Metalcore: Eine Thematik, die von vielen Metal-Fans, wenn
überhaupt, nur mit spitzen Fingern angerührt wird. Tatsache ist
aber, das kaum eine Metalstilistik über die vergangenen Jahre auch
nur annährend so viele Jünger zum heiligen Orden gebracht hat - Wie
so oft zuvor, hat zwar auch diese Stilistik den Zenit überraschend
schnell erreicht, aber so schnell konnte bisher noch kaum eine
Metalpartei die Wähler für sich begeistern. Nur logisch, dass der
etwas brutalere Nachfolger namens 'Deathcore' in die gleiche Bresche
schlägt: Technisch ausgefeilter als sein Vorgänger, sieht sich der
Deathcore als Brücke zwischen der bisherigen Tendenz und den stärker
verwurzelten Genres. Kein Wunder also, dass auch hier der Trend aus
Amerika schnell an Boden gewann - Deathcore-Bands sind zurzeit in
aller Munde. Doch wie stabil zeigt sich dieses Genre in der
Königsdisziplin, auf dem Parkett das die Welt bedeutet? Metal
Factory betreibt Feldforschung…
Promethée'
Für's Nouveau Monde war dies ebenfalls neuer Boden, und zur
Türöffnung hin wirkte das Experiment noch ziemlich übersichtlich -
Aber der direkte Vergleich mit den Besucherzahlen am Ende des Abends
spricht klar für sich: Top Drei in Sachen Full Metal-Besucherrekord,
das will was heissen. Die kurzum für die unfallbedingt ausgefallenen
'A Thousand Years Of Slavery' eingesprungenen 'Promethée' aus Genf
hatten glücklicherweise gleich eine ordentliche Ladung Fans
mitgebracht, was das Eis locker zum bersten brachte. Der Sänger
zeigte dabei gleich von Anfang an, wo's durchgehen sollte:
Hyperaktives Rumhüpfen und dabei eins auf dicke Hose machen, das
gibt's ansonsten nur im Hardcore - Aber leider blieb das nicht die
einzige Macke, die sich der Deathcore aus dieser Ecke geborgt hat:
Ebenfalls von Anfang an betätigte sich eine gute Handvoll an Kappen-
und XXL-Shirts trägern im sogenannten 'Slamdance'… Hat wohl jeder
schon mal gesehen: Nette Moshpits gehören da scheinbar der
Vergangenheit an, hier 'kämpft' jeder für sich - Fäuste gehören
dabei in die Luft geworfen, Füsse umhergewirbelt, Rücksicht ist eh
was für Pussies. Oder so. Ich mag mich zu dem Thema auch gar nicht
mehr äussern, soll jeder für sich entscheiden, ob er seinen Tick
öffentlich zur Schau stellen muss. Promethée gaben sich derweilen
ordentlich Mühe, ihre Mucke an den Mann zu bringen, den nötigen
Einsatz konnte man ihnen dabei auch locker attestieren. Vor allem
die Klampfen-Fraktion hatte offensichtlich bei den grossen Shreddern
abgeguckt, hier wurde geflizt, bis die Saiten glühten. Was der Band
an dieser Stelle allerdings wirklich fehlte, war eine tighte
Rythmus-Fraktion. Der Drummer und der Basser machten der Stilistik
zwar alle Ehre, aber das letzte Quäntchen Wucht fehlte klar. Fazit
nach der ersten Runde: Feine Sache, aber die Begeisterung hält sich
in Grenzen - Eindimensionalität kommt halt selten gut.
