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Stallion
Man kann über drei Tage BYH!!! denken was man will, aber Fakt
ist, dass der dadurch später angesetzte Beginn des Festivals
sowohl für die jeweiligen Opener-Bands wie die Fans nur Vorteile
bringt. Dass dem so ist, sah man unweigerlich an der bereits
ganz ordentlichen Schar Fans, die sich für die erste Band vor
der Bühne eingefunden hatten. Die diesjährige Ehre kam den
deutschen Thrash Speed Metallern von Stallion zugute. Optisch
zwar um Jahrzehnte verpeilt, liess es der agile Fünfer aus dem
Süden (Baden-Würtemberg) zu Beginn mal ordentlich krachen und
setzte alles daran, dass man Notiz von ihnen nahm. Dazu gehörte
auch das entsprechende Posing, das alles hergab. obwohl der
Sound schon erstaunlich gut war, konnte das Songmaterial auf
Dauer nicht ganz mithalten. Mal drangen Running Wild oder Gamma
Ray schon fast penetrant durch. Nichtsdestotrotz hatte es vor
allem Frontmann Pauly voll drauf und bewies mehr als einmal,
dass seine Stimme perfekt zum Sound von Stallion passt. Der
Unterhaltungsfaktor war auf jeden Fall gegeben und in den ersten
paar Reihen sah man schon einige Matten herum fliegen. Ob
Stallion über die kompositorische Entwicklungsfähigkeit
verfügen, um dereinst mal bei so einem Festival weiter oben im
Billing stehen zu können, müssen sie in der nächsten Zeit aber
erst mal unter Beweis stellen. Nur etwas Hype und viel Geschrei
darum herum reicht in der heutigen Zeit längst nicht mehr, um
den Kahn nachhaltig auf Kurs halten zu können. Heute hat es auf
jeden Fall gepasst und was gibt es Besseres, wenn man als Opener
bereits mit lautstarkem Applaus verabschiedet wird. (rsl)
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Leatherwolf
Sie besitzen noch immer einen Kult-Status in der Szene.
Leatherwolf, die Jungs aus Huntington Beach in Kalifornien waren
aber auch immer eine Band, die zwischen Stuhl und Bank sass. Für
die einen zu filigran, für die anderen zu posig. Was in all den
Jahren überlebte, ist die nach wie vor sackstarke Stimme von
Michael Olivieri und das packende Zusammenspiel der Gitarren.
Schon nach «Spiter» wurde das Quintett von den Fans mit lauten
«Leatherwolf»-Chören abgefeiert. Die alten Helden der 80er
befanden sich von diesem Moment an auf einer Erfolgswelle, die
es in sich hatte. Greift Michael noch zur dritten Gitarre,
präsentieren Leatherwolf allen Iron Maidens auf dieser Welt, wie
eine Triple-Axe zu klingen hat. Lieder wie der Mega-Stampfer
«Street Ready», die unter die Haut gehende Halbballade
«Hideaway», «Wicked Ways», die wahnsinnigen Doppel-Leads bei
«Alone In The Night» und der Überhammer «Thunder» gehören zum
guten Ton jedes Metallers und Rockers, und wem hier nicht Pippi
in die Augen schiesst, gehört definitiv zu den emotionslosen
Eisbrocken. Die Truppe kam dank Michael extrem fanfreundlich und
sympathisch rüber. Den einzigen Kritikpunkt den man den Jungs
machen kann, ist, dass die Band eher zusammengewürfelt, denn als
homogene Einheit auf der Bühne stand. Dass wir bei der Heimfahrt
am Deutsch/Schweizer Zoll zufälligerweise einen netten Ami
trafen, der sich als Michael Olivieri vorstellte, ein nervendes
Navi-Problem zu Protokoll gab (das unser Rockslave löste) und
mit dem man locker über den Auftritt und seinen bevorstehenden
Europa-Urlaub unterhalten konnte, machte den einstigen Rock-Star
umso sympathischer. (tin)
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Babylon A.D.
