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Contracrash
«Morgenstund hat Metal im Mund», oder wie war das nochmal? Auf
jeden Fall heisst es beim Bang Your Head früh aufstehen, will
man auch nicht eine Band verpassen. Denn schon um 09.30 Uhr
bliess die deutsche Newcommer-Truppe Contracrash denjenigen,
welche es schon aus ihren Betten und Schlafsäcken geschafft
hatten, ein rifforientiertes Frühstücksständchen. Die Jungspunde
aus Süddeutschland begannen aber ziemlich verhalten: Fast
verloren wirkte das Quartett während es leicht verdauliche
Ami-Rocknummern namens «Every Fucking Day» oder «Blinded Love»
runternudelte. Erst gegen Ende ihrer halben Stunde fieng die
Kapelle dann an aufzutauen, begann die wohl doch ungewohnt
grosse Bühne für sich zu nutzen und verteilte danach noch fünf
Minuten lang Shirts, Plektren, Sticks und Promoscheiben.
Gemütlicher, aber nicht vom Hocker hauender Einstieg. (kis)
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Týr
Die Band mit dem gemeingermanischen Gott im Namen stürmte die
Bang Your Head!!!-Bühne als zweite Gruppe des Freitags und
konnte gleich eine beachtliche Menge Metaller in ihren Bann
ziehen. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass die Färöer nicht
nur auf den Alben ziemlich spannend klingen, sondern auch live
eine Wucht sind. Und diesem Ruf wurden sie am heutigen Tag
gerecht. Egal ob Sänger und Gitarrist Heri Joensen nun in seiner
Muttersprache oder auf Englisch sang, immer schwang da etwas
Mystisches in seiner Stimme mit. Assoziationen mit Nebel und
Regen wurden hervorgerufen, so dass man trotz Sonnenschein und
Hitze das Gefühl hatte, zu frieren. Auch optisch hatten Týr
einiges zu bieten, bangten, was das Zeug hielt und nutzten die
Bühne und den Catwalk fleissig aus. Die laut Charing
Cross-Gitarrist Andy wohl musikalisch beste Band des Festivals
spielte sehr tight und konnte auch mit mehrstimmigen Chören in
den Refrains und zum Teil in den Strophen überzeugen. Das
Publikum war begeistert, weshalb es auch nicht verwunderte, dass
die Singspiele trotz früher Morgenstunde bereits klappten. Gegen
Ende des Gigs machten sich dann allerdings
Abnützungserscheinungen bemerkbar, da das Gros des Materials
doch sehr ähnlich klingt. Mehr Abwechslung hätte da sicher gut
getan. Trotzdem konnten Týr am Bang Your Head!!! sicher einige
Fans dazu gewinnen, welche ausnahmsweise mal nicht aus der
Pagan-Szene kommen. (rog)
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Agent Steel
Vor gut einem Jahr gastierten Agent Steel (zusammen mit Vicious
Rumors) im Z7 in Pratteln (CH) und rissen mich zu wahren
Begeisterungsstürmen hin! Das Amerikanische Thrash Urgestein
lieferte auch in Balingen ein starken wie überzeugenden Auftritt
ab. Obwohl auf der grossen BYH!!!-Bühne nicht derselbe Druck wie
in einer geschlossenen Location erzeugt werden konnte,
hinterliessen Songs wie «Unstoppable Force», «Ten Fists Of
Nations» oder «Agents Of Steel» nichts als verbrannte Erde. Die
Band wirkte abermals tight wie Anton und Sänger Bruce Hall
brachte zeitweilen echt geile Screams, die mitunter an den
jungen Geoff Tate (Queensrÿche) erinnerten. Und wenn wir schon
bei den Vergleichen angelangt sind, bleibt nachzutragen, dass
Bassist Robert Cardenas glatt als Bruder von Slayer Chief Tom
Araya durchging. Das Gitarren-Doppel Bernie Versailles und Juan
Garcia brachte die Saiten ordentlich zum Qualmen und bescherte
dem zumindest antizipierenden Publikum ein fette Soundwand. Das
fing ja gut an, will heissen dass bereits die dritte Band des
Tages für das Highlight des ersten Tages ernsthaft in Frage kam.
