Bang Your Head !!! - Festival 2016
Samstag, 16. Juli 2016 (Dritter Tag) / Balingen (D) - Messegelände
By Rockslave (rsl), Tinu (tin) und Lucie (luc) - All Pics by Rockslave & Tinu
Black Trip
Nach den zwei in der Tat überraschend guten Openern der beiden Vortage fand man mit den Schweden von Black Trip eine ebenso interessante Truppe aus Schweden, wo unter anderem der ehemalige Enforcer-Trommler Jonas Wikstrand mit dabei ist, der auf Daniel Bergkwist (Ex-Wolf) folgte. Letzterer gründete zusammen mit Peter Stjärnvind (Krux, Ex- Entombed) die Band Black Trip bereits im Jahre 2004. Bis zum ersten Demo mit dem schrägen Titel «Tvář Ďábla» dauerte es dann allerdings satte acht Jahre, und die beiden full lenght Alben «Goin' Under» (2013) und «Shadowline» (2015) fanden auch noch keine Zeit zum Ansetzen von Staub. Dass die Schweden aufgrund ihrer vorherigen Wirkungsstätten ihren Stil wohl beibehalten würden, lag nahe und das klang dann auch so. Das heisst also Heavy Metal mit Schmackes, der Vibes der alten Iron Maiden, Judas Priest sowie Thin Lizzy aufgreift. Was auf dem Papier bereits interessant daher kommt, bestätigte sich darauf auch auf der Bühne und die wiederum schon ganz ordentlich aufmarschierte erste Fanschar sah eine spielfreudige Truppe, die sich im Wesentlichen den Songs vom aktuellen Album (siehe oben) widmete. Beim zweiten Song «Danger» waren die Anleihen aufgrund der töften Twin-Soli bei Phil Lynott & Co. nicht zu überhören, aber immerhin setzte der Gesang von Frontmann Joseph Tholl (der bei Enforcer bekanntlich Gitarre spielt!) eigene Akzente. Während «Berlin Model 32» ordentlich vorwärts stampfte, verströmte der Titeltrack «Shadowline» eher hardrockige Momente. Diese Mischung schien bei den Metalheads ganz gut anzukommen, und damit hatte man also tatsächlich einen dritten starken Festival-Opener verpflichten können. (rsl)

 

 

 


Girlschool
Samstag gibt’s für mich erstmal eine richtig üppige Portion Rock’n’Roll zum Frühstück! Genau das richtige für den richtigen Einstieg in den dritten Festivaltag. Girl School eröffnen ihr Set mit „Demolition“ und haben gleich die absolute Sympathie des gesamten Publikums auf ihrer Seite. Routiniert, sympathisch und locker rocken die Mädels frisch von der Leber weg - hier sind endlich mal richtig gute Vorbilder für Musikerinnen, die jenseits der 20er noch mit aller Selbstverständlichkeit und Selbstsicherheit auf der Bühne stehen und ihr ganz eigenes Ding machen. Das ist nicht alltäglich und verdient meiner Meinung nach grossen Respekt! „Hey Band Your Head! How’s the banging of your head going anyway?“ Mit solchen und anderen sympathischen Ansagen begeistern die Britinnen die Fans. Mit „Let Go“ präsentieren sie den zweiten Song, bald danach folgt „Come the Revolution“, das die Band allen Musikfans und auch allen Opfern der jüngsten terroristischen Anschläge widmet: „This song is about standing up for what you believe in!“ Noch emotionaler wird es für die Metal-Gemeinde, als die Mädels ihrem langjährigen Freund und Förderer Lemmy den Song „Take It Like A Band“ widmet. Aber auch Girlschool spielen keinen Motörhead-Song - wie auch keine andere Band des gesamten Festivals, was einem schon sehr seltsam vorkommt. Ich kann nur vermuten, dass einfach alle dachten, es wäre zu offensichtlich, und jede davon ausging, alle anderen würden es tun… Immerhin klingt dieser Song wie einer von Motörhead! Mit „999-Emergency“ und einigen Sätzen in stark britisch gefärbtem Deutsch verabschieden sich die Ladies von der Hauptbühne. (luc)