Ganz ehrlich, die Band ging an mir in den 80er-Jahren völlig
vorbei. Auch wenn ich mir noch heute One-Hit-Wonder der Sorte
Hericane Alice, Tuff, Wildside oder Vain mit viel guten Gefühlen
anhöre, Babylon A.D. lagen nie auf meinem Plattenteller,
geschweige denn in meinem CD-Player. Warum dies so ist, wurde
schon nach den ersten Klängen klar. Der Hardrock der Truppe aus
San Francisco hat nichts, was mich fasziniert oder packt. Liegt
vielleicht auch daran, dass ansonsten meine Ohren eher mit
harten Thrash-Klängen aus dieser Gegend (Bay Area) konfrontiert
wurden. Babylon A.D. bemühten sich in Balingen, konnten den
Auftritt von Leatherwolf aber niemals toppen. Musikalisch
klingen die Herren wie eine mittelmässige Kopie von Y&T, ohne
deren Level auch nur ansatzweise zu erreichen. So erklangen
«Shot o' Love» oder «Maryanne» zwar mit einem gewissen
Spassfaktor, mehr aber auch nicht. Die teils langen Pausen
zwischen den Liedern trugen ausserdem auch nicht gerade dazu
bei, dass die Euphorie im Publikum grösser wurde, Selbst die
David Lee Roth-Karatesprünge von Sänger Derek Davis steigerten
die Stimmung nur minim. Was wollen Babylon A.D. denn nun
verkörpern? Eine Biker-Band oder eine Poser-Truppe? Dazu fehlten
allerdings die langen Haare und teils auch das Posing. Nun ja,
einen gewissen Applaus konnten die Herren dennoch für sich
gewinnen. Im direkten Vergleich mit Leatherwolf kackten die
Landsleute aber deutlich ab. Auch wenn gesanglich alles sehr gut
war, die Shouts lagen nahe bei Sammy Hagar, und mit «…do you
like Michael Schenker?» und «Lights Out» von UFO der
Schlusspunkt gesetzt wurde, ein Highlight war dieser Auftritt
definitiv nicht. (tin)
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Battle Beast
Obwohl man vielleicht das Gefühl hat, dass die finnischen Heavy
Metaller um Blondschopf Noora Louhimo noch nicht so lange in der
Szene mitmischen, gehen die Anfänge zurück bis 2005 und in
dieser Zeit hat sich das Line-Up schon ein paar Mal geändert.
Der prägendste Wechsel, nämlich am Gesang, ist allerdings auch
schon wieder vier Jahre her, als Nitte Valo ihren Posten eher
überraschend für ihre Nachfolgerin Noora räumte. Die heute
27-Jährige vermochte jedoch locker in die Fussstapfen zu treten
und verlieh Battle Beast neuen Glanz, der inzwischen auf zwei
der drei full lenght Alben dokumentiert ist. Miss Louhimo, die
ja auf «Liferider», der 2015er Scheibe der Schweizer Melodic
Hardrocker Crystal Ball, mit dem Duett «Eye To Eye» ebenso
überzeugen konnte, passt bei ihrer Band Battle Beast natürlich
wie Arsch auf Eimer, und genau das traf auch auf die heutige wie
stets energetische Performance der Finnen zu. Obwohl der
Keyboard-Sound zwischendurch hart an der Grenze dessen gefahren
wird, was bei mir die Ohrluken auf die Stellung "schliessen"
setzen lässt, steht mit Janne Björkroth ein Musiker aus Fleisch
und Blut auf der Bühne. Somit stimmt das Gesamtpaket und mit der
vor allem mit der im Gesicht und den Haaren aufgebretzelten
Frontfrau zogen Battle Beast als "Roxette des Metals" ihre Show
gekonnt durch. Songs wie der melodische Rocker «Out On The
Streets», der rasante Speedster «Fight, Kill, Die» oder der
krachende Midtempo-Stampfer «Black Ninja» bewiesen Abwechslung
mit zwingendem Ohrwurmcharakter und sorgten so für eine tolle
Stimmung. Dass Petrus nicht ganz der gleichen Meinung war und
ein paar Regentropfen auf den Messeplatz runter schickte, konnte
