei, als Black Label Society die Festival Stage stürmten. Während eine
fanatische Daniela sich so nah wie nur möglich zu Zakk Wylde drängte, liess ich mich
entspannt auf der Wiese nieder. Für mich sollte es erst später mit Overkill weitergehen.
Zwischen den Konzerten gab es übrigens immer etwas zu tun. Sehen und gesehen werden,
über das Gelände schlendern, die Kaufstände abchecken, in Gespräche verwickelt
werden... Hier wurde einem nie langweilig! Dies gilt auch für die Bands! An diesem Tag
spielten unter vielen anderen auch Dream Theater, Hammerfall, Status Quo... und für mich
zwei der ultimativen Asskicker dieses unvergesslichen Weekends! Hier und heute würde ich
zum ersten Mal die Mädels von Vixen sehen! Zwar nicht mehr im originalen Line Up, aber
trotzdem einfach der Hammer! Das Finale des Freitags machte Sammy Hagar mit einer dicken
Überraschung: auf der Festival Stage war hoch oben ein Gerüst angebracht worden, auf dem
Mitglieder seines schwedischen Fanclubs sich versammelt hatten, um ein aktiver Teil der
Show zu sein. Wie es sich für Sammy-Fans gehört natürlich in Rot gekleidet machten sie
eine Menge Stimmung. Das nennt man wahre Fan-Nähe! Hut ab Mr.Hagar! Zum Gesamtbild und
der Infrastruktur des Festivals kann man übrigens fast nichts Negatives sagen, wie wir
sehr schnell fest stellen durften. Alles ist super organisiert, es gibt selbst bei den
Fressbuden sehr viel Abwechslung. Der einzige Mangel war, dass es auf dem grossen Gelände
zwischen den zwei Hauptbühnen kein einziges Klo gibt. Den Männern kanns ja egal sein,
aber für die weiblichen Festivalbesucher war es die ultimative Katastrophe. Aber wer
weiss, vielleicht wird das im nächsten Jahr verbessert. Ein grosses Lob auch an die
freundliche Polizei und an die aufmerksamen Männer und Frauen der örtlichen Sanität!
Denn sie gaben einem durch ihre Präsenz ein grosses Gefühl der Sicherheit.
Samstag: Sebastian Bach himself sollte unseren zweiten Tag in Schweden einläuten. Dieser
fegte wie ein Tornado über die Bühne und unterhielt sich mit dem Publikum auf
schwedisch, wenn auch mit Hilfe von Spickzetteln. Nach der Show liefen wir wieder mal auf
nicht öffentlich zugänglichem Gelände herum, als plötzlich ein Wagen neben uns hielt
und jemand schrie "Coooool! Blue hair!!" Der Ritter von schreiender Gestalt war
Herr Bach persönlich, der Daniela wegen ihrer blauen Haarsträhnen ansprach. Sie jedoch
war leider so perplex, dass sie ihr errötetes Haupt senkte und auf den Boden starrend
weiterlief. Schade drum! Doch uns beschäftigte noch etwas anderes: es war unser letzter
Tag in Schweden, der letzte von drei perfekten Tagen. Wir wollten gar nicht dran denken,
dass wir morgen ins Flugzeug steigen sollten, das uns zurück in die Schweiz bringen
würde. Vor der Reise waren da gemischte Gefühle, wir hatten keine Ahnung was uns
erwarten würde. Keine von uns war je zuvor in Schweden. Man hörte nur hin und wieder von
Zurückgekehrten Schweden-Urlaubern Dinge über dieses Land, die so schön waren dass sie
einfach nicht wahr sein konnten. Doch nun wussten wir es besser. Dieses Land schlingt
seine verführerischen Arme um einen sobald man es betritt. Den ersten Atemzug
schwedischer Luft kann man gleichsetzen mit dem so genannten "Blut lecken".
Schweden infiziert einen mit einem tückischen Virus. Doch erst mal wollten wir
unsere verfrühte Trauer runterschlucken und das Highlight des Abends und des Festivals
geniessen, nämlich Mötley Crüe. Wir begaben uns etwa eine Stunde vor Konzertbeginn zur
Festival Stage, vor welcher sich schon unzählige Fans drängten, die sich gleich noch auf
der Rock Stage gegenüber Dio anschauten. Nun erwartet man von mir womöglich ein
ausführliches Review über die Show, doch im Grund wars ähnlich wie schon im März in
Los Angeles, nur ohne Leinwand und leider ohne rotierenden Käfig. Ausserdem spielten sie
nur anderhalb Stunden. Wer also wissen will wie Mötley Crüe sich live anstellen, der
kann dies HIER nachlesen. Die drei magischen Tage waren nun
vorbei, und wir trotteten nach einem kurzen Aufenthalt an der Backstage Bar zu unserem Van
zurück. Doch wer jetzt schlafen wollte, der brauchte zwei durchstochene Trommelfelle. Die
Leute feierten die ganze Nacht hindurch munter weiter, dementsprechend hoch war der
Lärmpegel. So verbrachten wir die letzte Nacht auf schwedischem Boden fast ohne Schlaf,
bevor es am frühen Morgen via Kristianstad und Kopenhagen nach Hause gehen würde. Vier
Monate sind seither vergangen, und wir reden immer noch über Schweden. In acht Monaten
sind wir wieder dabei, wenn eine Menge fantastischer Bands ein Stückchen schwedischer
Südküste zum Beben bringen. Wer sich über das Festival informieren möchte, hier der
offizielle Page: http://www.swedenrock.com
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