Die Ur-Formation von Asia mit John Wetton (b/v), Steve Howe (g),
Carl Palmer (d) und Geoffrey Downes (Keys) fand sich 1981 zusammen
und bestand damals aus gestrandeten Progressive Rock Musikern von
Dino-Bands wie Yes, ELP oder King Crimson, deren Bands Ende der 70er
und anfangs der 80er dem Punk und anderen Stilen wie der NWOBHM zum
Opfer fielen. Tastenmann Downes, der vormals bei der Popband The
Buggles war, schrieb ja 1980 deren bis heute grössten Hit «Video
Killed The Radio Star». Die Ausrichtung von Asia sollte deshalb auf
das mainstreamige Publikum fokussiert sein und dafür wurden die
progressiven Elemente der Vergangenheit unter Verschluss gehalten.
Im Frühling 1982 kam dann das selbstbetitelte Debüt heraus. Zuerst
waren die Kritiken nicht überschäumend, aber mit «Heat Of The
Moment» konnte ein Riesen-Hit gelandet werden und insgesamt wurden
nicht weniger als sechs (!) Singles ausgekoppelt. Schon bald geriet
man sich aber aus diversen Gründen in die Haare und es sollte bis
2006 dauern, bis man sich definitiv reformierte.
Asia
Die turbulente Band-Geschichte ist aus Schweizer Sicht natürlich mit
Ex-Cobra, Ex-Katmandu und Ex-Krokus Recke Mandy Meyer bestückt, der
ja Mitte der 80er kurzzeitig zum Line-Up gehörte, respektive auf dem
Album «Astra» (1985) verewigt ist. Wesentlich prägender war
allerdings das Mitwirken von Sänger/Bassist John Payne, der den
Asia-Sound mit seiner ausdrucksstarken Stimme in eine andere
Richtung lenkte. Das Album «Aqua» von 1991 klang zum Beispiel für
viele Altfans und auch Gründer John Wetton nicht mehr nach dem, was
früher mal war. Trotzdem wurde hiermit einer der besten Bombast
Melodic Rock-Leckerbissen dieser Zeit, wenn nicht überhaupt
geschrie-ben. «Silent Nation» (2004) beendete schliesslich die
Zusammenarbeit zwischen Payne und Asia. Nebst unzähligen
Besetzungswechseln res-pektive Formationen, Rechtsstreitig-keiten und den Alkohol-Problemen
Wetton's steht der Altherren-Club nun altersmässig und zweifach am
Herzen (Wetton und Palmer) operiert in den 60ern und ist offenbar
altersmilde und -weise geworden. Um das zu unterstreichen, wurde
nach dem ersten, richtigen Comeback-Album «Phoenix» von 2008 heuer
mit «Omega» ein brandneuer Silberling abgeliefert, der wieder mehr
von den alten Vibes verströmen sollte. Was konnte man (als Fan) von
der aktuellen Tour erwarten? Sicher nicht den Bombast, den man
zuletzt noch, also 2005, mit John Payne abgeliefert hatte. Die
Schweiz wurde auf der aktuellen Asia-Tour gleich zweimal beehrt. Das
erste Konzert fand im Winterthurer «Salzhaus» statt, während der
zweite Gig im Z7 in Pratteln gebucht worden war. In Winterthur
versammelten sich heute Abend in der sehr stimmigen Location nicht
gerade übermässig viele Leute. Dem Vernehmen nach sollen es etwa
knapp 200 Leute gewesen sein. Dem grössten Teil des Publikums sah
man nicht an, dass es eingefleischte Fans gewesen sind. Ein paar
Leute trugen alte wie neue, beim Merch-Stand frisch gekaufte Shirts
und ganz am Bühnenrand war eine Familie auszumachen, wo nebst Papa
und Mama auch ein etwa 7 bis 8-Jähriges Mädchen voll am Mitklatschen
und Tanzen war! Eine Vorband spielte nicht, was in meinen Augen aber
nicht zur
Gewohnheit werden sollte, selbst wenn meist bloss 30
Minuten zugestanden werden. Doch das Publikum zeigte sich gnädig und
begrüsste die Urformation von Asia kurz nach 20.30 Uhr mit einem
herzlichen Applaus. Ich war mir jetzt an der Stelle nicht sicher, ob
ich jetzt vor Ehrfurcht auf die Knie hätte gehen müssen, aber der
Anblick von Kult-Drummer Carl Palmer hinterliess immerhin etwas
Bewunderung von meiner Seite aus.