der megatighten Performance der Finnen nichts anhaben, und
Nooras absolut geile high pitch screams waren nicht von dieser
Welt. (rsl)
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The Dead Daisies
Dass nun der Auftritt einer amerikanischen "Supergroup" bevor
stand, manfestierte sich gleich mal mit der Verspätung von einer
satten Viertelstunde! Da lief bisher vom time schedule her alles
wie am Schnürchen, aber scheinbar dauert der Umbau für die
Herren Corabi, Aldrich, Mendoza, Lowy und Tichy halt länger als
bei den anderen. Das war vorneweg schon mal ziemlich ärgerlich,
denn allfälliges Stargehabe hin oder her..., The Dead Daises
sind in der Tat eine Wahnsinns-Truppe und seit dem Einstieg von
Doug Aldrich (Ex-Whitesnake, Ex-Dio, Ex-Bad Moon Rising und
Ex-Lion) sind die Jungs wirklich saumässig gut. Im Vorfeld des
anfangs August escheinenden dritten Albums «Make Some Noise»
(was für ein treffender Titel!) und der Hallentour dazu,
beehrten uns die Amis also auch festivalmässig und als sie dann
endlich vollzählig auf der Bühne standen, war der Bär schon bald
am Tanzen! Es war einfach nur der pure Genuss, diesen
Profimusikern zuzusehen und zuzuhören. Der etwas zottelig
aussehende John Corabi spielte schon bald seine
Entertainer-Qualitäten aus und ergänzte seine hochkarätige
Hintermannschaft bestens. Das etwas überdreht wirkende Posing
von Bassist Marco Mendoza wirkte mit der Zeit etwas gar
ausgesetzt, aber die Riege der Fotographen, zu denen ich ja auch
gehöre, fand das natürlich toll und so enstanden richtig gute
Fotos. Songtechnisch zierten neben dem eigenen guten Material
diverse Covers wie «Midnight Moses» (The Sensational Alex HArvey
Band), «All Right Now» (Free) oder «Helter Skelter» (The
Beatles) die Setliste. Was bei vielen anderen Bands oftmals
keine grosse Freude aufkommen lässt, bereitet den toten
Margritchen keinerlei Schwierigkeiten. Mehr noch, denn ihre
Versionen haben echt Dampf drauf! Warum man dann aber Brian
Tichy noch ein mehrminütiges Drum-Solo (bei rund elf Minuten
Overtime!) anstatt einem weiteren Song zugestand, wollte sich
mir partout nicht erschliessen. Trotzdem war das bis hierhin der
klar beste Auftritt des diesjährigen BYH!!!-Festivals, und die
Erwartungen an die neue Scheibe sind sehr hoch, um nicht zu
sagen gigantisch! (rsl)
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DragonForce
Die Engländer von DragonForce stürmten als nächste Band die
Bühne - und zwar gefühlt zu Pferde (oder sogar zu Einhorn, um
den Kitschfaktor einzurechnen) und mit dramatisch wehenden
Fahnen. Marc Hudson, seit 2011 Sänger der Melodic Power
Speed-Truppe, begrüsste die Menge auf Deutsch, was ihm
begeisterte Sympathierufe von einigen Zuschauern einbrachte -
allerdings nicht grade vom kompletten Festival. Ich stehe mit
meiner Meinung, dass DragonForce schon ein ziemlich grosses
Nervpotenzial aufweisen, nämlich alles andere als alleine da.
Irgendwie hörte sich das hier an wie Walt Disney auf Speed oder
My Little Pony in Fast Forward. Nicht umsonst wird der Sound der
Engländer auch als „Nintendo-Metal“ bezeichnet und ihre grösste
Fangemeinde findet sich in Asien. Die Bang Your Head!!!-Crowd
war von dem Tempo zu so früher Stunde eindeutig noch etwas
überfordert und sah der sich enorm abmühenden Truppe etwas träge
zu. Nicht einmal die akrobatischen meterhohen Luftsprünge des
Mannes am Keyboard halfen, die müden Massen zu motivieren.
