Livereview: Airbourne - The Black Spiders
07. Dezember 2008, Zürich - Rohstofflager
By Rockslave (rsl) und Kissi (kis) - All Pics by Rockslave
Sie waren und sind die Senkrechtstarter des Jahres 2008: Airbourne galten in Windeseile als die einzig wahren Nachfahren unser aller Helden AC/DC und das nicht nur, da beide Truppen aus dem Kontinent der Kängurus stammen. Mit ihrer riffgeladenen Debüt-Scheibe «Runnin' Wild» schlug die Band um das Bruderpaar Joel (g/v) und Ryan O'Keeffe (d) international ein wie eine Bombe und auch livetechnisch konnten die Aussies schon einige Punkte holen. Im Juni auch bei uns in der Schweiz, wo sie erst einmal für Status Quo anheizten, um dann zwei Wochen später vor Judas Priest und Iced Earth aufzutrumpfen. Klare Sache also, dass man sich als richtiger Rockfan den 7. Dezember des letzten Jahres fett in der Agenda anstrich, denn da enterten die Jungs aus Down Under zum ersten Mal als Headliner eine Schweizer Bühne, namentlich jene des Rohstofflagers, das an diesem Abend aus allen Nähten platzte und klimatisch betrachtet eher einem Treibhaus, als einer Konzerthalle ähnelte. Dass die rockende Flugshow (der Bandname bezieht sich auf eine Kampfjet-Einheit aus dem 2. Weltkrieg) nach erst einer Scheibe nicht die längste werden würde, damit war zu rechnen. Genauso damit, dass Airbourne dafür in allen anderen Belangen nichts anbrennen liessen und mit den absolut unbekannten The Black Spiders gleich noch einen spannenden, wenn auch nicht überragenden Support springen liessen. (kis)

The Black Spiders
Von dieser Band aus dem Vereinigten Königreich hatte ich bis dato noch keinerlei Notiz genommen. Das ist natürlich insofern spannend, als dass keine vorgefassten Meinungen oder gar Vorurteile aufkommen konnten. Der Optik nach, also bevor die Band anfing zu spielen, hatte ich zwar schon auf sowas Ähnliches wie Alternative oder Stoner Rock getippt. Der bärtige Sänger Pete Spiby, sonst noch bei Groop Dogdrill aktiv, liess zumindest darauf schliessen, dass jetzt keine Glam-Kapelle musizieren wird. Und so kam es denn auch, als sich der Fünfer mit «El Diablo» so richtig retromässig durch den dicken Bühnennebel aus Trockeneis pflügte. Der Stil wird so beschrieben, wie wenn Black Sabbath zum Frühstück Guns n' Roses verschlingen würden! Na ja..., das hatte in der Tat was und der Umstand, dass insgesamt gleich drei Gitarren am Lärmen waren, liess eine fette Soundwand entstehen. Obwohl die Akustik für Rohstoff-Verhältnisse recht gut war, zeigte sich der ausverkaufte Saal ziemlich hüftlahm. Das lag wohl vor allem daran, dass Stoner Rock zum einen im Moment kaum jemanden wirklich mehr hinter dem Ofen hervor lockt und zum andern das Songmaterial insgesamt einfach zu wenig songwriterischen Biss hatte. Von den sieben gespielten Stücken ragte während etwas mehr als dreissig Minuten keiner wirklich heraus. Einzig «St. Peter», zu dem es auf Youtube auch ein Video gibt, zeigte etwas kompositorische Krallen. Obwohl der Schluss-Applaus ganz ordentlich ausfiel, wusste ich nicht recht, was ich jetzt von diesem ersten Auftritt in der Schweiz halten sollte und ob The Black Spiders wirklich das Zeug haben, weiter bestehen zu können. Auf jeden Fall wird im Frühling 2009 erstmal der Debüt-Longplayer erscheinen und dann werden wir ja sehen, was die Jungs auf dem Kasten haben. Vorher werden The Black Spiders aber noch einige Male in der Heimat unterwegs sein und unter anderem im April ein paar Dates für Danko Jones supporten. (rsl)

Setlist: «El Diablo» - «Stay Down» - «Sons» - «St. Peter» - «D & B» - «Woman» - «7 Inch».