Bei angenehmen Temperaturen liess sich derweil optimal abbangen
und der etwas abgedeckte Himmel sorgte letztlich dafür, dass das
Bühnenlicht trotz der Mittagszeit wenigstens etwas besser zur
Geltung kam. Bleibt zu hoffen, dass die Kult-Truppe nach dem
letztjährigen, sackstarken Album «Alienenigma» noch eine Weile
in der vorderen Liga mitmischt. (rsl)
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Korpiklaani
Mit gemischten Gefühlen erwartete ich den Auftritt der
Finnischen Folk-Rocker. Denn nur drei Wochen zuvor durfte ich
sie am Rocksound-Festival in Huttwil bei Nieselregen auf einer
kleinen Bühne erleben. Ich fragte mich deshalb, ob der Sound
auch auf der grossen Bang Your Head!!!-Bühne funktionieren
würde. Die Antwort lautet dabei Nein. Korpiklaani wirkten
unsicher und vermissten wohl den engen Kontakt mit den Fans,
welchen es für diesen Sound braucht. Vielleicht lag es aber auch
an den «frühen Morgenstunden» und am Sonnenschein, dass die
Finnen nicht richtig aus sich heraus kamen. Trotzdem war nun zum
ersten Mal so etwas wie Partystimmung im Publikum angesagt. Dazu
trugen auch die lustigen Ansagen von Sänger Jonne bei, der
besoffen oder sonst irgendwie verwirrt war. Er nahm es aber mit
Humor und fragte das Publikum zum Schluss, welchen Song es noch
hören wolle. «Beer, Beer» wurde lautstark verlangt und natürlich
auch gespielt. Dazu versuchte der Sänger über den Catwalk Becher
mit Bier zu verteilen, was zweimal in Bierduschen endete und
erst beim dritten Mal klappte. Korpikaani boten hier definitiv
nicht ihren besten Gig, aber einen, welcher spontan wirkte und
einen hohen Unterhaltungswert aufwies. (rog)
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Forbidden
Wenn man sich heute die bis zu fast zwanzig Jahre alten
Aufnahmen von Forbidden, zum Beispiel vom Debüt-Album «Forbidden
Evil» anhört, muss man sich immer wieder fragen, warum Slayer
derart erfolgreich werden konnten, während Forbidden nicht
annähernd mitzuziehen vermochten. Um zehn vor eins hiess es dann
in Balingen Ring Frei für guten und zünftigen Ami Thrash Metal
zugleich. Forbidden stürmten die Stage und rockten das BYH!!! in
Grund und Boden. Die Band schickte ihre Riffs hart und souverän
in die Menge. Der Sänger war gut bei Stimme und versuchte immer
wieder, leider meistens ohne grossen Erfolg, die Zuschauer zu
mobilisieren. Das lag aber wohl eher an der Hitze, als an der
Band, denn die rockte fett und unerbittlich nach vorne los. Das
Zusammenspiel war gut und wusste durchaus zu gefallen. Das war
auch kein Wunder, denn bis auf Drummer Paul Bostaph (der von
Steve Jacobs vertreten wurde), standen mit Craig Locicero (g),
Glen Alvelias (g), Matt Camacho (b) und Russ Anderson (v) alles
Ur-Members auf der Bühne. Letzterer ist zudem in den letzten
paar Jahren doch augenscheinlich fülliger geworden, was aber zum
Glück nicht auf die Gesangsleistung abfärbte, im Gegenteil.
