Livereview: Cradle of Filth - Moonspell - The Haunted
21. März 2005, Volkshaus Zürich
By: El Muerte - R.K. Wishmaster - HaRdY                     All Pics by: HaRdY
The Haunted
Wer aufmerksam unsere CD-Kritiken liest, wird wahrscheinlich bemerkt haben, dass ich ein kleines Faible für schwedische Hartwurst-Bands entwickelt habe. Deswegen konnte es ja nicht lange dauern, bis ich The Haunted für mich entdeckt hatte, schliesslich zockten Anders und Jonas Björler (g & b) beide bei der Thrash-Legende At The Gates, während Per Möller-Jensen (d) als Session-Holzer, und Zweit-Gitarrist Jensen bei The Witchery für Zuwuchs im Metal-Sektor sorgten. Mit The Haunted bilden sie nun zusammen mit dem zurückgekehrten Sänger Peter Dolving sowas wie die Speerspitze des Thrash Metals, und haben mittlerweile vier Alben veröffentlicht, wovon das letzte ("rEVOLVEr") bei uns mit zehn von zehn Punkten als CD-Tipp des MonatsNovember ausging. Als sie deshalb um Punkt 19:50 Uhr ohne grosses Tamtam die Bühne betraten, konnte ich meine Vorfreude kaum im Zaum halten. Peter richtete ein kurzes Begrüssungs-Wort ans Publikum, und nur Sekunden-Bruchteile später dröhnte bereits der erste Song "No compromise" aus den Boxen. Wobei man leider vom Drum nur die Snare und die Bassdrum hören konnte, während der Rest der filigranen Klöppel-Arbeit von Per im Dezibel-Salat verschwand. Obwohl sich die Soundverhältnisse bis zum Ende des halbstündigen Sets nur gering verbesserten, konnte ich klar und deutlich Songs wie "D. O. A.", "99" und "Fire alive" raushören. Die Reaktionen des Publikums waren vom Beginn weg zwar eher zurückhaltend, aber bei einem Cradle-Gig kann man nicht riesige Moshpits erwarten. The Haunted schien das nicht zu stören, sie wälzten sich mit der Wucht eines Bulldozers durch die Songs, zwischen denen sie sich, wenn überhaupt, nur geradezu minimalistische Pausen erlaubten. "Value for money" eben. Und so kam es, wie es kommen musste: Viel zu früh prügelte sich die Band durch den allseits beliebten Gassenhauer "Hate song", mit dem sie ein kurzes aber feines Set beschlossen. Der Applaus war inzwischen angestiegen, jedoch von heller Begeisterung konnte man immer noch nicht sprechen. Fazit: Hätte bei besserem Mix und mit dem richtigen Publikum bestimmt geklappt, hier war's einfach nur... Ok. Aber sie kommen ja wieder, nachzulesen in meinem Interview mit Peter Dolving, das ich noch am selben Abend mit ihm geführt habe.
El Muerte

Set-Liste: "No compromise", "D. O. A.", "Dark intentions", "Bury your dead", "99", "Burnt to a shell", "Liquid burns", "Fire alive", "Hate song".

Moonspell
Nachdem The Haunted ihre Riffs aus den Boxen gepeitscht hatten, war das portugiesische Düster-Flaggschiff Moonspell an der Reihe, die Anwesenden in ihren Bann zu ziehen. Böse Zungen behaupten ja, dass Moonspell spätestens nach "Irreligious" ihren Zenit überschritten hätten und so war ich mal gespannt, ob überhaupt noch Moonspell Anhänger den langen, beschwerlichen Marsch nach Zürich unter ihre Füsse genommen haben. Viertel vor Neune, es wurde dunkel und nach einem kurzen Intro eröffneten Moonspell mit "In and above men" ihren Set. Der Opener krachte schon mal richtig rein und liess die Fäuste der im vorderen Viertel anwesenden Moonspell Veteranen in die Höhe schnellen. Mit dem folgenden, doch etwas ruhigeren Track "From lowering skies" kam die Dynamik etwas zum Erliegen. Auch rächte sich vielleicht hier der ausgelassene Soundcheck von Moonspell, denn ein zwischenzeitlich auftretender hoher, hässlicher Ton brachte meinen Ohren nicht gerade die Glückseeligkeit. Doch der charismatische Frontmann Fernando heizte dem Publikum tüchtig ein und mit seinen Gesten und Mimik, brachte er eine überzeugende Show. Mittlerweile war das technische Problem schnell gelöst worden und so erstrahlten "Alma mater", gefolgt von "Vampiria" in überzeugender Dunkelheit. Fernando war praktisch ständig im Mittelpunkt des Geschehens und so waren seine Mitstreiter fast schon dazu verdammt, die Statistenrolle zu übernehmen. Einzig der Aushilfsbassist schaffte es, mit seinem munteren Treiben und der Nacken-Gymnastik ein wenig Aufmerksamkeit zu erzeugen, ansonsten klebten die Blicke der Fans an Herr und Meister Fernando. Nach "Wolfshade" kam dann endlich das Material von der "Irreligious" zum Zuge. "Memphisto" eröffnete den Reigen, gefolgt von dem von den Fans lang erwarteten Klassiker "Opium", welcher freudig begrüsst und mitgejohlt wurde. Doch das absolute Highlight der Darbietung war das abschliessende "Full moon madness". Meines Erachtens der absolut beste, jemals geschriebene Moonspell Song. So verzauberte diese Hymne der Nacht mit einem würdigen Finale das Volkshaus und liess sicherlich jedem Moonspell Fan das Herz höher schlagen. Irgendwie bekam mich auch das Gefühl, dass sich die Band jetzt warm gespielt hätte, um nun so richtig loslassen zu können, aber die 45 Minuten waren durch und Moonspell verabschiedeten sich unter Applaus von der Bühne. Interessant war, das praktisch nur altes Material von der "Wolfheart" und "Irreligious" Scheibe gespielt wurde, vielleicht haben ja die bösen Zungen doch Recht!?!
R.K. Wishmaster