Wie gross das Selbstvertrauen der Band (wieder) in sich selber ist,
zeigte der Auftakt des Konzertes mit «I Believe», gleich einem Song
des brandneuen Albums «Omega». John Wetton war gut bei Stimme, Carl
Palmer auch auf zack und Geoffrey Downes vergrub sich regelrecht in
seiner Burg aus Tasteninstrumenten, die er jedoch heute Abend recht
sparsam einsetzte. Gitarrist Steve Howe wirkte schliesslich
irgendwie mumienhaft und sah richtig abgemagert aus. Sein Spiel kam
eh ziemlich blutleer um die Ecke und überhaupt wirkte der ganze
Sound viel zu zahm, was nicht nur an der dezent eingestellten
Laustärke lag. Trotzdem dominierte der Bass je nach Standort im
unangenehmen Bereich. Da von den ersten fünf Tracks gleich drei Neue
darunter waren, hielt sich die Stimmung des andächtig lauschenden
Publikums in Grenzen. Diese sank dann beim nur von Wetton gesungenen
und Downes begleiteten «Don't Cry» noch weiter. Das anschliessende
Solo von Steve Howe hätte es so auch nicht zwingend gebraucht. Das
Ganze wirkte mitunter ein wenig fahrig und für meine Lauscher
enthielt das Gitarren-Spiel des Meisters mehr als eine unsaubere
Stelle. Überhaupt klang das Arbeitsgerät einmal ziemlich schräg,
also so wie wenn es leicht verstimmt gewesen wäre. Des Weiteren
hatte der Kult-Gitarrist mit dem schütteren Haar einen
Bewegungsradius von höchtens einem Quadratmeter und Schweiss liess
sich in der Folge keiner auf seiner Stirne ausmachen, bis am Schluss
nicht! Das alles trug dazu bei, dass dieser Auftritt ziemlich
unspektaklär wirkte. Es musste ja nicht der Bombast zu «Aqua»-Zeiten
sein, aber auf den ersten drei Alben waren ja genügend sphärische
Momente verewigt worden, von denen aktuell nichts mehr zu sehen und
vor allem zu hören war. Am Auftrittsort lag es sicher nicht, denn
seit ich Royal Hunt vor ein paar Jahren im viel kleineren Rock-City
in Uster gesehen habe, lässt sich Rock-Sound mit Keyboards sehr wohl
knackig auf kleinem Raum umsetzen. Es kann natürlich auch sein, dass
die Herren altersbedingt nicht mehr so auf die Tube drücken wollen,
was man ja soweit noch verstehen kann, damit aber mindestens
gewissen Erwartungen von vielen Fans (ob jetzt jung oder alt) nicht
mehr entsprechen kann. So fokussierte sich die Angelegenheit vor
allem an den Schluss des Sets, wo mit «Sole Survivor», dem genialen
«Go» (vom Album «Astra» mit Mandy Meyer) und dem obligaten «Heat Of
The Moment» die besten Momente im Salzhaus folgten. Dass die
Stimmung aber eigentlich erst da auf dem Höhepunkt war, zeigte
unmissverständlich auf, dass der Mythos Asia einiges an Glanz
verloren hat. Der Auftritt ein paar Tage später im Z7 soll ebenfalls
ziemlich lau gewesen sein. Zwar klangen andere Konzerte dieser Tour
einen Tick besser, doch die Ära mit John Payne war auch für mich
klar ergiebiger. So bleibt zumindest der Moment festzuhalten, dass
man während guten 90 Minuten dennoch eine weltbekannte Kult-Band hat
auf der Bühne stehen und spielen sehen.
Setliste: «I Believe» - «Only Time Will Tell» - «Holy War» - «Never
Again» - «Through My Veins» - «Don't Cry» - «Steve Howe Solo» - «The
Smile Has Left Your Eyes (Parts 1 & 2)» - «Open Your Eyes» - «Finger
On The Trigger» - «Time Again» - «An Extraordinary Life» - «The Heat
Goes On» - «End Of The World» - «Here Comes The Feeling» -- «Sole
Survivor» - «Go» --- «Heat Of The Moment».
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