Livereview: Ensiferum - Trio De Facto

16. Dezember 2018, Aarau - KiFF
Text & Pics by Oliver H.
An einem gewöhnlichen Sonntagabend das KiFF Aarau besuchen, um für einmal „besinnlichen“ Metal-Klängen zu lauschen, hat doch was für sich. So geschehen diesen Dezember, als Ensiferum mit ihrer „Acoustic-Tour“ in der Schweiz Halt machten. Im Vorfeld war noch ein kurzes Interview mit Petri Lindroos angesetzt, und danach liess ich mich mit den anderen 300 Personen zum Gröhlen, Schunkeln und Johlen hinreissen und verbrachte einen musikalischen Abend der Extraklasse. Im Vorfeld durfte schon die Power Metal-Fraktion „Metal De Facto“ für einmal als „Trio De Facto“ zeigen, was sie akustisch so zu bieten haben. Sami Hinkka, für einmal an der Gitarre und viele Coverversionen waren der perfekte Einstieg für die wartenden Fans, die bereits in der ersten halben Stunde richtig in Sängerlaune waren.

Trio De Facto

Mit Monster-Sombrero auf dem Kopf betrat der Sänger Mikael Salo als letzter die Bühne. Sami Hinkka, Gitarre (Bass bei Ensiferum) und Esa Orjatsalo, ebenfalls Gitarre, hatten es sich schon auf ihren weihnachtlich geschmückten Plätzen gemütlich gemacht. Mit einem Medley, bestehend aus drei verschiedenen Songs, aber alle gespielt mit denselben Akkorden, starteten Trio De Facto ihr warm-up-Programm. Unter tosendem Jubel gab der Dreier, der eigentlich als Sextett „Metal De Facto“ heisst und Power Metal spielt, Coverversion um Coverversion zum Besten. Das Publikum sang grösstenteils mit, ganz sicher aber bei den bekannten Refrains von Stratovarius „Hunting High And Low“ oder Iron Maiden’s „Wasted Years“. Auch ganz ohne Bass und Schlagzeug hatten die Drei wirklich ordentlich Power und brachten die Fans in Stimmung für die Hauptband des Abends. Mit Lametta um den Hals und dem Korpiklaani-Kracher „Vodka“ schloss die ebenfalls aus Finnland stammende Truppe ihren Gig in bester Laune ab.

Setliste: «Medley Helloween/Amon Amarth/Rose Tattoo» «For Whom The Bell Tolls» «Square Hammer» «Napalm Death» «More Than Words/Organic Wine» «Hunting High And Low» «Wasted Years» «Vodka»


Ensiferum
Im Anschluss war der Laden brechend voll, zumindest wenn man versuchte, mit der Kamera einen guten Platz zu finden. Bereits beim Betreten des einzig verbliebenen Gründungsmitglieds Markus Toivonen war das Publikum wie euphorisiert. Es wurde gesungen, gebrüllt und gerufen. Einfach etwas Barbarisches umgab die Stimmung im Kiff. Als die restlichen Musiker Petri Lindroos (Gesang), Sami Hinkka (Bass), Janne Parviainen (Drums) und Laura Dziadulewicz (Keyboards, Gesang) sich an ihren Arbeitsinstrumenten festgekrallt hatten, war die Stimmung bereits grandios. Die Menge sang gleich zu Beginn den Refrain von „Twilight Tavern“ lautstark mit, was dann auch Ensiferum wiederum anstachelte. Mit viel Freude und Spielwitz gaben sie einen Klassiker nach dem anderen zum Besten. Auch wenn die Songs eigens für diese Tour etwas angepasst wurden, verfehlten sie keinesfalls ihre Wirkung. Die Leute liessen sich vom Feeling der Finnen regelrecht anstecken und die Bewegungsfreudigen unter ihnen, waren immer wieder für einen „Acoustic-Moshpit“ zu haben, der regelmässig von Petri Lindroos propagiert wurde. Dies gefiel allerdings nicht allen, denn wer nur zum kuschligen Fotomachen am Bühnenrand gekommen war, bekam jetzt auch sein Fett weg. Hier mal ein Ellenbogen und da mal etwas Bier aber ansonsten verlief der Abend ganz im gesitteten „Metal-Stil“ eben. Die Band verstand es ganz gut, die aufgeheizte Menge etwas abzukühlen, ohne jedoch die Wärme vermissen zu lassen. So brachten sie immer an der richtigen Stelle eine Ballade, um sich wieder etwas sammeln zu können. Dies war dann auch der Moment, indem sich die endlosen „Mitfilmer“ und „Selfie-Akteure“ in Szene setzen konnten. Glücklicherweise folgten daraufhin immer wieder Knaller allererster Güte. Die Meute war selig und nach Mitsing-Songs wie „Lai Lai Hey“ oder „Tatarara, Tatarara (Iron)“ blieb an diesem Abend kein Musikwunsch unerfüllt. Nach sechzehn Tracks machten sich die Wikinger für ihren Abgang bereit und der sollte auch nicht einfach nach Schema X vonstatten gehen. Das „Trio De Facto“ wurde noch einmal auf die Bühne geholt, und unter grösstem Ballermann-Gegröle gab man den „Hoff-Klassiker“ „Looking For Freedom“ im Ensiferum-Stil zum Besten. Ja, auch dies hatte Platz, denn das Konzert war einfach nur genial, sodass auch aus Scheisse noch Gold werden durfte. Petri hatte mir im Interview betreffend Stimmung also wirklich nicht zu viel versprochen, und dieser Gig hallt mir bis heute noch sehr positiv nach! „I’ve been looking for a next time…“

Setliste: «Twilight Tavern» «Burning Leaves» «Token Of Time» «God Is Dead» «Eternal Wait» «In My Sword I Trust» «Battle Medley» «Tears» «Feast With Valkyries» «From Afar» «Don’t You Say» «Celestial Bond» «Lai Lai Hey» «Two Of Spades» «Neito Pohjolan» «Iron» *«I've Been Looking For Freedom»