Livereview: Emergency Gate
21. Oktober 2006, Rock City, Uster ZH
By Roger W.
Vor einiger Zeit erhielt ich von unserem Metal Factory Cheffe Roxx eine nette, kleine CD zum Bewerten. Ihr Name: "Nighty Ray" der deutschen Emergency Gate. Leider konnte ich den ziemlich speziellen Sound zwischen klassischem Heavy Metal und anderen Elementen nicht wirklich einordnen. Ich hatte redlich Mühe damit, erkannte aber das grosse Talent der Band. Nun, meine Kritik gefiel der Band so sehr, dass sie mich zu ihrem ersten Schweizer Konzert eingeladen hat. Und so bin ich mit drei Freunden an diesem Samstag Abend erwartungsvoll nach Uster gepilgert. Folgende Fragen gab es zu klären: Kann mich die Band live überzeugen? Gibt es im Rock City überhaupt ein Publikum, da Emergency Gate hierzulande noch eher unbekannt sind und an diesem Abend sehr viele Metalkonzerte in der Schweiz angesagt waren (u.a. Schandmaul im Z7 und Crystal Ball in Frauenfeld? Und zu guter Letzt, ob die als Support-Act geplanten, aber kurz vorher abgesagten Excentric tatsächlich nicht spielen würden?

Nun ja, das mit Excentric stellte sich leider als bittere Wahrheit heraus. Die Basler erschienen zwar gegen 21.30 Uhr vollständig, aber leider ohne Instrumente. Die Hard Rocker nahmen zuvor an einem Bandcasting im Schweizer Fernsehen teil, bei dem sie einen Support-Gig im Hallenstadion gewinnen können. Ob sie's überhaupt in das Format schaffen, in welchem sie ausgestrahlt werden, wissen im Moment nur die Sterne.

Emergency Gate
Zurück nach Uster. Hier war das Rock City dank der Anwesenheit der gesamten Support-Band doch ein bisschen belebt worden. Als dann Emergency Gate gegen 22.30 Uhr die Bühne stürmten, bevölkerten rund 18 Personen (!), inklusive Rock City-Team, den Raum und wurden gleich musikalisch und optisch überrollt. Was für eine Energie, was für ein Einsatz, was für eine Spielfreude! Die Deutschen gaben schon bei ihrem ersten Song "Soulstreamer" richtig Gas, headbangten und posten was das Zeug hielt. Das Publikum dankte es mit höflichem, aber verhaltenem Applaus, was die Band aber noch mehr anzuspornen schien. Nach "Kill The Dying" erklärte Bassist und Bandkopf Mario, dass sie einen neuen Schlagzeuger in ihren Reihen hätten. Chris Widmann spielte vorher bei Stormhammer und hat in nur 14 Tagen das komplette Set einstudiert, und dies neben einem Fulltime-Job plus Familie. Weiter ging es mit dem Kracher "Discre Pantz", bei dem ein kleines Problem nun endgültig offensichtlich wurde: Die kleine Rock City-Bühne eignet sich nicht für's Stage-Acting mit langen Haaren. Und so "klagte" Gitarrist Vladi bald, dass er zu wenig Platz für's Headbangen habe, da seine lange Haarpracht andauernd irgendwo hängen blieb. Bei "Nighty Ray" legte Sänger und Gitarrist Fabian seine Gitarre weg und konzentrierte sich nur auf den Gesang. Emergency Gate spielten ihr gesamtes Debüt-Album und ergänzten es mit dem neuen Song "Trust In Me", der, anders als der Name vermuten lassen würde, keine Ballade ist, sondern zum Härtesten gehört, was die Band bisher komponiert hat. Bei "Guardian Of Time" wagte Sänger Fabian sogar, Sing-Spielchen einzubauen. Eine mutige Entscheidung, da die Leute von Excentric mittlerweile weiter gezogen waren und so vielleicht noch knapp 10 Nasen (!!) zuhörten. 10 Headbanger aber, die mitmachten, und so die Band belohnten. Nach dem Ende des regulären Sets wären wohl die meisten Gruppen enttäuscht nach Hause gegangen. Nicht so die Süddeutschen. Die wenigen Zugaberufe wurden erhört und Emergency Gate gaben nochmals alles. Mit dem Falco-Cover "Rock Me Amadeus" beendeten sie schliesslich einen Gig, der trotz oder gerade dank der Proberaum-Atmosphäre und dem Einsatz der Band bewies, dass man auch vor sehr wenig Publikum überzeugen kann. Respekt! Ebenfalls toll war, dass die gesamte Emergency Gate-Truppe danach mit den wenigen Leuten sprach, die da waren. Die Deutschen, die in ihrer Heimatstadt München schon überzeugen konnten und von dort aus die Welt mittels Universal-Vertrag erobern wollen, haben bewiesen, dass ihnen dies auch gelingen könnte. Zwei wichtige Elemente stimmen dafür bereits: Absolut eigenständige Songs und eine mehr als überzeugende Live-Perfomance. Hoffen wir, dass Fortuna ihnen auch noch das nötige Quäntchen Glück bescheren wird. Verdient hätten sie es!

Setlist: "Intro", "Soulstreamer", "No Clown", "Kill The Dying", "Discre Pantz", "Nightly Ray", "The Inside", "Mold Me Again", "Breedevil", "Trust In Me", "Guardian Of Time", "In My Dreams" - Zugaben: "Eternal Echo", "Another Day Nowhere" & "Rock Me Amadeus".