Nichtsdestotrotz brachten DragonForce eine professionelle Show
in ihrem atemberaubenden Tempo auf die Bühne und lieferten
geballtes musikalisches Können. Lead-Gitarrero Herman Li
überzeugte wie immer auf ganzer Linie und auch an den Vocals
hatte das Sextett mit Marc einen Trumpf in der Hand, der beim
Anfang zu „Wings of Liberty“ solo zeigte, dass er auch die ganz
ganz hohen Töne trifft. Vor allem beim Überhit «Through The Fire
And Flames», der es ins Game "Guitar Hero" geschafft hat, wusste
die Band zu begeistern. Die melodischen Refrains der Briten
besassen absoluten Ohrwurmcharakter und obwohl sie mehr als hart
an der Grenze vom Epischen zum Kitsch entlang schrammten, sangen
die Fans beim letzten Song begeistert das „Ohohooooh“ mit und
blieben danach erheitert, erfreut und definitiv wacher als
vorher zurück. (luc)
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Candlemass
Krasser könnte der Kontrast zwischen zwei nacheinander folgenden
Bands kaum sein: Direkt nach DragonForce betraten nämlich
Candlemass die Bühne. Schade, dass es noch taghell war und die
Sonne schien, das passte so ganz und gar nicht. Die schwedische
Doom Metal-Institution schlug Töne an, wie sie zum Drachen- und
Prinzessinnen Metal der vorher-gehenden Truppe kaum
unterschie-dlicher hätte sein können. Zwar ist der Sound von
Candlemass durchaus auch als episch zu bezeichnen, aber er ist
komplett unkitschig. Intensiv, voller Tiefe, atmosphärisch und
erhaben, das sind Candlemass. Und mit dem mittlerweile nicht
mehr ganz so neuen Sänger Mats Levén am Mikrophon kommt auch
noch eine grosse Portion Humor dazu - neben seiner wirklich
unfassbar guten Stimme natürlich. Gesanglich überzeugte der Mann
komplett und er hatte ausserdem eine sehr starke Präsenz, die
man bei seiner im Vergleich zum Vorgänger Messiah doch nicht
gerade beträchtlichen Leibesfülle nicht erwarten würde.
Hoffentlich darf Levén auch endlich mal auf einem Studioalbum
zeigen, was er drauf hat. Passend zum dunklen, düsteren Sound
der Schweden fing es in der Hälfte des Sets aus dem Nichts an
wie aus Kübeln zu schütten - doch eine grosse Zahl Fans blieb
dennoch vor der Bühne, wie hypnotisiert von der grandiosen
Performance der Doomster. Sänger Mats Levén kommentierte die
Sintflut nur lapidar mit „Well, we’re Candlemass, so this
weather is just fine and very appropriate“. Getrübt wurde der
sonst beeindruckende Gig von Candlemass allerdings durch die
Tatsache, dass am Bass nicht der Mastermind und das letzte noch
verbliebene Gründungsmitglied Leif Edling dabei war - und gegen
Ende des Sets versaute die Crew, die Technik oder der
Wettergott, wer weiss das schon, wer da Schuld hat, ein Sample.
Dies überspielten die Schweden aber routiniert und so blieb die
Menge fast erschlagen zurück - ein Wahnsinns-Auftritt! (luc)
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Carcass
Nach Candlemass gehörte die Bühne wiederum einer britischen
Band, aber diesmal einer, die alles andere als Disney und
Nintendo verkörpert. Als Co-Headliner standen dieses Jahr keine
Geringeren als Carcass auf dem Programm! Und nicht nur ich
freute mich tierisch auf ihren Auftritt, denn der Kadaver-Trupp
liefert eigentlich immer voll ab und hat in seiner Karriere
schon weit mehr als einen Klassiker veröffentlicht. Das Quartett
steht gleichsam für giftiges Riffing und hartes, aber dennoch
melodiöses wie eingängiges Songwriting. Das ideale Publikum ist
das für die Erfinder des Grindcore auf dem Bang Your Head!!!