Airbourne
Eine Mischung aus Rauch und Schweiss erfüllte den Raum, als das ohrenbetäubende Sirenen-Intro erschallte, mit welchem auch der Erstling Airbourne's seine Einleitung findet. Es gibt kein Halten mehr: «Stand Up For Rock'n'Roll» verwandelt das Rohstofflager in ein Irrenhaus, dessen Patienten ihre Tabletten schon zu lange nicht mehr gekriegt haben, sodass sie in völlige Rage geraten. Kreisende Köpfe, zum Mitschreien aufgerissene Mäuler, ekstatisch hüpfende Körper, unzählige Finger, die unaufhörlich in Richtung der Decke zeigen. Doch nicht erst mit den ersten, verzerrten Gitarrenklängen aus der fetten Marshall-Wand, die die klassische Kulisse bildet, nicht erst mit dem Sprint von Bandkopf von Joel O'Keeffe auf die Bühne, macht sich die Euphorie des Publikums bemerkbar. Nur schon als man eine Viertelstunde vor Showbeginn das Airbourne-Banner hinter dem Schlagzeug hisste, kamen spontane Jubelrufe auf. So muss man sich also AC/DC vorstellen, bevor diese den Sprung von der Clubs in die Arenen vollzogen hatten. «Hellfire» trifft dabei genau so ins Schwarze wie «Fat Girl» und bald sind nicht nur die sich stetig bewegenden Musiker pitschnass (während Joel schwitzt wie Sau, genehmigt sich Basser Justin Street in regelmässigen Abständen eine kühle Mineraldusche), sondern die ganze Halle tropft aus allen Poren. Das bluesige «Diamonds In The Rough» und das ebenfalls etwas lockere «What's Eatin' Me» können da nur wenig Verschnaufpause bieten. Die scheint Front-Aussie Joel O'Keeffe auch gar nicht zu gebrauchen, steht dieser doch nur notgedrungen still, wenn er das Mikro mit seinem kratzigen Sang malträtieren muss. Ansonsten beackert dieser jeden Zentimeter der zugegebenermassen nicht sonderlich grossen Rohstofflager-Bühne und bangte zusammen mit seinen Bandkollegen um die Wette.

Der Platzmangel wäre zumindest eine Erklärung für die Showeinlage, die während «Girls In Black» folgen sollte. Während des Solo-Teils nämlich entfernte sich Joel von der Bühne, um nur Sekunden später auf dem Tresen der Bar mitten im Publikum wieder aufzutauchen, wo er erst einmal gepflegt ein Angus-Young-Solo hinlegte, um gleich darauf selbst (!) ein Bier zu zapfen, welches er, noch immer spielend, in einem Zug leerte. Das nenne ich Rock'n'Roll! Nach der Durchquerung des Publikums ging's mit dem singalong-verdächtigen «Cheap Wine & Cheaper Women» nicht minder stimmungsvoll weiter und bei diesem Affentempo interessierte es auch kaum jemanden, dass O'Keeffe mit Worten zwischen den Songs eher sparsam umging. «Heartbreaker» und der Mitgröhler «Too Much, Too Young, Too Fast» beenden ein furioses Set, welches mit dem Doppelschlag «Runnin' Wild»/«Blackjack» den selben passenden Abschluss findet, wie auch schon der Kurzauftritt vor Judas Priest im Sommer. Das ganze Album war damit durchgespielt und die Intensität der Show hatte schon den einen oder anderen ausgelaugt. Dennoch hoffte man insgeheim auf eine weitere Nummer, ein Cover vielleicht oder gar ein brandneuer Track? Nix da, Airbourne verabschiedeten sich, sichtlich zufrieden mit dem Verlauf des Abends, endgültig und das erst nach rund einer Stunde. Da wären ein, zwei Songs schon noch drin gelegen, doch enttäuscht war niemand wirklich. Dynamik, Intensität, Spielfreude und ein treffendes Riff nach dem anderen, da kann man sich wirklich nicht beklagen. Und auch wenn AC/DC am 29. März wohl ganze zwei Stunden zocken und mit einer Wahnsinns-Show auffahren werden: Airbourne haben zumindest 2008 ganz klar für sich entschieden. Airbourne also 1, AC/DC 0! (kis)

Setlist: «Stand Up For Rock'n'Roll» - «Hellfire» - «Fat City» - «Diamonds In The Rough» - «What's Eatin' Me» - «Girls In Black» - «Cheap Wine & Cheaper Women» - «Heartbreaker» - «Too Much, Too Young, Too Fast» -- «Runnin' Wild» - «Blackjack».