(and)
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Ensiferum
Am frühen Nachmittag wurde es dann Zeit für ein paar nordische
Klänge. So strömte wie erwartet eher das jüngere Volk vor die
Bühne, um die Herren plus die Dame von Ensiferum zu feiern. Nun,
die Band scheint ja momentan fast keinen Anlass aus zu lassen
und ist schon 'ne gute Weile auf Tour. Somit war dies der 4.
Auftritt der Finnen, welchen ich in 6 Monaten erleben durfte.
Wie es aber schien, hat die enorme Live-Aktivität auch ihre
Spuren bei der Band hinterlassen, denn schon bei den ersten
Klängen wirkte der Fünfer sehr abgekämpft und müde. Besonders
Markus Toivonen (g/v) zog ein Gesicht, als ob er ziemlich
angepisst wäre, zudem dröhnten die Vocals von Petri Lindroos
(v/g) anfangs kaum hörbar aus der Anlage und der gesamte
Ensiferum Sound erklang sehr «schwammig». Zwar konnte die Band
mit Songs wie «One More Magic Potion», «Deathbringer From The
Sky», «Athi» und «Token Of Time» das Publikum vor der Bühne
begeistern, ja selbst 1-2 Crowdsurfer waren zu erblicken und
gelegentlich konnte die Band dem Mob auch ein lautes «hei hei
hei» entlocken, doch insgesamt verlief der Auftritt nordisch
kühl. Ja selbst Bassist Sami Hinkka, der sonst immer so was wie
ein Unterhaltungsgarant bei Ensiferum ist, hielt sich sehr
zurück und irgendwie kam das Gefühl auf, dass Ensiferum an
diesem Festival völlig fehl am Platze waren. Neben dem Pulk vor
der Bühne wirkte die restliche Masse an Festivalbesuchern eher
gelangweilt, was jedoch irgendwie die Stimmung der Band
widerspiegelte. Als dann Petri beim Song «Iron» das berüchtigte
«Tätärärää-Tätärärää» von Publikum abverlangte, war die Antwort
nicht mehr als ein Flüstern im Wind. Für mich war dies mit
Abstand der schlechteste Auftritt von Ensiferum, welchen ich je
gesehen hatte, kein Vergleich zu Huttwil oder kürzlich in Wacken,
wo die Finnen hingegen begeistern konnten. (wsh)
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Rage
Kann Musik kurzweilig sein? Definitiv ja, denn was uns Rage da
um die Ohren gehauen haben, war in Windeseile vorbei, obwohl die
normale Spielzeit eingehalten wurde. Rage heizten das Publikum
ein, obwohl es durch den Sonnenschein ohnehin schon genug heiss
hatte. Bassist und Sänger Peavy Wagner, Gitarrist Viktor Smolski
und Neuzugang André Hilgers am Schlagzeug waren extrem
motiviert, lachten um die Wette und schmetterten Songs wie «Carved
In Stone», «Going Down» oder «No Regret» in die Menge. Letzteres
war insofern interessant, als dass heute keine Chöre ab Band
eingesetzt wurden und Peavy auch auf sich alleine gestellt eine
epische Stimmung aufbauen konnte. Zum ersten Mal an diesem Tage
war der Sound nicht zu basslastig eingestellt, so dass man ohne
Mühe dem Meister-Smolski lauschen konnte. Zum Schluss gab es
noch das von der Tour bekannte Medley aus «Long Hard Road», «Higher
Than The Sky» und «Dont You Fear The Winter». Dieses Medley
konnte sogar darüber hinwegtäuschen, dass mit «Straight To Hell»
der grösste Rage-Hit ausgelassen wurde. Schön, dass sich Rage
mit ihren fast 20 Alben nicht nur auf ihre wichtigsten Stücke
konzentrieren, sondern auch immer wieder Platz für neue und
andere Songs freihalten. So macht Heavy Metal Spass! (rog)
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White Lion
Die Band machte grundsätzlich alles richtig. Mike Tramp und
