Livereview: Blackfoot - Roadfever
20. April 2011, Pratteln - Z7
By Rockslave
Es mag sein, dass die 81er LP «Marauder», mittlerweile stattliche dreissig Jahre alt (!), mitunter wegen dem legendären Adlerkopf gekauft wurde. Darauf war in erster Linie aber geiler Hardrock-Sound mit etwas Southern-Einschlag zu finden. Die Rede ist natürlich von Blackfoot, die damals etwa gleichzeitig wie Lynyrd Skynyrd los legten, es letztlich aber nie annähernd so weit brachten. Die Frage nach Gemeinsamkeiten der beiden Bands führt unweigerlich zu Gitarrist und Sänger Rickey Medlocke, der damals mit Bassist Greg T. Walker und Gitarrist Charlie Hargrett die Anfänge der Schwarzfüssler als Schlagzeuger (!) begründete. In den 70ern wurden dann diverse Kapitel der Bandgeschichte in Sachen Lineup, Pause, Reunion und so weiter geschrieben. Es folgten einige Alben, wobei vor allem die früheren Werke «Flying High» (1976), «Strikes» (1979) und «Tomcattin'» (1980) zur Blütephase gehörten. Während Medlocke nun seit 1996 definitiv bei den Skynyrds verblieben ist, haben Walker und Hargrett dem Rock-Dino seit 2004 wieder neues Leben eingehaucht und brachten das Z7 zum Beben!

Roadfever
Als Anheizer des heutigen Abends fungierte die live bestens erprobte Genfer Biker Rock-Combo Roadfever um den ehemaligen Sideburn Gitarristen David Pariat. Nebst dem, dass man sich als Cover-Band einen guten Namen in der einheimischen Szene schaffen konnte, kam 2009 das Debüt-Album «Wheels On Fire» mit eigenem Material heraus. Punkt 20.30 Uhr kam die Band auf die Bühne und legte gleich mal mit dem Titeltrack los. Sängerin Manou Pike wirkte zu Beginn zwar ein wenig zu verhalten, aber das ergab sich im weiteren Verlauf ziemlich schnell. Im Vordergrund des Geschehens stand jedoch stets David, der mit seinem agilen Spiel einigen Drive und permanenten Druck erzeugte. Das gefiel mir damals bei Sideburn schon. Das pure Gegenteil davon war aber Bassist Jessie, der einerseits mit seinem stattlichen Bart wie ein echter Biker aussah, aber andererseits viel zu passiv agierte. Seine Performance als Bassist war jedoch soweit in Ordnung und er lieferte zusammen mit Drummer Pascal einen soliden Rhythmus-Teppich ab. Deplatziert fand ich hingegen den ein wenig wie hinten abgestellten Phil, der Backing Vocals beisteuerte und manchmal etwas gar seltsam rum hampelte. Nichtsdestotrotz wurde das Publikum mit zunächst ausnahmslos eigenen Songs bestens unterhalten und applaudierte mit steigender Anteilnahme. Als dann gegen den Schluss hin mit «Crying In The Rain» einer der bekannteren Whitesnake Klassiker angekündigt wurde, kriegte ich zuerst mal leichten Schüttelfrost, aber oh Wunder..., Roadfever setzten den Groover gekonnt um, obwohl mir hierzu Manou's Stimme nicht wirklich gefiel. Dafür holte man mit der unverwüstlichen Biker-Hymne «Born To Be Wild» als Schlusssong wieder einige Kohlen aus dem Feuer und mir persönlich gefiel diese Version weitaus besser als diejenige, die eine bekannte Schweizer Rockband auch gecovert hat. Mit einem schönen Backdrop im Rücken, auf dem das Bandlogo in ordentlicher Grösse aufgebracht war, spielten die Anheizer des Abends einen wie früher üblichen 45 Minuten Set auf gutem Niveau.

Setliste: «Wheels On Fire» - «Break Down The Walls» - «Can't Feel Your Soul» - «Burnout» - «Outside» - «Hellbound» - «Do The Right Thing» - «City Of Angels» - «Crying In The Rain» - «Born To be Wild».


