Livereview: Anathema - Amplifier
01. Mai 2012, Pratteln - Z7
By Liane P.
Die Qual der Wahl! Irgendwie war ich mir nicht ganz sicher, zu welchem Konzert ich denn gehen sollte. Für einen Augenblick dachte ich noch, ich könnte ja pendeln und beides anschauen, hab ich mir dann aber gleich wieder aus dem Kopf geschlagen. Dämliche Idee! Ist doch gar nicht umsetzbar! Subsignal spielten am gleichen Tag in der Galery Pratteln. Die Prog Rocker aus Deutschland, gegründet aus Mitgliedern von Sieges Even, Dreamscape und Sun Caged brachten mit ihrem letzten Album «Touchstones» ein absolut geniales Album heraus und wären live sicherlich sehenswert gewesen. Am Ende entschied ich mich für das Z7 und Anathema, im Vorprogramm Amplifer. Vor allem war ich neugierig auf Amplifier. Die Engländer werden von allen Seiten hoch gelobt, davon wollte ich mich selbst überzeugen...

Amplifier

Die vier Jungs aus Manchester eröffneten diesen vielversprechenden Abend und ich denke ich hatte die richtige Entscheidung getroffen. Mit einer satten Mischung aus Psychedelic/Art/Alternative Rock heizten die Briten ein und begeisterten bereits ab dem ersten Song. Die mit reichlich Effekten angereicherten Bass- und Gitarren-Parts und die teilweise verzerrten Gesangslinien lieferten die nötige Härte und einen genialen Kontrast zum bevorstehenden Sound von Anathema. Fantastisch! Auch der Sound Mann und andere an der Produktion beteiligte Leute, die um das Mischpult herum standen, waren mit ihrer Arbeit und der Performance von Amplifier mehr als zufrieden. Dass sie sich nicht noch am Ende tränen-übergossen und überglücklich in die Arme gefallen sind, hatte gerade noch gefehlt. Ich glaube nicht, dass ich schon mal so einen aktiv tanzenden Mischer beobachten konnte. Überhaupt versprühten Amplifier und Anhang unglaublich gute Laune. Auch der Merchandiser klopfte lustige Sprüche und versuchte den Zuschauern den Amplifier-Look aufzuschwatzen: „Kommt kauft die Krawatte mit dem Oktopus. Das könnt ihr super bei der Arbeit tragen, ich mache es ja auch.“ Sah aber auch wirklich schick aus. Der Oktopus der sich auf dem Album Cover der letzten Veröffentlichung räkelt, auf einer schwarzen Krawatte, dazu trägt man natürlich schwarzes Hemd und schwarze Hose. So konnte man auch die vier Herren auf der Bühne bestaunen. Am Anschluss gab es noch Autogramme und Smaltalk mit den Fans, die den Merchandising Stand regelrecht überfallen hatten.

Anathema
Mit dem Pink Floyd Intro «A New Machine, Part 1» betraten Anathema die dunkel düstere Bühne und begeisterten zwar das Publikum, die Fotografen jedoch liessen sie im Dunkeln stehen - im wahrsten Sinne des Wortes. Das war mal wieder eine Herausforderung! Die Stimmung im halb gefüllten Z7 war so abwechslungsreich wie die Musik der Briten. Entweder man stand wie in Wachs gegossen und voller Ehrfurcht glotzend vor der Bühne oder man klatschte, jubelte und schrie, als hätten Anathema an diesem Abend ihr letztes Konzert gegeben. Dass die „Familien-Bande“ einen Stilwechsel vollzogen hat, ist ja mittlerweile nichts Neues mehr. Die Brüder Cavanagh kehrten dem Doom Metal den Rücken zu und entwickelten sich kontinuierlich weiter in Richtung atmosphärischen Rock. An diesem Abend stellten sie ihr aktuelles Werk «Weather Systems» vor, was ihnen aktuell europaweit vorbildliche Chartposi-tionen eingebracht hat. Wunderbares Album! Anathema genossen sichtlich den Abend. Total vertieft mit geschlossenen Augen und verträumt wirkend, trugen sie ihre musikalisch hochwertigen Songs vor. Dabei ging man auch in der Zeit zurück und brachten ältere Klassiker wie «Deep», «Wings Of God» und «Emotional Winter» aus dem 1999 erschienen Album «Judgement». Die melancholische Grund-stimmung liess aber keine Langeweile aufkommen und das Teilen der Gesang-Parts zwischen Lee Douglas und Vincent Cavanagh sorgte für eine wunderbare Abwechslung. Anathema – immer wieder eine Reise wert!