seine neuen Mitstreiter legten gleich mit den Klassikern «Hungry»,
«Little Fighter» und «El Salvador» (überraschend) los und
gewannen das Publikum sofort für sich. Besonders erfreulich auch
die sehr druckvollen Drums wie auch die fetten Gitarren, welche
die Songs sofort um einiges härter und auch richtig frisch
ertönen liessen. Mike Tramp gab sich sichtlich grosse Mühe,
setzte auf viel Bewegung, ja hüpfte fast wie ein junger Hase
über die Bühne und versuchte fast alle seine Ansagen, zur Freude
des Publikums, in gebrochenem Deutsch zu artikulieren, was dem
Auftritt ab und zu einen etwas amüsanten Grundton verlieh. Für
alt eingefleischte Hardrock Fans war es schon fast ein Fest der
Sinne, als «Wait», «Tell Me» und «Broken Heart» erklangen. So
war es auch nicht erstaunlich, dass das Publikum lauthals
mitsang und die Band abfeierte. Unerwartet gut kam auch «Dream»
von der neuen Scheibe «Return Of The Pride» an. Nur beim finalen
«Sangre De Cristo» war deutlich zu sehen, dass das neue Material
noch nicht so in den Gehörgängen der Besucher festsass. Die
anwesende Masse wollte eben die alten Hits hören und diese
wurden zur Freude aller knackfrisch serviert. Allerdings war die
Stunde Spielzeit viel zu knapp bemessen und die Herren hätten
locker noch länger rocken dürfen. So mitreissend der Gig auch
war, so grauenvoll wirkte er jedoch zwischendurch. Grund dafür
war wiederum der gute Mike, der insgesamt zwar eine tolle Show
auf die Bretter brachte, stimmlich aber mindestens zeitweilig
die Ohren folterte. Gerade bei «Wait» traf er kaum einen Ton und
«All The Fallen Men» kam im Refrain absolut kraftlos daher und
«Little Fighter» war echt eine Qual. Es tönte etwa so, wie ich
in der Dusche singen würde, und das geht definitiv unter keine
Kuhhaut! Es war sehr schade, denn die Band verrichtete zum sehr
gut abgemischten Sound einen hervorragenden Job. (wms)
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Great White
Es mutete bereits auf dem Papier verheissungsvoll an, dass
gleich zwei absolute Genre-Grössen nacheinander ihren Auftritt
absolvieren sollten. Der weisse Löwe oder was noch von ihm übrig
geblieben ist, vermochten über weite Strecken auch mich zu
überzeugen. Gleiches erwartete ich jetzt natürlich auch von
Great White, dessen Schweizer Gastspiel im vergangenen Jahr
mitunter zum Besten gehört, was meine Wenigkeit live miterleben
durfte. In Balingen spielt wie wie gesagt die grosse Bühne
jeweils eine entsprechende Rolle und natürlich auch die
Tageszeit. Beides hinderte Jack Russell & Co. freilich nicht im
Geringsten daran, eine weitere Demonstration ihrer Stärke und
Authentizität abzuliefern. Gleich von Anfang an punkteten die
Amis beim Publikum und es dauerte nicht lange, bis White Lion
deutlich abgehängt wurden. Es rockte ohne Ende und der mit
seinem zotteligen Kurzhaarschnitt ausgestattete Sänger bügelte
die etwas verlebt wirkende Optik mit vorzüglichem Gesang und
Ausstrahlung mehrfach wieder aus. Auch der Rest der Band liess
nichts anbrennen und stand mit dieser Leistung Kollegen der
Währung Thunder oder Y&T in Nichts nach. Nebst einigen Perlen
der Vergangenheit, kam auch der eine oder andere Song vom neuen
Album «Back To The Rhythm» zum Zug. Müssig zu erwähnen, dass die
Jungs eh gut drauf waren und deshalb einen tollen Auftritt
hinlegten. Guter Sound, zeitlose Songs und viel Freude an der
