Livereview: Black Stone Cherry - Sahara Rain

12. August 2015, Pratteln - Z7
By Rockslave
Eigentlich habe ich die bisherige Karriere der Amerikaner aus Edmonton eher aus der zweiten, wenn nicht sogar der dritten Reihe aus verfolgt. Grund dafür ist vor allem der quantitative Release-Overkill der letzten Jahre, der tausende von Bands wie Treibholz nach einem Sturm angespült hat. Ist da dann jeweilen nicht was darunter, das einen auf Anhieb anspringt oder sonst wie hängen bleibt, geht es einfach an einem vorbei. Da mich aber vor allem das aktuelle Album «Magic Mountain» (2014) in Form einer CD-Rezi und dies dann so zu sagen zwangsläufig eingehender beschäftigte, wurde mein Interesse auf diese Weise geweckt. Die überaus groovige Mucke vereint jedoch verschiedene Strömungen des harten Rocks und liegt bei mir grob in der Schnittmenge zwischen Nickelback und Disturbed. Die früheren Southern Rock Einflüsse sind nicht mehr so ausgeprägt wie beim früheren Material, doch rocken tut es immer noch und live sowieso. Die wollte ich mir nun erstmals zu Gemüte führen und machte mich deshalb auf den Weg ins Z7. Als Support konnte die Schweizer Rockband Sahara Rain verpflichtet werden, die mit Alexandra „Alexx“ Suter neu eine Frontfrau am Mikro hat.

Sahara Rain

Das letzte studiomässige Lebens-zeichen der Hardrock-Band aus dem Raum Zürich stammt aus dem Jahr 2011 und nannte sich «Eternity». Altmeister Michael Bormann sass hinter den Reglern und bescherte immerhin einen amtlichen Sound. Dies führte allerdings nicht zu grösseren Erfolgen, weder national noch international. Zu Zeiten des Debüts «Sand In Your Hands», das im Januar 2009 erschien, war die Rede von „enormem Interesse“ und „weltweiten Anfragen“ wie vielen Fans. Des Weiteren sollen die Nachfrage und die Vorbestellungen „gigantisch“ gewesen sein. Ein Blick in die Schweizer Charts von 2009 lässt allerdings nichts Derartiges erkennen, sprich es blieb wohl bei den Vorbestellungen. Nichtsdestotrotz finde ich die Songs des Erstlings etwas besser als von der Folgescheibe. Weniger überzeugend ist oder besser war offenbar die Gesangsleistung von Frontmann Ricci, der in meiner CD-Review von «Eternity» vor vier Jahren allerdings noch besser weg kam. Wenn ich das Material aktuell am Ohr habe, fällt die Bilanz insgesamt klar schlechter aus. Kollegen wie Gianni Pontillo (The Order, Souls Revival), Gilberto "Gilbi" Meléndez (Maxxwell) oder Nic Maeder (Gotthard) sind deutlich besser wie ausdrucksstärker. Wie dem auch sei…, Sahara Rain haben im Jahre 2015 Neues vor und holten nun neu eine Frontfrau in die Band rein. Wie sich heraus stellen sollte, hatte ich die Lady vor nicht allzu langer Zeit schon mal gesehen und zwar in Wetzikon, genauer als Guest beim Auftritt von Crystal Ball. Sie, das heisst Alexandra Suter, durfte dabei den Part von Noora Louhimo (Battle Beast) beim Duett-Song «Eye To Eye» übernehmen. Und das tat sie derart souverän, dass danach manch einem der Konzertbesucher die Kinnlade glatt nach unten fiel. Heute Abend, beim allerersten Gig im neuen Line-Up, muss die Nervosität ungleich grösser gewesen sein. Doch „Alexx“ meisterte ihre Aufgabe recht ordentlich, auch wenn mir das ausgeprägte Vibrato gegen den Strich ging und die oftmaligen Screams am Ende einiger Songs völlig unnötig waren. Ob die Rechnung für Sahara Rain in den kommenden Monaten aufgeht oder nicht, wird sich zeigen. Damit einher geht sicher auch das nächste (Achtung!) dritte Album, das bekanntermassen zwingend für ein kompositorisches Ausrufezeichen stehen muss. Der heutige Auftritt war unter dem Strich absolut in Ordnung, aber das reicht noch nicht, um richtig durchstarten zu können, denn die Konkurrenz ist da und aktiver denn je!