Cradle Of Filth
Nach einer geschäftigen Umbaupause kündigte ein in eine schwarze Mönchskutte gekleideter Roadie COF als "die hässlichste Band der Welt" an..., und das kann man getrost so im Raum stehen lassen, denn einen gängigen Schönheits- Wettbewerb werden die Insulaner wohl nie gewinnen. Dafür war die Bühne für meine Verhältnisse zwar spartanisch, aber nichtsdestotrotz äusserst geschmackvoll dekoriert. Denn das obligatorisch erhobene Schlagzeug von Adrian "Swede" Erlandsson wurde von zwei simplen, lebensgrossen Gargoyle-Steinstatuen flankiert, die einerseits einen düster-schönen Effekt erzielten und trotzdem sonst für alle Interaktionen mehr als genügend Spielraum boten. Das Backdrop war wohl der Fensterfront einer gotischen Kirche nachempfunden und was die Outfits angeht, wurde gewohnterweise ebenfalls etwas für das Auge geboten. Nach dem Intro "Satyriasis" langten Cradle gleich mit dem harschen "Gilded cunt" in die Vollen und der Abend versprach von Beginn an ohne Überlebende zu Ende zu gehen! Das dank den positiv agierenden Vorbands aufgeheizte Publikum nahm diese Schock-Therapie mit Freuden zur Kenntnis und liess sich von Anfang an mitreissen. Überhaupt habe ich die Engländer noch nie in einer derartigen Spielfreude erlebt, denn Frontzwerg Dani (mit mittlerweile beachtlichem Bauchumfang) bangte was das Zeug hielt und kam immer wieder an den Bühnenrand, um mit aufpeitschenden Gesten die Fans zu noch mehr Bewegung zu animieren. Auch die beiden Gitarristen Paul und James erwischte ich mehrmals bei "heimlichen" Schmunzlern unter der Panda-Tünche und bangten ansonsten, was das Zeug hielt. Auch showtechnisch wurde dieses Mal wieder einiges mehr aufgefahren. Denn zu "Nemesis" verliessen die beiden erwähnten Wasserspeier ihr steinernes Dasein und gesellten sich staksig zum Frontmann in den Vordergrund. Die entzückten Gesichter der ersten Reihen waren der verdiente Lohn dafür. Bei "The black Goddess rises" vollführte eine Artistin an einem hängenden Vorhang allerlei Verrenkungen und versprühte bei der Zugabe mittels einer Trennscheibe, die sie an eine Metallplatte an ihrem Bauch hielt, meterlange Funkenregen. Die zum Ende auftauchende, überdimensionale Figur erinnerte an eine futuristische Black Metal Version von Maiden's "Eddie" und bewies, dass sich Cradle erstens nicht gerade bierernst nehmen und auch zu effektvoll-komödiantischen Einlagen stehen können. Die Frontposition in der Bühnenmitte wurde von allen Mitgliedern im Rotationsprinzip rege getauscht und führte zu einer angenehmen Dynamik. Aushilfs-Basser Charles wirkte zur eingespielt agierenden Truppe zwar ein bisschen statisch, erledigte dafür aber seinen Job äusserst solide. Und obwohl ich persönlich Songs wie "A gothic romance (red roses for the devil's whore)", "Lord Abortion", "Better to reign in hell" oder "English fire" vermisste, habe ich COF sowohl in musikalischer wie auch unterhaltender Hinsicht nie besser erlebt. Der kommerzielle Erfolg der aktuellen Single scheint zudem eine ganze Meute junger Fans beschert zu haben, und ich bin gespannt wie lange diese wohl treu bleiben werden. Aber man soll die Hoffnung ja bekanntlich nie aufgeben und über's Ganze gesehen, war dieser Gig mit Sicherheit einer der Geileren dieses (zwar ebenfalls noch jungen) Jahres.

Setlist: "Satyriasis" (Intro), "Gilded cunt", "Nemesis", "Mannequin", "The black Goddess rises", "Her ghost in the fog", "Nymphetamine fix", "Tortured soul asylum", "The forest whispers my name", "The promise of fever", "Thirteen autumns and a widow", "Mother of abominations", "From the cradle to enslave".