Es gibt Konzerte, da ist der „Ausverkauft!“-Stempel
vorprogrammiert. Wenn Blind Guardian über die Grenze nach Pratteln
kommen, dann sind Warteschlangen vor den Eingängen vorprogrammiert.
Was mich also ins Staunen versetzte, als ich vor dem Z7 stand, war
nicht die Menge der Leute, die mit Vorfreude Schlange standen,
sondern mit welcher Ruhe sie dies machten. Zwei 40 Meter lange
Reihen, eine für Starticket-, eine andere für alle übrigen Tickets
und dabei kein Drängeln, Pöbeln, Ausscheren. So zurückhaltend
Blind-Guardian-Fans vor der Show sein mögen, so euphorisch sind die
Damen und Herren zu den Klängen ihrer grossen Helden. Ob neues
Material oder die immer wieder gern gehörten Klassiker, das
proppenvolle Z7 sang, feierte und genoss die neu gestaltete
Bühnenshow so oder so, was nur für den letzten Guardian-Streich „At
The Edge Of Time“ sprach. (kis)
Steelwing
Bevor die Fans aber auf zur „Ende der Zeit“ wandern konnten, nahmen
Steelwing die schon zahlreich Anwesenden mit auf einen Trip zurück
in die 80er. Mit dem Opener „Headhunter“ ihres Debüts „Enter The
Wasteland“ starteten die schwedischen Newcomer ihr energiegeladenes
Set. In Spandex- und Lederhosen und mit Nieten bewehrt lässt der
Fünfer die New Wave of
British
Heavy Metal wieder auferstehen und posen dabei was das Zeug hält.
Schade nur, dass das Publikum bei einer solch spielfreudigen
Performance und Songs wie „The Nightwatcher“ oder „The Illusion“
nicht stärker mitmachen. Bis auf die ersten fünf, sechs Reihen
könnte sogar von Teilnahmslosigkeit gesprochen werden. Beim
Mid-Tempo-Stampfer „Sentinel Hill“ bemerkt man zwar, dass das eine
oder andere Solo nicht ganz sauber gezockt wird, doch machte das
Sänger Riley mit seinen Screams und an Bruce Dickinson erinnernden
Gebärden mehr als wett, sodass die „Oh-oh-oh“-Passagen doch noch den
einen oder anderen zum Mundöffnen verführen können, bevor mit
Polizeileuchten am linken und rechten Rand der Bühne und einem Solo
von Robby Rockbag der finale Schlag in Form von „Roadkill (or Be
Killed)“ eingeleitet wird. Auch wenn es den Geschmack der meisten
Fantasy-Metaller getroffen haben mag: Steelwing präsentierten sich
an diesem Abend in Topform und verteidigten die Ehre des 80er-Metals
mehr als würdig. (kis)
Setlist Steelwing: „Enter the Wasteland“ (Intro) - „Headhunter“ - „The
Nightwatcher“ - „The Illusion“ - „Sentinel Hill“ - „Roadkill (or Be
Killed)“
Blind Guardian
Da standen sie nun auf der Bühne. Die Krefelder, die dafür sorgten,
dass ein weiteres Mal das Z7 aus den Nähten zu platzen drohte. Mit
ihrem letzten Werk «At The Edge Of Time» stimmten die Herren um
Sänger Hansi Kürsch ihre alten Fans wieder versöhnlich. Diejenigen,
welche mit den immer vertrackter werdenden Scheiben ihre grosse Mühe
hatten. So konnten Blind Guardian auch vom 14. Tabellenplatz der
Swiss Charts grüssen. Eine Platzierung, die für die Deutschen in der
helvetischen Rangierung noch nie so hoch ausgefallen ist. Mit diesem
Bewusstsein im Rücken und einem breiten Grinsen auf den Backen,
begrüsst dann auch Mister Kürsch seine Fans mit den Worten:
«...schön wieder im Land unserer Bankkonten zu sein. Es ist uns
immer wieder eine Freude!», um dann gleich
hinterher zu werfen, dass sie sich hier ja nicht mit Geld, sondern
mit Esswaren bezahlen lassen. Tja, wer den Erfolg hat, braucht sich
um das leibliche Wohl nicht zu sorgen. Speziell dann nicht, wenn man
die eigene Küchenmannschaft im Tourtross mitfahren lässt. – Wer
schon mal eine Tour mitgefahren ist weiss, dass ein solcher Luxus
sich an speziellen Orten als sehr förderlich entpuppt, da nicht alle
Veranstalter wissen, wie man sich um das kulinarische Wohl einer
Band kümmert. Glaubt mir, da wurden renommierte Truppen schon mit
einem Sixpack Bier und einer Tüte Chips zum Frühstück begrüsst... –
Anyway, gut gestärkt standen Hansi, seine beiden Gitarristen André
Olbrich und Marcus Siepen, sowie Tourbassist Oliver Holzwarth plus
Schlagzeuger Frederik Ehmke und Keyboarder Michael Schüren auf der
Bühne, um die nächsten knappen zwei Stunden in Angriff zu nehmen.