Sache! Was will man mehr?! (rsl)
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Iced Earth
Als letzte Anheizer vor der «Rockoper des Jahres» walteten die
Amis von Iced Earth mit dem zurück gekehrten Matt Barlow am
Mikro. Die Jungs legten einen überzeugenden Set hin, der von der
Songauswahl her einen guten Querschnitt durch das Repertoire
bot. Man merkte Jon Schaffer & Co. schon an, dass sie absolute
Profis sind und ihr Handwerk verstehen. Die Gitarren rockten
fett aus den Boxen und wurden dabei sehr tight von den Drums und
dem Bass unterstützt. Bei Sänger Matt gab es vom Gesang her auch
keine Klagen anzubringen, gerade seine hohen Screams gingen
einem durch Mark und Bein. Leider hatte er, meiner Meinung nach,
einfach zu wenig Austrahlung, was zum einen halt schon auf die
fehlende Langhaar-Matte reduziert werden konnte. Ein Kahlkopf
wirkt nun mal nicht gleich wie Haare bis zum Arsch runter! Zudem
kam das Ganze einfach irgendwie zu kühl rüber. Die Fans feierten
jedoch Songs wie «10000 Strong» oder das finale «Iced Earth»
trotzdem lautstark wie begeistert ab. Zwei Tage zuvor in Huttwil
kamen sie aber noch einen Tick besser rüber. (and)
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Queensrÿche
1988, als der Rezensent gerade mal ein paar Monate alt war,
erschütterten Queensrÿche um Ausnahmesänger und Songwriter Geoff
Tate mit ihrer epischen Prog-Metaloper «Operation Mindcrime» die
Rockwelt eine Scheibe, die heute noch als Meilenstein gilt. Als
man 2006 dann Teil 2 der Geschichte um den psychisch kranken
Killer und Helden Nikky veröffentlichte waren die Erwartungen
gross, die Enttäuschung Vieler leider auch. Zu platt und
uninspiriert das Material, zu mager und drucklos der Sound. Als
das BYH-Team nun bekanntgab, dass Queensrÿche als Headliner des
Freitags mit der kompletten Mindcrime-Inszenierung nach Balingen
kommen würden, da waren zwei Dinge klar: Einerseits war ein
Spektakel garantiert, andererseits würde es für die Herren aus
Seattle mehr als schwierig werden, Teil 2 der Show spannend und
reizvoll über die Bühne zu bringen. Doch jede Geschichte hat
einen Anfang: Hinterhof-Atmosphäre beschwören die in
Backsteinoptik gehaltenen Aufbauten, im Hintergrund das
klassische Queensrÿche-Logo.
Nach 20 min. Verspätung richtet das Publikum gespannt seinen
Blick auf die Bildschirme links und rechts neben der Bühne, auf
welchen ein in 80er-Jahreoptik gehaltener Comic erscheint, dann
lauter
Industrial-Sound und dann: «I remember now, I remember how it
started...». Die Band betritt die Bühne (Exzentriker und
Saitenmalträtierer Mike Stone dieses Mal mit schwarzer Maske)
und zum Start von «Revolution Calling» marschieren ca. 30
Perkussionisten auf die Bühne. Opulent mutet die Szenerie an,
die einen Augenblick später von einem hyperaktiven und
theatralisch gestikulierenden Geoff Tate beherrscht wird, der in
Lederjacke voller Dramatik und Können singt was das Zeug hält
und dabei Anti-Bush-Schilder in die Höhe hält. Das nenn ich mal
einen Start! Mehr beeindruckt geniessend oder wie einige
Banausen auch gelangweilt, hält sich das Publikum eher still,
singt aber bei Refrains wie dem darauffolgenden Titeltrack, bei
welchem Pamela Moore als Sister Mary erstmals auf die Bühne
tritt (singt wie schon am Rocksound hervorragend, ganz anders
damals Tate), euphorisch mit. Wie Musical-Darsteller mit
