Livereview: Bonfire - Blackburn
14.12.2003 Alpenrock House, Zürich-Airport
By Chris C.

Endlich war es soweit, Blackburn luden zur CD-Taufe ihres ersten Full-Lenght Albums "Pokerface". Hart und unermüdlich haben sie Jahrelang gearbeitet, um jetzt einen Plattenvertrag in der Tasche zu haben. Das verdient Respekt. Auch musikalisch haben sich die drei Jungs und zwei Mädels kontinuierlich weiter entwickelt, um ihren eigenen Stil zu finden, nämlich schnörkellosen Party-Rock. Gespannt war ich auf die neuen Songs, denn in der Vergangenheit haben sie auf bereits drei Scheiben bewiesen, dass sie ein goldenes Händchen für eingängige Riffs und Ohrwurm-Melodien haben. Ebenso positiv erwähnenswert ist die seit Jahren stabile Besetzung: Andy Keller an der Gitarre, Corinne Frei am Bass, Lesi Meier an den Drums und Sängerin Gabi Schön. Nur der Posten des zweiten Gitarristen wechselte mehrmals. Neu dabei und erstmals auf dem neuen Album zu hören ist Smuti Kollbrunner, der vor Jahren mit Tic Tac Toe (später umbenannt in Turn The Key) mindestens regional regelmässig für Aufsehen
sorgte.


Acht Songs waren es dann, die Blackburn live präsentierten, alle vom neuen Album. Mit der in den vergangenen Jahren gewonnenen Routine überzeugte die Band. Smuti stellte sich als grosse Bereicherung für die Truppe heraus, war er doch fast durchgehend in Bewegung und bediente die Sechssaitige leidenschaftlicher als manch Anderer seiner Zunft. Einzig Andy schien den Gig nicht richtig geniessen zu können, da er gesundheitlich stark angeschlagen war (auf diesem Weg: gute Besserung Andy!). Eine Überraschung war dann, als die Ballade "Coming home" auf dem Programm stand. Michael Bormann (Jaded Heart), der Produzent von "Pokerface", wurde auf die Bühne gebeten, um mit Gabi zusammen im Duett zu singen. Geil, zwei starke Stimmen vereint! Für den Titelsong der CD und gleichzeitig der letzte Song des Sets, stellte sich ein "richtiger" Rocker, mit Bart und Sonnenbrille, die Arme verschränkt, an den Bühnenrand, ein cooler Gag. Zu guter Letzt wurde nochmals M. Bormann auf die Bühne gebeten, um die CD standesgemäss mit Champagner zu übergiessen. Ein überzeugender Gig der Aargauer, mit dem (und auch der neuen Scheibe) sie einmal mehr bewiesen, dass Blackburneine ernst zu nehmende, erfreuliche Ergänzung der Schweizer Hardrock-Szene ist.

Set-Liste: "Working", "Title fight", "You can get it", "Great time", "Riding", "Coming home", "Journey of Rock", "Pokerface".

Ja..., und dann betrat der Headliner des Abends, die deutschen Melodic- Rocker Bonfire die Bretter. Im Gepäck ihre neue Scheibe "Free", an der sich die Geister scheiden. Teilweise herbe Kritik mussten sie dafür nämlich einstecken. Fact ist, die neuen Songs sind manchmal vielleicht nicht so hart, aber richtig gut sind sie allemal. Ausschlaggebender ist, dass auf den gewohnten Bombast grösstenteils verzichtet wurde, was live wiederum überhaupt keinen Einfluss hatte. Unter dem Strich, zumindest für mich, ein starkes Album. Ein anderer Grund zur Kritik war, dass der ausgestiegene Gitarrist/Keyboarder Chris Lausmann nicht ersetzt wurde, was sich angeblich negativ auf den Live-Sound ausgewirkt haben soll. Diese Kritik nahmen Claus Lessmann, Hans Ziller, Uwe Köhler und Jürgen Wiehler ernst, denn auf der Bühne stand ein neues Bandmitglied, ein vollamtlicher Keyboarder. Dem aber nicht genug, beschränkte sich Claus nicht nur auf die Vocals, sondern bediente bei einem grossen Teil des Gigs die Rhythmus-Gitarre. Soundtechnisch liess sich dann auch überhaupt nichts kritisieren, im Gegenteil, wie gewohnt überzeugte die Band durch kompakten, frischen Hardrock. Für die eine oder andere Überraschung sorgte das Set aber trotzdem. Einige, in letzter Zeit immer gespielte Songs (zum Beispiel "Daytona nights") wurden gestrichen, andere dafür wieder in das Set aufgenommen. Alles in allem wurde auf jeden Fall ein bunter Querschnitt durch bald zwanzig Jahre Bandhistory geboten. Eigentlich ist das aber alles gar nicht so wichtig, den live überzeugten die äusserst sympathischen Jungs noch jedes Mal. Frisch und tight wie eh und je drückten sie ab. Klassiker und neue Songs, Rocker und Balladen, jeder Titel war eine wahre Freude. Dazwischen sorgte Claus immer wieder durch lockere Sprüche für Unterhaltung, inzwischen schon fast legendär war auch seine Ansage für "Proud of my country". Da war nicht irgend eine Band auf der Bühne, sondern fünf Freunde, die es sichtlich genossen, Musik zu machen. Die Zuschauer wurden dann auch erst nach zwei Stunden Spielzeit, achtzehn Songs, davon vier Zugaben, nach Hause entlassen. Allen Kritikern zum Trotz, sind Bonfire eine grandiose Band, die uns auch dieses Mal mit einer tollen Rock'n'Roll-Party erfreuten.

Set-Liste: "I would do anything 4 u", "What about love?", "Hot to rock/Don't touch", "Sweet obsession", "Proud of my country", "Free", "You make me feel", "Give it a try", "SDI", "Drum Solo", "Under blue skies", "Hard on me", "Bang down", "Ready 4 reaction", "Preachers & whores", "Sweet home Alabama", "Because it's X-Mas time", "Friends".