Black Stone Cherry
Optisch kommen die Amis, wenn man sich Sänger/Gitarrist Chris Robertson und Drummer John Fred Young anschaut, aktuell nicht mehr gerade einheitlich daher. Während Letzterer sein Haupthaar immer noch recht lange trägt, wird der Rest des anderen unter einem Cap verdeckt. Doch auf das kommt es ja längst nicht mehr zwingend an, passt aber halt besser zu rockigem Sound. Die gleiche haarige Paarung bilden derweil Gitarrist Ben Wells (neu mit Kurzhaar) und Bassist Jon Lawhon. Zu Zeiten des in der Heimat sehr gut verkauften selbstbetitelten Debüt-Albums (figurierte 2006 in den amerikanischen Top-100 Billboards) sah man damals auf dem Cover nur lange Haare. Zusammen zocken die Jungs aus dem Bundesstaat Kentucky auf jeden Fall sowas wie Southern Rock, aber nicht in der Art, wie man den sonst von Molly Hatchet oder Lynyrd Skynyrd zu hören bekommt. Es geht eher etwas in die Richtung Black Label Society mit deutlichem Flair für Crossover und ein Song wie «Backwoods Gold» lässt einen beim Hauptriff gar an Muse denken. Die eigene Auslegung davon hat sich im Laufe der insgesamt vier veröffentlichten Alben nicht sonderlich geändert, aber der Opener des letzten Werkes «Magic Mountain» lässt sich eher in der Stoner Rock Ecke ansiedeln. Grund-sätzlich lassen sich Black Stone Cherry stilistisch aber nicht wirklich festnageln und rocken einfach volle Kanne nach vorne raus. Was mich aber wirklich überrascht hatte, war die Tatsache, wie viele textsichere Fans sich schon beim Opener «Me And Mary Chain» und überhaupt zu erkennen gaben! Da ging die Post voll ab und nicht nur in den ersten Reihen. «Blind Man» und «Rain Wizard» schlossen nahtlos daran an und verwandelten das zwar längst nicht ausverkaufte Z7 dennoch in ein veritables Tollhaus.

Es kam danach nicht mal mehr gross darauf an, welcher Song gespielt wurde. Alle verfügten über fette Hooklines und groovten wie die Sau. Die ganze Power wurde durch die agile Band zusätzlich auf die Spitze getrieben. Vor allem John wirbelte hinter seinen Kesseln umher, als gäbe es kein Morgen mehr. Erst bei der Halbballade «Im My Blood» nahm die von der Bühne nach unten verströmte Energie etwas ab und zeigte gleichzeitig auf, wie gross der Black Stone Cherry Sound in Tat und Wahrheit eigentlich ist. Wären sie so berühmt wie Guns n‘ Roses, könnte man sich diesen stimmungsvollen Brecher locker im zum Bersten gefüllten Londoner Wembley Stadion vorstellen! Mit «Built For Comfort» wurde darüber hinaus eine ordentlich lautere Version des Originals von Willie Dixon vorgetragen. Noch heftigere Reaktionen seitens der Fans erzeugte «Fiesta Del Fuego», das die Temperatur in der Halle nochmals ein Quäntchen mehr ansteigen liess, und der einfache Mitsingpart bei «Blame It On The Boom Boom» war wie dafür geschaffen, dass die ausgelassene Stimmung hoch gehalten werden konnte. Als schliesslich «Lonely Train» angestimmt wurde, konnte noch niemand ahnen, dass dies bereits der letzte Song des Hammer-Konzertes sein würde. So war dann leider nach genialen wie wirklich schweisstreibenden 75 Minuten und ohne Zugabe(n) tatsächlich Schicht im Schacht. Dieser Umstand hinterliess damit den einzigen negativen Aspekt des sonst so überzeugenden Auftrittes am Vorabend der Teilnahme am „Summer Breeze“-Festival in Dinkelsbühl (D).

Setliste: «Me And Mary Jane» - «Blind Man» - «Rain Wizard» - «White Trash Millionaire» - «Ghost Of Floyd Collins» - «Maybe Someday» - «Holding On... To Letting Go» - «In My Blood» - «Built For Comfort (Willie Dixon Cover)» - «Fiesta Del Fuego» - «Bad Luck & Hard Love» - «Blame It On The Boom Boom» - «Lonely Train».