Livereview: Deep Purple - Status Quo - Scorpions - MMEB
2. Juli 2004, Stadion Buchholz, Uster ZH
By Rockslave (Rsl) & Crazy-Beat (Crb)  All Pics by: Rockslave

Auf dem Papier sah das Billing mehr als ansprechend aus. Zu Beginn waren gar noch Cheap Trick (anstelle von MMEB) vorgesehen, die sich aber leider erst etwas später in Montreux am Jazz-Festival (auch zusammen mit Deep Purple und Status Quo) die Ehre gaben. Für meine Wenigkeit war diese Begebenheit eher betrüblich, denn so bleibt es bislang dabei, dass ich eine meiner grossen Faves aus den späten 70ern und den 80ern immer noch nicht zu Gesicht bekommen habe. Mag sein, dass man vielleicht der Meinung war, dass kaum einer in Uster wissen würde, wer Cheap Trick überhaupt sind oder vielleicht lag es daran, dass die Gage von Herrn Kravitz für den Auftritt am Sonntag etwas zu hoch ausgefallen ist. Wie dem auch sei, durfte man sich dennoch auf einen akustischen Leckerbissen einstellen. Die Wahl des Auftrittsortes, der meines Wissens bisher noch nicht für Konzerte benutzt wurde, erwies sich als goldrichtig, auch verkehrstechnisch. Zusammen mit der überaus üppig aufgebauten Verpflegungsstruktur wähnte man sich im Stadion drin in einer regelrechten Kleinstadt, in der es an nichts fehlte. Einzig das Wetter präsentierte sich der Jahreszeit entsprechend eher kühl und windig. Das Regenrisiko bestand, aber Petrus hatte weitestgehend ein Einsehen und bis auf einen kräftigen Regenguss während des Auftrittes der Scorpions blieb es soweit trocken, wenn auch, wie schon erwähnt, ziemlich kühl. Das hielt die rund 10'000 nach Uster gepilgerten Fans freilich nicht davon ab, gemeinsam eine Mega-Party zu feiern. Da der Verkehr generell in Richtung Zürich und Umgebung wieder einmal sehr zähflüssig floss, dauerte es halt wieder eine Weile, bis ich endlich im Stadion war, wo Manfred Mann's Earth Band als erste Band des Tages bereits daran waren, ihr "Best of"-Programm zu spielen.


Manfred Mann's Earth Band
Den Namensgeber und seine Band muss man wohl den älteren Fans wohl kaum mehr näher vorstellen. Seit den frühen 70ern begleiten unzählige Hits wie "Father of day, father of night", "Davy's on the road again", "Mighty quinn", "Blinded by the light", "Demolition man", "Don't kill it Carol" und viele andere mehr die Musikfans in aller Welt. Auch wenn die ursprüngliche Kult-Stimme von Chris Thompson (auf der Bühne) schmerzlich vermisst wird, bemüht sich sein Nachfolger Noel McCalla jeweilen sehr und wirkt live stets souverän. Dazu kommen natürlich noch die genialen Licks von Gitarrist Mick Rogers, der zu Beginn der Bandgeschichte auch für den Gesang zuständig war. Der Chef, also Manfred Mann selber, ist mittlerweile um die 35 Jahre herum aktiv am Musizieren und wird es wohl noch so lange tun, wie es ihm und auch den Fans Spass macht. Auch wenn die glorreichen Tage mit Auftritten in grossen Stadien mittlerweile vorbei sind (1986 war das Zürcher Hallenstadion zum Beispiel noch ausverkauft!), ist es immer wieder ein Genuss, die alten Hits zu Gehör zu bekommen. Das galt auch für das anwesende Publikum, das aber zu dieser frühen Zeit noch nicht so recht aufgetaut war. Ich erinnere mich noch an ein Konzert in Pratteln im Z7 vor zwei oder drei Jahren, das der absolute Oberhammer war. Das Potenzial und die Magie sind aber immer noch da, keine Frage. (Rsl)


BAP
Da das Programm natürlich ziemlich rockig ausgerichtet war, sorgten die Kölsch-Rocker BAP für einen stilistischen Break, da ihre Musik, nebst sicher auch flotteren Nummern, eher bedächtig daher kam. Handwerklich gab es allerdings nichts aus zu setzen, denn Niedecken & Co. sind eine hervorragende Live-Band. Hits haben auch sie im Repertoire und obwohl mich dieser Auftritt nicht wirklich fesselte, blieben einzelne Songs wie "Alexandra, nit nur do" und natürlich der Smasher schlechthin: "Verdamp lang her" nicht unbemerkt. Das Publikum kam dabei mehr und mehr aus sich heraus und der Schlussapplaus bewies, dass das Gezeigte honoriert wurde. (Rsl)