Delain
Nun stand eines meiner persönlichen Festival-Highlights bevor! Seit ich Nightwish als Fan der längst geschassten Anette Olzon nicht mehr in Dauerrotation im CD-Player laufen habe sowie Within Temptation, Epica, Serenity und Konsorten keine Begeisterungsstürme auslösen, wurde diese Lücke inzwischen vollständig durch Delain ausgefüllt. Im Vorfeld des Ende August erscheinenden neuen fünften Longplayers «Moonbathers» und des im Frühling veröffentlichten Appetizers «Lunar Prelude» absolvieren die niederländischen Symponic Metaller eine Festival-Tour. Front-Elfe Charlotte Wessels trug bei nahezu sommerlichen Verhältnissen einen weissen Pelzumhang (!) und zog diesen erstaunlicherweise nie aus. So dauerte es dann nicht lange, bis die gute Charlotte deswegen sichtlich schweissgebadet auf der Bühne rum lief, warum auch immer. Bei Headliner-Shows schlüpft sie ja zwischen einzelnen Songs jeweilen in andere Outfits rein. Aber egal, denn auf die gesangliche Performance hatte dies keinen Einfluss, im Gegenteil. Angetrieben durch ihre spielfreudige Hintermannschaft, zu der seit letztem Jahr ja auch die fabelhafte Gitarristin Merel Bechtold (Mayan, Purest Of Pain) gehört, zelebrierte die stimmgewaltige Frontlady einen geilen Song nach dem anderen. Dass mit dem sackstarken Opener «Suckerpunch» gleich einer der kommenden neuen Songs vorgetragen wurde, zeugte vom Selbstvertrauen, das in dieser Band steckt und warum der Glanz von Nightwish immer weiter abnimmt. «Get The Devil Out Of Me» (von «We Are The Others», 2012) stand darauf für den typischen Delain-Sound, der nebst lieblichen wie eindringlichen Melody-Lines mit krachenden Gitarren aufwartet und sich bestens mit poppigen (Keyboard-) Parts verbindet. Dass diese Fähigkeiten schon zu Zeiten des Debüts «Lucidity» (2006) bestanden, unterstrich «Sleepwalkers Dream», wo Charlottes Stimme auch ganz oben weg keinerlei Schwächen zeigte, Pelz hin oder her. Mit dem krachenden zweiten neuen Song «The Glory And The Scum» wurde die Vorfreude auf «Moonbathers» weiter angeheizt. Delain sind nun wirklich drauf und dran, Nightwish den Rang abzulaufen. Erst nach den Konzert fiel mir dann noch auf, dass Bassist Otto Schimmelpenninck van der Oije gar nicht mit dabei war. Schade, denn auch ihm hätte die tolle Stimmung vor der Bühne sicher gefallen. (rsl)
 


Tankard
Als nächstes steht Klamauk auf dem Programm: Die allseits beliebten Tankard unter dem Kommando von Chefclown Gerre entern die Bühne. Mit „Zombie Attack“ gehts gleich voll rein in den Spass - Tankard sind in Hochform, und das, obwohl Gerre mal wieder etwas mehr auf den Rippen hat als auch schon. Nichtsdestotrotz spurtet und hopst er mit scheinbar endloser Energie über die Bühne und klopft wie immer einen Spruch nach dem nächsten. „Was schreist du denn so?“, will er von einem besonders enthusiastischen Fan wissen, „willst du ein Kind von mir?“. Das 34jährige Bandbestehen kommentiert er mit „34 Jahre gibt’s uns schon und 34 Jahre haben wir keinen Erfolg! Das musste auch erstmal hinkriegen!“ Die Bühne ist stilecht mit Biertischen inklusive Biertrinkern bestückt und beim obligaten Tanzpart darf sich diesmal eine üppige Blondine von Gerre über die Bretter wirbeln lassen. Nachdem auch noch „Rules for Fools“ und „Metaltometal“ vom gut angeheiterten Publikum abgefeiert wurden, lassen die Spass-Thrasher eine beglückte und bierselige Menge zurück. (luc)


