Das Schuetzenhouse in Wangen a. Aare hatte sich in letzter Zeit
als neuer Partytempel der Region einen guten Namen gemacht. Das gemischte Programm, das
für (fast) jeden etwas bereithält, hatte in Sachen Rock doch den einen oder anderen Act
verpflichten können. Mit den unlängst dort aufgetretenen Dokken bekam das Ganze noch
einen internationaleren Touch. Allerdings dürfte sich relativ schnell herumgesprochen
haben, dass man im umfunktionierten ehemaligen Schützenhaus praktisch keine Bühne stehen
hat. Die Bands spielen quasi inmitten des Publikums. Das kann je nachdem reizvoll sein,
aber nicht jeder Musiker wird diese Zuschauernähe goutieren und in Sachen Sound dürfte
es ebenso problematisch sein. Nichts desto Trotz nehmen die Anlässe, wie Konzerte in
dieser Location merklich zu. Kürzlich machten auch Shakra ihre Aufwartung in Wangen a.
Aare. Im Rahmen eines grösseren Anlasses, der unter anderem auch eine Auto-Show
beinhaltete, traten diesen Abend im extra dafür aufgebauten grossen Festzelt Crystal Ball
auf. Sollte es inmitten von vielen an diesem Abend anwesenden Rekruten eine geile
Rockparty absetzen oder kriegte man gar Marschmusik um die Ohren geblasen? Lest dazu
unseren Live-Bericht!
Zero 8 Fifteen
Das Bild präsentierte sich an diesem Abend etwas grotesk. Zum Einen war im Schuetzenhouse
drin eine Dance-Night mit Techno, Hip Hop und anderem Lärm angesagt, während im daneben
aufgebauten Festzelt (gleichzeitig) die Späne fliegen sollten. Bevölkert wurde das
Gelände überwiegend von jüngeren BesuchernInnen und eben einer nicht zu übersehenden
Horde von Rekruten im Ausgang, die wohl mehr am weiblichen Geschlecht, denn am Anlass
interessiert waren. Die Rock-Fans waren dabei klar in der Minderzahl, aber das sollte die
Freude an diesem Donnerstag Abend nicht trüben. Als Anheizer für die Innerschweizer ging
die Lokal-Band Zero 8 Fifteen auf die Bühne und versuchte, die Stimmung aufzubauen. Kein
leichtes Unterfangen, wenn man zuvor schon in Erfahrung bringen konnte, dass man
"nur" mit 93 dB spielen durfte. Davon liess sich die Band jedoch nicht aus dem
Konzept bringen und spielte munter auf. Geboten wurde Rockmusik, die aber eher etwas lau
daherkam. Der Song "Time is there" mit seinem schleppenden Riff liess jedoch
angenehme Erinnerungen an die längst verblichenen Fastway (mit Ex-Motörhead Klampfer
"Fast" Eddie Clarke) aufkommen. Der Schlagzeuger entpuppte sich dabei als wahres
Arbeitstier und sorgte für einen soliden Rhythmus. Die E-Gitarre war eigentlich nur ganz
vorne wirklich zu hören. Der Gesang liess ebenso zu wünschen übrig. Ein paar Schritte
zurück und zur Seite und man dachte, die Musik käme aus einer Juke-Box. Wie auch immer,
Zero 8 Fifteen spielten ihr Programm wacker durch und das magere, sowie ohne Unterlass
plaudernde Publikum spendete dazu den gerechten Höflichkeitsapplaus und sah sich nicht
genötigt, die Bühne mit faulen Tomaten einzudecken.
Crystal Ball
Nach der obligaten Umbaupause und einer Verzögerung von etwa einer Viertel Stunde enterte
der Headliner des Abends die Bühne. Das üppige Licht, ergänzt mit reichlich Trockeneis
hüllte die Band regelrecht ein, die den Set mit "Dance with the devil", einem
Track vom neuen Album "Virtual empire" eröffnete. Mark Sweeney, in ein rotes
Glitzerhemd gekleidet, hängte sich von der ersten Sekunde an voll rein und zeigte sich
sehr motiviert. Er begrüsste die mittlerweile doch mehr gewordenen Zuschauer und meinte,
dass er (und die Band) zuvor noch nie ein Konzert vor so einer Kulisse gegeben hatte(n)
und meinte damit unter anderem die zwei runden Bar-Tische unmittelbar vor der Bühne, um
die sich einige Leute geschart hatten. Ein Bild für die Götter! Weiter ging es mit
"Shine on" und "Night and day", dem bereits dritten Song des neuen
Albums. Die Performance kam als Ganzes gut und professionell rüber, trotz der
Lautstärkebegrenzung. Der Sound war ordentlich fett und das Schlagzeug klang für meine
Ohren sehr gut, vor allem die satte Snare hatte es mir besonders angetan. Bei "Am I
free" musste sich Mark stimmlich ziemlich ins Zeug legen und überzeugte ohne
Schwächen. Scott und Tom waren auch immer in Bewegung und bildeten die Gitarrenfront.
Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass die Band, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte
(ist schon ein Weilchen her), weiter Fortschritte gemacht hat und als feste Grösse der
Schweizer Rockszene betrachtet werden darf. Die Mucke ist gut und für Melodic-Rock Fans
ein echter Leckerbissen. Von wegen beissen..., "Queen of the night" (dazu gibt
es bekanntlich auch ein Video!), einer meiner Lieblingssongs von Crystal Ball, durfte
natürlich nicht fehlen. Die Cover-Version von Bryan Adam's "Summer of 69" war
nicht zwingend, eignete sich aber perfekt dazu, das eher passive Publikum, sehen wir
einmal von ein paar herumhüpfenden Gestalten ab, zum Mitsingen zu animieren. Mark bewies
dabei einmal mehr, welche Entertainer-Qualitäten in ihm steckten. Gegen Ende des Sets sah
es zuerst so aus, wie wenn ein paar Songs der Verspätung geopfert werden mussten. Der
Veranstalter lenkte aber spontan ein und gewährte den Jungs doch noch die volle
Spielzeit. Sowas geht halt nur auf dem Land draussen! Somit kam man noch in den Genuss des
vielumjubelten Bon Jovi-Covers "Runaway". Insgesamt ein wirklich mitreissendes
Konzert, das aber (noch) besser vor einer wirkliche hungrigen Fan-Meute und mit 110 dB
hätte stattfinden müssen!
Setliste: "Dance with the devil", "When the night is over", "Lay
down the law", "Shine on", "Night and day", "Am I
free", "Queen of the night", "Eye to eye", "Summer of
'69", "Take me down", "Step by step", "Savage mind",
"Stare at the sun", "Private visitor", "Shake me",
"Soul mate", "Runaway", "Never surrender".
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