Nach dem Opener «Sacred Worlds» lud Hansi alle mal zum Sterben ein.
«Welcome To Dying» wurde von den Anwesenden lautstark mitgesungen
und schon bei dieser zweiten Nummer wurde klar, dass die Fans an
diesem Abend dem Sänger aus der Hand fressen würden. Es war ein
cleverer Schachzug der Truppe, dass sich die Setlisten immer wieder
an ihrer musikalischen Vergangenheit orientierten. Denn mit «The
Quest For Tanelorn», «A Past And Future Secret», oder «Majesty»
liessen Blind Gurdian nichts anbrennen. Mit einer famosen Lichtshow
und einer spielfreudigen Präsentation der BG-Hits zog das Sextett
alle in ihren Bann. Hansi diktierte dazu den Chor der Fans, liessen
seinen Schalk immer wieder aufblitzen und unterhielt damit «sein»
Publikum nach Belieben. Dabei wurden selbst komplexere Tracks zu
süffisanten Smash-Hits und die Hitze im Z7 glich einem überhitzten
Dampfkochtopf. Die «blinden Gardinen» liessen mit dieser Vorstellung
den einen oder anderen, für die Band mittelmässigen Auftritt, glatt
vergessen und retablierten sich mit dieser Vorstellung von Kopf bis
Fuss, sofern dies bei den loyalen Fans überhaupt nötig war.
Mit
«Imaginations From The Other Side» und einem lauten Chor
verabschiedeten sich die Jungs. Mit der Gewissheit alles richtig
gemacht zu haben und einem breit grinsenden und zufriedenen
Frederik, der schon lange nicht mehr das unbekannte Küken der Combo
ist, haben Hansi und seine Gesellen einen Trommler in die Reihen
geholt, der den langjährigen Schlagzeuger Thomen Stauch doch
tatsächlich vergessen lässt. Mister Ehmke technisch versiertes Spiel
und seine unbändige Power überzeugten ebenso wie das gewohnt solide,
unscheinbare und doch vertrackte Spiel der beiden Gitarristen. Mit
«Wheel Of Time» wurde der Zugabeblock eröffnet. Einer, der mit den
sehnlichst gewünschten «The Bard Song», «Valhalla» und «Mirror
Mirror» seinen finalen Abschluss fand und eine völlig kaputte
Fangemeinde in die nächtliche Kälte entliesse. Blind Guardian haben
an diesem Abend alles richtig gemacht. Vom Spielerischen her, von
der farbig untermalten Lichtgestaltung bis zur idealen
Miteinbeziehung der Anwesenden und den kollektiven Feiern einer
annähernd perfekten Metal-Show. Was will man mehr? (tin)
Setliste Blind Guardian: «Sacred Worlds» - «Welcome To Dying» -
«Born In A Mourning Hall» - «Nightfall» - «Fly» - «Time Stands Still
(At The Iron Hill)» - «The Quest For Tanelorn» - «Majesty» - «A Past
And Future Secret» - «Punishment Divine» - «Tanelorn (Into The Void)»
- «Imaginations From The Other Side» - «Wheel Of Time» - «The Bard’s
Song» - «Valhalla» - «Mirror Mirror»
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