Scorpions
Was mussten die Hannoveraner Platin-Helden in der letzten Zeit alles durchmachen! Manch einer sah die Band definitiv am Boden und setzte zum Beispiel nach dem Flop-Album "Eye to eye" keinen Pfifferling mehr auf Meine & Co. Nach dem kommerziellen Erfolg von "Acoustica" haben sie sich jedoch wieder dem zugewandt, was sie am Besten können, nämlich dem Rocken! Seit dem Einstieg von Ex-Kingdom Come Schlagwerker James Kottak ist eh wieder deutlich mehr Zug spürbar und mit dem neuen Bassisten Pawel Maciwoda gab es nochmals frisches Blut in die Band. Das Resutat davon ist das neue Album "Unbreakable", dessen Titel schon was zu bedeuten hat, denn die neuen Songs können wieder an die alten Glanztaten anknüpfen, ohne diese allerdings zu toppen. Das war an diesem Abend auch gar nicht nötig, denn es gibt so viele Highlights, dass man auch in drei Stunden nie alles hätte spielen können. Der Opener "New generation" (vom neuen Album) wies gleich den Weg und es klang von Anfang an einfach toll und frisch von der Leber weg. Die Spielfreude stand allen ins Gesicht geschrieben, auch wenn die Posen von Rudi Schenker und Matthias Jabs für die älteren Fans kaum anders aussahen, als früher noch. Klaus Meine war gut bei Stimme, James Kottak gab, wie immer, Vollgas und auch Pawel Maciwoda am Tieftöner beteiligte sich aktiv am Stage-Acting. Nebst weiteren, neuen Songs von "Unbreakable", begeisterten vor allem die alten Kamellen wie "Bad boys running wild", "The zoo" oder das geniale Instrumental "Coast ot coast". Das Wetter schien diese Begeisterung allerdings nicht zu teilen, denn es türmten sich rabenschwarze Wolken am Himmel zusammen und der Wind nahm etwas zu, was darauf hindeutete, dass es wohl bald nass werden würde. Und so kam es denn auch, aber der intensive Regenguss gegen den Schluss des Konzertes hin, konnte die gute Stimmung bei den Fans nicht trüben. Vielleicht war es ja auch das etwas zu lange Drum-Solo von Kottak, das den lieben Petrus erzürnt hat, wie dem auch sei. Zur Schlusstriplette mit "Still loving you", "Wind of change" und natürlich dem unverwüstlichen "Rock you like a hurricane" war es wieder vorbei mit dem Regen und kaum von der Bühne verschwunden, standen hinter der Bühne fünf Wagen bereit. Für jeden Musiker einer..., ein Hauch vom Glamour der wilden Jahre machte sich breit und wusch..., war die ganze Karavane auch schon weg. (Rsl)

Set-Liste: "New generation", "Love 'em or leave 'em", "Bad boys running wild", "The zoo", "Deep and dark", "Coast to coast", "Through my eyes", "Tease me, please me", "Drum-Solo James Kottak", "Blackout", "Big city nights", "Still loving you", "Wind of change", "Rock you like a hurricane".