zwar nicht unbedingt gewesen, denn hier ging es doch etwas
nüchterner und simpler zu Gange als bei den meisten anderen
Bands des Festivals. Der zweite Ur-Member und Gitarrist Bill
Steer sowie der 2012, nach dem Abgang von Michael Amott (Arch
Enemy, Spiritual Beggars), nachgerückte Ben Ash hatten auf jeden
Fall sichtlich Spass und ergänzten sich kongenial zu fetten
Riffs und rasanten Soli. Nichtsdestotrotz reckte ein Grossteil
der Besucher bereits zu den ersten Klängen von «1985», dem Intro
der neuesten Scheibe „Surgical Steel“, deren Cover auch als
flächendeckendes Backdrop die Bühne schmückte, kollektiv die
Pommesgabeln in die Luft. Das Set beinhaltete nicht nur Tracks
des neuesten Outputs, sondern auch Klassiker von „Heartwork“ und
„Swansong“. Jeff Walker schien dann mit der Leistung des
Publikums in Sachen Begeisterung allerdings nicht ganz zufrieden
zu sein, denn er fragte mehrmals, ob denn hier auch einige
Carcass-Fans anwesend seien oder alle nur auf Slayer warten
würden! Unter dem Strich war es dennoch ein mehr als gelungener
Auftritt, und wer Carcass zuvor noch nie gesehen hatte, dürfte
zumindest positiv überrascht worden sein. (luc)
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Slayer Die amerkanische
Thrash-Ikone ist momentan kaum zu übersehen und überhören. An
(fast) allen Festivals präsent und mit einer weiteren eigenen
Tour unterwegs. Die Jungs um Tom Araya sind wirklich
omnipräsent. Eigentlich kann ich locker auf den Live-Bericht vom
Sonisphere in Luzern verweisen, damit ihr wisst, wie sich der
Vierer präsentierte. Und doch war an diesem Donnerstagabend in
Balingen einiges noch eine Spur tighter, wilder und
gefährlicher. - Obschon «Hell Awaits» wieder nicht gespielt
wurde! - Das lag auch daran, dass Mister Araya dieses Mal nicht
heiser war und er einen bedeutend agileren Eindruck hinterliess.
Auch wenn seine bangenden Momente von früher der Vergangenheit
angehören, er ist und bleibt einer der charismatischsten Sänger
auf der Bühne. Speziell sein Bass-Sound schlug Löcher in den
Magen und mit seinen Knochen zersplitternden Screams stachelte
er die Maniacs noch mehr an. «Have you fun? Some fucking fun?»
Und wie die Besucher den hatten. Crowdsurfer suchten sich ihren
Weg über die Reihen und Köpfe der Fans und liessen ihre Helden
feiern. Neben Tom war es einmal mehr Gary Holt, der viel in
Bewegung war, kaum stehen blieb und bangend, posend und mit
vielen wilden und schnellen Leads auf sich aufmerksam machte.
Kerry King blieb an diesem Abend eher der Standbanger. Es schien
auch, dass er schon weniger angepisste Momente auf der Bühne
verbrachte, stand er doch oft neben dem Drumriser mit dem Rücken
zum Publikum. Trotzdem, seine Erscheinung hat nach wie vor etwas
sehr Dämonisches und passt bestens zum Bild und dem Sound von
Slayer.
