Mit ihrem letzten Erfolgsalbum «Armageddon» haben sich
Equilibrium endgültig aus der Masse der Epic-Pagan-Metal-Bands
erhoben und sich mit «Renegades» glatt neu erfunden wie ihren Status
als Bombast-Band betoniert. Nach den ersten Tourtagen machte der
Tross zur Freude vieler Fans auch im Z7 in Pratteln Halt. Die
Vorfreude auf den bevorstehenden Gig war gross, da sie eine wirklich
tolle Live-Truppe sind. Gespannt war ich besonders darauf, wie der
Klargesang der neuen Songs live rüber kommt. Begleitet wurden die
Herren von ihren Nuclear Blast-Kollegen Oceans, Nailed To Obscurity
und Lord Of The Lost. Oceans und Nailed To Obscurity spielten
allerdings ohne mein Beisein, was der allgemeinen Stimmung aber
keinen Abbruch tat.
Lord
Of The Lost Jedoch merkte man dem Publikum allerdings
an, dass es auf die folgenden zwei Bands wartete, die an Bekanntheit
den beiden Support-Bands doch einiges voraus haben. Und das äusserte
sich direkt an der Menge an Publikum, das pünktlich zum Beginn des
Sets von Lord Of The Lost in der Halle zusammen kam. Es war plötzlich
ziemlich voll, und dass sich etliche Fans der Hamburger Jungs
darunter befanden, konnte man bereits beim ersten Ton des Intros
hören: es wurde mächtig laut! Die Jungs betraten die Bühne. Outfit-
und Make-Up mässig war alles beim Alten. Aufwändig geschminkt,
auffällig angezogen in glitzernden, eigenwilligen Outfits (viele der
anwesenden weiblichen Fans wünschten sich wahrscheinlich Beine, wie
sie Chris Harms in seinen zerschlissenen Jeans zur Show stellte),
legten die Lords eine Show hin, die wie immer energiegeladen und
publikumsorientiert war. Viel Interaktion miteinander, viel
Kommunikation Richtung Publikum und ein regelrechtes Sportprogramm
auf der Bühne sind mittlerweile ein Markenzeichen bei ihren
Auftritten. Leider kamen weder Outfit, noch Make-Up an diesem Abend
so richtig zur Geltung, da die Lichtgestaltung etwas zu wünschen
übrig liess. Zu grelles Licht und etwas zu viel Nebel. So stand die
Band zumeist in einer recht dunklen Umgebung und konnte so wild wie
eh und je durch den Raum springen, man konnte sie kaum wahrnehmen.
Das ist man angeblich anders gewohnt bei Lord Of The Lost. Dafür war
die Soundqualität schon zu Beginn sehr gut, aber schlechte Lord Of
The Lost Konzerte gibt es angeblich gar nicht. Wer sich davon dieses
Jahr noch selbst überzeugen möchte, hat noch etliche Male die
Möglichkeit: unter anderem bei dem wahrscheinlich absoluten
Highlight, der Tour mit Iron Maiden.
Setliste: «Lament For
The Condemned» «Morgana» «Empyrean» «Drag Me To Hell» «Under The
Sun» «Loreley» «Full Metal Whore» «Ruins» «Fists Up In The Air» «Die
Tomorrow» «La Bomba» «Trisma»
Equilibrium
Auch wenn die Lords selbst auf Headliner-Touren Locations wie das Z7
schnell zum Status "ausverkauft" bringen können, waren sie diesmal
nicht die Attraktion des Abends. Denn dieses Attribut stand nur den
Metallern Equilibrium zu. Seit nun auch schon zwanzig Jahren begeistern
die Mannen bereits die Metal-Szene mit ihrem selbsternannten Epic
Metal. Mit «Renegades» brachte die Truppe im letzten Jahr ihr siebtes
Album heraus, das es in die Top-20 der Schweizer Album Charts
schaffte und damit minimal "schlechter" abschnitt als der Vorgänger
«Armageddon». Mit «Renegades – A Lost Generation» startete dann auch
das Konzert. Auf den Klargesang von Skar mussten die Fans an diesem
Abend auch nicht mehr verzichten, da sich der zweite Mann am Mikro
wieder von seiner Krankheit erholt hatte. Live waren diese Parts
glücklicherweise nicht so gewöhnungsbedürftig wie auf dem Album. Von
grassierenden Krankheiten war an diesem Abend überhaupt nichts zu
bemerken, denn auf der Bühne herrschte pure Energie, die sich direkt
auf das Publikum übertrug. Wall Of Death, Circle Pit und Moshpit
gehörten ab sofort zum Standard-Bewegungsrepertoire des Publikums –
von Anfang des Konzerts bis zum Ende! Ermüdungs-erscheinungen waren
unter den Fans nicht wahrzunehmen, und so fragte Robse immer wieder
zwischendurch, ob sich denn auch niemand verletzt hätte und forderte
das Publikum auf, aufeinander acht zu geben. Da war auch keinerlei
Belustigung in der Stimme, sondern wirkliche Anteilnahme. Sehr
sympathisch der Mann! Die Security vom Z7 wusste diese Aufforderung
bestimmt zu schätzen. Auf der Bühne ging es derweil fröhlich durch
die Musikgeschichte der Band hindurch. Dass diese keine Berührungsängste mit
eher szeneungewöhnlichen Klängen hat (Begriffe wie Elektronik und
Dubstep),
zeigte sich bei diversen Songs, stiess aber beim Publikum auf offene
Ohren. Um 22:30 Uhr wurde den Fans erstmals eine kurze Pause verordnet, als
die Band die Bühne verliess. In der Dunkelheit der Halle kam es zu
den obligaten "Zugabe"-Rufen, und natürlich folgten Equilibrium dem
Begehren der Fans. Bis dahin sei alles nur "Aufwärmphase" gewesen
scherzte Robse, und nun ginge das Konzert erst richtig los. Bestimmt
war es für die meisten sehr traurig, dass diese Aussage nicht der
Wahrheit entsprach. Da die Mehrheit der Besucher aber an dem Abend
nicht ihre Konzertpremiere feierten und das Ende abzusehen war,
legte man sich für die letzte halbe Stunde nochmal so richtig ins
Zeug. Das Z7 begann nochmals zu glühen, bevor dann doch viel zu
schnell der endgültige Schlussakkord ertönte. Nach regulärem Selfie
mit der Crowd und Verteilen der gebrauchten Utensilien, verschwanden
die Musiker in den Gängen des Lokals. Für den perfekten Abend
fehlten mir persönlich in der Setliste «Uns'rer Flöten Klang» und
«Was Lange Währt». Dies ist aber Geschmacksache, und irgendwann
müssen Fans und Band ja auch wieder ihren Energiehaushalt auftanken.
Ich freue mich jetzt schon, wenn sie zum 20-jährigen Jubiläum von
«Erdentempel» auf Tour gehen und das ganze Album zum Besten geben.
Halleluja!
Setliste: «Intro/Renegades/Tornado» «Himmel &
Feuer» «Waldschrein» «Freiflug» «Apokalypse» «Path Of Destiny» «Born
To Be Epic/Prey» «Heimat» «Der Ewige Sieg» «The World Is Enough»
«Final Tear» «Blut Im Auge» «Ruf Den Wind» «Rise Of The
Phoenix/Outro»
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