Status Quo
Diese Band ist und bleibt ein Phänomen. Da touren die Briten nun schon vierzig Jahre durch die Welt und rocken immer noch ab, wie vor zwanzig Jahren. Schon beim Opener „Caroline“ hüpfte 'ganz Uster' im Takt mit und feierte Quo so richtig ab. Es folgten etliche Hits wie „What ever you want“, Mystery song“, „Rain“, “Forty five hundred times”, “Railroad”, “Most of the time”, “Break the rules”, “Slow train”, Rollover lay down” oder “Something 'bout you baby I like”. Auch von letztem Album "Heavy traffic" wurden einige Songs wie “All stand up” und das originelle „The oriental“ gespielt. Klasse war auch die ganz spezielle und überlange Version vom Oldie „Gerdundula“, die mit vier Gitarren und jede Menge Witz dargeboten wurde. Da spürte man einfach, dass bei Status Quo die Chemie und der Spass immer noch vorhanden sind. Auch die witzigen Ansagen und die einmaligen Grimassen von Francis Rossi sind nach wie vor ein unverzichtbarer Teil der Quo-Show. Überhaupt wurde viel gegrinst und gelacht auf der Bühne, was zeigte, dass die Band immer noch viel Spass am Spielen hatte. Das übertrug sich auch voll auf die Fans. Neben mir zum Beispiel rockte ein circa 5-jähriges Mädchen auf den Schultern ihres Vaters und vor mir stand eine kleine Gruppe von vier etwa 10- bis 12-jährigen Kids, die 30-jährige Songs wie „Down down“ aus voller Kehle mitsangen! Ausserdem hüpfte links von mir ein älteres Paar ausgelassen vor sich hin. Status Quo schafften das fast Unmögliche und begeisterten durch alle Generationen durch. Es ist unglaublich, was für eine Faszination nach all den Jahren immer noch auf die Fans ausgeübt werden kann. Auch noch erwähnenswert waren die tolle, weisse Backline und die starke Leistung des neuen Drummers Matthew Letley. Nach gut eineinhalb Stunden und „Rockin all over the world“ sowie "Bye bye Johnny“ verabschiedeten sich Status Quo definitiv von der Bühne und liessen ein rundum zufriedenes Publikum zurück. (Crb)


Deep Purple
Nun war es interessant zu sehen, ob der Stimmungspegel gehalten werden konnte oder nicht. Die (fast logische) Antwort vorneweg: Nein! Zumindest nicht ganz, aber das war abzusehen. Das Konzert begann um 23.30 Uhr bei immer klarer werdendem Himmel und noch tieferen Temperaturen. Der dazu ziemlich voll und hell scheinende Mond spendete dann noch die ideale Stimmung zum Bühnenbild, das im Backdrop-Bereich vom alten Logo aus den 70ern und vielen Vari-Lights dominiert wurde. Als Opener wählten Deep Purple "Silver tongue" vom neuen Album. Ob das nun ein idealer Start war? Das zuvor so aktive Publikum lauschte der britischen Rocklegende zu Beginn ziemlich regungslos, obwohl die Band von Anfang tight aufspielte. Vielleicht hätte man das griffigere "House of pain" wählen sollen. Bei "Woman from Tokyo" kam dann schon etwas mehr Fahrt in die Sache. Nicht unerwartet war der Zuspruch bei den alten Klassikern wie "Strange kind of woman", "Knocking at your backdoor", "Perfect strangers" oder "Highway star" höher als bei den insgesamt vier neuen Songs. Ich habe nun Deep Purple schon einige Mal gesehen und sah nun abermals eines der besseren Konzerte. Dabei mutet es unglaublich wie bemerkenswert an, wenn man bedenkt, dass das Trio Gillan/Glover/Paice bald 35 Jahre zusammen auf der Bühne steht und die ganze Band immer noch locker imstande ist, gute Rockmusik zu machen. Schon bald zehn Jahre ist es her, seit Steve Morse der Band wieder richtig Leben eingehaucht hat und für Kontinuität sorgte. Das Abgang von Jon Lord wiegt allerdings schwerer. Don Airey ist mit Sicherheit ein sehr versierter Musiker mit einer grossen Erfahrung, aber die Aura des "Mr. Hammond" schlechthin kann er niemals wett machen und an seine zum Teil abgefahrenen Sounds beim Solo und zu einzelnen Songs werde ich mich wohl nie gewöhnen. Trotzdem..., als Paket funktionieren Deep Purple immer noch und nach einer fulminanten Version von "Space truckin" war das inzwischen aufgetaute Publikum bereit für "Smoke on the water", das bombig klang. Als letzte Zugabe des Abends (nebst "Hush") folgte schliesslich mit "Black night" der treffende Abschluss eines unter dem Strich gelungenen Festival-Tages, der mehr als ansprechend war und sich mit Sicherheit für eine Fortsetzung im nächsten Jahr empfohlen hat! (Rsl)

Set-Liste: "Silver tongue", "Woman from Tokyo", " I've got your number", "Strange kind of woman", "Bananas", "Knocking at your backdoor", "Contact lost", "Solo Don Airey", "Perfect strangers", "Highway star", "Space truckin", "Smoke on the water", "Hush", "Hit the road jack", "Black night".