Great White
Seit Ur-Sänger Jack Russell 2010 definitiv von Bord gegangen ist, habe ich bisher immer einen Bogen um die "neuen" Great White mit Terry Illous (Ex-XYZ) gemacht. Das lag weniger an Terry selber, als vielmehr daran, dass ich mich bisher einfach nicht damit habe abfinden können, dass Jack und seine ehemaligen Kumpels getrennte Wege gehen. Zum typischen Sound der Amerikaner gehört einfach die leicht kratzige Stimme von Mr. Russell. Nachdem mich das erste Studio-Album mit Terry («Elation», 2012) nicht wirklich vom Hocker gehauen hat, hörte ich eh nur noch das alte Material. Als mir aber mehrfach versichert wurde, dass die Live-Shows der aktuellen Besetzung durchaus was hergeben, war ich nun echt gespannt, was mich erwarten würde. Das Konzert hatte aber kaum angefangen, als unvermittelt eine saulaute Rückkoppelung auftrat, die auch bei Terry voll ins In-Ear System rein bratzte. Er hatte sichtlich Schmerzen im Gehör und seine Reaktion verhiess zunächst nichts Gutes. Es hätte mich nach diesem ärgerlichen Vorfall nicht erstaunt, wenn der Gepeinigte wutentbrannt von der Bühne gestapft und die Show unvermittelt zu Ende gegangen wäre. Doch einerseits war es, wie wir danach noch direkt von ihm in Erfahrung bringen konnten, zum Glück nicht so schlimm und der Sänger Profi genug, um das Ding doch noch voll durch zu ziehen. Nach dem also etwas "verhunzten" Opener «(I've Got) Something For You», dem übrigens einzigen neuen Song von «Elation», folgte danach natürlich die Kür mit einigen Perlen der 80er und 90er. Dazu gehörten unter anderem «Desert Moon», «Lady Red» oder «House Of Broken Love» sowie «Save Your Love». Letztere zwei natürlich Balladen der absoluten Sonderklasse, und hier zeigte sich dann, dass Terry Ilous seine Sache zwar ohne Zweifel sehr gut macht, aber einen Jack Russel auf der Höhe seiner Zeit nicht vergessen machen kann. Unter Strich passte es schon, doch auch die Band also solche liess das fluffige Spiel der früheren Jahre etwas vermissen. Somit wurde ich, wie befürchtet, auch dieses Mal nicht wirklich geflasht. Immerhin beinhaltete der Auftritt die erhoffte versöhnliche Note, die mich Great White wieder etwas näher brachte. (rsl)


Grave Digger
Wie schon Freedom Call, kamen auch Grave Digger direkt aus dem Studio. Dies merkte man den Jungs aber kaum an, legten sie doch eine Metal-Performance hin, die sich gewaschen hatte. Auch wenn die technischen Probleme auf der Bühne nicht zu kaschieren waren und Gitarrist Axel Ritt seine Zeit brauchte, um in das Konzert einsteigen zu können, donnerte die germanische Metal-Institution ohne Wenn und Aber durch die samstägliche Sonne. Mit geilen Ansagen und einem unglaublichen mitreissenden Charme diktierte Sänger Chris Boltendahl die Massen. Mit seinen weiss/schwarz gestreiften Hosen rannte der Shouter über die ganze Bühne, stand oft auf dem Laufsteg ins Publikum und animierte die zahlreichen Zuschauer mit einem frechen Grinsen. Die Rhythmusmaschinerie mit Bassist Jens Becker und Trommler Stefan Arnold überliess nichts dem Zufall, sondern legte einen fetten Teppich vor, auf dem sich Axel nach Lust und Laune austoben konnte. Zusammen mit Keyboarder Marcus Kniep in Form des Reapers, stand das Bandmaskottchen links neben dem Drum. Als Einstieg wurde mit «Headbanging Man» tief in der Mottenkiste gegraben. Die leicht abgeänderte Version vom «Exhumation»-Album, im Vergleich zur Urversion auf «Heavy Metal Breakdown», entpuppte sich als grandioser Einstieg mit viel Schmackes und einer völlig tighten Band, die sich von Song zu Song steigerte. Mit dem Stampfer «The Roundtable» und dem «Tunes Of War»-Klassiker «The Dark Of The Sun» ging die Party weiter, und bald hallten laute «Grave Digger»-Rufe durchs Gelände. Es war die Mischung aus ganz alten, alten, neueren und ganz neuen Songs, welche die sechzig Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen liessen. Und jeder Track war eine Hymne. Ob die nun «Highland Farewell», «Ballad Of A Hangman» oder das wieder in das Set eingeklinkte «Wedding Day» hiessen, es war ein wahres Metal-Fest. Auch hier fragte man sich, wieso Grave Digger dermassen früh ran mussten. Alleine die Fanreaktionen liessen darauf schliessen, dass man sich gerne noch ein paar Tracks mehr angehört hätte. So blieb es aber dabei, dass mit den obligaten «Rebellion» und «Heavy Metal Breakdown» die Stunde beschlossen wurde und sich der Fünfer zu Recht von den Fans abfeiern liess. (tin)


