Livereview: Charing Cross - Fire Rose
04. Oktober 2008, Kulturwerk 118, Sursee (LU)
By Roger W.
Ein absolutes Highlight in diesem noch jungen Herbst war die Plattentaufe von Charing Cross am Samstag 4. Oktober im Kulturwerk 118 in Sursee. Charing Cross rockten dabei nicht nur mit einer sehr üppigen Spielzeit an der Grenze ihrer Belastbarkeit, sondern hatten auch sonst einige Überraschungen parat. Mit Fire Rose gaben sie auch gleich einer viel versprechenden Nachwuchscombo die Chance, sich zu präsentieren und machten deutlich, wie viel Arbeit und Erfahrung hinter den Auftritten von Charing Cross stecken müssen.

Fire Rose
Denn die Basler Jungspunde von Fire Rose machten Vieles richtig, zeigten Engagement und unterschieden sich auch optisch von so mancher Konkurrenz. Am augenfälligsten waren dabei die drei Gitarristen. Dies hatte den hörbaren Vorteil, dass der Druck bei den vielen zweistimmigen Gitarren-Soli nicht zusammenbrach. Drei Gitarristen haben seit geraumer Zeit auch Iron Maiden, und genau deren Einfluss war wie ein roter Faden ständig zuhören, obwohl Fire Rose noch ein wenig aggressiver zu Werk gingen. Erst auf den zweiten Blick entdeckte man ein weiteres Markenzeichen, nämlich Sänger Andreas Bosshard. Am linken Arm fand man nämlich keine Hand, die das Mikrofon hätte halten können, sondern nur ein Stummel. Wer jetzt schon boshaft dachte, dass damit nichts mit Vorklatschen würde, wurde des Besseren belehrt. Als wären da noch Finger dran poste der Sänger und schwang seine beiden Arme in die Höhe. Dass der engagierte Sänger dabei die Töne nicht immer sauber traf, konnte man deshalb getrost als Anfänger-Fehler sehen. Fire Rose präsentierten sich als rohen Diamanten, bei dem man noch an zahlreichen Ecken schleifen sollte, aber dessen Schönheit bereits jetzt zu erkennen ist. So könnte das Songwriting noch kompakter, schlüssiger, eingängiger und eigenständiger werden. Beim Stageacting fehlte mir lediglich noch eine gewisse Verrücktheit, denn trotz ständiger 80er Jahre Bewegungen und Gepose wirkte das ganze für Heavy Metal noch arg brav. Aber wie gesagt, Fire Rose sind auf dem richtigen Weg, und erhielten eine halbe Stunde später von Charing Cross noch eine gute Lektion in Sachen Rocken.

Charing Cross
Charing Cross haben es endgültig geschafft. Nicht nur, dass das zu taufende Album beim deutschen Metal Heaven-Label erscheint, nein, auch songwritertechnisch und Bühnenperformance-mässig haben sie den Schritt in die internationale Liga gemacht. Jetzt müsste das ausserhalb der Schweiz nur noch endlich jemand wahrnehmen und dann logisch reagieren. So gut wie an diesem Abend habe ich Charing Cross aber noch nie gesehen. Da stimmte einfach alles: Die Bandchemie, das Stageacting, der Spielspass und auch die Ideen zur CD-Taufe selbst. Peter Hochuli sang sich in höhere Sphären und hatte laut eigener Aussage gegen Ende des langen, Kräfte zehrenden Sets einige Probleme. Gespielt wurden sämtliche Songs der neuen CD, aber in einer anderen Reihenfolge, plus einige Schmankerl. Darunter auch „Riding Horses“, das es leider nicht aufs Album geschafft hat. Nach über einer Stunde Spielzeit kam es zur eigentlichen Plattentaufe. Dazu wurde zuerst der Taufpate Tony Castell (ex-Krokus) auf die Bühne gerufen . Zusammen mit ihm zockten Charing Cross kurzerhand ein geniales „Balls To The Wall“ von Accept. Dann durfte jeder Musiker einen Kommentar zur neuen Scheibe abgeben bevor Gitarrist Andi eine lange Liste von Helfern auf die Bühne zitierte. Getauft wurde ausnahmsweise nicht mit Champagner, Bier oder Met, sondern mit Feuer. Dazu wurde eine CD auf ein eigens hergestelltes Gestell gesteckt und anschliessend mit Gasflammen von unten beheizt. Eine tolle und vor allem optisch schöne Idee. Nur komisch, dass der Plastik der CD brannte, aber das Büchlein heil blieb. Charing Cross gönnten sich danach eine kurze Verschnaufpause, bevor sie mit dem extra für die Eishockey-EM geschriebenen „Shout It Out“ weiter rockten. „Forever Rockin“ bildete schliesslich das Ende des Zwanzig Songs zählenden Monster-Sets. Mit diesem Album im Gepäck und mit dieser Live-Leistung wird sich Charing Cross wohl noch so manches Türchen öffnen.

Set 1: Final Day, Rumble, Aint got no time, Broken, Vanished Memories, Palace of fate, Long time Ago, Shadow, Voices, Kick Ass, Balls to the Walls (mit Toni Castell)

Set 2: Shout it out, Back for Attack, Goin down, Can't have it all, Hell on Wheels, Burn the Sun, Wild Honey, Judgement Day, Forever Rockin