Headsets ausgestatt tollen die beiden Stimmen über die Bühne,
nutzen die verschiedenen Podeste aus, während die Band tight
(über Stones experimentelles Gitarrenspiel kann man streiten)
und mit bestem Sound das ganze kraftvoll unterlegt. «Speak», «Spreading
The Disease» oder «The Mission», allesamt Übersongs, werden
gekonnt in Szene gesetzt, sei es durch das Acting der singenden
Charakteren (deren Stimmen zeitweise verdammt laut sind) oder
durch die Screens, auf denen gekonnt Livemitschnitte,
Animationen, Comics und Schriftzüge vermischt werden. «Suite
Sister Mary», «The Needle Lies» (bei welchem die Drogenthematik
beklemmend umgesetzt wird), «Breaking The Silence» und vor allem
das emotionale «I Don't Believe In Love» rufen immer wieder
Gänsehaut hervor, das Highlight des ersten Teils ist aber «Eyes
Of The Strangers», das phänomenale Finale #1, bei welchem noch
einmal die Perkussionisten-Truppe auf die Bühne schreitet und
den immer noch quickfidelen und agilen Tate in Sachen Bombast
unterstützt. Kaum ist «Operation Mindcrime» dann fertig
dargeboten, so bekommt man auffallend mehr Platz vor der Bühne,
denn «Operation Mindcrime II» würde schwächer ausfallen. Doch
auch Kritiker müssen eingestehen: Durch Musical-Flair und
filmischer Darbietung kann zwar nicht das Niveau der Songs,
jedoch aber der Unterhaltungsfaktor gesteigert werden und so
machen die eröffnenden Nummern «I'm American» (Persiflage auf
den kaltblütigen amerikanischen Neoliberalismus), «One Foot In
Hell», «Hostage» (bei welchem Tate als Nikky auf der Anklagebank
sitzt) und auch «The Hands» wirken kurzweilig und tausendmal
besser als auf Scheibe, nur schon wegen dem druckvolleren Sound.
Danach
gerät die Show jedoch in die selbe Falle wie die ihr zu Grunde
liegende Platte: Zu einfallslos, zu plätschernd das Dargebotene
und zu Hörende, auch wenn das eine oder andere Mal (z.B. Bei «The
Chase», dem Track, welchem Dio seine Stimme lieh und die an
diesem Abend eingespielt wurde, genauso wie das runzelige
Gesicht des Sangesgott) wieder das Genie Tates und der ganzen
Band aufblitzt. So wird in der Folge mehr ausgeharrt, als
wirklich mitgefiebert, auch wenn die ganzen schau-spielerischen
Intermezzos der Geschichte mehr Identität und Charakter zu geben
vermochten. Aber auf was warten? Auf die Zugaben, denn ist
«Operation Mindcrime II» mit dem flachen «All The Promises»
endlich mal vorbei, so geht es nicht lange, bis Geoff Tate und
seine Mannen zurück auf die Bühne kommen und unter dem Jubel der
noch Anwesenden noch schnell vier Klassiker auspacken: «Walk In
The Shadow» von «Rage For Order», «Jet City Woman», «Empire» und
«Silent Lucidity», die allesamt vom nach dem zweitletzten Song
benannten Killer-Album von 1990 stammen. Als ich dann die
Hitparade ausgelassen mitgröhle und Mr. Rockslave nebendran noch
fleissig mit seiner Kamera auf die Bühne zoomt, werfen die
Veranstalter Horst und Jagger riesige Ballons, gefüllt mit
Konfetti, ins Publikum, von welchen natürlich einer genau über
uns hart arbeitenden Metalfactorianer platzt. Beriselt von
superbem Sound und Papierstückchen fand so eine letztlich doch
starke Show ihr Ende, die jeder Queensrÿche-Fan mal gesehen
haben muss und die meilenweit von dem unterirdischen Auftritt in
Huttwil entfernt war. (kis)
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