Uriah Heep
Die britischen Rock-Dinosaurier besitzen die gleiche Gabe wie ihre metallischeren Landsleute von Saxon, nämlich dass es keine schlechten Konzerte von ihnen zu sehen und zu hören gibt. Mehr noch setzten die letzten paar Alben der Neuzeit weitere kompositorische Glanzlichter, sodass es, zusammen mit dem grandiosen Backkatalog, gar nicht zu mauen Konzerten führen kann. Auch wenn mit Gitarrist Mick Box nur noch einer der alten Garde übrig geblieben ist, vermochten sich Uriah Heep locker in der Szene zu halten und erfreuen längst nicht nur Altfans. Obwohl sehr betrüblich, führte auch der sehr bedauernswerte Tod von Bassist Trevor Bolder vor drei Jahren nicht zum Stillstand, und das Spiel seines Nachfolgers Davey Rimmer ist nahezu gleichwertig. Somit stellte sich nur noch die Frage nach der heutigen Setliste, sprich was sie an Songs beinhaltete und welche jeweils individuelllen Lieblingssongs nicht mehr vertreten sein würden. Der Opener «Gypsy» liess dabei kein Anwärmen zu, denn das ist mitunter einer der zahlreichen unsterblichen Klassiker aus den 70ern. «Look At Yourself» folgte auf dem Fusse und weiter ging es mit der Reise durch die Hochphase der britischen Rock-Ikonen. Mit «Shadows Of Grief» (ab dem 71er-Album «Look At Yourself») gab es dann einen live selten gehörten Alt-Song, zuletzt vor über zehn Jahren. Im Wissen darum, dass das neue Material auch Hand und Fuss hat, wurden zudem drei Nummern von «Outsider» (2014) gespielt, wovon nebst der gefühlvollen Ballade «One Minute» vor allem die beiden Rocker «The Law» und «Can't Take That Away» immer noch das verkörpern, was Uriah Heep seit je her ausmacht. Diese Kontinuität wurde vom toll antizipierenden Balinger Publikum entsprechend lautstark erwidert. Diese Stimmung übertrug sich ebenso auf meine Wenigkeit, und als dann «July Morning» angestimmt wurde, spürte ich urplötzlich, dass mein Kopfkino einen Rücksprung in meine Jugend machte. Darin spielte mitunter dieser Song eine zentrale Rolle, da mein Vater die legendäre schwarze Best-Of Kassette vor vierzig Jahren (!) immer wieder im Auto abgespielt hatte und mich dieser Hammer-Sound in der Folge unaufhaltsam in Beschlag nahm, respektive nicht mehr losliess. Das Resultat dieser spontanen Gedankenreise war ein spürbarer Kloss im Hals und ziemlich wässrige Augen. Was gibt es Besseres, als wenn einen Musik zu Tränen rühren kann?! Die obligate "Schwarze Lady" als Schlusssong sorgte schliesslich dafür, dass ich dieses prägende wie unerwartete Erlebnis gebührend verdauen konnte. (rsl)


Dirkschneider
Mit Udo Dirkschneider und seiner U.D.O.-Begleitmannschaft, das heisst den beiden Gitarristen Andrey Smirnov, Kasperi Heikkinen, Bassist Fitty Wienhold und Trommler Sven Dirkschneider, stand in meinen Augen dann der klare Samstags-Headliner auf der Bühne. Nicht, dass ich Iced Earth dies nicht auch zutrauen würde, aber alleine von den Publikumsreaktionen her gesehen, hatte Udo klar die besseren Karten in der Hand. Wie auch mit dem Songmaterial, welches nur aus der Feder von Accept stammte, der ehemaligen Truppe von Udo. Es sollten noch ein letztes Mal die Accept-Tracks mit der Originalstimme vorgetragen werden, darum auch der Bandname Dirkschneider und nicht U.D.O. (Zukünftig will Udo sich auf Tour nur noch seinem U.D.O.-Backkatalog widmen). Eine völlig tighte Truppe stand auf der Bühne und haute die Accept-Klassiker mit einer solchen Inbrunst runter, dass es einfach nur Freude machte, den Herren zuzusehen nd zuzuhören. Klar hörte man nicht die Hofmann-Leads, aber Andrey spielte die Solos mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Hingabe. Zusammen mit Kasper solierte er grandios, hatte eine unglaubliche Performance und liess keinen Zweifel offen, dass die Band Dirkschneider noch länger auf der Bühne hätte stehen können. Hier hörte man die Accept-Lieder mit der Originalstimme und was unglaublich ist, dass Udo die Songs noch immer mit der gleichen Intensivität schreit, wie vor dreissig Jahren. Was der kleine Mann aus seiner Stimme heraus holte, war unglaublich, und wer noch heute mit einer solchen Hingabe den Eröffnungsschrei von «Fast As A Shark» hinbringt, dem gebührt grösster Respekt.