Lifeless Hill
Lifeless Hill aus dem benachbarten Romont hatten es da schon bei
weitem einfacher: Wegen ihnen war klar der grösste Teil der Besucher
anwesend. Das Sextett hatte es bis hierhin zwar noch nicht zu all zu
grossem Ruhm geschafft, aber das war den mitgereisten Freunden
herzlichst egal. Leider merkte man der Mannschaft den Mangel an
Erfahrung direkt an - Auch wenn die Idee, in einer Metalcore/Hardcore-Formation
einen Mann an die Synthies zu stellen, zwar äusserst verlockend
klingen mag, so sorgt die Ausführung
dessen noch lange nicht für den
nötigen Qualitäts-Schub. Vom Mann an den Tasten war dann auch nicht
all zu viel mehr, als einige Darth Vader-Sounds und sonstigem
generischen Krimskrams zu hören, aber das sich dadurch immer wieder
auftuende Loch wurde leider von keinem der weiteren Instrumente
abgedeckt: Während die Vocals überraschend platt (Marke Hatebreed
meets Madball) daherkamen, konnten die Klampfen kaum ein
ordentliches Riff verbuchen, geschweige denn die Drums durch solide
Grooves überzeugen. Richtig peinlich wurde das ganze aber erst durch
die dargebotene 'Show' der Band: Während sämtliche Saitenschwinger
gerne und oft über die Bühne tigerten, gab sich der Sänger alle
Mühe, seinen ach so verehrten Idolen nachzueifern - Dass er dabei
auch noch praktisch den ganzen Gig über das Handtuch mit sich
rumschleppte, sprach Bände. Aber all die genannten Punkte konnten
die Fans der Band kaum beeindrucken, die Leute schienen für den Gig
ihre rosa Brillen ausgepackt zu haben… Ich glaubte an diesem Punkt
sowas wie ehrlich gemeinte Begeisterung des Publikums zu verspüren,
aber davon wollte kein Deut bei mir ankommen. Der Rest der Besucher
lag dann im Schnitt auch grob irgendwo zwischen den beiden Extremen,
wenn auch einige Diskussionen am Ende des Abends glücklicherweise
auf ein überraschend ordentliches Urteilsvermögen schliessen
liessen. Fazit nach Runde zwei: Ich bin jetzt mal so nett, diesen
Gig nicht in die Wertung einzubeziehen - Wäre schon etwas hart, so
unter'm Strich.
Breakdown Of Sanity
Die Berner von Breakdown Of Sanity hatten jetzt klar was zu richten,
auch wenn ihnen Lifeless Hill die Ausgangslage denkbar einfach
ausgelegt hatten - Das Publikum erwartete nun klar die volle
Breitseite, und Breakdown Of Sanity lieferten auch genau das nötige
Material dafür. Im Vergleich zu den anderen Bands ging ihr Gig zwar
ziemlich linear über die Bretter, aber ich bin im Nachhinein einfach
nicht im klaren, ob ich das jetzt positiv oder negativ werden
sollte. Was allerdings wirklich fehlte, waren ein paar sorgsam
gestreute Höhepunkte, Song- wie auch Showtechnisch. An der
technischen Performance liess sich allerdings beinahe nichts
aussetzen, lediglich der Drummer hinkte bei schnelleren
Doublebass-Passagen zwischendurch etwas hinterher. Dem Publikum war
das jedoch herzlichst egal, es hatte den Sieger des Abends schon
nach den ersten drei Songs gekürt - Während die Slamdancer in den
vorderen Reihen ihren unsichtbaren Gegnern mit Hilfe des ganzen
veranstalteten Windes unsichtbare Verkältungen zufügten, fanden sich
alle drei Meter einige beherzte Headbanger ein, während in den
hinteren Reihen ganz einfach stillstehend genossen wurde. Irgendwo
gegen 00h30 verabschiedeten sich dann auch Breakdown Of Sanity für
den Abend, und somit wurde es dann auch für mich Zeit, das Fazit zum
Abschluss zu bringen: Runde drei hinterlässt mich, genau so wie das
Resultat, gespalten - Energietechnisch spricht zwar alles für den
Deathcore, und die Ambition liegt wohl wahr im grünen Bereich… Aber
im Endeffekt fehlt es momentan auch dieser noch äusserst jungen
Stilistik an Tiefgründigkeit. Warten wir mal ab, was sich hier noch
tun wird. Deathcore in der dritten Generation, und unter
Zuhilfenahme einiger erweiterenden Stilistiken könnte durchaus
wirklich heiss werden - Momentan überwiegt aber ziemlich klar noch
der Anteil an heisser Luft.
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