Livereview: Drifter - Crown Of Glory - D-Pro
25. März 2006, Olten Schützi
By: Kissi (Kis) & Roger W. (Rog) - Pics: Kissi
Es schwappte einem ein trauriger, um nicht zu sagen jämmerlicher Anblick entgegen, wenn man sich in der Oltner Schützi umsah, welche zum dritten Male die Melodic Metal Night beherbergte. Gerade mal etwas mehr als 100 Nasen schafften es nämlich, an diesem Samstag Abend (an einem Samstag Abend...!), ihren Allerwertesten aus dem Fernseh-Sessel zu kriegen, um das lokale Metal-Engagement zu unterstützen. Doch die Wenigen, die da waren, bereuten es sicherlich nicht, denn obwohl es die bisher am schlechtesten besuchte Metal-Night war, kann man den Veranstaltern (namentlich den Jungs von Boz1000 und Fribi vom Outsider-Shop) nur ein dickes, fettes Lob aussprechen, denn es war einfach klasse! (Kis)

D-Pro
Für offene Münder bei Musikfans und beschämtes Grinsen bei Musikern sorgten D-Pro aus Luzern. Ganz ohne Gesang zeigten sie, welche starken Gefühle und Emotionen man rein Instrumental vermitteln kann. Da ich ausser dem Bandnamen von der Band bisher noch nichts gehört hatte, war ich überrascht, als D-Pro mit einem Stück ihr Set eröffneten, das mir durchaus bekannt war. "Red planet", so das Lied, stammt vom Solo-Album von D-Pro-Gitarrist David Leherbauer, welcher auf seiner Promo-CD "Destionation X" in bester Steve Vai-Manier Heavy Metal spielt. Somit durfte ich mich auf 45 Minuten Musik auf höchstem Niveau freuen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Band spielte sich in einer unglaublichen Präzision durch's Set, brachte erste Zuschauer zum Headbangen, und konnte grossen Applaus verbuchen. Mit "Vivaldi's summer" machten D-Pro in der Mitte des Auftritts einen Abstecher in die klassische Musik. Wie schon auf der CD, fiel mir auf, dass die D-Pro-Version von Vivaldi zwar härter, als diejenige von Uli John Roth (Ex-Scorpions) ist, sich aber nicht daran messen kann. Dazu fehlten vielleicht, trotz der grossen Klasse, einige Jährchen an Erfahrung. Immerhin konnte bei diesem Lied auch Rhythmus-Gitarrist Andi Blum zeigen, dass er ebenfalls solieren kann. Das darauf folgende "(Point of) no return" und "Destination" unterstrichen den positiven Eindruck und liessen die Band unter grossem Applaus die Bühne verlassen. Das Publikum wollte aber noch mehr, und es bekam mehr. Mit "Eternal dualities" gab es die erwünschte Zugabe. D-Pro sind eine Band, die man auch weiterhin im Auge behalten sollte, denn ihre Melodien haben das Potenzial, nicht nur Gitarristen und andere Instrumentalisten begeistern zu können. (Rog)

Set-Liste D-Pro: "Red planet", "Badinerie", "Flight Nr. 4", "Bachatio Aeterna", "Vivaldis summer", ("Point of) no return", "Destination X" - Zugabe: "Eternal dualities".

Crown Of Glory
Nach diesem starken Eröffnungs-Act war es an Crown Of Glory, für Stimmung zu sorgen. Dies schien zu Beginn aber gar nicht so einfach zu sein, obwohl sie mit "The limit" einen Power Melodic Metal-Gassenhauer ausgepackt hatten, der sich mehr als sehen lassen konnte. Die Reihen vor der Bühne waren aber um einiges lockerer, als bei D-Pro und auch der Sound war noch nicht optimal eingestellt. Musiktechnisch änderte sich das zwar ab dem zweiten Song "Anthem", nur der Grossteil des Publikums hielt nach wie vor einen Anstandsabstand. Dies änderte sich erst langsam, und durch Sänger Heinz Muther's Aufforderungen zwischen den Liedern, doch ein, zwei Schritte in Richtung Bühne zu machen. Trotzdem zeigten zumindest die zwei, drei Reihen im Vordergrund mit Klatschen, Schreien und Headbangen, dass es ihnen gefällt und trieben so Crown Of Glory an. Diese dankten es, in dem sie dynamisch die Spielpositionen immer wieder wechselten, umher sprangen und gute Laune verbreiteten. Auch der von Nighthunter ausgeliehene Gitarrist Marcel Ziltener als Ersatz-Bassist, fügte sich geschickt ins Gesamtbild ein. (Dieser Posten ist übrigens immer noch vakant: Interessierte können sich direkt über www.crown-of-glory.ch melden). Einen Höhepunkt bildete dann der Song "Icarus", bei dem erstmals auch die hinteren Ränge mitmachten, und so das Eis auch dort gebrochen werden konnte. Die Stimmung hielt sich anschliessend bis zum Ende auf relativ hohem Niveau, berücksichtigt man die eher geringe Besucherzahl an diesem Abend. Mit "Immortal" von der mittlerweile ausverkauften Mini-CD "Destiny" bewies die Band im Anschluss eindrücklich, wie vielschichtig und vielfältig eine Komposition sein kann, in dem geschickt langsame mit schnellen Teilen verbunden wurden. Das Feuer der Begeisterung konnte auch das anschliessende "Keep the flame" empfangen und es züngelte eher noch weiter in die Höhe, bis zum finalen "Breaking the law". Dann war das Konzert nach 50 Minuten und ohne unnötige Zugabenspielchen vorbei. Crown Of Glory zeigten an diesem Abend mehr als nur eine routinierte Leistung, und das Publikum bewies, dass man auch mit wenigen Leuten in einer grossen Halle hemmungslos feiern kann. Mir selber schmerzte der Nacken noch ein, zwei Tage nach dem Konzert. Wie ich gehört habe, konnte die Band sogar ein paar Fans dazu gewinnen. Gut so! Und auf eine baldiges Wiedersehen! (Rog)

Set-Liste: "The limit", "Anthem", "Salvation", "Spirit", "Icarus", "Art of payback", "Immortal", "Keep the flame", "Breaking the law".