Auch beim Schlusssong «Burning» liess der Deutsche nichts anbrennen und sah sich von unzähligen Feuersäulen umgeben. «Princess Of The Dawn» wie auch «Balls To The Wall» waren die zu erwartenden Metal-Hymnen, die aus jeder Kehle mitgesungen wurden. Und wenn die Band bei den Strophen artig vor dem Drumriser steht, Udo seinen Platz am Bühnenrand verlässt und erst beim Refrain, nach vorne kommt, dann erinnert sehr Vieles an die alten Accept. Mit einer unglaublichen Wucht wurden «Screaming For A Love-Bite», «Restless And Wild» und «Metal Heart» gespielt. Fett eingebettet in das Bühnenlicht und den zusätzlichen Dirkschneider-Spots, die geschickt verpackt in Boxen auf der Bühne standen. Bei «Metal Heart» konnte sich Udo dann eine kleine Pause gönnen. Er überliess das Publikum Andrey, der auf dem Laufsteg zum Alleinunterhalter mutierte und das Publikum zum Mitmachen animierte. «Vielen, vielen Dank! Das ist unglaublich! Wollt ihr mehr?» Und wie Balingen wollte. Mit dem schon erwähnten «Fast As A Shark» kam nicht nur eine der schnellsten Nummern zum Zug, sondern hier wurde auch eines der geilsten Doppel-Leads des kompletten Festivals gespielt. Oder das einhändig gespielte Solo von Andrey bei «Balls To The Wall» hatte ebenso seine Faszination wie das Feuerwerk, welches bei Sven beim perfekten Rausschmeisser «Burning» aus den Drumsticks schoss. Dirkschneider brannten Balingen mit einem unglaublichen Feuerwerk nieder. Und waren, wie eingangs bereits erwähnt, der wahre Headliner! (tin)



Iced Earth
Mit einem sehr simplen Bühnenaufbau und direkt aus dem Studio kommend, spielten die Amis als letzte Band auf. Lediglich sechzehn Marshall-Boxen und ein riesengrosses Backdrop waren zu sehen. Jon Dette räumte seinen Platz wieder für seinen Vorgänger Brent Smedley. Auch wenn Jon ein sehr versierter Trommler ist und dabei schon Testament, Anthrax oder Slayer unterstützte, ist Brent einfach die perfekte Lösung für die Truppe um Bandleader Jon Schaffer. Er hat den richtigen Groove, die passende Verspieltheit und ist die ideale Ergänzung zur Gitarrenpower von Jon und seinen Sidekick Troy Seele. Mit Stu Block hat Jon auch den geeignetsten Shouter in den Reihen. Dieser kann einfach alles singen. Sind es die Tracks von Mat Barlow oder jene von Tim «Ripper» Owens. Es ist unglaublich, mit welcher Sicherheit und welchem Selbstvertrauen Stu die Tracks intoniert. Seine Schreie sind legendär, aber auch die tiefen Parts beherrscht der Sänger mühelos. Allerdings muss der Shouter noch an seinen Ansagen üben. Zu viele «Thank you!», oder «Brothers and sisters» entwichen dem Frontmann. Dies verlieh der zunehmenden Spielzeit einen eher lähmenden Part. Aber es stimmte, die Show "...was absolut amazing!" Auch der Dank von Veranstalter Horst an Iced Earth, dass sie trotz Studioaufenthalt hier auftraten und quasi das Festival retteten, kam sehr ehrlich rüber und machte klar, wie schwer es in der heutigen Zeit geworden ist, einen guten Headliner zu finden, der bezahlbar ist. «Germany is our second home! Let me hear you fucking screaming!» Trotzdem war die Stimmung im Publikum um einiges leiser, als noch vorher bei Dirkschneider. Dies lag aber sicher nicht an den gespielten Tracks, denn die Mischung aus Schädelspaltern, melodischen und melancholischen Teilen sowie langen, verspielten Parts sucht in der heutigen Zeit Seinesgleichen. Da bewegen sich Iced Earth ganz alleine auf weiter Flur und haben dabei Iron Maiden schon längstens als Könige des facettenreichen Metals, mit all den Tempowechseln und Energielevels, abgelöst.