Trommler Paul Bostaph schlug wie ein Verrückter
auf sein Arbeitsgerät ein. Unglaublich, was der Junge alles aus
seinen Muskeln heraus holte und die Band unaufhaltsam voran
trieb. Auch wenn die neueren Tracks («Repentless», «You Againts
You») sich gut in das Set integrierten, es waren die alten
Klassiker, der ersten vier Alben, welche die Slayer-Fans hören
wollten. Ob dies nun «War Ensemble» mit einer unglaublichen
Wucht und einem Todesschrei, «Mandatory Suicide», «Dead Skin
Mask», das noch immer nichts von seinem Angst einflössenden
Flair verloren hat, «Seasons In The Abyss», das finstere «South
Of Heaven», «Raining Blood» und der Rausschmeisser «Angel Of
Death» waren, die Setliste knallte ohne Ende. Erstaunlicher- und
erfreulicherweise fanden gleich vier Lieder des Debütalbums
«Show No Mercy» den Weg in die Setliste. Mit «Fight 'till
Death», «Black Magic», endlich wieder «The Antichrist» und «Die
By The Sword» (was für eine Show von Gary!) kramten die Amis
tief in der Mottenkiste. Das Licht war den jeweiligen Sounds und
der entsprechenden Atmosphäre bestens gewählt. Die Stimmung im
Publikum gut, aber für Slayer-Verhältnisse schon fast
lethargisch. Mit der Ansage zu «Dead Skin Mask» in Form von «You
give love, we give love, everybody loves» hatte der Shouter den
Lacher auf seiner Seite. Es war schlussendlich eine gute
Headliner-Show, die sicher besser war als jene in Luzern, aber
dennoch schlechter als eine der legendären Club-Shows. Ein
würdiger Headliner für den Donnerstag waren Slayer sicher,
allerdings litt die Resonanz des Publikums stark unter den
verhältnismässig wenigen Zuschauern. Hätten Slayer den gleichen
Aufmarsch wie Twisted Sister oder Iced Earth verbuchen können,
wäre der Bär, denke ich mal, klar mehr am Tanzen gewesen. (tin)
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In der Halle am Donnerstag (1. Tag)
Voodoo X
Auf diese Show war ich sehr gespannt. Die
Truppe um den ehemaligen Nena-Keyboarder Uwe
Petersen und den Crown Of Thorns-Mastermind Jean
Beauvoir standen für diesen Auftritt wieder
gemeinsam auf der Bühne. Unterstützt von
Gitarrist Tommy Lafferty startete der Fünfer mit
«Voodoo Queen». Einem der wohl grössten Hits der
Truppe. Auch wenn die
Soundverhältnisse zu
Beginn alles andere als gut waren für die
Musiker, mit der Zeit steigerten sich die Herren
in einen wahren Spielrausch. Angeführt und
angestachelt von Jean, der mit seinem
platinblonden Irokesenhaar-schnitt der absolute
Brüller war. Gesanglich war Mister Beauvoir eine
verdammte Bank. Nur bei den ganz hohen Tönen
hört man kleine Unsicherheiten, aber ansonsten
brillierte er auf der ganzen Linie. Die Truppe
liess es sich auch nicht nehmen, mit «Dying For
Your Love» einen Crown Of Thorns-Track zu
spielen, der bestens zu den Voodoo X-Lieder
passte. Logisch war der Sound teils recht
«plüschig». Klar ist der Refrain zu «A Lover
Like You» schnulzig, aber was Voodoo X an diesem
Abend präsentierten, war einfach eine geile
Rock-Show! Wenn dann der Bassist mit seinem
Zylinder und einer Feder wie ein Voodoo-Priester
aussieht, bekommt ein Track wie «Voodoo Queen»
noch einen zusätzlichen Bonus. Jean führte mit
Lockerheit und viel Spass in den Backen durch
den Gig, flirtete mit den Mädels, musste immer
wieder seine Lederhose richten (!!!) und genoss
den grossen Applaus in vollen Zügen. Es war fast
wie eine Wiederauferstehung, die Seinesgleichen
sucht. Und der einzige Wermutstropfen war, dass
die Coverversion von Led Zeppelins «Rock'n'Roll»
als Schlusspunkt herhalten musste. Jungs, warum
nicht ein weiterer Crown Of Thorns-Track, denn
«Rock'n'Roll» kann nur eine Band richtig gut
covern, und die heisst Great White. (tin)
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