Drifter
Als mir unser Scheffe Roxx vor einigen Monaten in höchsten Tönen von der Reunion der Schweizer Power Thrash Legende Drifter vorsäuselte, verstand ich seine Euphorie nicht wirklich, was wohl einerseits daran lag, dass ich schlichtweg zu jung bin, damit mir die Band überhaupt ein Begriff sein würde und zum anderen konnten mich auch die damals noch auf der Homepage zum kostenlosen Download verfügbaren Songs nicht vollkommen überzeugen. So blickte ich eher skeptisch auf die Bühne, als dem irgendwie noch einmal geschrumpften Publikum bombastische Takte der "Carmina Burana" entgegen dröhnten. Doch schon eine Nano-Sekunde später, kippte mir der Unterkiefer herunter und mein Gesichtsausdruck wandelte sich zu einem verblüfften Erstaunen: Ist das wirklich erst der zweite Auftritt nach 15 Jahren? Mit einem mordsmässigen Meis sprangen da fünf Musiker auf die Bühne, die von der ersten Sekunde an nur eines gaben: Gas! So sprang und hüpfte Ur-Schrammler Peter Wolff wie vom Blitz getroffen umher, während sich sein Klampfenkollege Ivano Marcon im schwarzen Anzug (und von der Statur her ein wenig an Jon Oliva erinnernd...) in die gängigen Metalposen schmiss. Noch einen Tick vitaler zeigte sich Schreihals Tommy Lion, der nach seinem Gastspiel bei den deutschen Kürbisverehrern Stormwarrior wieder eher dem aggressivem Geröchel frönte und dies mit Bravour. Doch was mich vor allem verblüffte, war der himmelweite Unterschied, der sich zwischen den Aufnahmen und dieser Live-Darbietung bemerkbar machte... - Denn das, was hier geboten wurde, war eine fast reinrassige Thrash-Walze, durchtränkt mit melodiösen, fast folkigen (Finntroll lassen grüssen-) Parts, in welchen der Gesang zwar noch etwas schwächelte, Lion dies aber durch seine vitale Art und das stetige Headbangen, beziehungsweise böse Gucken wettmachte. Den Auftakt machte das Arschtritt-Duo "So much blood" und mein persönlicher Favorit "Strontium dog" von der zweiten Scheibe "Nowhere to hide", bevor mit "Highlander" wohl der berühmteste Song der Jungs (oder Herren müsste man schon beinahe schreiben...) angestimmt wurde, wobei Lion immer wieder seine Affinität zu extrem hohen Screams manifestierte, die mich nicht nur entfernt an die Ausstösse von King Diamond erinnerten. "Banners on the battlefield" und "Senseless death" folgten, bevor die Scheinwerfer den neuen Mann hinter den Kesseln, Bruno Naef ins Visier nahmen, der ein amüsantes Drum-Solo hinlegte, nicht unbedingt wegen seines souveränen Spiels, sondern wegen dem Kampf, den er sich mit seiner Brille lieferte, die unaufhörlich versuchte, seine Nase hinab zu rutschen ;-) - Der weitere Neuzugang hörte auf den Namen Michael Messerli und machte seinen Job am Tieftöner zwar makellos, wirkte an seinem stetigen Platz, ganz nahe neben dem Drumkit, jedoch ziemlich scheu. Ganz anders, wie schon erwähnt, Peter Wolff, der nach "Burning circle" ein kleines, aber feines Gitarren-Solo hinzockte, um mit "Principle of speed" wieder die Nackenwirbel ins Schwitzen zu bringen. Spielfreudig liess man dann noch "Concret jungle" und "We can't be beaten" ab, welches stellvertretend für die ganze Geschichte von Drifter steht, bevor man sich das erste Mal verabschiedete, um kurz darauf, zur Freude der nicht mehr wirklich zahlreichen Fans, noch mal Gas zu geben. Dies in Form des grossartigen "Reality turns to dust". Doch obwohl die Set-Liste an dieser Stelle eigentlich enden sollte, wiederholten die Thrasher, wohl angesteckt von der Euphorie vierer Jungspunde (dürften nicht älter als 14 gewesen sein und veranstalteten sogar einen kleinen Moshpit vor der Bühne) "Highlander", um danach grinsend und Hände schüttelnd von dannen zu ziehen. Eine mehr als gelungene Comback-Show! Thrasher dieser Welt, nehmt Euch in Acht, Drifter will kick your asses!!! (Kis)

Set-Liste: "Intro", "So much blood", "Strontium dog", "Highlander", "Banners on the battlefield", "Senseless death", "Drum-Solo", "Burning circle", "Guitar-Solo", "Prinziple of speed", "Concret Jungle", "We Cant Be Beaten" - Zugaben: "Reality turns to dust" & ("Highlander").