Auch wenn dies viele Maiden-Maniacs sicher anders sehen. «You guys still feel the Metal?» Klar fühlte das Messegelände den Metal, aber unterm Strich war es auch keine leichte Aufgabe das Publikum nach drei Tagen nochmals aus der Reserve zu locken. Stu liess sich aber nicht beirren und liess seine markanten Schreie bei «The Hunter» los. So etwas geht unter die Haut und lässt mit diesen rasiermesserscharfen Riffs nichts anbrennen. Songs wie «Pure Evil», «I Died For You», «Burning Times», «A Question Of Heaven», «Dystopia» und «Dark Saga» liessen Balingen erbeben und den 20. Geburtstag des «The Dark Saga»-Albums miteinfliessen, sowie feiern. Ob dies der Grund war, dass gleich sechs Lieder dieses Werkes gespielt wurden? "We love you Deutschland" bemerkte Stu mit einem zufriedenen Grinsen und liess sich von den Getreuen feiern. Er sang wie ein Gott, bemühte sich um jeden Fan, aber irgendwie schien der Funke nur in den vordersten Reihen zu zünden. Iced Earth liessen an diesem Abend die Musik für sich spielen. Es ehrte die Truppe, dass sie uneingespielt eine solche Performance hinlegte und völlig überzeugte. Das einzig grosse Manko war, dass man nach der Machtdemonstration von Dirkschneider nur verlieren konnte. Dies wäre aber auch jeder anderer Band passiert, ausser vielleicht Twisted Sister. Trotzdem, Iced Earth haben noch immer das Potenzial, zu den ganz Grossen zu gehören und haben an diesem Abend gezeigt, dass es mehr gibt, als nur trendausgerichtete Truppen, sondern auch jene, die ihre Einflüsse geschickt in eigene Songs einbauen können und daraus einen sehr eigenständigen Sound kreieren. Mit dem obligaten Feuerwerk wurde das Festival beendet. Freuen wir uns somit bereits auf das nächste Jahr, wenn Vince Neil mit seiner Solotruppe die grössten Mötley Crüe-Hits präsentieren will. (tin)


 
In der Halle am Samstag (3. Tag)

Unleashed
Die schwedischen Death Metal-Urgesteine Unleashed sehen sich zu etwas fortgeschrittener Stunde in der Halle einem fast unerwartet grossen Publikum gegenüber - spielt doch auf der Hauptbühne draussen Iced Earth, so haben doch sehr viele der Festivalbesucher sich für die etwas härtere und düsterere Gangart entschieden und begleiten die Wikinger in die Schlacht. Drummer Anders Schultz spielt diesen Gig geilerweise mit Sticks von Corny, dem Drummer von Onkel Tom, sowie von Grave Diggers Stefan Arnold, da er seine im fernen Stockholm vergessen hat. Sein Drumming ist aber präzise und hart wie üblich. Das Set von Unleashed beinhaltet Klassiker aus den 90ern („If They Had Eyes“ von „Where No Life Dwells“ und ), aber vor allem Songs von neueren Scheiben wie „The Avenger“ oder „To Asgard We Fly“ und vom neuesten Output „Dawn Of The Nine“ werden „Where Is Your God Now“ und „Defenders Of Midgard“ präsentiert. Alles in allem wissen Unleashed ihre treue Fangemeinde immer mit einer soliden Show zu überzeugen und mit dem mächtigen „Hammer Battalion“, auf das den Schweden jeweils ein ebenso mächtiges „Unleashed“ entgegen schallt, verabschieden sich die Männer aus dem Norden von der Bühne. (luc)
 
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