Blackfoot
Die Freude auf das Konzert einer Band, die man zuvor noch nie live gesehen hat, ist bei mir nach all den Jahren immer noch da und von den etwa 400 Leuten musste man annehmen, dass sie Blackfoot heute Abend wohl auch zum ersten Mal sehen würden. Wie in der Einleitung erwähnt, fehlte natürlich Rickey Medlocke (g/v), der bekanntlich seit einigen Jahren festes Mitglied bei Lynyrd Skynyrd ist. Somit waren von der Urformation noch Bassist Greg T. Walker und Gitarrist Charlie Hargrett übrig. Die weiteren Lineup-Members waren Mike Estes, der übrigens zwischen 1993 und 1996 auch bei den Skinnies spielte und der noch jüngere Drummer Kurt Pietro. Die Bühne war eigentlich bis auf die nötigen Amps der Saitenfraktion leer und das Schlagzeug stand verhältnismässig weit hinten, sodass es viel Platz für den Headliner gab, der kurz vor 21.45 Uhr die Bühne betrat. Was danach während gut 85 Minuten folgte, kann ich immer noch kaum in Worte fassen. Der nicht allzu grosse und als Indianer gekleidete Greg trug ein breites Stirnband mit dem Schriftzug und teilte sich die Vocals mit Mike, der die zweite Gitarre spielte. Als Opener wurde «Good Morning» vom Album «Marauder» gewählt und nach kurzer Zeit war die ganze Band von 0 auf 100 gefahren! Dass mit «Wishing Well» ein Cover der legendären Free folgte, war vielleicht etwas überraschend, aber es passte bestens und mit «Morning Dew» folgte gleich noch ein Cover, von dem bekanntlich auch eine Version von Nazareth existiert. Spätestens beim grandiosen «I Got A Line On You» und dem Obergroover «Baby Blue» war der Zapfen ab und vor allem Charlie Hargrett nicht mehr zu halten! Ich habe selten, wenn überhaupt, einen 62-jährigen Musiker so spielen sehen! Das war einfach der Wahnsinn, mit welcher Freude der wie entfesselte Oldie in die Saiten haute und dabei schwitzte wie Sau. Derweil liess Greg ebenso wenig anbrennen und auch wenn Mike spielerisch ein wenig hinter Charlie zurück blieb, lieferten Blackfoot als Band eine begeisternde Performance ab. Meine Wenigkeit staunte dann nicht schlecht darüber, was für Rock-Hämmer ich all die Jahre schlicht, wenn natürlich nicht bewusst, ignoriert hatte. Allerdings fand die besagte «Marauder»-LP den Weg in meine LP-Sammlung, wurde aber nicht oft gespielt, warum auch immer. Dem heute anwesenden Publikum gefiel die Darbietung auch sehr gut und die Daheimgebliebenen verpassten echt eine der geilsten Rock-Shows, die in der ehrwürdigen Halle des Z7 seit Langem gespielt wurde. Das Quartett pflügte sich mit totaler Hingabe durch seine musikalische Geschichte hindurch und wer das Gegenstück zum legendären Skynyrd-Übersong «Free Bird» benennen muss, wird bei Blackfoot fündig und muss sich entsprechend den «Highway Song» merken. Einfach nur göttlich und es ist wirklich ein Jammer, dass Master Medlocke hier nicht mehr mit von der Partie ist. Doch auch ohne ihn hinterliessen seine ehemaligen Kollegen (respektive Rickey folgte damals auf Mike) und der neue Schlagzeuger eine fette Visitenkarte bei uns in der Schweiz, die nach einer möglichst baldigen Wiederholung dieser Götterdämmerung schreit! Zudem vermittelte mir Wildsau Hargrett unmissverständlich, dass das Abrocken auf einer Bühne definitiv keine Frage des Alters und «Long live Rock'n'Roll» nicht nur ein (geiler) Song von Rainbow ist. Darum meine eindringliche Empfehlung für das nächste Mal, zu dem es hoffentlich bald kommen wird: Geht um Himmelswillen hin!!

Setliste: «Good Morning» - «Wishing Well, Morning Dew» - «I Got A Line On You» - «Baby Blue, Drum & Bass-Solo» - «Great Spirit» - «Fox Chase» - «Let Turn On A Red Light» - «Dry County» - «Rollin' And Tumblin'» - «Fly Away» - «Train Train» - «Highway Song» -- «Crossroads.